Wichtelspiel
Aus einer Laune heraus habe ich in meinem Whatsapp-Status ein Wichtelspiel initiiert. Unerwartet haben sich sechs Leute gefunden, die täglich eine kleine Story zu einer Situation mit einem selbsterfundenen Wichtel schreiben wollen.
Damit wir dabei den Überblick nicht verlieren, denn Wichtel wuseln ganz schön rum, stelle ich hier die Geschichten ein.
Vorgeschichte
Seit einem Jahr nervt ein neuer Trend die jungen Mütter in der Vorweihnachtszeit: plötzlich wollen alle Kinder Wichtel Nisse. Unverständlich, wo man sonst Nissen sofort mit speziellem Shampoo und ziependen Kämmen in stundenlanger Feinarbeit aus dem Haus entfernt, wenn man sie sich unglücklicherweise angeschleppt hat.
Wichtel Nisse jedenfalls ist sowas wie ein weiterer Beschäftigungspunkt im noch nicht ausgereizten, ausufernden vorweihnachtlichen Kinderparadies. Etwas , was zu den mindestens drei Kalendern der Kinder dazukommt. Als hätten Eltern nicht schon genug zu tun, müssen sie nun auch noch jeden Abend Kunstschnee im Haus verteilen oder Gegenstände wahllos umwerfen um es am nächsten Tag den Kindern als Wahnsinnsstreich eines ausgeflippten Wichtels darzustellen, der im Wohnzimmer in der Dämmwolle der Trockenbauwand wohnt. Warum weiß keine Sau, aber er bleibt auf jeden Fall bis Weihnachten und muss umsorgt werden.
Hier nun die Änderung zum sonstigen Programm: Menschen mit älteren Kindern denken sich nun einen Adventskalender für junge Eltern aus, damit auch die mal was Schönes im Leben haben.
Die Wichtel kommen im Rahmen eines Wichtel-Austauschprogrammes nach Berlin (oder wohin auch immer es sie hin verschlägt, sie sind sehr schnell außer Kontrolle geraten) und erleben nun täglich neue Abenteuer.
Was genau tun wir nun?
Jeder von uns sechs hat einen Wichtel erfunden.
Täglich bekommen diese Wichtel eine Situation genannt, die sie für sich lösen sollen.
Damit es nicht zu einfach wird, lasse ich außerdem täglich einen Wortgenerator fünf Wörter ausspucken, die in dem jeweiligen Text vorkommen sollen.
Wichtelübersicht
Das sind wir und unsere Wichtel:
Henry > Bregon
Anne > Schlichtel
Antje > Nissimissi
Kathleen> Snorre
Georg > Owi
Norbert > Ari
Die Geschichten werden chronologisch so eingestellt, wie sie bei mir in WhatsApp ankamen. Daher kann es täglich zu anderen Reihenfolgen kommen.
Tag 1
Im Schneechaos nach Berlin
Zu verwendende Worte: dicht, Verlosung, Thermostat, Uniform, heben
Schlichtel:
Wichtel Schlichtel fährt im Schneckentempo die B2 nach Berlin rein und muss ständig anderen Verkehrteilnehmern ausweichen, die ihn in seinem unsichtbaren Auto nicht sehen können.
„Man, wieso ist denn so dichter Verkehr hier? Können diese Menschen nicht mit ein paar Flocken Schnee umgehen? Ich muss doch zur Wichtelkonferenz Sektion Nordost. Wenn ich nicht bei der Verlosung dabei bin, behumpsen die mich doch wieder und ich bekomme keine schöne Wohnzimmer-Trockenbauwand ab, in der ich bis Weihnachten leben soll.
Dann muss ich wie die letzten drei Jahre in einer Betonwand leben, was ja immer mit Aufwand verbunden ist, weil ich dann jedesmal die Schutzuniform gegen Betonsäuren tragen muss. Ok, ich versuch mal nicht abzuheben, regle schön das Thermostat hoch und genieße die Winterlandschaft.“
Bregon:
"Berlin, ausgerechnet Berlin! Wie blöd kann ich nur sein, bei dieser angeblichen Verlosung - 'Verlosung' - so viel Glühwein zu trinken?! Ich bin wohl nicht mehr ganz dicht!" Wütend stapft Bregon, seine Kumpels nennen ihn "Brechgon", wegen seiner Ausfallerscheinungen nach Eierpunsch und Glühwein. Schwamm drüber! Jedenfalls hat der Chef, dieser arrogante Schnösel in seiner albernen roten Uniform und diesem ungepflegten Taliban-Bart, für ihn das Glückslos für Berlin gezogen. Glückslos! Und Bregon ist noch in Grönland! Voll im Schneesturm! Nie wieder will er vor der Verlosung einen heben. Und dann die Aussicht, wieder in einer Wand wohnen zu müssen. Ohne Eierpunsch oder Glühwein. Ohne seine Kumpels. Die Aussicht macht seine Laune noch schlechter, obwohl er sich schon am Tiefpunkt glaubte. Hoffentlich ist's diesmal eine gute beheizte Wand, hinter einem warmen Zimmer. Aber damit gab's eigentlich noch nie Probleme. Diese Gören sind so verwöhnt, die drehen das Thermostat immer bis zum Anschlag auf. Aber auch diese Aussicht kann Bregons Stimmung nicht heben. Ein wenig hat der Sturm nachgelassen, Bregon gleitet auf seinen ausgelatschten Stiefeln auf dem letzten Schneewirbel in Richtung Ozean.
Ari:
Der Wichtel Ari - woher er kommt, wird erstmal nicht verraten, ist gerade auf dem BER gelandet. Ob das vielleicht ein Fehler war hierherzukommen ? Nein, Gefahr besteht erstmal nicht, denn er ist für Menschen unsichtbar. Nur Tiere - und nur manche können ihn sehen und erkennen ihn dann an seiner Uniform. Ja bei der Verlosung der Einsatzgebiete hat Ari Berlin gezogen. Noch ist er sich nicht sicher - im wahrsten Sinne des Wortes ob er sich über dieses Los freuen kann. Es ging schon „gut“ los: am BER waren die ersten drei Toilettenraeume gesperrt, einmal weil irgendein Thermostat defekt war, einmal weil gerade gereinigt war und einmal weil einfach zu war - ohne Begründung! Und dabei musste der Wichtel Ari doch ganz dringend nach dem fast 6 Stündigen Flug! Im Flugzeug konnte er nicht zur Toilette gehen , der Türgriff war zu hoch und da ihn kein Mensch sehen kann, konnte er auch keinen bitten, ihn hoch zu heben. Nun steht Ari am Gleis vom Flughafen Bahnhof und wartet auf den Zug. Dicht gedrängt stehen Menschen Massen am Bahnsteig und der Zug kommt nicht. Willkommen in Berlin, hier klappt gar nichts aber wir sind ja sexy!
Nissimissi:
Vollkommen dicht sitzt Nissimissi im Aschenbecher von Cinderellas Kutsche… Ihm war kalt, aber wie sollte er sonst Vorwärtskommen…? Der Schnee war einfach zu hoch und seine Nase eingefroren …. In der Hoffnung im Kofferraum der Kutsche das Thermostat wieder in Ordnung zu bringen, setzte er alle Hebel in Bewegung um ans Ziel zu kommen. Bei einer Verlosung im Märchenwald hatte er teilgenommen und nun dies… das hatte er sich anders vorgestellt! In seiner Uniform eines Kapitäns … schrie er „ Mann über Bord“… aber es war nur Cinderellas Prinz der am Wagenrad der Kutsche hing…. Nissimissi wollte ihn hoch heben, aber die Arme waren zu schwach.. er griff wieder zur Whiskyflasche und trank weiter!
Snorre:
Huhu, Ich bin’s, Wichtel Snorre.Achja, ihr seht mich ja nicht, dabei hab ich mich extra in Schale geworfen, meine beste rot-karierte Uniform angezogen- sogar gebügelt, obwohl ich diese Arbeit hasse! Nun bin ich vom hohen Norden auf dem Weg nach Berlin. Was soll ich sagen, hier ist es ja genauso kalt wie bei mir zuhause! Hab sogar das Thermostat in meinem Gefährt hochgedreht, will mir ja keine Blasenentzündung holen! Ich darf auf keinen Fall die diesjährige Verlosung der Weltbesten 100 Wichtel im Kongresshotel verpassen, das Gremium hat sich dieses Jahr was Tolles ausgedacht: als Hauptpreis winkt eine Wichtel-Weihnacht in Thailand. Ich habe die Kekse, warme Milch und Co. jedes Jahr so satt!!! Leckerer Reis, würzige Saucen, viel Curry-mir knurrt jetzt schon der Magen! Allein der Gedanke daran lässt mich an die Decke heben! Nun hab ich es gleich geschafft, laut Navi bin ich in 10 Minuten da…
Owi:
Frohvember vorbei und alles scheint sinnentleert. Was soll da noch kommen. Die Nächte werden immer länger und länger. Der Wichtel namens Owi (Owi wie "Oh, wie ist es kalt geworden") hat unerwartet bei der Verlosung der nordpolaren Lotterie "Ab in den Süden" den ersten Preis gewonnen und darf in diesem Winter in Uniform die Adventsreise in den Süden nach Berlin antreten. Was für eine Freude. Das innere Thermostat schaltet bei Owi gleich auf wohlige Stimmung. Ganz dicht vor Aufregung macht er sich auf den Weg vom Nordpol ohne zu vergessen, vorher noch einen zu heben.
Fortsetzung folgt......
Tag 2
Ankunft in der Unterkunft bis Weihnachten
Zu verwendende Worte: Tochter, Mafia, Pille, Leiden, Sessellift
Bregon:
Der Schneesturm ist vorüber, Nebel, so dicht, das kann nur ein letzter Streich seiner in Wichtelwehe gebliebenen Kumpane sein. Und dann, super!, im Nebel nicht den Ozean gesehen, fällt Bregon von einer Klippe ins Meer. Fluchend klettert er auf eine "zufällig" dort treibende Scholle. Mit den Zähnen klappernd und knirschend legt er ab, stemmt sich gegen die Insel aus Eis und steuert in Richtung offenes Meer. Wieso muss er seine magischen Kräfte so bündeln? Ist doch nur'n kleines Ding.
Erschöpft lehnt sich Bregon zurück und schläft beinahe auf dem warmen, weichen Bett ein. "Warm? Weich? Was'n das? Aris Tochter, das kann kein anderer gewesen sein! Diese ganze Mafia-Sippe! Erst der Nebel, dann die "zufällig" unter der Klippe wartende Scholle und jetzt noch der Eisbär! Typisch Sanktina! Was hatte die zum Abschied noch mal in mein Ohr geplärrt? 'Vergiss mich nicht, denk immer an mich! Ich tu auch alles, dass dieser Auftrag für Dich unvergesslich bleibt!' Ha! Das ist gelungen! Schon jetzt. Und das ist noch Tag eins..."
Der Eisbär regt sich. Der Fahrtwind und das Rauschen der wichtelgetriebenen Scholle muss ihn geweckt haben. "Ganz ruhig, Fellnase! Ich lass dich in Ruhe, wenn du mich in Frieden lässt! Mach jetzt bloß kein' Scheiß! Nein!, nicht aufstehen, die Drecksscholle kentert noch!"
Das hat der Polarteddy auch schon selbst gemerkt. Und einen Wichtel wollte er schon einmal fressen. Sein linkes Ohr erinnert ihn täglich daran: ein riesiges rosa Karnickelohr! Bregon fällt sofort ein, wer das war. Ochtin der schmächtige! Keiner hatte diesem lispelnden Abstinenzler geglaubt, keiner. Wer glaubt auch schon so einem? "Trau keinem, der nicht trinkt!", flüstert Bregon, "Keinem!".
"Okay, Du verunstalteter Fellsack, Ochtin hat's getan, wenn Du mich in Deinem Pelz schlafen lässt, mach ich's wieder rückgängig. Gut?" Ohne zu antworten, legt sich Fellnase wieder hin. "Keine Antwort ist auch ne Antwort.", murmelt Bregon noch, dann schnarcht er.
Ein harter Ruck weckt ihn, dann dringt das kalte Wasser auch schon durch seine Kleidung. Unter ihm der Eisbär, der lässig ans Ufer schwimmt. "Hamburg, du Schnösel-Nest, dich kenn ich doch noch! Keine schönen Erinnerungen an mich, was?!" Schnell noch das Karnickeldings auf Normalgröße geschrumpft, keiner soll ihm Wortbruch vorwerfen können, und Bregon geht ins erstbeste Haus.
"Eine Hafenkneipe. Wenigstens muss ich hier nicht hungern. Oder gar dursten. Und warm wird's auch sein." Die Laune bessert sich allmählich. "Bisschen muffig hier, aber endlich mal warm. Was keifen die im Gastraum? Ein Eisbär vor der Tür? Klar doch. Was, ein Säbelzahneisbär? Da hab ich wohl ein klitzekleines Bisschen übertrieben... Aber diese Pille müsst ihr jetzt schlucken! Rache für all meine Leiden, als diese Hamburger Rotzgöre einen Sessellift an mein Wandtor gebaut hat. Einen SESSELLIFT! Es gibt keine behinderten Wichtel!" Bregon verschlingt noch wütend eineinhalb Salamis, versteckt sich unter alten Säcken und schnarcht sich in den Tiefschlaf.
Schlichtel:
Schlichtel fährt summend durch Berlin-Mitte und freut sich schon auf die zugewiesene Unterkunft. Natürlich hat er wieder einen Altbau gezogen, klar, er vermutet seit Jahren eine Art Verlosungsmafia bei der Wohnungsvergabe, sonst hätten Snorre und Nissimissi nicht jedes Mal so tolle Ergebnisse.
Und ihm ist aufgefallen, dass Bregon wieder mal nicht da war, aber klar, wann war der je zu einer Verabredung pünktlich? Nie macht er es sich leicht und fährt irgendwie wie alle anderen. Nein, immer muss er sich die unbequemste Art des Reisens aussuchen und nennt es dann Abenteuer. Wahrscheinlich schwirrte er immer noch durchs ewige Eis und hielt sich an einem zotteligen Belch fest, einer Art fliegender Über-Elch.
Schlichtel jedoch hat diesmal Glück im Unglück gehabt: Seine Wand liegt im ausgebauten Dachgeschoss im PrenzlBerg und da gibt es eine Menge Trockenbauwände. Die Familie, bei der wohnen soll, hat eine Tochter Lucia und Schlichtel hofft, dass es mal endlich ein gut erzogenes Kind ist. Ihm klingeln jetzt noch die Ohren vom Geplärre der Zwillinge mit ihrem ADHS-Leiden letztes Jahr. Da halfen ja nicht mal die ständig verordneten Beruhigungspillen.
Schlichtel stellt sein Auto auf der nächstgelegenen Laterne ab und denkt sich ins Dachgeschoss. Über kleine Distanzen schafft er es nun schon mit dem Wichtelbeam. Aber am Berg muss er immer noch den Sessellift nehmen, er kommt einfach nicht über 20 m hinaus und braucht dann jedes Mal Nachladezeit.
Die Wohnung ist dunkel und warm, offenbar schlafen alle schon. Er kriecht in die schönste Wand und stellt den Ortungspieper auf „erledigt“. Eigentlich wollte er zur Belohnung noch eine halbe Stunde Klingelfee spielen, aber er schläft sehr schnell ein.
Nissimissi:
Noch immer 3,8 Promille im Turm wird Nissimissi am Abschlepphaken der Kutsche wach. Wo war er? Ach ja da wurde es ihm klar ! In Mitte am Fernsehturm, aber wie sollte er hochkommen? Plötzlich quietschte es neben ihm, oh wie irre ein SESSELLIFT … , aber nein wie sollte er diese riskante Situation überhaupt überstehen. Er klaubte eine pinke PILLE aus seinem unsichtbaren Rucksack , welche die TOCHTER des MAFIA Bosses Schlichtel Wichtel ihm für 50kg lupenreine Diamanten aus dem Prenzlauer Berg mitgebracht hatte. Oben angekommen suchte sich Nissimissi einen gemütlich Platz zum übernachten. Seine LEIDEN waren so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren… Ach was solls, dachte er und holte eine weitere Flasche Whisky aus seinem Rucksack, wehmütig dachte er an die Tochter des Mafia Bosses und trank das Glas in einem Zug leer…
Snorre:
War ja klar, dass es nicht geklappt hat mit dem Hauptgewinn, warum sollte ich auch mal Glück haben. Nun gut, es war trotzdem ganz nett, die ganze Wichtelbrigade mal wiederzusehen. Außer natürlich Bregon, der irgendwo im Nirgendwo herumdallert. Als dann das Gremium die Verteilung der diesjährigen Behausung bekannt gibt, beginnt mein Leiden! Ich darf nach Marzahn einziehen, in eine typische WBS70-Bauserie, na Bravo!!!!
Habe gleich das Bild von 11-Geschossern und der vietnamesischen Zigarettenmafia vor Augen. Im Steckbrief der Familie Schmidt-Meier steht geschrieben, dass sie eine Tochter namens Jacqueline-Chantal haben, der Name ist Programm! Ich hoffe, ich habe genügend Baldrian-Pillen eingepackt, ansonsten muss ich mir in den diversen Russenläden eben guten Wodka holen. Ich nun los zur angegebenen Adresse, was soll ich sagen, es war ein 20-Geschosser!
Am Eingang angekommen, erwartet mich das Schild: „ der Aufzug ist leider defekt, der Monteur kommt irgendwann, vielleicht auch gar nicht, wir haben nämlich Fachkräftemangel!“ Wie gut, dass ich meinen Batteriebetriebenen Sessellift beihabe, so komme ich im 15.Stockwerk an, ohne einen Herzinfarkt zu erleiden. Nun werde ich mir erstmal einen Überblick in der Wohnung verschaffen…
Owi:
Es gibt viele Wege, die nach Berlin führen. Schon weit im Norden gibt es verschiedene Weggabelungen an denen man sich für eine Richtung entscheiden muss. Der kürzeste Weg ist dabei nicht unbedingt der schnellste und der längere Weg nicht unbedingt der langsamere. Wie man sich auch entscheidet, sie bergen alle gewisse Unannehmlichkeiten. Entweder sie sind gefährlich oder langweilig, unendlich oder voller Überraschungen. Und so ist die Freude auf Berlin schon mit Leiden verbunden. Owi gehört nämlich zu den entschlossen unentschlossenen Wichteln. Das sagt gewissermaßen schon sein Name (Owi, wie "Oh, wie soll ich mich nur entscheiden?) Doch schon nach nur 5 Stunden und 37 Minuten entscheidet sich Owi für die Sessellift-Route. Diese Route wird zwar von der Transport-Mafia kontrolliert, aber Owi kennt die Tochter des Paten der Transport-Mafia. So schluckt er lieber diese Pille, als einen Weg mit allerlei unbekannten Unwägbarkeiten auf sich zu nehmen. Da ist auch schon die erste Sessellift-Station zu sehen und Owi läuft gespannt in die Richtung. Fortsetzung folgt....
Ari:
Ari wollte nur so schnell wie möglich weg von diesem Ort - dem BER ! Er ging hoch - weg vom Bahnhof und kam an die Straße . Da fuhr doch gerade der J-Bus vor, was für ein Glück! Er stieg schnell ein und die Fahrt ging nach Dresden. Er war froh , dass er nicht erst in diese Stadt hier musste und auf direkten Weg nach Dresden konnte mit dem J-Bus. Erschöpft schlief Ari im warmen Bus sofort ein. Und er wachte erst wieder auf, als der Bus im Zentrum von Dresden ankam. Ari presste sein Gesicht gegen die Scheibe und staunte über die hellen Lichter draußen vom Dresdner Striezelmarkt. Er hatte die Mafia von Berlin hinter sich gelassen. Am Bahnhof von Dresden musste er umsteigen. Der nächste J-Bus stand schon da. Mit dem würde er sein Ziel, die wunderbare Stadt Prag erreichen noch heute Nacht! Ariel nutzte die Zeit bis zur Abfahrt und fand am Dresdner Bahnhof sogar noch eine alte Telefonzelle. Er kramte ein paar Münzen vom letzten Jahr aus seiner Tasche und hoffte so sehr, dass sie funktioniert. Als er den Hörer abhob, hörte er einen Ton und das war schon mal gut. Die Münze , die er einwarf, fielen auch nicht durch und er wählte eine Nummer, die er sich sehr gut eingeprägt hatte. Eine Nummer in den Niederlanden, in Leiden, dem Klein-Amsterdam. „Ist Liat gut angekommen“, fragte Ari hektisch durch den Hörer, denn er wusste nicht, wie lange seine paar Münzen reichen … „Ja, alts iz gut.“, war die knappe Antwort aus der Ferne und Ari hängte erleichtert ein. Liat war Gidons Tochter und Gidon sein bester Freund. Der Wichtel Gidon konnte dieses Jahr nicht reisen, er hatte sich im letzten Jahr beim Aussteigen vom Sessellift in Valkenburg am Rücken verletzt. Da half keine Pille, dieses Jahr musste ihn seine Tochter Liat in den Niederlanden vertreten.
Ari stieg nun in den J Bus nach Prag und war erleichtert. Liat war gut angekommen. Er wird morgen früh von Prag aus mit Gidon zu Hause in Neve Tzedek Kontakt aufnehmen. Sofort dann schlief Ari wieder ein bis der Bus in der Goldenen Stadt ankam. In Prag schneite es und ganz ungestüm flogen ihm beim Aussteigen aus dem J-Bus schon die dicksten Schneeflocken mitten ins Gesicht. Ari war erschöpft von der langen Reise und das obwohl er so viel im Bus jeweils geschlafen hatte. Aber sein Rücken plagte auch ihn, bei dem kalten und feuchten Wetter. Er ging durch das festlich geschmückte Prag. Der Weg führte ihn durch die engen Gassen ins Viertel Mala Strana. Hier wohnte R.Jakow. Ari klopfte an, und schon öffnete ihm R. Jakow die Tü. Er muss dahinter schon gewartet haben: „Zeyt bagrisung, sei Willkommen meyn zun , sagte R. Jakow mit seiner warmen Stimme. Ruh dich erstmal aus, dein Mahl steht auch schon auf dem Tisch. Da kam schon Mikěs, der einzige Kater der Welt, der mit Tieren und Menschen sprechen konnte. Ariel freute sich schon so sehr drauf, gleich nach dem Essen mit ihm zu Bett zu gehen und sich an ihm seine kalten Füße zu wärmen.
Tag 3
Wichtel hört den Bewohnern beim Sonntagsfrühstück zu
Zu verwendende Worte: Metzger, abstimmen, Mischung, zivil, stapeln
Snorre:
Guten Morgen! Nachdem ich nun die erste Nacht im Getto von Berlin-Marzahn einigermaßen gut überstanden habe ( die Wände sind hier so dünn, ich habe Ho Chi Minh von nebenan 3 Stunden mit der vietnamesischen Mutter telefonieren gehört- nachts um halb drei!), stemme ich mich vom Stapel meiner mitgebrachten Wichtel-Kissen hoch, da ich Geräusche aus der Wohnung höre. Kaffeeduft strömt durch meine Nase, Familie Schmidt-Meier sitzt am Frühstückstisch. Na sitzen ist übertrieben, Tochter Jacqueline-Chantal lungert mit einer Mischung aus „ich will eigentlich noch in meinem Bett liegen“ und „die Alten nerven am frühen Morgen“ am Tisch auf halb neun, während Mutter Nancy Vater Pascal Kaffee nachgießt. Auf dem Tisch liegen zudem noch Prospekte diverser Lebensmittelketten, die von Mutter Nancy durchblättert werden. „Wir müssen uns noch abstimmen, was wir ( sehr wahrscheinlich sie) diese Woche kochen wollen“. Die Tochter rollt mit den Augen, täglich 5 Dosen Red Bull würden ihr auch reichen. „ Der Metzger um die Ecke hat Wurst vom Duroc-Schwein im Angebot, was hältst du davon, Pascal?“ Der Vater nickt ab, gedanklich ist er schon wieder halb auf Arbeit, er plant seine Tour bei der BSR, denn durch die 3 Schneeflocken bricht ja hier in Berlin bekanntlich das Chaos aus. Sein Orange-farbendes Arbeits-Outfit hängt im Flur, junge ist das eine grelle Farbe- aber ja, die Burschen sollen ja auch erkannt werden. Hoffentlich bleibt Pascal heute in Zivil, sonst muss ich meine Sonnenbrille rausholen, bei diesem orange….Mal sehen, was hier heute noch so passiert…..
Nissimissi:
Nissimissi wird wach vom Geklapper des Frühstücksgerangel am Buffet….“Gähhhhn, hm was duftet hier so…. Oh Frühstück kann man hier oben auch bekommen… und was für eine Aussieht… es schneit wie schön… „Nissimissi dröhnt der Kopf! Der letzte Schluck Whisky war zu viel, dieses Gemurmel der Gäste nervt gewaltig! Am liebsten würde er ABSTIMMEN, das hier endlich Ruhe herrscht. Nissimissi schlängelt sich durch diverse Schuhe mit Füßen dran, wie eckelig es hier riecht, besonders die Nylonstrümpfe in den Pumps der Damen…Eine MISCHUNG aus beissendem Schweiß und gebratenen Würstchen steigt ihm in die Nase. Schade um die Würstchen, die sind bestimmt vom METZGER aus Marzahn, sollen der Hit sein, hatte er gelesen. Pancakes gibt’s auch, ob man die STAPELN kann überlege er… Ach menno immernoch dieses Gebrabbel, eine dicke Frau mit Wasser in den Beinen kräht durch den Raum „ Heeeerbeeeert willst du Marmelade oder Mett auf dein Brötchen?“ Herbert guckt verstört, wollte er doch gerade in der Zeitung etwas über einen berüchtigten Mafiaboss lesen… „ Heeeerbeeeert“ brüllte es nochmal… Nissimissi bepackt mit allerlei Schmackhaften machte sich auf den Rückweg zu seinem Versteck! Plötzlich stürmt die Polizei in ZIVIL in den Frühstücksraum, Tische werden umgestoßen, Geschirr geht zu Bruch… Herberts Frau wird zu Boden gerissen, das Mettbrötchen fliegt durch die Luft und landet genau auf Nissimissi… es wird dunkel um ihn herum….
Owi:
Auf dem Weg zur Sessellift-Station fiel Owi ein, dass heute der 3. Dezember 2023 nach christlicher Zeitrechnung und zugleich der Erste Advent ist. Damit stapeln sich in diesem Jahr am 24. Dezember der 4. Advent und Heiligabend auf einen Tag. In diesem Jahr war die Reisezeit somit als kürzest mögliche von vornherein bestimmt. Kurz nach dem Nordkap war Owi gleich nach rechts in zur Sessellift-Station aufgebrochen. Die sogenannten „WWWW“ (Wichtelwanderwegweiser) wiesen ihm den Weg und dass von seinem Standort aus noch etwa 3 Stunden Fußweg in Wichtel-Geschwindigkeit vor ihm lagen. Es schneite ein wenig und die Temperatur lag bestimmt unter 25 Grad minus. Dazu leuchteten von Ferne Polarlichter. Für einen Wichtel wie Owi, war es die perfekte Mischung an Wohlfühlelementen. Zu seinem Glück fehlte ihm auf dem noch weiten Weg nach Berlin nur noch etwas zu beißen. Etwas Leckeres vom Metzger käme ihm gerade recht. Und als er endlich nach einem steinigen Weg die Sessellift-Station „Lillefjord“ erreichte, stellte er voll Freude fest, dass direkt daneben ein neuer Wichtel-Imbiss aufgemacht hatte. Dort gibt es wunderbar abgestimmte Wurzelsemmeln zu zivilen Wichtelpreisen. Owi bestellte sich gleich zwei Wurzelsemmeln, setzte sich in das Imbissstübchen und lauschte an diesem Sonntag den aufgeregten Gesprächen der übrigen reisenden Wichtel über die „unverschämt angezogenen Preise für die Sessellift-Anlage“. Gut gestärkt und mit einem zusätzlichen Proviant-Säckchen mit Mehlwurzeln versorgt ging Owi zur Sessellift-Kasse. Dort erwartete ihn zum Glück „nur“ die Tochter des Transport-Mafia-Paten und nicht die rauen Mafia-Gesellen. Die waren wohl alle unterwegs, um die Sessellift-Anlage, welche von Nord nach Süd durch Skandinavien führt, zu inspizieren. Nachdem Owi (Owi wie „Oh, wie verführerisch!“) sein Ticket für die Sessellift-Route gekauft und ein leicht amourös angehauchtes Gespräch mit der Tochter des Paten geführt hatte, setze er sich in den Sessellift und fuhr seinem Ziel Berlin weiter entgegen. Während die schneebedeckten Wälder und Felder an ihm vorbeizogen oder besser gesagt Owi an diesen, vertrieb sich Owi die Zeit mit der Erinnerung an die kleine süße Unterhaltung mit der Tochter des Paten. Fortsetzung folgt…
Schlichtel:
Schlichtel fühlte sich wunderbar: eine Mischung aus sehr ausgeschlafen und voller Motivation. Seit einer halben Stunde belauschte er die Familie von Hutersleben und wollte wie immer sein Bestes geben. Seine Gedanken schweiften kurz ab an die ganze andere Bande und den eigentlichen Auftrag, den sie jedes Jahr hatten: dem Weihnachtsmann von gesellschaftlichen Strömungen und Neuerungen zu erzählen, damit er passende Geschenke in die Produktion geben konnte.
Warum nur waren die anderen Wichtel nicht so beflissen wie er? Konnten die nicht auch einfach ihren Auftrag erledigen? Bregon war wie immer auf Abenteuer aus und Ari, na klar, musste aus unerfindlichen Gründen nach Prag fahren, obwohl das gar nicht sein Einsatzgebiet war. Nissimissi hatte schon vor Jahren angefangen zu saufen und war damit immer ein Risikofaktor. Von Snorre und Owi hatte er nichts mehr gehört, seitdem sie aufgebrochen waren, er war ein bisschen besorgt, ob die nicht vielleicht bessere Infos hatten als er.
Er wollte unbedingt weiterhin der Streberwichtel Nummer 1 sein.
Deswegen hatte er schon mehrere Ideen frisch aus dem Leben der unfassbar langweiligen Familie von Hutersleben notiert.
Der Vater schien Notar zu sein und deswegen in der Lage, jeden im Umfeld von 10 m innerhalb von einer halben Seite Text vorlesend ins Koma zu befördern. Seine Frau befand sich bereits seit 20 min trotz offener Augen in einer Art Zwischenwelt.
Und Lucia, die Tochter, schien einen massiven Mangel an väterlicher Zuneigung zu haben, denn sie hörte tatsächlich zu, obwohl der vorgelesene Text über die Metzgereimethoden in Südostchina wohl kaum etwas für 9jährige sein konnte.
Daher notierte Schlichtel sofort seine, wie er fand, grandiosen neuen Spielzeugideen:
- Hörspiele für Kinder von Rechtsschriftsätzen und Gesetzeskommentaren herstellen. Entweder fielen die Kinder, die das abends hören mussten, davon sofort in einen Tiefschlaf oder wären so angefixt, dass der Fortbestand an guten Rechtsanwälten gesichert wäre.
- Ein Abstimmungsspiel mit hohen Kartenstapeln über verrückte zivile Gesetze in der ganzen Welt. Ein wunderbares Spiel für Asperger-Kinder könnte das werden.
- Bebilderte Ausgaben von deutschen Gesetzentexten für Zweijährige auf Italienisch. Schlichtel war sich ziemlich sicher, dass es dafür in Prenzlauer Berg einen Markt gab.
Ari:
Am nächsten Morgen erwachte Ari schon recht früh. Er hörte in der Küche Ř.Jakow mít Mikeš sich unterhalten. „Es ist gut, dass wir Ari hier nach Prag gelotst haben. Berlin ist zu gefährlich für ihn.“ - „Aber die anderen können ihn doch nicht sehen“ warf der Kater ein. „Das nicht“, meinte R.Jakow „aber Aris Seele ist zu sensibel. Und wenn er sieht, was in Berlin los ist, wird ihm Angst und Bange und dann wird er krank,“ fuhr R.Jakow fort. „Ja, schlimme Zeiten“ stimmte Mikeš zu . “Wir Haben nochmal Massl gehabt und ihn rechtzeitig erreicht”, erinnerte Ř.Jakow. Als Ari ďas im Nebenzimmer hörte, zitterte er am ganzen Leib. Obwohl es gemütlich warm im Zimmer war und erst recht unter der dicken Daunendecke. „Eliška wird gleich kommen und für uns die Einkäufe machen“ , erwähnte nun R.Jakow, „sie wird zum Metzger gehen, danach eine Mischung Gemüse auf dem Markt holen, und wenn sie zurück ist, uns das Kaminholz im Keller stapeln.“ „wir müssen uns noch abstimmen, was wir an den Weihnachtstagen essen möchten“ warf der Kater ein. „Da ist noch Zeit“, grummelte R.Jakow. „Wichtig ist, dass ich nachher ins Reisebüro gehe und für Ari die Rückreise umbuchen werde. Er darf nicht über Berlin zurück, ich werde eine Verbindung über Wien raussuchen lassen“ -„Er ist gerade eine Nacht hier und du planst schon die Rückreise“ krächzte die Katze. „Egal“, sinnierte R.Jakow laut. „Ich bin erst beruhigt, wenn ich das organisiert habe. Wir haben gestern erst gelesen, dass meine Kollegen in Deutschland und Frankreich nur noch in Zivil auf die Straße gehen dürfen. Die Zeiten haben sich extrem verschlechtert! In Berlin wird erlaubt, dass Horden durch Neukölln ziehen und sein Bild sogar dabei hochhalten !“ - „Er ist wieder da“ - schoss es bei Ari im Nebenzimmer, der zugehört hatte, durch Mark und Bein!
Bregon:
"He, pst." Bregon öffnet verschlafen das linke Auge. Und hellwach reißt er beide auf. "Äh, sollte nur ein Spaß sein..." "Nee, die Säbelzähne sind schon okay. Aber ich hab Scheiße gebaut. Du musst mir zurück nach Grönland helfen!" "Was'n los?" "Naja, erst war ich beim Metzger, hatte Hunger, danach bin ich zum Fischmarkt. Da stapeln sich die Kisten! Herrlich! Und dann war da plötzlich das weiß-blaue Auto mit diesen vier Witzfiguren. Also, erst flogen die ins Hafenbeckens, dann die Karre. So'n kleiner Kutter musste ausweichen, rammt einen größeren Kahn, der knallt in die Leinen von zwei Schleppern, der Dampfer daran rammt einen echt ausgewachsenen Kessel --- und jetzt ist der ganze Hafen dicht. Alle sind se hinter mir her, ob in Zivil oder in Uniform." "Du hast für Chaos in Hamburg gesorgt! Super! Ich stehe in Deiner Schuld. Herrlich!" Und so kam es, dass ein halb durchsichtiger Wichtel auf einem halb durchsichtigen Säbelzahneisbär auf dem Weg zur Scholle für Nachschub beim Kopfdoktor sorgten.
Bregon schaute zufrieden schmunzelnd, jetzt wieder völlig unsichtbar, der mit Höchstgeschwindigkeit davon schwimmenden Eisscholle mit einem gar nicht mehr unsichtbaren Säbelzahneisbären hinterher. "Wenn ich schon mal wach bin, kann ich auch gleich zum Bahnhof."
Dort kam er noch rechtzeitig zum Zug nach Berlin, der gleich mit zweieinhalb Stunden Verspätung abfuhr. Gerade im Gepäckfach eingeschlafen riss ihn der Schaffner wieder aus dem Schlaf. Er wird wohl nie erfahren, woher der Hartschalenkoffer kam, der ihm sein Nasenbein brach.
"Berlin, Berlin, willkommen in Berlin." Bregons Begeisterung auf dem verdreckte Bahnsteig hält sich in Grenzen. Der Rest der Reise verlief relativ langweilig. Eine entgleiste Straßenbahn, zwei Ampelausfälle und ein losgerissener Wirrkopf, der an der Straße angekleistert den ganzen Verkehr aufgehalten hatte. Mehr war nicht zu machen. Relativ langweilig eben.
Die zugeteilte Wohnung war im fünften Stock im dritten Hinterhof. Familie Maier-Meier. Schnell noch die Wand bezogen, selbstverständlich nicht durch das Bild, das aussah, als hätte es Picasso auf dem Totenbett oder ein paar Stunden danach geschaffen. Eigentlich wollte Bregon endlich schlafen, da fängt diese Familie auch schon an, statt ruhig zu frühstücken, blödes Zeugs zu plappern. Von Abstimmung, was zum Heiligabend auf den Tisch kommen soll, war die Rede, einer Mischung verschiedener Backzutaten, eben Sachen, die einem Wichtel wie Bregon voll wo vorbeigehen.
"Heute schon vom Weihnachtsessen zu reden ist doch voll verfrüht. Ob ihr das Fest noch als Familie erlebt, muss sich erst noch zeigen!", konnte sich Bregon nicht verkneifen zu sagen. "Was hast du gerade gesagt, Paul-Dominique-Maria-Pascal? Damit macht man wirklich keine Späße!" redet die Frau Mama auf den Buben ein, mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Frau Holle und dem Ungeheuer von Loch Ness lag.
'Das wird einfach!' war sein letzte Gedanke, bevor unser herzensguter Wichtel endlich in tiefen Schlaf fiel.
Tag 4
Wichtel beschreibt sich selbst
Zu verwendende Worte: Schriftsteller, paaren, Maut, umwandeln, Wolf
Bregon:
Geplapper. Immer dieses Geplapper! Zum heulen. Und diese blöden Fragen dieses unterbelichteten Paul- Domi-irgendwas. Nur unterboten von den Antworten seiner Frau Mutter, von dem Herrn Gemahl "Löckchen", von Paul-Ich-weiß-nicht-was aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich um nicht schon als Kind altersdiskriminiert zu werden, 'Ursula' genannt. Der Herr Vater, wie bei solchen Paaren nicht unüblich, grunzte nur gelegentlich zustimmend. Wahrscheinlich die fällige Maut für die ehelichen Verrenkungen im quietschenden Flohmarktbett. Bregon war in der Nacht kurz vorm Explodieren. Vor Wut, weil seine Nachtruhe mal wieder unterbrochen wurde, vor Lachen, weil die zwei sich beim Paaren angestellt hatten, als müssten sie erst einen Gesetzestext aushandeln, dass der geplante Akt auch tatsächlich auf gegenseitiger Einwilligung beruht. Beim Plan blieb's dann auch. Keine Einigung. Bleibt Paul-den-Rest-kann-sich-keine-Sau-merken eben ein Einzelkind. Die Welt wird's verkraften. Unser Wichtel merkt, dass er hungrig wie ein Wolf ist. Das Frühstück auf dem Tisch sieht allerdings wirklich nicht besonders lecker aus. Kalorienreduziertes Müsli mit Milch aus vergewaltigten Haferflocken, glutenfreie Brötchen, die so leicht sind, dass ein Briefbeschwerer nötig ist, sie im Körbchen zu halten, Bio-Margarine aus nachhaltig gewonnenem Erdöl, solches Zeugs eben. Zum Glück hat die Katze zum Frühstück echten Fisch im Napf. Unverarbeitet und echt lecker. Sie gab Bregon gerne alles ab. Jetzt sitzt sie völlig verstört in der Zimmerecke und leckt sich ihre Wunden. "Wie sieht eigentlich ein Wichtel aus?" Paul-Blödmanns Frage lässt den Redefluss von Mama Ursula versiegen als hätte ein Fallbeil den Sieg davongetragen. "Äh, also ein Wichtel, ja, äh, hm," versucht der Papa einzuspringen. 'Also ein Schriftsteller wirst du bestimmt nicht!', denkt sich der Wandbewohner. Damit liegt er zwar grundsätzlich richtig, aber auch wieder voll daneben. Papa wird keiner, Papa ist schon einer. Auch wenn ihn keiner kennt. Auch wenn außer Mama noch keiner seine Geschichtchen gelesen hat. Auch wenn nur ein Kind sie bisher zu hören gezwungen wurde. Ist aber nicht Papas Schuld, dass acht Milliarden Erdlinge einfach zu blöd und ignorant sind. Der Durchbruch kommt schon noch, und bis dahin verdient er sein Geld eben weiter mit dem Schikanieren von Leuten, die eine erst halb verrottete Birke fällen wollen. "Also, äh, ein Wichtel ist etwa so groß wie ein Eichhörnchen, die kennst du ja!?" "Ja." 'Wie dämlich isn der? Ich bin immer so groß wie ich eben grad sein will. Mal so, mal so. Aber mach ruhig weiter, Blödmann!' "Ein Wichtel hat einen kurzen grauen Spitzbart." 'Ha! Kurz, grau, spitz? Meiner ist rot, geflochten und dreigeteilt. Und lang bis zur Brust! Red dich weiter um Kopf und Kragen!' "Und er hat ein runzliges Gesicht mit ganz lieb ausschauenden blauen Augen über der Stupsnase." 'Langsam platzt mir der Kragen! Runzlig? Runzlig! Vom Polarwind gegerbt, ja, aber nicht eine Runzel! Und meine Nase stupse ich Dir gleich in dein blödes Gesicht, du Ahnungsloser, damit du niemals vergisst, wie groß und fest die ist! Für ne gute Wette hab ich damit schon Löcher in Gletscherwände gestanzt! Und meine ach so lieb ausschauenden blauen Äuglein erst! Ich denke, ich werde mal nachts in dein Schlafgemach kommen. Im Dunkel kommt die rote Glut besonders gut. Wärst nicht der erste, der danach die Bettwäsche wechseln muss. Was wird wohl die Uschi dazu sagen?' "Und man muss ganz vorsichtig mit ihnen sein, sie sind ganz zart und zerbrechlich." Als der Papa mit verrenktem Kiefer wieder zu sich kam, konnte er sich an nichts erinnern. Und dem Paul-guck-nicht-so-doof nahm niemand die Geschichte von dem behaarten Ungeheuer ab, das seinen angehimmelten Vater vom Stuhl gerissen und durchs Zimmer geschleudert hat. Was Kinder sich eben so ausdenken... "Und diese bekloppte Familie hat mir der Chef als Hauptgewinn verkauft, als Hauptgewinn! Hätte ich nicht so tief in den Glühweinbecher gekuckt, wäre mir vielleicht auch aufgefallen, dass die fröhlichen Gesichter ringsum, ... Ach was soll's! Ich mach das Beste draus. Maier-Meier baten um einen Wichtel, und als sie einen hatten, wollten sie nie wieder einen. Apokalyptischer Advent now! Aber noch drei Wochen muss ich's hier ertragen. Also werde ich erstmal einiges hier umwandeln müssen. Mit dem Kühlschrank fang ich an." Paul-Dominique-Maria-Pascal verstand die Welt nicht mehr, als Mutter Ursula dem Alternativheiler berichtete, dass er sämtliche veganen Lebensmittel in den Hinterhof geschmissen und irgendwoher klimaschädliche Wurst und Käse in den Kühlschrank gestopft hätte. Und am schlimmsten: In nur einer Stunde, gerade so lange wie es gebraucht hatte, den Termin beim Heiler klarzumachen, war die Hälfte weggeputzt. Das Kind hat sein Karma beschmutzt und sie ist schuld! Sie konnte einfach nicht anders: Schluchzend fiel sie dem schamanischen Seelenklempner in die Arme. Paul durfte im Nachbarraum mit glutenhaltigen Weihnachtsplätzchen sein Karma reparieren, Uschi - aber das ist eine andere Geschichte.
Owi:
Owi saß allein in einem Doppelsessel der Linie 1 des Wichtel-Sessellift-Netzes. Diese führt von Lillefjord bis Oslo über diverse Stationen. Es handelt sich um die älteste Linie, die bereits vor über 50 Jahren in Betrieb gegangen ist. Diese ist nur für Wichtel sichtbar und somit auch nur für Wichtel nutzbar. Owi war nach einiger Zeit eingeschlafen. Owi (Owi wie "Oh, wie bin ich müde) träumte, dass er seinen Lebensunterhalt an einer Maut-Station aufbessern musste, weil er als Schriftsteller mit seinen Werken nicht genug verdiente. Dabei war ihm sein letzter Roman ganz gut gelungen über den Wolf der sich umwandeln konnte in ein Wesen, das um Mitternacht den Mond anheult, wenn sich die Mondelfen paaren. Es blieb aber ein Ladenhüter. In diesem Moment wachte Owi auf und schreckte, weil der Sessellift schlagartig zum stehen kam und Owi fast über den Sicherheitsbügel in den Geirangerfjord gepurzelt wäre. Dabei wäre ihm fast das Herz in die Hose gefallen. Fortsetzung folgt.....
Ari:
Während Ari im Bett noch etwas zitterte bei der Vorstellung an Berlin und Paris , unterhielten sich R.Jakow und Kater Mikeš sich weiter. Das lichtdurchflutete Wohnzimmer im Dachstuhl wurde immer heller inzwischen, da draußen die Sonne stärker durchkam mittlerweile . Ari war nun doch aufgestanden und steckte den Kopf rein. Mikeš hatte ja viele Fähigkeiten . Er konnte nicht nur viele menschliche Sprache er konnte auch Wichtel sehen und nicht nur fühlen wie R. Jakow . „Guten Morgen Ari, mautzte der Kater und winkte mit dem Kaffee Becher Ari zu. „Ich lass mir erstmal die Wanne ein und verschwinde dann für eine lange Weile im warmen Wasser“ gluckste Ari genussvoll! Mikeš nickte ihm zustimmend zu . „Ich werde heute Nachmittag den Schriftsteller Václav Wolf aufsuchen,“ merkte R.Jakow unvermittelt an. „Ich hatte es ihm letzte Woche versprochen und nun fast vergessen.“ R.Jakow war alt geworden, dachte Mikeš nicht zum ersten Mal in letzter Zeit . Er musste immer achtgeben , nichts wichtiges zu vergessen, lehnte es aber weiterhin ab, sich etwas zu notieren. Sein unvorstellbares Gedächtnis hatte ihm bisher jahrzehntelang zuverlässige Dienste erwiesen, aber seit er im Ruhestand ist, haben sein Geist und Körper merkliche Einbußen erfahren müssen ! „Den Ari sehen wir , sehe ich“ korrigierte der Kater sich , „erstmal noch mindestens 2 Stunden nicht“. - „Ja ja der Ari“ seufzte R.Jakow , wenn der im Wasser sein kann, kommt er nicht mehr raus . Der kann ja stundenlang in der Badewanne schlafen. Wusstest Du dass er inzwischen bei sich zu Hause eine Badewanne hat einbauen lassen , wo der Wannenkörper beheizt ist , so dass das Wasser immer angenehm gleichmäßig warm bleibt ,“fragte er sein Gegenüber. „Ach was es nicht alles gibt , das wusste ich noch nicht” , entgegnete ihm Mikeš . “Ja Wasser und Waerme , darauf steht unser Ari schon ein Leben lang .“ - „und auf jüngere hübsche Wichtelinnen“, kiekste R.Jakow mit unterdrücktem Lachen. Ari hatte tatsächlich 4 Kinder von 4 Frauen und lebte nun mit der 5. zusammen, die jünger war als seine älteste Tochter .
Paaren konnte er sich schon frühzeitig , das erste Mal wurde er mit 17 Jahren Vater . Und wieviel uneheliche Kinder es noch gibt , weiß vermutlich nicht mal er selber! Und das obwohl Ari eigentlich nie hübsch war, auch nicht als junger Wichtel , mit seiner großen Hakennase . Aber seine stechenden Augen signalisierten den hübschen Wichtelinnen schon immer : der Mann weiß , was er will und gibt die Richtung vor ! Man könnte sagen , er war schon immer ein aussergewöhnlicher Wichtel gewesen: selbstbewusster als die meisten richtigen Menschen aber dennoch immer vorsichtig . Er sah immer und überall eine Gefahr gegen ihn, seine Familie, seinen Besitz und liebte es, permanent Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Sein Haus ist äußerlich unscheinbar, aber besser gesichert als die Bank von England und vermutlich hat er den stabilsten Bunker der Stadt unter seinem Haus. Ari war in Prag geboren und hatte dann lange Zeit in Budapest und später dann noch länger in Wien gelebt . Als glühender Fussballfan war er wie sein Großvater, und sein Vater Anhänger von Austria Wien . Das zwischenzeitliche Umwandeln Ende der 30er Jahre in den Namen SC Ostmark , weil den Nazis Austria zu international Klang , hatte schon sein Großvater als Perversion bezeichnet . Und sein Großvater hat schon seinem Vater und dieser dann Ari beigebracht, dass Internationales Leben die Basis für Frieden in der Welt ist . Uns so wurde dann Ari als Kind jeweils für 1 Jahr von Prag aus auf Schulen nach London, Paris und New York geschickt . Ja Ari war der Wichtel von Welt und hat vermutlich auch weltweit kleine Wichtel hinterlassen . Aus dem Badezimmer drang ein Schnarchen . Ari war in der wohlig warmen Badewanne eingeschlafen. Zuvor hatte er die Fußbodenheizung plus den Heizstrahler auf Höchststufe gestellt, da Fußbodenheizung ja dauert . „Wann kommt endlich Eliška wegen der Einkäufe“ , fragte R.Jakow . „Na um 11 Uhr und es ist doch erst halb zehn“, antwortete der Kater ihm und dachte , das hat er auch schon wieder vergessen . Denn erst gestern hatte Eliška ihnen erzählt , dass sie heute um zu 9 Uhr mit ihrer Babička zum Arzt müsse und nicht vor 11 Uhr zu ihnen kommen könnte . „Ikh gedenk- ich erinnere mich“ plapperte R.Jakow und Mikeš zweifelte , ob das stimmt !
Nissimissi:
… die Stimmen kamen von weit her… Nissimissi noch immer unterm Mettbrötchen liegend rappelte sich auf. Wie rücksichtslos von zivilen Polizisten einfach das Buffet zu stürmen! Überall hängt Mett an Nissimissi und er macht sich auf zu den Toiletten um sich wieder herzurichten… Dort angekommen steht er neben dem Mülleimer welcher hoch hinaus ragt, wie soll’s auch anders sein, wenn man nur 5 cm groß ist…. Nissimissi hangelt sich am Mülleimer hoch, weiter zum Waschbecken… ein Stück Zwiebel hängt noch immer über seinem Ohr. Oh man was für ein Ritt, dabei wollte er doch nur ein bisschen abhängen und auf Zeichen seiner Wichtelkumpels warten. Nissimissi holt ein kleines Fläschen aus dem Rucksack, es ist nicht der Whisky, denn die Pulle hat er gestern schon geleert… Er nimmt einen kleinen Schluck, es schmeckt widerwärtig, Nissimissi würgt, plötzlich macht es „Plopp“,mit 1000 Umdrehungen und knistern dreht er sich um die eigene Achse! Tadaaaaaa Nissimissi ist wieder voll in Form, er guckt in den Spiegel, die Lampen sind
wie Scheinwerfer auf ihn gerichtet „ A Star is Born“ … vollkommen selbstverliebt von seinem umwerfenden Antlitz holt Nissimissi sein Miniatur IPhone raus und macht Selfies ohne Ende… Ach wie cool und schön er aussieht, er ist ein LeitWOLF , er will sich PAAREN mit der Tochter des Mafiabosses…, sollte er ihr einen Liebesbrief schicken? Aber er ist kein SCHRIFTSTELLER am liebsten würde er sich UMWANDELN…. Vollkommen deprimiert rutscht Nissimissi am Handtuchhalter herunter, fehlt nur noch , dass die dafür ne MAUT wollen.. Betrübt schnippt er mit den Fingern, eine Whiskyflasche kommt herbeigeflogen, er setzt an und schluckt seinen Liebeskummer runter…
Snorre:
Heute stelle ich mich mal etwas ausführlicher vor, meinen Namen kennt ihr ja- Snorre. Der Name kommt aus dem isländisch- altnordischen und bedeutet soviel wie der Angreifer oder Gewandte. Und ich verbiete mir jegliche Ähnlichkeiten mit dem schwedischen Langläufer, dem sein „Snorre“ bei über 20 Grad Minus beim letzten Wettkampf in Kuusamo eingefroren war!!!!! Ich entstamme einer alten Schriftstellerfamilie namens Andersen, allerdings ist bei der Paarung meiner Eltern offensichtlich das Gen für diese Gabe nicht an mir weitergetragen worden zu sein…So bin ich eben Wichtel geworden. Aber ich hab es noch gut getroffen, mein Cousin Trggve hat es gentechnisch so schlecht erwischt, der verwandelt sich, wenn er wütend wird, für 20 Minuten in einen Wolf- und bei den gestörten Kindern heutzutage kommt das sehr oft vor- der Arme! Ich bin mal klein, mal etwas größer, das hat sich während meiner etwa 300-jährigen Lebenszeit immer mal wieder geändert. Überhaupt wandelt sich mein Aussehen öfter mal um, im Sommer beispielsweise verliere ich meist meinen schönen langen Bart, zum Glück ist er bis zur Weihnachtszeit dann wieder nachgewachsen. Alle paar Jahre werde ich vom Gremium angeschrieben, dass meine Gebühr, die sogenannte Maut, für die schönheitsverlängernden Pillen fällig ist. Wenn die bezahlt ist, dann bekomme ich kleine zugeschickt, die mich dann wieder in voller Wichtelpracht erscheinen lassen. Da fällt mir ein, dass ich schnell mal meine Mails checken muss, die Zeit ist wieder ran für Pillennachschub, heide witzka, bis später…..
Tag 5
Wichtel bekommt einen Sonderauftrag vom Weihnachtsmann
Zu verwendende Worte: Band, Bienen, kaufen, Kirsche, Demokratie
Owi:
Nachdem sich Owi von seinem Schreck erholt hatte, erreicht er die Station in Sunnylvsbygda. Dort steigt Owi aus, um sich die Beine zu vertreten. Vor der Sessellift-Station befindet sich ein kleiner Wintermarkt auf dem dortigen Demokratie-Platz mit bunten Ständen, die allerlei Leckereien boten. Owi kam das gerade recht und er sucht sogleich einen Stand, wo man kandierte Kirschen kaufen kann. Owi (Owi wie "Oh, wie lecker) liebt kandierte Kirschen. Er läuft so über den Markt und hört dabei, wie die Band "Die Bienen" auf der Marktbühne Weihnachtslieder zum besten gibt. Owi summt leise "Jingle Bells" mit und findet endlich den ersehnten Stand mit den süßen Köstlichkeiten. Er kauft sich sogleich zwei Tüten mit den roten Kugeln. Die erste Tüte lässt sich Owi gleich schmecken und entdeckt nach dem Vernaschen der letzen Kirsche einen Zettel mit folgendem Inhalt: D E M O K R A T I E Und Owi liest die folgende eindeutige Botschaft heraus:
D er
E nkel
M einer
O ma
K reuzt
R atlos
A uf
T eekisten
I m
E lbsandsteingebirge
Das ist eindeutig ein Auftrag vom Weihnachtsmann und Owi überlegt, was als nächstes zu tun ist. Er muss ihm zu Hilfe eilen.
Fortsetzung folgt.....
Bregon:
Ruhe! Endlich Ruhe! Der Möchtegern -Schriftsteller nervt wieder aus dem Büro heraus und redet wie der Blinde von den Farben, die Mama schläft auf dem Sofa, flüstert gelegentlich im Schlaf, Paul-Irgendwas hat Bauchgrummeln und rührt sich nicht. Bregon fühlt sich seit Verlassen seiner Glühwein -Kumpels zum ersten Mal wieder wie der Wichtel, der er seit seiner "Geburt" ist. Eine Geburt wie sterbliche Magielose sie kennen, war das sicher nicht. Seine Entstehung hatte auch nichts von Blumen und Bienen, Kreissaal und aufgeregte Väter gab's nicht. Eher so sanfte Begleiterscheinungen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Gletscherkalben. Dafür war er auch nie ein schutzsuchendes Kleinstkind. Ein elterliches Band gibt's bei magischen Wichteln nicht. Nein, gleich nach Abklingen der Hintergrundgeräusche konnte er auch schon mit den Vorgeborenen mithalten. Im Saufen, Raufen, Blödsinnmachen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb er sich nicht in Kinder einfühlen kann. Wozu auch? Seine letzte Salami verdauend schlummert er in seiner gut beheizten Wand, die in den zwanziger Jahren gemauert wurde, fast halbmeterdick und aus gutem alten Ziegel ist. Diesen Schlaf kann man sich mit keinem Geld der Welt kaufen! Den letzten Eierpunsch verarbeitet, den letzten Glühwein verbrannt, horcht Bregon in die Altbauwohnung hinein. Stille! Arktische Stille! Der perfekte Zeitpunkt, die Buchte zu erkunden. Alle scheinen zu schlafen. Nachmittags! Wie dekadent ist das denn!? Egal, ihm ist's Recht. Kurz, nur so im leichten Anflug natürlich, überlegt er sich, Glühwein zu kaufen. Gut, das er den Gedanken nicht ausgesprochen hat. Wie stünde er denn vor seinen Kameraden da?! Seit wann kauft ein Wichtel seines Schlages Glühwein? Ein Blick in die Wohnzimmerkommode, schon ist seine Stimmung paradiesisch. Besser konnte sich Adam nicht gefühlt haben, als er nach dem Vitaminstoß mit Eva... Also schnell die Flasche entkorkt, den Trunk im Topf aufgeheizt, alles in einen wahrhaft gigantischen Becher gegossen und - alles in die Küche gespuckt. "Gehört hab ich schon davon, aber glauben konnt ich's einfach nicht: Die Knochensäcke bauen Weinstöcke an, lesen die Trauben, vergären die, machen Wein - - - und entziehen aufwendig den Alkohol! Wie bekloppt kann man eigentlich sein? Ein Geräusch aus dem Kinderzimmer. Das Balg wird doch nicht...? Entwarnung! Nur die Katze. "Ist vielleicht das einzige vernunftbegabte Wesen in diesem Haus. He, Fellbündel, kannst du mir mal sagen, was in dieser Wirtschaft eigentlich los ist? Die futtern Zeugs, dafür reicht kein Wiederkäuermagen, trinken Rotwein, der ist nur rot, aber kein Wein, verhandeln eheliche Verlustigungen als ginge es darum, den Weltkrieg zu beenden und wohnen im letzten Hinterhof ganz oben. Was sind das eigentlich für Leute?" Katzen sind ja doof und arrogant. Bregon hatte nicht ernsthaft mit einer Antwort gerechnet. Kam auch keine. Nicht sofort. Erst als er wieder in der Wand verschwinden wollte. "Die Maier-Meier sind echt nicht ganz beisammen. Leichte Anzeichen von Wahnsinn. Naja, vielleicht keine ganz so leichten. Eher schon ernsthafte. Merkst du schon am Doppelnamen. Nomen est Omen, wie der Grieche sagen würde. Oder war's der Indianer? Ich verwechsle die beiden immer. Als ich die beiden Großen kennengelernt hatte, waren das noch echte Lebewesen. Aßen vernünftig, tranken Wein mit Inhalt, hatten ordentlich, äh, du weißt schon, die Sache, aus der dann das Kind mit dem Namen, den du erst nach'm Volkshochschulkurs ohne zu stocken und ohne dich vor Lachen zu übergeben aussprechen kannst, hervorging. Hervorkam? Na jedenfalls war das plärrende Bündel eines Tages da und die Alten spielen seitdem Macke. Hatten sogar versucht, mich vegan zu füttern. Mich! Hab denen den Dreck in Schuhe und Frühstücksbox gekotzt. Nach ner Woche gab's wieder ordentliche Nahrung. Für mich! Für sich selbst kaufen die für viel Geld ein, und dann sieht's im Kühlschrank aus als hätten sie keins. Ist alles 'Bio', wie die das nennen. Schimmelt jedenfalls schon auf dem Weg vom Teller in den Mund. Und die Klamotten erst! Die Uschi, du wirst's nicht glauben, war mal 'n echter Hingucker!" "Nee, glaub ich wirklich nicht!" "Verstehe. Versteht jeder, der sie in ihrem jetzigen erbärmlichen Zustand sieht. War se aber mal. Ne echte, knackige Kirsche. Bis das Balg dann da war. Seitdem kleidet se sich wie so'n mittelalterlicher Büßer. Und riecht auch nicht mehr so lecker. Aber ich kann gut essen, hab ne anständige Wohnung, kein Grund zu klagen also." "Und der Junge, wenn man den so nennen kann?" "Ach der! Harmlos. Früher war er wie die anderen Jungs, ist rumgerannt, hat den Mädchen am Zopf gezogen, der Lehrerin ne Kirsche auf den Stuhl gelegt, damit die sich den Rest des Tages schämen konnte. So was halt. Dann sind die Alten mit ihm zum Kopfdoktor gegangen, der war der Meinung, dass Kinder immer ruhig sein müssten und seitdem wird er mit Tabletten lobotomiert. Rennt jetzt nicht mehr rum, zieht niemanden mehr am Zopf und die Lehrerin hat die Kirschflecken jetzt von anderen Bengels." "Arme Sau!" "Ja, arme Sau! Der fliegt jetzt nicht mehr übers Kuckucksnest." "Über was?" "War so'n Film. Hatte ich mit den Alten gesehen. Als die noch 'n Fernseher hatten." "Ah ja. ????" "War nett, mit dir zu plaudern, auch wenn du mir den ganzen Lachs weggefressen hast. Man sieht sich!" "Man sieht sich!" In Bregon reift ein Plan! Ja, auch ein Ernährungsplan, vor allem aber einer, der für allgemeine Belustigung sorgen sollte. Naja, wenn nicht für allgemeine, so doch für seine. Erfüllt von vorweihnachtlicher Vorfreude will er es sich wieder erst im Kühlschrank, dann in seiner Wand gemütlich machen. Doch im Kühlschrank ist schon wieder Ebbe. Also gleich in die Wand! An der stößt er sich jedoch den Kopf. Das kann nur eins bedeuten: Der Chef! Tatsächlich, ein Eiszapfen mit rotem Schleifenband. Eine Nachricht? Ein Auftrag? Eine Abmahnung? Ohje, tatsächlich eine Aufgabe. Als wär' das Wichteldasein nicht so schon anstrengend genug! "Was soll ich machen? Hat der christianisierte Wikinger im roten Mantel sich im Weihwasser was abgefrohren? Ich soll, nee, das kann nicht sein!, ich soll die Witwe aus dem zweiten Stock von der Trunksucht heilen? Das kommt einem Todesurteil gleich! Was hat die arme Frau nur verbrochen? Nüchtern ist das hier doch nicht zu ertragen! Arme Witwe! Erst ist der Mann weg, jetzt soll auch noch der Suff beerdigt werden. Aber Befehl ist Befehl! Als Wichtel lebt man schließlich nicht in einer Demokratie! Aber alles zu seiner Zeit. Und diese Zeit ist nicht heute. Zeit hat Zeit!" Mit dieser philosophischen Randbemerkung steigt Bregon durch die Wand in die Nachbarwohnung, aus der es unwiderstehlich nach gebratenem Wildschwein riecht. Schnell die Vase im Wohnzimmer umgestoßen und schon ist der Herd unbeobachtet. Und der Bräter leer. Soll'n sich doch noch eine Sau schießen! Der Rotwein für die Soße schmeckt übrigens auch so.
Ari:
Eliška kam endlich . “Es hat beim Arzt so lange gedauert.“ - „Ich wusste nicht , dass du krank bist“ wunderte sich R.Jakow. „Nicht ich , mit Oma musste ich zum Arzt“. - „Ich weiß“ betonte R.Jakow und Mikes wusste , dass er seine Vergesslichkeit zu überspielen versuchte . „Eliska, Kauf mir bitte auf dem Markt ein Glas WaldBienenhonig , den mit dem KirschrotenBand“ , lenkte der Kater ab vom Thema, „ich brauche ein Geschenk“ . - „Mach ich , Mikes „antwortete Eliska und: „Wissen wir schon was wir zu Weihnachten essen wollen?“. - „wir werden demokratisch abstimmen“ , sinnierte R.Jakow. In diesem Moment betrat Ari die gut beheizte Wohnstube . „Ich hab vom Weihnachtsmann einen Auftrag bekommen“ , ich muss gleich los zum Weihnachtsmarkt . „Ich soll mich umhören , welches Weihnachtslied dieses Jahr am meisten gespielt wird“ . - „der Weihnachtsmann hat Ideen und Wünsche“ maulte R.Jakow und drehte das Radio an , „das können wir so auch bequemer rauskriegen.
Schlichtel:
… als er plötzlich eine Nachricht auf seiner Spiegelillusion sah:
Bitte mal nach Owi sehen, er ist noch nicht angekommen.
Nur einer konnte diese Spiegelnachricht geschrieben haben, das war Schlichtel klar. Kurz fragte er sich, wieso der Weihnachtsmann diese Frage überhaupt stellte. Denn normalerweise konnte er jeden Wichtel orten, wenn er wollte. Aber Owi schien sich genau in einem der wenigen entgoogleten Gebiete aufzuhalten.
Nun haben Wichtel glücklicherweise eine einzigartige Fähigkeit, die der Weihnachtsmann nicht besitzt. Sie können durch ein Mehlwurmloch reisen, sofern sich der andere Wichtel in der Nähe einer Mehlwurzelsemmel befindet. Und Schlichtel wusste genau, dass Owi verrückt nach diesen Dingern war und immer welche in der Tasche hatte.
Also stürzte er sich schnurstracks ins Vergnügen und war innerhalb weniger Sekunden auf dem Demokratieplatz in Sunnylysbygda.
Mehlwurmlöcher haben leider einen einzigen Nachteil: man kommt aus ihnen am anderen Ende nicht heraus. Man kann nur sehen, was passiert, die Realität aber nicht erreichen.
Und so konnte Schlichtel nur sehen, was Owi tat: gekaufte Kirschen essen und an der Bühne der Bienenband stehen.
Warum war Owi noch in Sunnylysbygda? Hatte er wieder einen seiner Reiseanfälle, bei denen der Weg das Ziel war? War mit ihm gut Kirschen essen? Bekam er mit, dass die Tochter des Paten 20 m hinter ihm stand?
Schlichtel hatte viele Fragen, aber hier konnte er sie nicht stellen, also machte er sich wieder auf den Rückweg und gab anschließend dem Weihnachtsmann Entwarnung.
Nissimissi:
Nissimissi rollte zur Seite, denn irgendetwas störte an seinem Rücken… was war das? Eine Schriftrolle kam zum Vorschein. Sie war vom Chef, dem Weihnachtsmann! Nissimissi war ratlos….er kratzte sich am Kopf und seufzte. Es stand in großen Buchstaben geschrieben „ Du musst aufhören Whisky zu trinken“, ab sofort besuchst du einen Selbsthilfekurs! Das war doch keine DEMOKRATIE! Immernoch wollte er entscheiden, ob er seinen Alkoholgenuss fortsetzen möchte. Nissimissi grummelte vor sich hin und überlegte wo er sich hinwenden konnte…. Hm, erstmal raus aus diesem Fernsehturm … rein ins Leben, unter Leute kommen, genau das wollte Nissimissi jetzt. Er kramte in seinem Rucksack und zog eine Hose heraus. Sie war schwarz mit roten KIRSCHEN drauf. Er wollte sie eigentlich verKAUFEN, aber irgendwie erinnerte er sie an die Tochter des Mafiabosses… Sie war eine flotte BIENE und spielte Schlagzeug in einer BAND. Immer musste er an sie denken…“ So Schluss jetzt, sagte er laut“ und machte sich auf den Weg nach unten, gut das der Sessellift noch im Gange war. Nissimissi grub sich durch den Schnee und schlitterte durch die Straßen. Immer auf der Suche nach einem Selbsthilfekurs, so wie es der Weihnachtsmann aufgetragen hatte… „ Ha, das muss es sein“ rief Nissimissi und rannte auf einen Eingang zu. Hoch oben prangerte ein Leuchtreklameschild mit einer wohlgeformten Frau in einem Martiniglas in Pink…! Laute Musik dröhnte in seinen Ohren, weibliche Wesen tanzten an glänzenden Metallstangen auf und ab… wahrscheinlich waren die alle hier, weil sie das gleiche Problem wie Nissimissi mit dem Whisky hatten. Es war so cool lauter Gleichgesinnte hier zu treffen.., Nissimissi kletterte auf die Bühne, rannte rasant zu einer Krankenschwester in wirklich knapper Tracht und 15cm Highheels, sie war bestimmt die Oberschwester des ganzen Vereins hier! Er rannte,stolperte und knallte unvermindert gegen ihren Schuh! Nissimissi sah nur noch Sterne….
Snorre:
Nun habe ich auch noch eine Aufgabe vom Chef bekommen, er möchte, dass bei Familie Schmidt-Meier mal ein wenig Leben in die Bude kommt. Häh? Wie stellt der sich das vor????Ich soll hier die Feuerwehr spielen und das FamilienBand der Demokratie retten? Hier scheint Hopfen und Schmalz verloren zu sein! Der Vater lässt sich bedienen, Mutter Nancy ist emsig um ihn umherschwirrend wie eine Biene und das liebe Töchterchen kannst eh in die BSR- Tonne kloppen, so ein Gesicht zieht die immer!!!! Die sieht aus wie Sondermüll mit ihrer Jogginghose, die sie auch in der Schule anhat. Ein bekannter Modeschöpfer, Gott hab ihn selig, meinte doch mal, „wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, genau so!!!! Mit der scheint nicht gut Kirschen essen zu sein. Egal, ich muss mir was einfallen, das halte ich sonst hier nicht aus!!!! Ich werde mich mal losmachen und die Läden in der Umgebung durchwühlen, irgendwas wird es wohl doch zu kaufen geben, um hier ein wenig Stimmung reinzubekommen????
Tag 6
Wichtel trifft auf den Nikolaus
Zu verwendende Worte: Hut, Harfe, Schild, Binden, Lack
Bregon:
Das Verdauungsnickerchen war dann wohl doch etwas länger geworden. Belangloses Gerede aus dem elterlichen Schlafgemach. Es war schon dunkel. Auch außerhalb der Wohnmauer, in der es freilich immer dunkel ist. Bregon machte sich so klein wie er kann. In etwa einsachtzig. Kleiner geht wirklich nicht. Macht aber nichts, er bleibt erstmal unsichtbar. Auf dem Tisch im Kinderzimmer steht das, was in dieser Familie als Abendessen bezeichnet wird, in Kriegsgefangenschaft als Folter gälte. In einem Gläschen mehrere bunte Pillen. Für die medikamentöse Lobotomisierung. Diese schnell gegen bunte Schokolinsen auszutauschen war keine Schwierigkeit. Diese vorher zu beschaffen schon. Fanden sich bei der Trinkerin im zweiten Stock.
Die Tabletten wanderten in die Bionade der Uschi. Den Geschmack können sie dort nicht verderben. Mal schauen, wie sich die Uschi morgen als Zombie-Mama macht! Vorsichtig wird Bregon wieder sichtbar. Paul-... Steht lethargisch am Tisch. "He, pst, Paule, ich kann dich doch so nennen, oder fühlst dich dann nicht angesprochen? He!, hier bin ich! Na endlich schaust mal her! Nein, halthalthalt, oh Gott, jetzt hast in die Hose gemacht. Was soll'n das? Noch nie 'n Wichtel gesehen? Ich tu dir schon nix." Endlich atmet das Kind wieder. Das Blau im Gesicht weicht einer ungesunden Blässe.
"Hör mal, ist schon peinlich, das mit der nassen Hose, versteh ich schon. Geh schnell wechseln! Und schmeiß die hier gleich in die Maschine, damit deine Mutter nix merkt." Paule nickt und schleicht sich ins Bad. Bregon lässt den Blick schweifen und entdeckt eine Harfe. Der Lack ist schon etwas ab, ansonsten scheint das Ding aber funktionstüchtig zu sein.
"Da biste ja endlich wieder. Hör mal zu! Eigentlich hab ich nicht so viel für solche Hosenscheißer wie dich übrig, aber irgendwie hab ich Mitleid mit dir. Hab also beschlossen, dir wieder zum Leben zu verhelfen. Dafür muss sich hier einiges ändern. Unter anderem auch du. Verstanden?" "Hm." "Ich kann dich nicht hören. Das heißt: 'Wichtel, Jawohl, Wichtel' "
"Wichteljawohlwichtel."
"Na geht doch. Bissel leise, aber wir müssen auch auf der Hut sein, dass wir nicht auffliegen. Also du, mich kann ja außer dir und dem Stubentiger keiner sehen. Wenn ich nicht will. Warum isst du eigentlich diese Bio-Abfälle, die du da auf dem Teller hast?" "Weil das gesund ist." "Wer sagt das?" "Ursula und Alfred." "Wer ist Alfred?" "Papa." "Und warum nennst du die nicht Mama und Papa? Schon gut, verstehe, wäre peinlich, wenn das deine Kumpels merken. Also, dass das deine Eltern sind. Schritt eins zu deiner Wiedermenschwerdung wird sein, dass du aufhörst, diese Pillen zu schlucken. Du tust nur so und legst sie mir vor die Wand. Ich hol sie rein, und was ich dann damit mache, interessiert dich nicht. Klar?"
"Wichteljawohlwichtel."
"Klappt ja! Hast Hunger?"
"Wichteljawohlwichtel."
"Ich besorg dir was. Den Dreck hier wirst du nicht mehr anrühren. Verstanden?" "Wichteljawohlwichtel."
Bregon macht noch mal einen kurzen Abstecher in die Wohnung ohne Wildschweinbraten, die zweite Vase fällt zu Boden, das Ersatzessen, würziger Hackbraten, verlässt die Küche. "Hier, hau rein!" "Wichteljawohlwichtel." "Sei still und iss!" "Wich..." "RUHE! HAU REIN!" Der Hackbraten ist Geschichte, Paule ist satt, Bregon ist mal wieder vollgefressen. "So Kleiner, jetzt Augen zu und ab ins Bett. Äh, ab ins Bett und Augen zu! Hast deine Stiefel rausgestellt? Gut. Und zu keinem ein Wort über mich! Musst sonst wieder zu dem Scharlatan und dann stundenlang diese Kekse fressen. Wir sprechen uns morgen." "
Wichteljawohlwichtel."
Bregon stapft unruhig durch die Wände des Hauses und setzt sich schließlich gegenüber des Schnapsluders, das er noch zu entwöhnen hat, an die Außenwand. Seine Beine baumeln über dem Hinterhof, seinen Kopf steckt er gelegentlich auch raus. Alles schön für Witwe Suffke sichtbar. Nur für sie. Ha! Endlich wirft sie einen Blick aus dem Fenster und sieht unseren niedlichen Wichtel. Die Flasche wirft sie gleich hinterher. Das übliche Säuferrot ihres Gesichts wird zu vornehmer Leichenblässe. Heute Abend wird sie das erste Mal seit dem Tod ihres Gemahles, Gott hab ihn seelig, nüchtern zu Bett gehen. Naja, für ihre Verhältnisse nüchtern... Auf dem Weg nach oben passt Bregon im Treppenhaus noch kurz den Nikolaus ab. Viel Zeit für einen Plausch hat der nicht, lässt aber für Bregon einen Schild aus polierter Eiche und noch so'n paar Kleinigkeiten zurück. Dafür muss der ihn offiziell zur berüchtigten Mittsommerfeier einladen. Als Ehrengast. Gemacht! Zurück in der Wohnung bringt er schnell noch ein wenig die Ordnung durcheinander. Ihr habt einen Wichtel bestellt, ihr kriegt einen Wichtel! Die Binden aus dem Apothekenschränkchen schnell knapp über den Boden gespannt, fertig! Bregon begibt sich zur Ruhe. Diese Nacht schläft er endlich mal wieder durch. Naja, fast. Das Poltern, als Alfred über die Binden stolpert, mit der Schulter Uschis teure Lieblingsvase vom Schränkchen reißt und mit der Nase den Regenschirm einatmet, lässt ihn kurz im Halbschlaf lächeln.
Snorre:
Ho ho ho, Heute ist Nikolaus-Tatsächlich wurden gestern die Schuhe meiner Familie geputzt und ordentlich drapiert. Sogar eine Schale mit Keksen und ein Glas Milch, daneben ein Schild: „für den Nikolaus“, wurden bereitgestellt. In der Nacht hörte ich dann Geräusche, erst zart wie eine Harfe, dann immer mehr stampfend. Klar, der Aufzug war immer noch defekt, der rote Mann musste die Treppen nehmen. Ganz außer Atem kam er bei Familie Schmidt- Meier an. „Mensch Nikolaus, bist ganz schön in die Jahre gekommen“! Er stöhnte und knurrte was in seinen Bart, was ich nicht gleich verstand. „ Ja was glaubst du denn, wie beschissen das ist, wenn kein Aufzug hier geht, mein Rheuma mich plagt und ich hier treppauf, treppab mich durch die Etagen schlagen muss?“ Oh je, es geht ihm wirklich nicht gut, der Lack ist irgendwie ab bei ihm. Ich flitzte schnell ins Bad, fand Pferdesalbe und Mullbinden. „ Komm her, alter Mann, ich werde deine Knie einreiben und verbinden, das sollte Linderung geben.“ Dankbar nahm er meine Hilfe an, wir verweilten eine Weile und tauschten uns aus. Ja das Leben hatte sich verändert, das merkte auch der Nikolaus. Schnell half ich ihm noch beim Verteilen der Geschenke: ein Rasierwasser für den Vadder, billiges Rossmann- Parfüm für die Mudder und Jaqueline-Chantal bekam, na klar, Energy-Drinks, damit sie über den Tag kommt. Dann zog er weiter, der alte Mann, schnaufend und stöhnend. Etwas traurig sah ich ihm hinterher, bevor ich mich zurück auf meine Wichtelkissen begab.
Owi:
Owi richtete seinen Wichtel-Hut und machte sich auf den Weg weiter nach Süden. Der Weihnachtsmann war möglicherweise in Gefahr. Wo liegt dieses Elbsandsteingebirge eigentlich? Vielleicht könnte der Nikolaus helfen. Der kreuzt doch immer um den 6. Dezember auf um Kinder mit allerlei Leckereien und Geschenken wie Harfen, Binden, Schilden und Lacken zu bedenken. Owi (Owi wie "Oh, wie nachdenklich") dachte nach, während er wieder im Sessellift Platz genommen hatte um schnell weiter nach Oslo zu fahren. Er blickte in die Landschaft und bemerkte nicht, dass der heilige Nikolaus neben ihm saß. Erst nach einem Viertelstündchen und weiteren 250 Wichtel-Kilometern bemerkte er den Bischof von Myra neben sich im Doppelsessel. Sie begrüßten sich herzlich und nahmen eine Unterhaltung auf, wie und wo man den Weihnachtsmann wohl finden könnte. Fortsetzung folgt.....
Schlichtel:
Es war Nacht und Schlichtel hatte nach einem klirrend-kalten Tag mit Streifzügen durch den Prenzlauer Berg sein Quartier an den Verteiler der Fußbodenheizung verlegt. Dort hatte er seine zahlreichen Ideen (könnten Mützen mit Spruchschildern zum anbinden das nächste Musthave sein?, wären Miniharfen ein guter Marketingclou, könnte man Lackhüte produzieren und wenn ja, wie könnte man die Menschen dazu bringen, sie tragen zu wollen?)
in sein Heft eingetragen und nun schlief er selig und träumte von Kniffi.
Er wachte von einem lauten Gluckern in der Fußbodenheizung auf, gefolgt von einem aufsteigenden Nebel direkt vor ihm. Und dann materialisierte sich daraus der Nikolaus.
Schlichtel war verblüfft wie ein Huhn und es platzte aus ihm heraus: „Wieso kommst du nicht aus dem Kamin?“
Nur Sekundenbruchteile später wurde ihm klar, dass es erstens keinen Kamin gab und er zweitens nicht mit seinem Chef sprach, sondern dessen kleinem Bruder.
„Hallo Schlichtel“, sagte Niko als wäre die Frage vollkommen legitim, „du, ich hab einfach Spaß daran, neue Wege zu gehen. Immer nur durch Schlüssellöcher oder Türspalte zu gleiten, kann auf Dauer ziemlich anöden. Und über die Gas, Strom- oder Wassersysteme komme ich wahnsinnig schnell voran und so sieht mich auch keiner. Weißt du nicht mehr den Tiktok-Skandal von 2021, als ich dachte, ich könnte mich ungehindert draussen bewegen, weil ja sowieso kein Mensch mehr auf den Straßen war? Naja wie auch immer, wir sehen uns Ende Januar auf der großen Nach-Weihnachten-ist-vor-Weihnachten-Party, ich muss jetzt ranklotzen.“
Und schwupp, weg war er.
Schlichtel legte sich wieder hin und mit dem Gedanken daran, ob er selber auf diesem Versorgungsweg am 24. wieder zurückreisen könnte, schlief er ein.
Nissimissi:
Zahnlos durch den Aufprall am Schuh kam Nissimissi wieder zu sich. Wer braucht schon Schneidezähne dachte er sich, kramte in seinem Rucksack und holte 2 Pfeffis vor. Er klemmte sie sich in seine Kauleiste und strahlte die leicht bekleidete Oberkrankenschwester an der frische polierten Stange an. Am kurzen Röckchen hing ein SCHILD raus mit der Aufschrift „30 Grad Schonwaschgang“, Nissimissi überlegte , ob das ein geheimes Zeichen vom Nikolaus war, denn von ihm erwartete er Kontaktaufnahme. Flink schwang er sich an der Oberkrankenschwester hoch und nahm auf ihrem HUT hinter dem kleinen roten Kreuz platz. Er schielte nach unten, sah aber nur noch lange Fingernägel mit rotem LACK. Langsam dämmerte es ihm, das dieser Ort nicht die gesuchte Selbsthilfegruppe war! Plötzlich sah er den Nikolaus in einer Ecke des besagten Etablissements sitzen, auf seinem Schoß räkelt sich ein sexy Engel und Nikolaus lallte lautstark „Baby hol die HARFE raus und spiel mir ein Lied“! Nissimissi rannte zu ihm und schrie „Eyyyy Niko“ aber er hörte ihn nicht. „Da hilft nur noch eins, ich muss ihm die Schuhe zuBINDEN, damit er beim aufstehen nicht abhauen kann“sagte Nissimissi . Gesagt, getan! Nun blieb Nissimissi stehen und wartete darauf, das Nikolaus aufstehen und loslaufen wollte… das Geschehen nahm seinen Lauf!
Ari:
Ari nahm seinen Lackhut und wollte zum Weihnachtsmarkt gehen . Er musste heute am 6.12 sich mit dem Nikolaus treffen. Er bückte sich , um noch schnell seine Schuhe zuzubinden, dabei entdeckte er , dass noch ein Preisschild dran war . Als er die Wohnung verließ , spielte Mikeš gerade auf seiner Harfe . R.Jakow spendete ihm Applaus . Ari ging durch die engen Gassen und duckte sich unter den Vordächern, da Schneetreiben eingesetzt hatte . Seit Oktober war es bisher der mildeste Herbst in Tschechien gewesen . Am Marktplatz angekommen , sah er schon Nikolaus : umringt von unzähligen Kindern , die singend um ihn im Kreis tanzten . Die unbeschwerten Kinder und ihr Lachen und Singen, machte Ari Glücklich . „Ich werde jetzt jedes Jahr Weihnachten mich in Prag einsetzen lassen,“ dachte er bei sich . Er nickte dem Nikolaus zu , nur er konnte ihn ja sehen . Sein Aussehen war ja nur für Weihnachtsmänner und Nikoläuse , für andere Wichtel und für Mikeš sichtbar ! Nach der kurzen Begegnung mit dem Nikolaus und einer Weile lauschen zu der Weihnachtsmusik , beschloss Ari nach Hause zurückzukehren. In der Wohnung angekommen , mauzte der Kater: für dich ist eine Riesen Lieferung angekommen ! Soviele Geschenke für ganz viele Kinder …. Hat der Weihnachtsmann liefern lassen. Ari seufzte , nun wartete Arbeit auf ihn : er muss erstmal aufräumen , sortieren und einzeln verpacken .
Tag 7
Wichtel räumt auf
Zu verwendende Worte: Aussehen, ich, Applaus, Oktober, ducken
Bregon:
Bregon steht heute sehr früh auf, die Sonne beginnt erst zu sinken. Alfred ist noch nicht wieder zurück aus seinem Büro, die Uschi regt sich nicht so sehr über die zerbrochene Vase auf, wie sie eigentlich sollte. 'Die Pillen zeigen Wirkung. Gut so. Hab ich freie Bahn. Ich werde sie heute..., hmm, ja!: an ihrem Verstand zweifeln lassen! Nicht dass viel davon bei ihr vorhanden sein dürfte, aber wenn dann auch das letzte bisschen weg zu sein scheint... Ich hab's! Ich werde diesen Saustall, den sie liebevoll ihr Heim zu nennen pflegt, auf Vordermann bringen. Und vor allem: Ich wichtel dieses Ungetüm von Vase wieder in den Zustand der Unversehrtheit! Wird aussehen wie neu. Der Regenschirm bleibt aber wie und wo er ist! Mit Blut und allem, was der Tölpel daran hinterlassen hat, verbogen und unterm Schrank. Nicht, dass jemand dem Wahn verfällt, der Vorfall wäre nur ne Wahnvorstellung gewesen. Könnte ja sein, bei den frisch aus Holland eingegangenen Keksen." Gedacht getan, es donnert und kracht, wegen der Überschallbewegung, das Haus bebt ein wenig, die Außenfassade bröckelt an einigen Stellen, Einschusslöcher von 45 kommen zum Vorschein und der rückfallgefährdeten Witwe fällt die noch ungeöffnete Flasche mit Billigfusel aus dem Fenster. Sie wählt die Nummer der AA und freut sich auf den Termin heute Abend. Nach wenigen Minuten ist die Wohnung wieder als solche zu erkennen, sogar die Fenster sind geputzt. Uschi liegt flennend im frisch bezogenen Bett, das Erlebte lässt sie an ihrem Verstand zweifeln und die Hollandkekse suchen. Die sie nicht finden kann, weil die Tauben sie gerade im Hinterhof picken. Bregon hat Hunger. Hat er ja immer, aber jetzt besonders. Im Maier-Meier-Haushalt gibt's nicht nur nichts nach seinen Vorstellungen Essbares, es ist gar nichts mehr vorhanden. Und was da war, liegt im Müll. Die Ratten aus dem dritten Hinterhof ersuchten deshalb schon die Ratten aus dem zweiten Hinterhof um Asyl, was diese ohne Umstände gewährten. Ist eigentlich nicht ihre Art, aber auch sie haben von den Keksen genascht. Dann trifft man schon mal solche Fehlentscheidungen. Sie klatschen sogar Applaus, als die vom Dritten ihnen die Rattenlöcher wegnehmen und ihre Rattenkinder verprügeln. Unser lieblicher Wichtel bedient sich also wieder in fremder Küche. Heute gibt's Spaghetti Carbonara. Sogar der Parmesan ist schon gerieben. Diesmal braucht er nicht schon wieder eine Vase zu Bruch gehen zu lassen: Die tapfere Köchin folgt gerade einem Ruf der Natur. Und als sie zu den leeren Töpfen zurückkehrt, nimmt sie sich das Nudelholz und sucht die Gesellschaft ihres Angetrauten, der zwar nicht weiß, warum er zum dritten Mal zur Sau gemacht wird, aber auch nicht weglaufen kann, weil die Wunden von gestern noch nicht verheilt sind. Alles, was ihm bleibt, ist, sich vor den Schlägen zu ducken. Jagd auf Roter Oktober, Teil drei. Zufrieden und vollgefressen schaut Bregon der Sanftmütige nach dem Sohn der noch wimmernden Uschi. "Machst'n da?" "Hausaufgaben." "Bist bald fertig?" "Gleich." "Heut ist deine erste Lektion in Wichtel-Jutsu. Wird bissel wehtun, aber lohnt sich. Versprochen!" "Hm." "Fertig!" "Gut, also pass auf!" Nach zwei Stunden ist der Knabe am Ende seiner Kräfte, hat aber schön Wichtelmagie eingeprügelt bekommen. Kann sogar ansatzweise seine Umrisse verschwimmen lassen. "Bist nicht völlig unbegabt. Mancher stellt sich noch dümmer an." "So schlecht?" "Mehr Lob kriegste nicht. Ich hatte überhaupt kein Lob von unserem Großmeister. Da war's Ehre genug, nicht lahm geprügelt zu werden." "Ich will kein Wichtel werden." "Erstens: Du Feigling! Zweitens: Kannste auch nicht. Wichtel ist man von Anbeginn an oder wird's nie." Alfred kommt nach Hause. Von Kopf bis Fuß von bekifften Tauben zugesch... Die Hosenbeine nass von markierenden Ratten. Er riecht recht würzig. Hatte im zweiten Hinterhof an seinem Verstand zu zweifeln begonnen, und beim Anblick der unversehrten Vase kapituliert er und zweifelt an seinen Zweifeln. Er findet den Schirm und fragt die noch immer sich windende Uschi, die unentwegt von Poltergeistern brabbelt, nach der Nummer des Schamanen. Aber der Notizzettel ist den Aufräumarbeiten zum Opfer gefallen. Uschi fällt in sich zusammen, Alfred verzweifelt an seinen Selbstzweifeln. Keiner von beiden denkt an Paul-Dominique-Maria-Pascal, der die Gunst der Stunde ausnutzt und sich einen ganz und gar nicht jugendfreien Film reinzieht. Obwohl vor Gewalt, Nacktheit und sexuellen Szenen gewarnt wurde. Bregon holt sich Nachschlag aus Nachbarins Küche, Nachbar kriegt auch noch 'n Schlag, wird aber nicht satt davon. Dann kehrt Ruhe ein. Gegen Mitternacht, Witwe Suffke kommt von den AA, hat noch 'n Umweg über'n Späti gemacht und öffnet bereits in Gedanken die Flasche Nordhäuser, als sie von unsichtbarer Wichtelhand direkt aus dem Hinterhof, umschwirrt von Tauben, die alle Hemmungen fallen gelassen zu haben scheinen und sich mit ihr paaren wollen, durch ihr geschlossenes Wohnzimmerfenster gehoben wird. Fast unsichtbar vor Blässe, Angstschweiß nicht nur auf der Stirn, so zitternd, dass Unbeteiligte es für Winken halten könnten, öffnet sie die Flasche und entleert sie unter Beifall der Ratten aus dem Zweiten in den Hinterhof.
Owi:
Nikolaus und Owi erreichen mit dem Sessellift Oslo und begeben und sich unverzüglich zum Schlitten-Flugplatz. Der Flugplatz wurde erst Ende Oktober unter großem Applaus von flugfähigen Rentieren eingeweiht. Mit der neuen Start und Landebahn kann auf das sonst auf Waldrandwiesen erforderliche Ducken beim Start verzichtet werden. Das schont die Kniegelenke der Rentiere. Auch kann man nichts gegen die zeitgemäße Ausstattung des Flugplatzes mit kurzen Wegen innerhalb des Terminals und vor allem das harmonisch in die Landschaft eingefügte Aussehen der Anlage sagen. Der Weihnachtsmann, der den Flugplatz feierlich eröffnet hat sagte in seiner Rede bei der feierlichen Eröffnung: "Ich habe noch keinen so ausgeklügelten und optisch ansprechenderen Flugplatz gesehen wie den Rudisrotenasen-Flugplatz". Owi (Owi wie "Oh, wie außergewöhnlich) der der deutschen Eröffnungsfeier beiwohnte, war überaus beeindruckt. Doch jetzt nicht abschweifen. Der Weihnachtsmann schwebt möglicherweise immer noch in Gefahr und so chartern Owi und Niko einen Sechspänner-Flugschlitten und fliegen weiter hurtig gen Süden. Fortsetzung folgt.....
Ari:
Ari nahm seinen Lackhut und wollte zum Weihnachtsmarkt gehen . Er musste heute am 6.12 sich mit dem Nikolaus treffen. Er bückte sich , um noch schnell seine Schuhe zuzubinden, dabei entdeckte er , dass noch ein Preisschild dran war . Als er die Wohnung verließ , spielte Mikeš gerade auf seiner Harfe . R.Jakow spendete ihm Applaus . Ari ging durch die engen Gassen und duckte sich unter den Vordächern, da Schneetreiben eingesetzt hatte . Seit Oktober war es bisher der mildeste Herbst in Tschechien gewesen . Am Marktplatz angekommen , sah er schon Nikolaus : umringt von unzähligen Kindern , die singend um ihn im Kreis tanzten . Die unbeschwerten Kinder und ihr Lachen und Singen, machte Ari Glücklich . „Ich werde jetzt jedes Jahr Weihnachten mich in Prag einsetzen lassen,“ dachte er bei sich . Er nickte dem Nikolaus zu , nur er konnte ihn ja sehen . Sein Aussehen war ja nur für Weihnachtsmänner und Nikoläuse , für andere Wichtel und für Mikeš sichtbar ! Nach der kurzen Begegnung mit dem Nikolaus und einer Weile lauschen zu der Weihnachtsmusik , beschloss Ari nach Hause zurückzukehren. In der Wohnung angekommen , mauzte der Kater: für dich ist eine Riesen Lieferung angekommen ! Soviele Geschenke für ganz viele Kinder …. Hat der Weihnachtsmann liefern lassen. Ari seufzte , nun wartete Arbeit auf ihn : er muss erstmal aufräumen , sortieren und einzeln verpacken .
Nissimissi:
Der Nikolaus stand auf, wollte loslaufen und stürzte… er schlug mit der Nase auf dem Boden auf, drehte sein Gesicht zur Seite und starrte Nissimissi grimmig an. ICH war das nicht, sagte Nissimissi. Aus der Ecke kam APPLAUS… es war der Engel mit der Harfe unterm Arm geklemmt! „ Der hatte voll Mundgeruch“, sagte der Engel und verschwand hinter einem dicken, roten Samtvorhang. Nissimissi folgte ihm und stand plötzlich in der Garderobe der Tänzerinnen aus besagtem Etablissement. Nissimissi schob sich einige Kostüme beiseite, sortierte die herumliegende Schuhe in ein Regal und schwang sich auf einen wunderschönen beleuchteten Schminktisch. Er schaute in den Schminktischspiegel und betrachtet sein AUSSEHEN! An der Wand hingen allerlei Fotos von Berühmtheiten mit den Tänzerinnen. Ob sie ihm wohl einige davon ausDRUCKEN würden? Nissimissi sortierte nebenbei den Schmuck in die Schatullen, schob Lippenstifte beiseite, kehrte loses Puder zusammen und klappte die Lidschattenpalette zusammen. So wie es hier aussah brauchte er bestimmt bis zum OKTOBER, bis alles wieder ordentlich war! Nissimissi setzte sich auf den Rand des Schminktisches ließ die kurzen Beine baumeln und wartete auf „Xinthia die Göttin“… sie allein konnte ihm helfen beim Lösen des Rätsels.
Snorre:
Guten Morgen!!!!! Nachdem der Nikolaus nun Geschichte ist, habe ICH mir überlegt, mal ein wenig die Familie hier auf den Zahn zu fühlen. Die sind so langweilig, denen kann man beim Laufen die Schuhe besohlen. Also hab ich mich diese Nacht in die Kammer des Schreckens- Töchterchens Zimmer- gewagt! Junge, junge, vom AUSSEHEN her fühlt man sich wie in einer mexikanischen Würfelbude. Da wurde gefühlt seit OKTOBER nicht mehr gesaugt, ich hatte Mühe, durch die Wühlmäuse voranzukommen. Die leeren Energy-Dosen stapeln sich unter dem Bett, die könnte man auch auf der Kirmes als Dosenturm in der Wurfbude verwenden! Dem Kind sollte einer mal erklären, dass die Dinger Pfand bringen! Nun gut, ich also meinen kleinen Zauberstaubsauger gezückt und die ganze Staubwolle eingesammelt. Noch schnell den Schreibtisch vom kreativen Chaos befreit, die Dreckwäsche, die schon alleine stehen konnte, in die Waschmaschine befördert und den Mülleimer geleert. Nun war ich richtig in Fahrt, aus dem Zimmer hab ich dann noch eine Weihnachts-Deko-Landschaft gemacht. So richtig schön kitschig, mit blink blink usw. Damit mein Werk auch für alle zur Geltung kommt, habe ich den Wecker von Jacki auf 4 Uhr gestellt, für Teenies eine sicherlich unmenschliche Zeit. Die Reaktionen ließen dann auch nicht lange warten, Wecker schrillt los, es folgte ein Poltern ( Jackie fand sich auf dem Boden wieder) und die Wohnung war in Aufruhr. Ich schaute mir das Ganze von der Deckenlampe aus an. Mutter Nancy stürzt ins Zimmer, ein Küchenmesser in der Hand, gewappnet für alle Eventualitäten. Sie fand ein völlig verwirrtes Kind vor, welches sich ungläubig umschaute. „Jackie, was hast du hier gemacht? Wann hast du es geschafft, alles zu schmücken? Und vor Allem, wie sauber sieht es denn hier aus?“ Mit so vielen Fragen auf einmal ist Jackie sichtlich überfordert! Also DUCKT sie sich erstmal und schaut unters Bett, tatsache, alles sauber! Vielleicht hätte sie gestern doch nicht die kleine Pille nebenan bei Kevin nehmen sollen. Die Muddi jedenfalls ist so entzückt und gibt reißenden APPLAUS für diese tolle Leistung. Die arme Jackie, ich glaube die ist für heute bratfertig, sie muss das erstmal alles verarbeiten…. Vielleicht doch mit einer Pille…
Schlichtel:
Schlichtel streifte mittags durch die Wohnung. Schön hatten die von Huterslebens es hier, die Dachgeschosswohnung ging über die volle Breite des Hauses und war somit sehr weitläufig. Hin und wieder musste man sich bei normaler Größe wohl unter einem Dachbalken wegducken, aber dafür hatte man den Blick über die Dächer. Berlin lag immer noch verschneit da und durch das viele Weiß auf den Dächern verstärkte sich der Eindruck von Weite noch. „Es sieht aus, als wäre ich zu Hause“, dachte Schlichtel und klatschte innerlich Applaus.
Die Wohnung war bis auf Lucias Zimmer komplett aufgeräumt und sauber. Schlichtel war kurz versucht, für Lucia das Zimmer aufzuräumen, aber er wollte keine Verwirrung stiften.
Also räumte er lieber in seinem Kopf auf. Er setzte sich ans Fenster und schaute lange auf den schon wieder rieselnden Schnee ohne was zu tun. Im Oktober vor zwei Jahren hatte er bemerkt, dass ihm das beim Denken half und seitdem nutzte er es, wenn er einen klaren Kopf brauchte.
Morgen würde er wieder aktiv werden, aber heute war Schnee-Schau-Tag.
Tag 8
Wichtel lernt was Neues
Zu verwendende Worte: Kreuz, Schicht, Kolonie, Aggression, trennen
Bregon:
'Die Sache beginnt Spaß zu machen.' Bregon ist ganz aufgekratzt vom Tag. Uschi hat kapituliert, akzeptiert ihre Lage, röchelt im Halbschlaf und findet langsam Gefallen an dem Gedanken, eine Auszeit als goldener Reiter zu nehmen. Alfred ist vor Erschöpfung auf der Suche nach dem Holland-Paket, mit dem Kopf im Geschirrspüler, ins Koma gefallen. Keiner der beiden hatte auch nur einen Gedanken an Paul-ihr-wisst-schon verschwendet. Uschi nicht, weil die Medikamente bereits an den Verbindungen von Frontallappen und Thalamus zu nagen beginnen, Alfred nicht, weil ihm ein Glückskeks fehlt. Bregon spaziert durch die Wände. Eine Schicht Ziegel erregt seine Neugier. Irgendwie scheinen die Steine nicht allein von Mörtel gehalten zu werden. Bregon gelingt es nicht, einzutreten. Das kann nur ein Wichtelspruch bewirken! Nach mehreren Fehlversuchen gibt er auf. Mit Gewalt hat's auch nicht geklappt, nun hat er's auch noch im Kreuz. War'n bisschen viel heute. Auch ein Wichtel muss mal ruhen. "Wer schön sein will, muss schlafen!" Mit diesen Worten fällt Bregon in einen ungewöhnlich tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wird er gerade noch rechtzeitig wach, um Alfred auf dem Weg ins Büro die Treppe hinunter zu schubsen. Ein Blick ins Schlafzimmer zeigt, dass Uschi völlig antriebslos mit leerem Blick Frühstücksfernsehen über sich ergehen lässt. In ihrem Zustand ist das jedoch intellektuell zu anspruchsvoll. Für Bregon steht das Problem, wie er ihr den nächsten Schub Tabletten unterschieben soll, wenn sie nichts zu sich nimmt. Paule hat es allein geschafft, in die Schule zu gehen. Der Entzug zeigt Wirkung. Gelangweilt lässt Bregon seine behaarten Füße aus der Hauswand baumeln und beobachtet das Treiben im Hinterhof. Die Tauben verstecken sich verschämt mit Kopfweh unterm Dach. Die ursprünglich weiter entwickelten Ratten aus dem zweiten Hinterhof müssen in den heruntergekommenen dritten auswandern. Die Idee, die Kolonie aus dem "Dritten" am Vorabend so übereifrig willkommen zu heißen, ging nach hinten los. Der schöne "Zweite" scheint verloren. Der Aggression der Dritte-Hof-Ratten lässt sich nicht mit schöner Alle-Ratten-sind-gleich-Ideologie beschwichtigen. Katzenjammer ist angesagt, während die jetzt im zweiten Hinterhof lebenden Ratten alle Errungenschaften ihrer "Gastgeber" kaputt machen und ihr neues Zuhause in den Zustand ihres alten herunterwirtschaften. "Was guckst'n so trübsinnig?" Die Katze! Ja, die gibt's ja auch noch. "Klar gibt's mich auch noch! Aber Du musstest ja das Wildschwein, den Hackbraten und die Nudeln restlos runterschlingen. Musste ich halt selbst für mich sorgen. War im Wirtshaus ums Eck. Bin gut satt geworden." "Freut mich." "Was is'n mit der Uschi los?" "Ruhig gestellt." "Find'st das gut?" "Macht alles leichter. Und langweiliger. Werd wohl die Behandlung abbrechen. Die fliegt sonst noch zu den Tauben. Hat denen gestern wehmütig beim Versuch, die Schnapsdrossel zu begatten..." "Ja, hab ich auch gesehen. Voll krank!" "Weißt du zufällig, ob hier schon mal einer von meinen Leuten war?" "Klar. Ist schon 'n paar Jährchen her. Als Weihnachten vorbei war, mussten die Maler anrücken. Der hieß Alptan, wenn ich das richtig in Erinnerung habe." "Alptan! Der Name ist Programm! Nach diesem Auftrag hat den keiner mehr gesehen. Ist wie vom Erdboden verschluckt. Hat er irgendwas gesagt, bevor er verschwunden ist?" "Hm. Nö. Muss jetzt weiter. Man sieht sich." "Man sieht sich." Alfred kommt nach Hause zurück. Ein Baum, dessen Fällung er nicht bewilligt hatte, ist umgestürzt und hätte ihn um Haaresbreite erschlagen. Jetzt soll er die Hosen wechseln. Sein Chef konnte den Geruch nicht ertragen. Bregon findet ihn auch abartig und schlägt die Tür immer wieder so zu, dass Alfred sie mit dem Kopf stoppen muss. Erst als Papa nach Mama wimmert, beendet er das Spiel. Würdeloses Verhalten! Doch die Mama kommt nicht. Träumt gerade davon, ein Täubchen zu sein. Bregon steigt ab zur Witwe. Diese hält mit zitternden Händen eine neue Flasche Fusel, schaut sich völlig verängstigt um und beginnt, sie zu öffnen. Fast nimmt sie den ersten Schluck, als sich das Wichtelchen in voller Größe langsam aus der Wand materialisiert. Witwe Weinbrand erstarrt. Nach einer gefühlten Ewigkeit windet Bregon ihr die Flasche aus den verkrampften Fingern, riecht daran, schüttelt sich angewidert und schmeißt die Glasgranate in den zweiten Hinterhof, wo sie mit Rattenjubel entgegengenommen wird. An diesem Abend berichtet die Witwe ihre Erlebnisse der letzten Tage im Kreise der AA. Zum ersten Mal sagt keiner, dass sie das alle durchhätten. Zum ersten Mal sagt überhaupt keiner etwas. Zum ersten Mal schwören sich alle, wirklich nie, niemals mehr einen Schluck Prozentiges zu trinken. Zum ersten Mal geht die Witwe auf dem Heimweg am Späti vorbei. Zum ersten Mal seit dem Heimgang ihres Gatten schläft sie nüchtern ein. Und Bregon weiß jetzt, wie die anonymen Alkoholiker ticken. Zufrieden legt er sich in seiner Wand zur Ruh. Die Witwe muss er wohl nicht mehr täglich aufsuchen. Bleibt Zeit für Wichtigeres.
Owi:
Der Flugschlitten mit Niko und Owi gleitet geschmeidig durch die winterlichen Wolkenschichten Dabei überfliegen die so manche Kleingarten-Kolonie. Die Aggressionen unter Laubenpiepern, die sich unerlaubterweise auch im Winter in ihren Gartenpalästen aufhalten und misstrauisch ihre Nachbarn beäugen, ist schon lange bekannt bei Niko. Es ist das sogenannte Maschendrahtzaunsyndrom, dem diese Klientel besonders empfänglich erscheint. Niko, der ein ausgezeichneter Flugschlitten-Pilot ist, erklärt Owi, was sich alles für Tragödien in Kleingarten-Kolonien abspielen können. Sie fliegen alsoKreuz und quer übers Land um möglichst viele Kleingarten-Anlagen zu passieren. Owi (Owi wie "oh wie verwundert) kannte dieses Phänomen noch nicht. Er dachte darüber nach, ob sich die Wichtel wir Bregon, Nissimissi, Snorre, Ari und Schlichtel aus seinem sozialen Wichtel-Media-Netz darüber bewusst waren. Falls nicht, hätte Owi beim nächsten Treffen bestimmt viel darüber zu erzählen. Niko erklärte weiter, wie viele gute Nachbarschaftsbeziehungen sich aufgrund von Nichtigkeiten bereits im Prozess des Trennens befanden. Dem kann man dadurch entgegen wirken, dass zur Winterzeit möglichst viele Flugschlitten am Himmel zu sehen sind. Die Menschen würden schon beim Anblick von Flugschlitten am Himmel, in harmonische adventliche Eintracht verfallen. Allein das Erahnen von Flugschlitten am Himmel über dem Horizont wirkt auf wundersame Weise. Ohne Tempo auf dem Weg zum Weihnachtsmann zu verlieren, haben Niko und Owi durch ihren Flug ab Oslo bestimmt mehrere Nachbarschaftsstreitigkeiten unter den Menschen erfolgreich beendet. DENN MERKE: Wer einen Flugschlitten am Himmel erblickt, ist von dieser Erscheinung sehr entzückt Er, Sie, Es wird sich nicht mehr bekriegen und statt dessen in den Armen liegen. Flugschlitten tragen zur Verständigung bei ..... mindestens bis Ostern Niko vermutete, dass der Flugschlitten des Weihnachtsmanns im Elbsandsteingebirge auf irgendeine Weise Schaden genommen hatte, weshalb er ratlos umher irrte. Sie waren bereits kurz vor Dresden und zogen noch ein paar Schleifen über die sächsischen Kleingarten-Kolonien, damit sich möglichst viele zerstrittene Menschen wieder in den Armen liegen. Niko ruft dabei fröhlich in den Himmel: "Weihnachtsmann, Deine Unterstützung naht,wir kommen." Fortsetzung folgt....
Nissimissi:
Während Nissimissi auf „Xinthia die Göttin“ wartete schaute er sich um. Diese tollen Kostüme die da hingen… wie cool! Eins davon war ein knappes Nonnenkostüm mit einem riesigen KREUZ auf dem Popo und tiefem Rückenausschnitt. Nissimissi würde auch so gern nähen können, dachte er… Vielleicht könnte er es neu lernen, er holte aus seinem Rucksack ein großes braunes Buch heraus und blätterte darin rum. Da! Seite 666 schimmerte ein Schnittmuster unter einer SCHICHT Blattgold durch. Er versuchte das Blattgold langsam vom Papier abzuTRENNEN… Da dies nicht so gut ging, entwickelte er furchtbare AGGRESSIONEN, feuerte das Buch wieder zurück in den Rucksack und holte eine Pulle Whiskey raus… Da saß er nun ganz alleine, vielleicht sollte er zurück in die WichtelKOLONIE gehen, vielleicht würde er da alle seine Kumpels wie Schlichtel (der immer alles schlichten will), Ari ( der immer mit der Katze spricht), Snorre( der in Marzahn verweilt) Bregon (der immer wütend ist)und Owi (oh wie toll ist) treffen … Nissimissi starrte nach oben und überlegte was er jetzt tun sollte…
Schlichtel:
Schlichtel beobachtet noch das Schneetreiben, als er plötzlich sehr nah eine Stimme hört. „Ey sach ma, machste dir hier n Bunten, oder watt? Haste nüscht zu malochen?“
Wichtel schaut sich um und entdeckt neben ihm ein kleines, schabenähnliches Tier, was er noch nie gesehen hat.
„Was bist du? Eine weiße Ameise?“
„Ey sach ma, haste n Ei am Kragen oder wie? Ick bin ne Termite, du Flitzpiepe. Ick mach hier den Wächter, damit die andern in Ruhe den Dachstuhl ufffressen können.“
Nun ist Schlichtel interessiert „Was meinst du damit?“
„Na wir sind ne Kolonie, is doch klar. Ick hab grad Schicht. Ach watt rede ick denn, wir arbeiten immer.“
„Und was genau tut ihr?“
„Sach ma, hörste mir nich zu oder watt? Hab ick doch jesacht. Wir fressen den Dachstuhl uff. Dit is richtig jutes altberliner Holz, dit liegt janz leicht im Magen. Und merkste, ick hab seitdem den Dialekt voll druff.“
„Aber dann ist doch irgendwann kein Holz mehr da und das Dachkreuz bricht ein. Ist das nicht eine ziemliche Aggression?“
„Na und? Dann ziehn wa weiter. Wir leben ja davon, wir könn und wolln nüscht andret. Normalerweise würden wa ja Wald uffräumen, nur den jibs hier nich. Aber dafür noch mehr Dachstühle. Wie och immer, wir müssen uns jetz trennen, fang ma an zu raboten, sonst kommste zu nüscht.“
Und ohne ein weiteres Wort krabbelte die Termite wieder in den Dachbalken.
Schlichtel war verwirrt und musste diese neuen Infos erstmal verarbeiten. Als jemand, der immer alles in Harmonie haben wollte, hatte er nun echte Probleme: wie sollte man denn diese gegensätzlichen Positionen miteinander vereinbaren? Die von Huterslebens wollten ein Dach überm Kopf, die Termiten allerdings wollten auch leben, was dazu führte, dass einer dem anderen den Lebensraum wegnahm. Dafür gab es doch gar keine Lösung…
Ari:
Ari war noch ganz aufgeregt von gestern Abend . Das Chanukka Fest hatte begonnen. Ganz traditionell hatten sie Latkes gegessen , mit Apfelmus oder mit Lachs oder Sauerrahm . Eliška war auch dagewesen und so hatten sie geschlemmt . Ari durfte die erste Kerze anzünden . R.Jakow hatte viele alte Geschichten von früher erzählt . Früher war seiner Meinung alles besser , die Menschen haben sich viel mehr unterhalten und gegenseitig Geschichten erzählt . Dann kam Fernsehen und dann das Internet und Handy. „Und jeder beschäftigt sich nun mit sich selbst“ hatte R.Jakow geseufzt. „Besonders die jungen Leute“ , war er fortgefahren. „Wir haben früher Eishockey auf den Seen gespielt und heute sitzen die Stubenhocker nur am Handy“. Sie hatten viel gegessen und besonders Mikeš hatte sich nicht bei Lachs bremsen können und hatte zum Schluss nur noch Lachs pur gegessen , bis alles weg war . Und jetzt - heute morgen - da saß nun der Kater , leidend miauend mit einer Wärmflasche auf den Bauch gedrückt in der warmen Küche und ließ sich von Eliška Kamillentee kochen .
Eliska war heute sehr früh angefangen Marlenka Honigkuchen zu backen . Schicht für Schicht legte sie jetzt den Teig auf das mit Backpapier ausgelegte Kuchenblech . Ari hatte sich vorgenommen , dieses Rezept zu lernen und schaute von Anfang an wissbegierig zu . Der Kater hatte sich inzwischen auf dem gefliesten Boden ausgestreckt ausgestreckt und hatte einen Schluckauf. R.Jakow schaute immer wieder genervt über den Rand seiner Zeitung zu der Katze. „Das ist ein Kreuz mit Dir , Mikeš ! Nie kannst Du Dich von Fisch trennen und dann nervst Du uns mit einer ganzen Kolonie von Hicksen!“ R.Jakow zeigte diesen Morgen richtig Aggression , auch das sprach dafür dass er alt geworden war und wenig Nerven hatte.
Snorre:
Ich kann euch sagen, ich hab‘s ganz schön im KREUZ, das Aufräumen gestern war wohl doch eine Nummer zu groß! Jackie war von AGGRESSIV bis lammfromm irgendwo dazwischen abgeparkt. Heute war im Hausflur ein Aushang, welcher zum Weihnachtsmarktwochenende im benachbarten Brandenburg einlädt. Also warum nicht? Auf dem Flyer war was von „Erbsen aus der Gulaschkanone“ zu lesen- nie zuvor was davon gehört. Also machte ich mich von Marzahn auf, eingemurmelt in mehreren SCHICHTEN in das 5 km entfernte Dorf A. Die Vorbereitungen für die Suppe fanden in der Feuerwehrwache statt. Da lief eine ganze KOLONIE von Feuerwehrmännern und -Frauen umher, große, kleine, junge und alte! Es war ein Wusel, fast wie bei uns in der Wichtelwerkstatt! Wenn ich das richtig interpretiert habe, gibt es dort einen Chefkoch, der auf der „Kanone“ das Sagen hat. Dieses Ding sieht aus wie ein großer rechteckiger Kessel auf Rädern, darunter ist eine Ofentür, oben ein langes Rohr. Das ist also das Kochgerät, merkwürdiges Teil. Ein Teil der Meute fängt nun an, 2grosse Säcke Kartoffeln, Möhren, Suppengrün in liebevoller Handarbeit zu schälen und zu schneiden. Nebenbei wurden Flaschen mit roter Flüssigkeit auf den Tisch gestellt, irgendwie schien das Zeug wohl süffig zu sein, die Stimmung jedenfalls war gut. Die Kartoffeln kamen GETRENNT von dem anderen Gemüse in Behältnisse. 3grosse Säcke mit Schälerbsen lagen auch schon bereit. Morgen früh wird die „Kanone“ dann angefeuert, Unmengen von Fleisch abgekocht und dann alles zusammen in die Brühe gekippt, so hab ich das jetzt verstanden, 200 Liter Supoe soll das ergeben. Und ich habe immer gedacht, die Feuerwehr kann nur mit Schläuchen und Schweren Werkzeug, nein offensichtlich können die auch kochen. Mal sehen, ob ich es morgen früh schaffe, mir den Rest anzuschauen, sieht nach einem Gelage aus.
Tag 9
Wichtel und das Fingerspitzengefühl
Zu verwendende Worte: Farben, Gasse, französisch, transportieren, Zement
Ari:
Am Abend kam dann Michal zu Besuch , der jüngere Bruder von Eliška . Er wohnte nicht weit entfernt in einer kleinen Gasse und war am Lehrstuhl für Biologie der Universität tätig als akademischer Rat . Die Univerzita Karlova hatte einen weltweiten Ruf und aufgrund seiner sehr guten Kenntnisse in der Französischen Sprache hatte Michael früher auch schon 2 Studien-Jahre an der Sorbonne in Paris absolviert . Michal war also auf einem guten Weg eine große naturwissenschaftliche Karriere zu machen . Nur privat lief es nicht so gut bei ihm . Oft holte er sich Trost und Rat bei seiner älteren Schwester und auch bei R.Jakow . „Na Michal, wieder Schlamassel mit der Mischpoke , begrüßte ihn R.Jakow. „Ach die sind doch alle meschugge“, klagte Michal . Michals Frau entstammte einer kleinbürgerlichen Familie aus Velké Němčice im Süden der Grosstadt Brno. Immer wieder fuhr Jolana, Michals Frau mit ihren beiden Mädchen Danija ( 5 Jahre ) und Leska (3 Jahre) zu ihrer Mutter Branka und Schwester Nevina . Michal fühlte sich von der Familie seiner Frau vereinnahmt , besonders störte ihn, dass seine Schwiegermutter seit sie in Rente war , noch mehr Zeit einforderte . Zeit die seine Frau Jolana und ihre gemeinsamen Kinder mit der Oma verbringen sollten . Dank vieler Geschenke war Oma die Kinder sowieso die beste und sie konnte auch gut kochen . Bzw sie kochte immer das , was die Enkellinnen besonders mochten und wenn es für Danija und Leska jeweils ein extra Essen gab . Und Jolana klebte eh an ihrer Mutter und an ihrer älteren Schwester Nevina , die mit einem Langweiler namens Branislav schon ewig verheiratet war . Sie hatten einen gemeinsamen Sohn der noch ausdrucksloser war als sein Vater , Tomek, der Sozialwissenschaften studierte , natürlich an der MUNI in Brünn. Die ganze Verwandtschaft waren infidele gois - ungläubige Nichtjuden. „Bis Weihnachten muss ich diese Schwiegermutter jedes Wochenende sehen“ , jammerte Michal . Ari konnte das nicht nachvollziehen, da er sein Leben lang immer mehrere Wichtelinnen gleichzeitig am Laufen hatte und an verschiedensten Orten zum Teil gleichzeitig wohnte , spielten Schwiegermütter nie eine Rolle . Aber diese Familie hier schien ganz anders zu sein , das waren Menschen, die ihr Leben lang nie aus ihrer Region, dem Großraum Bruenn weggezogen waren. „Wir müssen diese Woche noch Farben und Zement nach Brno transportieren, als wenn es das nicht dort zu besorgen gibt“ , empörte sich Michal so laut, dass Kater Mikeš zusammenzuckte ! Eliska war ganz aufgeregt , ihre Wangen glühten flammenrot ! Es ging ihr immer nahe , wenn ihr ewig „kleiner Bruder“ litt .“Was für eine Chuzpe diese Schwiegermutter besitzt“ , mischte sich nun auch Mikeš ein. „Und dann noch Ungläubige , sicher gar Kommunisten“ , echauffierte sich nun der Kater richtig . R.Jakow ergriff nun das Wort und schlagartig schwiegen alle anwesenden: „hier ist Fingerspitzengefühl gefragt“ ermahnte er bedächtig. „Mit Krawall und Bohei“ kommt man nicht weit . Ari hörte mit weitaufgerissenen Augen gebannt zu. „Was meinst Du mit Fingerspitzengefühl,“ warf er ein und schaute R.Jakow fragend an, der ihn nur spüren aber nicht sehen konnte wie alle anderen außer Mikes. „Michal muss noch mehr Gespür entwickeln , dass er sich so verhält, dass seine Schwiegermutter ihm seine Abneigung nicht anmerkt. Lass Deine Frau allein mit den Mädchen am Wochenende hinfahren , und mit den Farbtöpfen, die Du besorgst für sie und lass schöne Grüße von Dir ausrichten . Dann stehst Du gut da , machst Dir ein schönes familienfreies Wochenende und alle sind zufrieden .“ -„Ja aber das folgende Wochenende sollen wir wieder hinfahren , weil der langweiligste aller Schwager Geburtstag hat“ jammerte Michal . „Das ist ja nicht zu fassen ,“ fauchte die Katze . „Immer mit der Ruhe“ brummte R.Jakow und Ari warf ein :“dann muss eben erneut Fingerspitzengefühl gezeigt werden“ und dann lachten alle so herzhaft , dass die Wände wackelten !
Owi:
Es war nun schon 4 Tage her, dass Owi die Nachricht vom Weihnachtsmann erhalten hatte, dass er in Gefahr sei. Niko und Owi landen auf dem Flugplatz Pirna-Pratzschwitz. Ein Landeplatz, der bei Flugschlitten-Piloten sehr beliebt ist. Allein der Landeanflug mit Blick auf Pirna bedeutet jedesmal ein Spektakel aus herrlichen Farben, aber man bräuchte auch viel Fingerspitzengefühl, um nach kurzem aber steilen Sinkflug, den Flugschlitten sanft auf die kurze Landebahn zu bringen, um auch hier die Kniegelenke der Rentiere zu schonen. Niko und Owi parken direkt neben der Luftaufsichtsbaracke aus der das Lied "Über den Wolken" auf Französisch zu hören ist. Es klingt, als ob sie sich in der einer kleinen Gasse eines kleinen französischen Dorfes in der Provence befänden. Und als Niko und Owi in die Baracke eintreten erblicken sie im Gastraum wie der Weihnachtsmann und Reinhard Mey voller Inbrunst das wohl bekannteste Lied des deutschen Barden singen. Sie sitzen dabei auf Holzkisten am Kamin. In der Ecke des Gastraums liegen Zementsäcke. Das Lied endet auf einem G-Dur Akkord und der Weihnachtsmann singt dazu die zweite Stimme eine Terz tiefer versetzt. Als der Weihnachtsmann den Nikolaus und Wichtel Owi (Owi wie "Oh wie erleichternd") erblickt, sieht man wie ihm ein Stein vom Herzen fällt. Er geht auf die beiden zu, nimmt sie in seine Arme und spricht mit verzweifelter Stimme zu ihnen:" Seit 5 Tagen sitze ich in dieser verdammten Baracke. Ich habe meinen Sack, mit den Geschenken, der so schwer wie 10 Zementsäcke war, verloren. Ich habe schon alles abgesucht und nichts gefunden." Niko und Owi schauen sich an und ohne ein Wort mit einander zu wechseln, verstehen sie sich auf Anhieb und wissen was passiert ist. Nicht der Weihnachtsmann war in Gefahr, sondern die Geschenke für Kinder waren weg, weil der Alte weiße Mann auf seiner Reise seinen alten Saufkumpanen aus dem Ratskeller zu Bremen getroffen und dabei seinen Sack verbummelt hat. Fortsetzung folgt.....
Bregon:
Was ist wichtiger? Richtig! Die Zone. So nennt er für sich den seltsamen Mauerbereich, zu dem er keinen Zutritt finden kann. Am nächsten Mittag, gewissermaßen noch vor dem Aufstehen, schleicht er von allen Seiten um die Zone. Er findet keine Schwachstelle. Er versucht's mit Wichtelsprüchen, mit Hammer und Meißel, mit Bitten und Flehen, mit roher Gewalt. Nix. Er überlegt schon, ein Brandopfer zu bringen, der Alfred ginge doch, nicht wahr?!, da entdeckt er eine winzige Markierung. Sie war schon immer da, ähnelte jedoch so sehr einem Steinbeißerabdruck, dass er jedesmal vorbei ging. Drei Striche, die an einem Ende zusammenliefen, und so einen Pfeil ergaben. Der ist exakt auf eine Mauerfuge gerichtet, die exakt eine Wichtelwade entfernt ist. Bregon schrumpft sich so sehr er kann und zwängt sich in diese Fuge. Kaum hat er sie hinter sich, flutscht er in die Zone. Obwohl von außen eher nicht so groß, ist sie innen riesig. Bregon hatte schon früher von solchen Sangularidiäten gehört, hielt sie jedoch für Auswüchse übergeschnappter Physiliker-Phantasie. Und jetzt ist er in so einer drin! Er wird blass. Nicht einfach nur blass, so blass, dass selbst sein dreizackiger Bart weiß ist. "Galarktischer Eiswurm!" Das entspricht unter Wichteln etwa dem menschlichen "Verf#€€## Sche+&#!" Nur eben noch stärker. Viel stärker. Es herrscht Einigkeit, dies nicht in Gegenwart von unter dreihundert Jahre alten Wichteln auszusprechen, um deren sittliches Aufwachsen nicht zu gefährden. "Zerwuchteltes Freisspachkell!" Hierfür gibt es nicht einmal im Englischen eine auch nur annähernde Entsprechung. Wo Bregon diesen "Ausdruck" her hat, bleibt noch zu klären. Er dürfte ihn eigentlich in seinem zarten Alter von knapp 800 Jahren noch nicht zu Ohren bekommen haben. Wer weiß, in welche Glühweinrunde er sich eingeschlichen hatte. "Zerschniecktes Orft!" Oje, es gibt keinen ordinäreren Fluch. Ist aber verständlich, dass Bregon alle Register zieht. Wenn wahr ist, was diese Spinner von Physilikern theoremtisieren, kommt er hier erst wieder mit dem Ende der Zeit raus. Ihm ist schlecht. Nicht einfach nur schlecht, ihm ist kotzelend. "He, Bregon, wehe Du saust rum!" 'Die Stimme kenn ich doch!' "Alptan?" "Wie er leibt und lebt! Aber was machst'n Du hier? Ist doch mein Wichtelort." "Dein Wichtelort?! Du bist schon längst überfällig, Deine zugeteilte Familie ist vor genau --- ach, was weiß ich wie vielen Jahren, zu genau Deinem Wichtelweihnacht spurlos verschwunden. Weg. Einfach weg. Die Nachbarn haben noch gesehen, wie sie fluchtartig das Haus verließen, ins Auto sprangen und mit Vollgas und quietschenden Reifen durch die Gasse in Richtung Horizont durchstarteten. Französisch Abschied nehmen, heißt das wohl. Wenn genug Tankstellen auf diesem Weg sind und vor allem die Karre kein VW war, sind sie wohl noch heut unterwegs. Sagt man." "Hä? Mein Wichtelweihnacht ist doch erst nächste Woche?" "Irrtum! Klunnta hat schon ihre Wichtelweihe erhalten. Du erinnerst dich? Die kleine Klunnta!" Jetzt ist Alptan plötzlich weiß wie doppelt gebleichter Neuschnee. "Das ist nicht... Du verarschst mich. Der Chef hat dich geschickt, um mich um den Verstand zu bringen! Doch nicht, weil ich den Hörschels so'n paar Überraschungen vorbereitet hab?" "Vorbereitet hattest! Die "Überraschungen", wie du sie nennst, sind erstens alle schon Geschichte, die einen sind entsetzt über sie, für die anderen sind sie Anregung, für mich zum Beispiel, zweitens schon Jahrzehnte erforscht. Aber jetzt mal zur Sache: Wie kommen wir hier wieder raus?" "Zum Rattenloch, wie ich's nenne." "Wie? Du weißt das die ganze Zeit und bleibst Jahrzehnte hier in der Zone?" "Zone?" "So nenn ich deine Zeitschrumpfunterkunft." "Zeitschrumpf... Du hast mich mit der Klunnta nicht verarscht?" "Nö. Und jetzt raus hier, bevor auch mein Wichtelweihnacht vorbei ist! Hab noch'n paar lustige Sachen vor. Und du startest am besten gleich durch in Richtung Wichtelakademie, die Physiliker werden dich ausquetschen wollen!" "Die Spinner können mich!" Die zwei Radauwichtel springen durchs "Rattenloch" direkt in das Wohnzimmer der Witwe Rückfallgefährdet. Der perfekte Moment! Eine Nacht und einen ganzen Tag, ein weiteres AA-Treffen und den gesamten Rückweg nüchtern, mehr konnte keiner verlangen. Und im Späti gab's Gin im Angebot. Die Flasche war noch ungeöffnet in ihren zitternden Händen. Und ungeöffnet flog sie in den zweiten Hinterhof und landete weich und unversehrt auf einem Müllsack. Das euphorische Geschrei ebbt schnell ab: die Annexionsratten waren zu blöd, die Flasche zu öffnen. Der Versuch, sie in den dritten Hinterhof zu transportieren, scheitert zwar, aber der harte Zement erledigt das, wozu die vereinigten Hirne der Migrationsratten zu schwach waren. Der Gin ergießt sich in den Hof. Für die privilegierten Rattendealer reicht's noch, die Unterratten gehen leer aus. Die Witwe bleibt noch eine lange, sehr lange Weile bleich, dann kehren die Farben vorsichtig, sehr vorsichtig, zurück; die Witwe geht zum zweiten Mal in Folge nüchtern zu Bett. Alptan und Bregon tauschen noch ein paar Gemeinheiten aus, dann macht sich der eine in Richtung Klunnta auf, der andere weckt mit viel Fingerspitzengefühl den Paule auf. Zumindest denkt er das. Nicht lange. Ein Wichtel-Jutsu-Hieb und Bregon kommt leicht aus dem Gleichgewicht. "Richtig so?" "Hm, äh, rrrr." "Was?" "Grrrr" Bregon ist nicht in der Verfassung, auch nur ein vernünftiges Wort auszusprechen. Mit dem unmissverständlichen Daumen-hoch verabschiedet er sich für heute. In seiner Wand hört er noch die Uschi seltsame Laute von sich geben, Alfred hysterisch kichern. 'Morgen eine Pille für jeden ', denkt er sich und fällt und fällt und schläft. "Will ne Freundin, die dreißig Jahre jünger ist, schwupps ist er neunzig...", murmelt er noch seinen Lieblingswitz mit noch längerem Bart als der Chef ihn hat und tritt für heute ab.
Schlichtel:
Schlichtel hatte Bauchschmerzen. Er kam über dieses Problem nicht hinweg. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, dachte hin und her und wollte unbedingt eine Lösung.
Und dann: Fiel ihm eine ein. Er wusste nicht, ob er so viel magische Kraft hatte, aber er musste es unbedingt versuchen.
Als erstes rief er Tombini an, von dem er wusste, dass er in Nordafrika ein Wichtel-Sabatical nahm. „Hast du eine Wurzelmehlsemmel in deiner Nähe?“, fragte er ohne Umschweife, als Tombini sich meldete. Wenn er eine Mission hatte, vergaß Schlichtel immer die normalen Umgangsformen, weil er so sehr auf das Ergebnis konzentriert war, dass er sich nicht auf Smalltalk einlassen konnte. „Ja“, habe ich.“ „Ist bei dir viel Natur mit Wildnis in der Nähe?“ „Ja“.
Und zack, hatte Schlichtel schon aufgelegt
Er machte ein paar Aufwärmübungen, ging ganz nah zum Dachbalken und schuf die magische Wurzelmehlgasse. Zum ersten Mal bezog er darin auch die Umgebung mit ein und transportierte die Termiten. Während der wenigen Sekunden, die sie unterwegs waren, schrie ihn allerdings die Wärtertermite an: „Watt solln dit, du Blödmann? Wir ham uns grad heimisch gefühlt! Die Locken solln dir abfallen, damit de rumrennst wie ne Lutschbirne, du dämlicher Depp“
Schlichtel konzentrierte sich wie verrückt, machte einen Salto vorwärts und schaffte es tatsächlich, das Mehlwurmloch am anderen Ende damit aufzureißen und die Termiten in eine ehemalige französische Kolonie rauszuwerfen. Mit letzter Kraft konnte er den Zauber aufrechterhalten und zurückgleiten.“
Danach schleppte er sich in seine Fussbodenheizungsverteilerecke und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Er wachte mehrere Stunden später von einem lauten Geschrei auf: „Katarina!!! Wo sind die scheiss Termiten hin? Ich habe doch letzte Woche die anwaltliche Mahnung an den Vermieter geschickt und auch schon die Miete um 1000 Euro gekürzt. Hast du etwa heimlich den Kammerjäger geholt? Kannst du nie machen, was ich dir sagen.
Katarina war sich natürlich keiner Schuld bewusst und so musste Wichtel notgedrungen einem sehr langen Streitgespräch zuhören.
Ihm wurde immer elender. Nun hatte er also mit seiner Tat, die so gut von ihm erdacht war, weder die Termiten noch die von von Huterslebens glücklich gemacht.
Mit jeder Minute ging es ihm schlechter und innerhalb von einer halben Stunde hatte er hohes Fieber und die gefürchtete Wichtelkranzkrankheit. Er halluzinierte viel, sah Farben und Zementsäcke mit Termiten, die ihn beschimpften, weil er ihnen den Lebensraum weggenommen hatte. Außerdem - und das fand er am allerschlimmsten- hatte er zum ersten Mal in seinem Leben kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen.
Mehrere Tage lag er einfach nur da und starrte in die Dämmwolle.
Nissimissi:
Nissimissi nahm Schwung und sprang vom Schminktisch runter… hatte eh kein Sinn mehr zu warten. Er schlich sich zur Hintertür, schwang seinen kleinen Zauberstab und stolzierte raus. Plötzlich stand er in einer dunklen GASSE, ganz hinten sah er eine kleine Funzel brennen… er rannte los… und plötzlich kam aus der Wand neben ihm ein Schatten hervor. Nissimissi blinzelte und erkannte den berüchtigten Mafiaboss „Raoul“, er war nicht allein. In seinem Gefolge mehrere Handlanger von ihm. Einige hatte noch ZEMENT an den Schuhe, wahrscheinlich wurde gerade wieder einer um die Ecke geschafft. Nissimissi stand versteinert da, Raoul seufzte süffisant „ na du kleinerrrr Schurke“ mit FRANZÖSISCHEN Akzent… „ Was willst du“ fragte Nissimissi und versuchte seine Stimme hart klingen zu lassen. Raoul nuschelte“ du solltest was für mich TRANSPORTIEREN „ und grinste… Einer der Handlanger kicherte leise neben dem Mafiaboss. Nissimissi schluckte … sein Mund wurde trocken. „ Wo sind die Pillen „ schrie Raoul, Nissimissi kramte im Rucksack. Er holte einige Pillen hervor. „ Das sind nicht alle FARBEN“, nuschelte Raoul wieder. Nissimissi schaute auf seine Fingerspitzen, sie fingen an zu leuchten. Plopp plopp plopp! Wie Popcorn schossen auf einmal alle möglichen Pillen in allen Farben aus dem Rucksack. Der Mafiaboss grinste wieder süffisant. „Na geht doch“, sagte er und verschwand in der dunklen Gasse. Nissimissi vollkommen erledigt kramte im Rucksack und fand eine Flasche Whisky….
Snorre:
Oh man, heute ist es sehr spät geworden! Am Vormittag musste ich Jackie beim Aufsagen eines FRANZÖSISCH- Gedichts zuhören, welches sie so schrecklich interpretierte, dass ich vor Ohrenschmerzen in die ZEMENT -Decke ihres Zimmers beißen musste. Nun fehlen mir zwei Zähne, Dr. Wichteldentus wird sich freuen, wenn ich daheim wieder bei ihm aufschlage. Um mich zu beruhigen, wollte ich zur Abwechslung mal Mutter Nancy was Gutes tun. Ich hab mich sowieso schon die ganze Zeit gefragt, wie man in einem Schlafzimmer mit pinken Wänden erholsam Schlaf abbekommt, von anderen Dingen ganz zu schweigen. Also in Windeseile einmal das Zimmer von links nach rechts gedreht, die Wände in verspielten Gelb/Orange-FARBEN gestaltet und aus dem hässlichen Futonbett ein wohliges Wasserbett gezaubert. Natürlich habe ich eine kleine GASSE in der Mitte des Bettes gelassen, soll ja keiner seekrank werden, wenn sich der andere umdreht. Als Nancy nun von der Schicht kam und ein Nickerchen im Schlafzimmer abhalten wollte, TRANSPORTIERTE diese sich nach Öffnen der Türe direkt zurück in den Flur auf ihren Allerwertesten. „Jackiiiiii“, was hast du wieder angestellt????“ Langsam kam Mutter Nancy wieder auf die Beine, völlig entgeistert schaute sie sich um, vielleicht haben wir doch Schimmel in der Wohnung, welcher sich nun auf unseren Verstand niederlegt…. Ich war schon etwas traurig über ihre Reaktion, hatte ich mir doch echt Mühe gegeben, undankbares Pack!!!!
Tag 10
Wichtel und das Geheimnis
Zu verwendende Worte: Dachfenster, Kiste, Republik, unbeweglich, Axt
Bregon:
Bregon zündet die zweite Kerze an. Auf dem Adventskranz. Es droht ein anstrengender Tag. Das Wetter ist eklig, Uschi liegt deprimiert in ihrer Koje, Alfred will sich als Koch versuchen, findet keine Lebensmittel und hadert mit dem Gedanken, einkaufen zu gehen. Die Waagschale mit der Aufschrift "Hunger" senkt sich weiter. Alfred nimmt einen Jutesack mit mittelgroßen Löchern, alles im Zeichen der Nachhaltigkeit, und setzt sich endlich in Bewegung. In seinem Hinterhof ist es ruhig. Im zweiten stinkt es nach Fusel. Überall raschelt es. Bedrückend. Aus einem gefährlichen Gemisch aus Langeweile und Neugier folgt Bregon. Im Hinterhof der Migrantenratten kann er deren Pläne für die Heimkehr Alfreds hören. Unheimlich. Alfred geht an einem Lebensmittelladen vorbei und steuert fest entschlossen, wie seine Mitideologen sagen würden, starrköpfig-verblendet, wie geistig Gesunde es verharmlosend bezeichneten, den nach alten Kartoffeln riechenden Laden mit einer 810. Aus der Nähe wurde ein "BIO" aus der Zahl. Und aus dem Kartoffelgeruch etwas weitaus Unappetitlicheres. Die picklige Verkäuferin besserte das Bild nicht auf. Aus dem Lager strömte Tannengeruch. Alfred kaufte eine Kiste, wie die Verkäuferin es nannte, gesundes Gemüse. Und einen Sack von den unbeschreiblich duftenden Knollen. Für'n Zehner schob die Picklige noch ein Briefchen in das "Gemüse". Bregon zog auf dem Heimweg die ungesunden Waren des verschmähten Lebensmittelladens vor. Für die Kassiererin ein Erlebnis der dritten Art. Schwebende Tiefkühlpizzas, durch sich selbst öffnende Türen ins Nichts verschwindend. Und dann: Nichts. Als hätte es die Italo-Scheiben nie gegeben. Die arme Frau nahm ihren Mantel, eine Zigarre, und suchte das Weite. Was sie auch fand.
Zurück im Hinterhof 2 nahm dann das Schicksal seinen Lauf. Die soziale Umverteilung in der Republik der Nager von reich zu arm erledigten rattenscharfe Rattenzähne. Das Gemüse verschwand in den Dreckecken, die Kartoffeln rollten in die Löcher und das Briefchen forderten die Oberratten ein. Alfred konnte mit angenagtem Scrotum den rettenden dritten Hof erreichen, und Bregon wurde Augenzeuge eines epidemischen Rattenkotzens, als diese das Gemüse kosteten. Die Tuften flogen in den ersten Hof. Die dortigen Ratten fassten das als biologische Kriegserklärung auf und überrollten den zweiten Hof, verließen ihn jedoch aus hygienischen Gründen gleich nach dem Verprügeln der Tuftenschmeißer und überließen diese den eigenen BIO-Waffen. Bregon beobachtete unbeweglich fasziniert das Schauspiel des Bumerang-Effekts biologischer Kriegsführung. Einzig die zwischenzeitlich zugekifften Rattenbosse blieben in der Folge von der als 810-Ruhr benannten Krankheit verschont. Und von jeder Realitätserkenntnis. Wenn auch nicht von der sogenannten Briefchen- oder Amsterdam-Psychose. Äußert sich in Wahnvorstellungen und unkontrollierten Schweiß- und anderen Ausbrüchen. Kurz, die Migrationsratten waren am Ziel ihrer Träume angelangt: Der zweite Hinterhof war im Arsch und ihr Leben war so beschissen wie im dritten. Heimatgefühle, echte Heimatgefühle... Verzeihung, aber kinderfreundlich ließ sich die Situation nicht umschreiben.
Alfred erklomm noch unter dem Eindruck des Angriffs die Stufen seines Hauses, verharrte jedoch nicht vor seiner Wohnung, sondern stieg auf bis zum Boden. Bregon, aus Neugier hinterhergehastet, konnte den Sprung in die ewige Freiheit verhindern, indem er Alfreds angenagtes, na, Ihr wisst schon, an einen Haken am Dachfenster knöpfte. Der Schmerz brachte Alfred wieder zur Vernunft. Heulend wie 45 die Sirenen, schleppte er sich in sein Bett und versank in Selbstmitleid. Nicht ahnend, welches Leid ihm die Ratten erspart hatten. Uschi sah nach ihrem in höchsten Tönen klagenden Ehegesponst, nahm die Verletzung in Augenschein und brach stumm zusammen. So verbrachten die Beiden unfreiwillig seit langem wieder eine ganze Nacht gemeinsam in einem Raum. "Wenn das nicht eine Wendung im Sinne des Geistes der Weihnacht ist!", konnte sich Bregon mit mühsam unterdrücken Kichern nicht verkneifen. Er sah seine arktische Aufgabe ohnehin nur noch bei Paul-Dominik-den-Rest-merkt-sich-keine-Sau. Also schob er die Italo-Ufos in den Ofen, gab Paule eine und schob sich selbst die anderen sieben Scheiben rein. Noch eine kurze Wichtel-Jutsu-Lektion, diesmal schonungslos wie das wirkliche Leben, und Paule wünschte sich für einen kurzen Moment sein lobotomisiertes Leben zurück, für einen sehr kurzen nur: Der Anblick der Frau Mutter, als er sich beschweren wollte, brachte ihn wieder zu Verstand. Ein aufrichtiger Dank an seinen Meister und schon schlief er ein. Bregon selbst ist noch gar nicht müde. Hätte auch nix gebracht: sieben Pizzas im Wanst sind keine Schlaftabletten! Also tut er das, was nur seinesgleichen können: durchs Gemäuer streifen. Zwischen dem Dachgeschoss und dem Nachbarhaus, wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse zunehmendem Verfall und steigenden Mieten ausgesetzt, stößt er sich den Kopf. Hellwach, so etwas passiert eigentlich nicht, starrt er auf die Ursache: eine alte Axt. Scharf und glänzend. Mit eingeritzten Runen. Und einem uralten Eschenstiel, dem die Zeit offensichtlich nichts anhaben konnte. Auch in ihm Runen. Nun ist es nicht so, dass Wichtel gar keine Bildung genießen, auch Bregon hatte eine gründliche Lehre in Runenkunde gehabt, doch wie so vieles, was seit Jahrhunderten im Oberstübchen verstaubt, konnte er auch dieses Wissen nicht vollständig abrufen. Wie gelangte diese Waffe hierher? Welche Bedeutung haben die Inschriften? Welches Geheimnis verbirgt sich in dem unverwüstlichen Holz? Und vor allem: Wessen Axt ist das? Denn, dass der Besitzer nicht saufend und hurend in Walhall weilen kann, ist Bregon sofort klar. Dies ist ein Werk magischer Schmiedekunst, für einen Träger unsterblicher Macht gefertigt. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten verspürt unser Haudegen etwas Ungewohntes: blankes Entsetzen! Kopflos vor Angst fällt er in das Badezimmer der gar nicht mehr so anonymen Alkoholiker-Witwe. Die soeben beschlossen hatte, dass sie lange genug trocken war und eine bereits geöffnete Flasche Billigfusel zum gierig aufgerissenen Mund führte. Zwei Ereignisse passierten in diesem Moment gleichzeitig: Bregon riss ihr die Flasche aus den Händen und leerte sie auf Ex, und die Witwe war nicht länger trocken. Ihre Blase konnte beim Anblick des Wichtels mit dem angstverzerrten Gesicht den vielen Tee aus dem AA-Treffen nicht länger für sich behalten. Der Alkohol tat seine Wirkung: Wichtelchen fiel betäubt gegen die Wand und versank darin und in einen traumlosen Schlaf. Die Witwe fiel ohnmächtig zu Boden und verbrachte die Nacht und den größten Teil des folgenden Tages im Fieber auf den harten Fliesen. Wie so oft schon schwor sie dem Alkohol ab. Nach nunmehr drei Tagen fing die Angst vor ihrem unheimlichen Entzugshelfer ihre Gier nach dem flüssigen Vergessen einzuholen.
Owi:
Owi und Niko konnten es nicht fassen. Alle Geschenke weg und dem Weihnachtsmann fällt nichts besseres ein, als mit seinem Kumpel Reinhard Mey zu singen. Aber irgendwo müssen die Geschenke doch sein. Die beiden fragen den Weihnachtsmann, was denn passiert sei. Der Weihnachtsmann sitzt ganz still und unbeweglich auf einer Kiste und schaut traurig aus dem Dachfenster. Er erzählt, wie er unterwegs war, um in den Geschenkmanufakturen, die in ganzen der Republik verteilt sind, die Gaben für die Kinder einzusammeln. Er sei zuletzt in Karlsruhe in der Werkstatt bei Peter Laut gewesen. Dort habe er die gesamte Produktion an Holzbaukästen in seinen Sack gepackt. Nun fragt man sich, wie sich denn die gesamte Jahresproduktion in einem Sack verstauen ließe. Das geht nämlich so. Der Sack vom Weihnachtsmann kann unendlich viele Geschenke fassen. Egal wie viel man reinsteckt, er wird niemals voll. Das ist ein echtes Weihnachtsmanngeheimnis. Zum Abschied wurde er von Peter Laut, der damit in diesem Jahr - trotz der heftig gestiegenen Holzpreise -wieder ein sehr gutes Geschäft gemacht hatte, noch auf einen Glühwein eingeladen. Aus einem Glühwein wurde ein zweiter und dritter, vierter, fünfter usw. Owi (Owi wie "Oh wie ist das schön") traute seinen Ohren nicht. Nach dem 11. Glühwein stieg der Weihnachtsmann endlich in seinen Flugschlitten und machte sich auf den Weg Richtung Elbsandsteingebirge. Beflügelt vom Glühwein (und nicht von der bekannten alpenländischen "Rote-Bullen-Limonade") glitt der Weihnachtsmann durch den Himmel wie die Axt im Walde im wahrsten Sinne des Wortes. Mit waghalsigen Manövern im Tiefflug und mit lautem "Juchhuuuu" schnitt der Weihnachtsmann mit seinem Flugschlitten nämlich greusliche Schneisen in die Wälder. Dabei ist ihm irgendwo der sein Sack mit dem Geschenken abhanden gekommen. Die tagelange Suche danach blieb leider erfolglos. Und dann ist ihm auch noch Reinhard Mey in einer Cessna 172 begegnet. Beide hatten das Ziel Pirna und so landeten sie nacheinander auf dem Flugplatz Pirna-Braschwitz, wo sie sich in der Luftaufsichtsbaracke trafen. Bei der Schlacht am kalten Buffet erzählte der Weihnachtsmann von seinem Dilemma. Um ihn wieder aufzumuntern fing Reinhard an zu singen und der Weihnachtsmann stimmte inbrünstig mit ein "Üba den Wooooolken Muss die Freiheit wohl greheneeenzenlos sein Alle Äääängste, alle Sooooorgen Sagt man Blieben darunter verboooooorgen Und dann Würde was uns groß und wichtelich erscheint, plötzlich niiiiichtig und klein." Fortsetzung folgt.....
Ari:
Am nächsten Morgen hatte es angefangen zu schneien und Ari stellte sich auf eine Kiste und öffnete das Dachfenster: ganz unbeweglich stand er da und bestaunte wie ein kleines Kind die großen Schneeflocken. Es klingelte an der Tür und Ari hörte wie R.Jakow die aufschloss . Ari trat in die offene Diele raus und sah Rudolf in die Wohnung kommen . Rudolf führte einen Buchladen in der Innenstadt . Schon seit mehreren Generationen war dieses Geschäft in Familienbesitz , das ursprünglich von seinem Ur-Großvater gegründet worden war . Doch nun war ein Ende absehbar , Rudolf war ledig und hatte keine Nachkommen . Er war nun mal eher dem eigenen Geschlecht zugewandt . „Setz Dich, alter Freund , was gibt’s Neues, begrüßte ihn R.Jakow . Kater Mikeš wirkte irgendwie aufgeregt und sah sich hektisch um , ob noch jemand mit Rudolf gekommen wäre . „Ari ist da“, fuhr R.Jakow fort . „Ich mach uns allen mal einen Kaffee schnalzte der Kater .
Rudolf hatte einen besonderen Job , er war der Kontaktmann des Dienstes in Prag . Auch diesen Job hatten seine Vorfahren inne , denn er ließ sich sehr unauffällig mit dem Führen einer Buecherhandlung kaschieren ! Sein Großvater hatte bei der Neutralisierung des damaligen Präsidenten der tschechoslowakischen Republik, Klement Gottwald mitgewirkt . Dieser war nach der Rückkehr aus Moskau von Stalins Beerdigung sehr plötzlich verstorben. Da Gottwald ein ganz übler Bolschewik war , der massenweise Juden , besonders Juedische Ärzte hinrichten ließ , „musste“ eben diese plötzliche Tod eben sein . „Wie kriegen jeden , irgendwann und überall“ war ja das Motto unseres Dienstes . Mikeš wirkte auf Ari irgendwie nervös . „Was ist los“, krähte Ari , als der Kater fast seine Kaffeetasse runtergeschmissen hätte. Rudolf lachte etwas duemmlich: „Die Liebe macht nervös“ .. und Ari verstand kein Wort . „Musst Du mit der Axt so ins Haus fallen , Rudolf“ tadelte vorwurfsvoll R.Jakow. „Ein Geheimnis ist doch umso süßer umso geheimer es ist“. Und Ari konnte natürlich immer noch nicht ganz verstehen aber er vermutete , dass der Kater verliebt sein muss . Nur in wen ? In Rudolf ? Das wohl kaum . Homoerotische Züge hatte der Kater nun bei Gott nie an den Tag gelegt bisher . R.Jakow musste nun abwägen, wollte er Ari nicht länger in der Ungewissheit lassen . Andererseits wollte er auch gegenüber Mikeš taktvoll bleiben und keine Indiskretionen raushauen wie Rudolf . Drum erwähnte R.Jakow ganz kurz : „das kleine Geheimnis ist Minnie , eine Katze , die seit ca 6 Monaten bei Rudolf wohnt …und Mikeš findet Minnie nicht extrem unsympathisch und andersrum ist es wohl genauso.“ Und dann ging R.Jakow gleich zu einem anderen Thema über und fragte , fast flüsternd Rudolf : „wie ist die Lage?“. „weiterhin alles ruhig hier in Osteuropa und Österreich dank der gegenwärtigen Regierungen“ bemerkte Rudolf und der Kater traute sich endlich wieder hoch zu schauen , die Röte aus seinem Gesicht war nun inzwischen wieder gewichen.
Schlichtel:
„Was machst du denn hier so unbeweglich in deiner Fussbodenheizungsverteilerkiste?“ fragte Kniffi.
Schlichtel dachte erst, er würde wieder halluzinieren. Er hatte sich so sehr seine Freundin Kniffi hergewünscht, dass er nicht glauben konnte, dass sie nun vor ihm stand. Aber da er Gerüche noch nie gut halluzinieren konnte und es sehr nach Kniffis typischem Kipfelgeruch duftete, wusste er, sie war wirklich da.
„Die Frage ist doch, was machst DU hier?“ erwiderte Schlichtel. „Na deine Temperaturfühler haben Alarm geschlagen und da bin ich über die Sesselliftroute gekommen. Und wie du ja weißt, dauert das leider ein paar Tage.“
Kniffi sah ihn aufmerksam an und bat: „Erzähl mal. Was genau ist denn passiert? Du warst noch nie aus heiterem Himmel krank. Immer nur, wenn du emotional verstrickt bist.“
Ach, Kniffi kannte ihn einfach zu gut. Und so berichtete ihr Schlichtel alles. Von seiner Gastfamilie über das Gespräch mit der Termite am Dachfenster und wie alles ausgegangen war.
„Weißt du, worin ein großes Geheimnis des Lebens besteht?“, fragte Kniffi und seufzte dabei ein kleines bisschen wie eine weise alte Frau, die dabei war eine für sie alltägliche Geschichte zu erzählen.
Schlichtel freute sich schon auf die Antwort, denn Kniffi hatte immer sehr interessante Ansichten über das Leben.
Heute aber schoss sie mit ihrer Antwort nicht den Vogel, sondern ganze nach Süden ziehende Schwärme ab. Und das nur mit einer Wurfaxt bewaffnet. Rein metaphorisch gesehen natürlich.
Sie sagte: „Wie schon der schlaue Hr. Chiupka auf der Polizeischule im ersten Semester sagte: Immer zuerst die Zuständigkeit prüfen, Schlichtel!! Warst du hier zuständig? Nein. Also was sollte das?“
Schlichtel war verwirrt und das konnte man ihm auch ansehen. Ganze Republiken von nach Erinnerungen suchenden Ausdrücken huschten über sein Gesicht.
Das war ein Geheimnis? Wovon sprach denn Kniffi? Er war ja nie auf einer Polizeischule gewesen.
Kniffi erlöste ihn mit einer anderen Umschreibung: „Du bist einfach nicht für alles verantwortlich.“, sagte sie. „Lass die Leute ihre Probleme selber lösen und misch dich nicht ein. Such dir selber eigene Probleme, die du lösen kannst. Du tust dir UND den anderen keinen Gefallen, wenn du deren Probleme löst. Und vor allem hilf niemanden, der nicht nach einer Lösung fragt.“
Für Schlichtel klang das zwar interessant, aber auch ein bisschen zu plakativ.
„Führt das aber nicht dazu, dass ich mich aus der Welt zurückziehe?“, fragte er.
„Keine Ahnung Schlichtel“, sagte Kniffi da unumwunden. „Ich schreibe grad an einem Ratgeberbuch und weiß selbst noch nicht, wie das Ende sein wird.
Ich glaube ehrlich gesagt mit deiner Persönlichkeit wirst du diesen Fehler immer mal wieder machen und vielleicht ist das auch überhaupt nicht schlimm. Das Leben will ja gelebt werden. Und nun mach einfach dein Licht in dir wieder an, so wie es auch in der Mitte deines Namens steht. Und dann lass uns auf den Weihnachtsmarkt gehen, ich habe totales Heimweh, obwohl ich erst drei Tage weg bin aus dem Weihnachtsdorf.“
Nissimissi:
Mit der Pulle in der Hand lief Nissimissi die Gasse bis zur nächsten Kreuzung entlang. Was wollte Raoul von ihm und warum war er so schnell verschwunden… da steckte bestimmt ein Geheimnis dahinter. Nissimissi lief weiter … aus der Stadt heraus, er durchquerte einen kleinen Wald. Er brauchte eine AXT um sich durch das Gestrüpp zu schlagen… Plötzlich stand eine KISTE vor ihm, Nissimissi beäugte sie misstrauisch. Er öffnete sie und fand ein Portal in vergangene Zeiten.. Es machte zipppppp, ploppte, knisterte und auf einmal befand er sich in einer vergangenen Zeit wieder. Es war 1984 und er war in Prösen, einer kleinen Stadt in der deutschen demokratischen REPUBLIK. Da kam ein kleines blondes Mädchen in einem kupferfarbenen Samtröckchen und einer großen Zuckertüte mit Indianermotiv auf ihn zu und lächelte ihn an. Nissimissi blieb wie angewurzelt stehen und war vollkommen UNBEWEGLICH. Das kleine Mädchen nahm ihn hoch und steckte ihn in die Zuckertüte. Es war ein Ausblick wie aus einem DACHFENSTER ganz oben. Nissimissi fand die Worte wieder und sagte „Hallöchen“ und grinste. Das Mädchen lächelte zurück und fragte „Wer bist du“? Das ist ein Geheimnis lispelte Nissimissi….
Snorre:
Nachdem Vater Pascal von der Schicht kam, musste er sich erstmal auf die große KISTE im Flur setzen, nachdem seine Frau ihn völlig aufgelöst in Empfang nahm. Er wirkte UNBEWEGLICH, fast schon gelähmt, während sie ihn in einer hysterischen Tonlage versuchte zu erklären, dass es in der Wohnung spukt. Na klar, dachte er sich, passt ja zu uns; „ Spuk im Hochhaus“ halt. Er musste hier raus, weg von seinen Frauen, die dem Wahn verfallen waren.Um einen klaren Kopf zu bekommen, erklomm er die oberste Etage und schaute durch das zerbrochene DACHFENSTER, atmete die kühle Luft ein und ließ seinen Blick über die Dächer von seinem Kiez gleiten. Hier zog er sich also zurück, wenn seine kleine Welt im Chaos zu versinken drohte, niemand wusste von seinem kleinen Rückzugsort. Ganz verschwommen nahm er Stimmen und Poltern wahr; seine Nancy versuchte unten das Schlafzimmer wieder in den Urzustand zu bringen, dabei war sie wie die AXT im Walde, völlig unkontrolliert, in Gefahr laufend, das Wasserbett anzuzapfen….Pascal träumte sich in die alte REPUBLIK zurück, da war vieles einfacher. Die Welt hat sich so verändert, die Menschen sind so wirr geworden….
Tag 11
Wichtel trifft jemanden Berühmtes
Zu verwendende Worte: Knall, Wasserfall, Architektur, elegant, Hilfe
Schlichtel:
Kniffi und Schlichtel spielten auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt das altbekannte „wir dürfen nicht auf die Striche treten“-Spiel, allerdings in der Wichtelversion. Dabei wichtelbeamte man sich immer ein paar Meter weiter und musste es elegant genau so exakt hinbekommen, dass man nicht auf Strichen im Pflaster landete. Die Architektur des Fußbodenbelages war für dieses Spiel wie geschaffen.
Natürlich durfte man auch nicht auf Passanten treffen. Denn diese spürten die unsichtbaren Wichtel unterbewusst und schauderten kurz. Außerdem gab es bei einem Zusammenknall immer ein kleines bisschen Atomverschiebung und schon landete man eben doch auf einem Strich.
Auf dem Weihnachtsmarkt schlichen die beiden dann um die Stände mit den Leckereien und stibitzten immer wieder abwechselnd kleine Häppchen, wenn sich der Kochende wegdrehte von Pfanne, Spieß oder Auslage. Sie selber waren zwar unsichtbar, aber natürlich konnten Menschen sehen, wenn sich Essenshappen in die Luft bewegten und das wollten beide vermeiden.
Plötzlich, mitten in der einer solchen Aktion verharrte Kniffi in ihrer Bewegung und starrte ungläubig in die Menschenmenge. Konnte das tatsächlich sein? War das Bregon? Was tat er hier? Wieso war er auch in Berlin? Bregon. Der BadBoy unter den Wichteln, bei dem ihr jedes Mal vor Aufregung der Speichel lief wie ein Wasserfall...
Bregon:
Eine Flasche Spätifusel hielt leider nicht lange an. Bregons Panik stieg wieder auf. Ein kurzer Blick in Frau AA-Witwes Heim und schon war klar, hier gibt's keine Flasche Paniksenker mehr. Was tun? Arbeit vermag abzulenken, außerdem hat er Verpflichtungen als Wichtel. Für Paul-den-Rest-hab-ich-vergessen schnell ein Frühstück mit Zutaten aus Nachbarins Küche gewichtelt, mit der Katze ein paar Belanglosigkeiten gewechselt, einen Keil unter Uschis Tür geklemmt, soll ja nicht langweilig werden, Alfred mit Sekundenkleber ans Sofa gekleistert, und der Rest des Tages steht zur freien Verfügung. Der Gedanke an die Axt ließ ihn nicht los. Er braucht unbedingt frische Luft. Wenn das in Berlin überhaupt möglich ist. 'Die Berliner liner Luft, Luft, Luft' ... Wer diesen Schwachsinn verbrochen hat, kann nur Vergebung finden, wenn er tatsächlich nie an der frischen Luft war. In Grönland zum Beispiel. Also verließ Bregon seine gemütliche Wand und steuerte die große Stadt an. Die Ratten im dritten Hinterhof waren kurz vorm Verhungern, die im zweiten litten noch an der 810-Ruhr und im ersten rüsteten die Nager in Erwartung einer erneuten Bio-Attacke auf. Die Architektur ihrer Verteidigung hätte Bregon ganz sicher interessiert, hätte irgendetwas anderes als das Axtmysterium in seinem Kopf Platz gefunden. Mit magisch schnellem Schritt durchquerte er die verlotterte Stadt. Aber nicht mal dafür hatte er Augen. War ihm wurscht. Die Panik hielt sich in Grenzen. Solange er in Bewegung bleiben konnte. An Ampeln stehenzubleiben fiel ihm nicht ein. Zwei, drei Autos erlitten beim Zusammenprall mit der Wichtelmagie Totalschaden. Sahen aus, wie gegen einen Baum geprallt. Nur war kein Hindernis zu sehen. Für die menschlichen Zeugen. Nüchtern war das nicht mehr zu ertragen. Unterm Wasserfall im Victoria-Park schnell den Angstschweiß abgespült, und weiter zum nächsten Weihnachtsmarkt. Ist schon kurios, wie achtlos die Menschlein mit dem teuren Glühwein umgehen. Die merkten nicht mal, dass die Becher leer wurden, ohne dass sie getrunken hatten. Noch schnell elegant ein, zwei Bratwürste direkt vom Grill, also ein zwei Dutzend natürlich, und er bekam wieder Farbe. Und die Axt. Die drängte sich mit Macht wieder in sein Denken. Er verspürte zum ersten Mal das Gefühl, auf Hilfe angewiesen zu sein. Auch wenn er das nie, niemals zugegeben hätte. Sein Gedankentauchgang wird plötzlich gestört. Ab und an spürt er ein Knistern, so leichte eklerktische Empfindungen. Als würden Wichtel mit Menschen... Dann sah er die beiden. Schlichtel und --- tatsächlich Kniffi!. Die wollte er schon immer mal ansprechen, in den letzten Jahrhunderten ergab sich halt nur nie die passende Gelegenheit. Nicht, dass Bregon schüchtern wäre, er, äh, ... wollte eben nicht aufdringlich erscheinen. Aber hier, in neutraler Umgebung, könnte man ja mal ein paar Worte wechseln. So ganz unverfänglich. Bloß keine Blöße geben! Sonst glaubt Kniffi noch, dass er... Naja, Kniffi kommt sonst noch ihm und seinen Gefühlen für sie... Na, Ihr wisst schon, wie so'n kaum zweitausend Jahre alter Jul-Wichtel sich anstellen kann, wenn er, kaum in die Pupertät gekommen, den Verstand abgibt. Versucht lässig geht er auf die beiden zu. "Ha, macht'n ihr hier? So'n Zufall aber auch. Ich hatte Langeweile, ihr wisst ja, wie öd die Menschen mit ihren Räucherkerzen und Stollen und Lebkuchen und Weihnachtsliedern und ... und überhaupt, wie die so sein können. Also meine, ist schon fast widerlich, wie aufmerksam die zueinander sind, sich ständig jeden Wunsch von den Augen ablesen, wie die sich so ausdrücken, die Wohnung riecht ewig nach Plätzchenbäckerei, die Mama kocht leckeres Essen, der Vater stiehlt sich heimlich in den Keller, um eine Weihnachtsüberraschung für den Sohnemann zu basteln... Wie gesagt, widerlich. Da muss ich gelegentlich ein bisschen bremsen." Und so plappert Bregon immer weiter und sich um Kopf und Kragen. Irgendwann, nachdem er innerhalb von fünf Minuten ununterbrochen so viel geredet hatte, dass es für eine Sonderausgabe der "Wichtelwoche", DIE Klatschzeitung überhaupt, gereicht hätte, stoppt er seinen Redefluss, wird verlegen, rot im Gesicht, natürlich vom Glühwein, wovon auch sonst!, und ist wieder der kaum zweitausend Jahre alte Bub. Er bummelt noch eine Weile, eine ziemliche Weile!, mit den beiden über den Markt, gibt vor, ihnen zuzuhören, nickt an unpassenden Stellen, seufzt, wo ein Lachen angebracht gewesen wäre, kurz, er ist völlig verstört. Er spielt das Linienhüpfspiel mit, trifft kaum richtig und stolpert. Und das, obwohl sein Stil im Wichtel-Jutsu immer tänzerisch, leichtfüßig, geschmeidig und zielsicher ist. Irgendwann ist immer alles vorbei, Schlichtel und Kniffi scheinen ihre Vorweihnachtsaufgaben etwas ernster zu nehmen, ließen sich nicht mal am Stand mit dem heißen Met zu einem ordentlichen Wichtelumtrunk überreden, und die drei trennten sich. Bregon war ganz benommen. Und das, obwohl er kaum einen Stiefel, also viereinfünftel Gallonen, Glühwein geschlürft hatte. Also fast gar nichts. Er macht sich also auf den Heimweg. Paul-blablabla muss ja vor seinen Eltern gerettet werden. Fast hätte er die Axt vergessen, als er in einen Schatten lief. Schatten sind ja nun mal nicht gerade fest und bieten keinen Widerstand, dieser hier jedoch haut unseren kleinen Schelm aus den Stiefeln. Die Augenbinde lässt jeden Zweifel daran, wer das ist, verlöschen. "Orxdin, Vater aller Grönländer, bitte sei nachsichtig mit einem tollpatschigen Wichtelchen, der nicht nach vorn geschaut hat!" "Was faselst du denn rum?" "Naja, ich dachte..." "Denk nicht so viel, hilf mir lieber!" "Ich - dir - helfen???" "Ja." "Wie?" "Ist mir peinlich." "Dir muss nichts peinlich sein, oh Orxdin!" "Meinst? Wenn du wüsstest! Aber du weißt ja gleich. Sonst kannst mir ja nicht helfen." "Oh Orxdin, sag!" "Ich mach's kurz. Wie du weißt, steh ich ja auf Gemetzel. Naja, vor'n paar Jährchen gab's hier eins. Ein ordentliches. Ich wollt grad mit meiner Axt mitmischen, als hinter mir ein wahnsinniger Knall war. So was hast noch nicht erlebt! Ich bis dahin auch noch nicht. Mich hat's aus den Stiefeln gehauen. Aus den Socken auch. Das letzte, was ich mich noch erinnern kann, ist, dass meine Axt sich verselbständigt hatte und das schöne Gemetzel ohne mich veranstaltet hat. Dann fiel dieses blöde Haus auf mich drauf. Kam erst im nächsten Sommer wieder ans Licht. Und seitdem such ich diese Axt! Kann mich doch nicht ohne die bei Frigxga blicken lassen. War'n Julgeschenk von ihr. Wie würde ich denn dastehen! Also hilf mir gefälligst suchen! Ich muss daheim wieder mal nach dem Rechten sehen." Jeder Versuch, Bregons Erleichterung zu beschreiben, wäre zum Scheitern verurteilt! Jeder Versuch, Orxdins Erleichterung zu beschreiben, als er seine Axt wieder in den Händen hielt, zu beschreiben, wäre lächerliche Zeitverschwendung. "Bübele, hab Dank! Hätte nie geglaubt, dass ihr Wichtel, ihr Verräter am alten Glauben, also an mir!, zu was nütze sein könntet. Hast was gut bei mir!" In seiner Freude über die wiedergefundene Waffe, erschien Orxdin sichtbar in voller Größe und Schrecklichkeit. In seiner Erleichterung, dem Zorn Orxdins entkommen zu sein, ja sogar 'was gut zu haben', ließ Bregon in voller Größe und Rüstung erscheinen. Beim Anblick der beiden entglitt Witwe Schluckspecht die gerade erst nach dem AA-Treffen im Späti gekaufte Flasche Rum und fiel direkt in ein Rattenloch. Die Witwe verlor den Boden unter den Füßen und durchschlief eine weitere nüchterne Nacht. In der Maier-Meier-Wohnung war grad ein heilloses Durcheinander. Uschi hat die verklemmte Tür aufgebrochen, Papa Alfred steht mit Sofa auf den Rücken geklebt vor dem Herd und versucht eine Mahlzeit aus Haferflocken und veganer Brühe zu kochen, Paule hat sein Zimmer verriegelt und droht mit der Sprengung der Wohnung, sollte Alfred auf den Gedanken kommen, ihm sein kulinarisches Ergebnis anzudrehen. Nach dem heutigen Tag war Bregon das völlig egal. Wortlos ging er an der Katze vorbei und schlief in seiner gut beheizten Wand sofort ein.
Schlichtel:
Unglaublich, aber er schien sie beide bemerkt zu haben und kam auch noch auf sie zu! Kniffi wurde ganz heiß und das nicht nur, weil sie grad neben einer großen Pilzpfanne stand. Und nun sprach er sie auch noch an. Das war noch nie passiert in all den vielen Jahren. Kniffi war wie gelähmt. Vor ihr stand ihr Idol und sprach mit ihr. Wie lässig er über seine Mission sprach und ja, natürlich hatte er in seiner Familie schon viel Gutes getan und wegen Unterforderung sogar noch die Nachbarin vom Alkoholismus befreit und die Ratten im Hof zu einer tollen Gemeinschaft werden lassen. Und das alles ganz ohne fremde Hilfe. Sie hatte tief in sich immer gewusst, dass Bregon ein weiches Herz hatte und sie schmolz dahin.
Einzig Schlichtel schien nicht ganz so begeistert und lenkte ständig ab. Wieso wollte er weiterhin das Striche-Spiel spielen? Was sollte das? Merkte er nicht, dass sie so aufgeregt war, dass sie sich nicht aufs wichtelbeamen konzentrieren konnte. Zweimal hatte sie es schon geschafft, mit Bregon zusammenzustoßen. Das war natürlich Absicht und sie staunte über ihren Mut.
Schlichtel sprach derweil die ganze Zeit über seine Mission und wie viele Ideen er dieses Jahr schon hatte, trotz seiner Krankheit. Während Kniffi kaum wusste wie ihr geschah vor Herzklopfen. Sie war so aufgeregt, dass ihre Fingerspitzen kribbelten als wären Wunderkerzen in ihren Armen und als würde ihr Kopf leicht rauschen. Sie hatte den Eindruck Bregon wollte sie absichtlich gewinnen lassen, da er immer wieder auf Striche sprang, obwohl sie wusste, wie elegant er Jutsu konnte.
Leider verabschiedete sich Bregon nach einer Weile, vielleicht weil sie und Schlichtel wegen seiner grad erst überstandenen Krankheit keinen Met trinken wollten.
Und dann hatte Kniffi plötzlich auch keine Lust mehr auf den Weihnachtsmarkt.
Schlichtel hatte der Ausflug offenbar gut getan, denn er rasselte ununterbrochen neue Ideen runter. Man musste es ihm lassen, darin war er wirklich gut. Aber aus ihrer Schwärmerei für Bregon war nun eine tiefe Verknalltheit geworden und sie wollte schnell zum Nordpol zurück. Der halb angefangene Ratgeber musste warten. Sie hatte Pläne für eine epische Liebesgeschichte im Kopf. Schlichtel kam ja nun wieder ohne sie klar.
Ari:
Rudolf verabschiedete sich mit dem Hinweis , schon am Nachmittag wiederzukommen . Und zwar in Begleitung einer sehr berühmten Person. Da Rudolf reden konnte , wie ein Wasserfall, freuten sich alle über die Pause . Nachdem hinter Rudolf die Tür mit einem Knall zugefallen war , legte der Kater sich erschöpft auf den Boden in die Nähe des wärmenden Kamins und träumte vermutlich von Minnie . R.Jakow hatte sein elegantes Jacket ausgezogen , stattdessen die alte aber sehr bequeme mausgraue Strickjacke sich aus dem alten Schrank neben der Garderobe herausgeholt und es sich in seinen hohen Ohrensessel gemütlich gemacht . Die alten Möbel im Raum waren Kontrapunkte zur hypermodernen Architektur . Ari der ja eigentlich zur Hilfe des Weihnachtsmannes nach Berlin beordert worden war , war froh dass der hier in Prag dienende Weihnachtsmann ihn bisher in Ruhe gelassen hatte und hoffte innigst , dass dieser vielleicht ganz vergessen könnte , dass und warum er hier ist . Mit R.Jakow und Mikeš war es viel spannender und im übrigen mochte Ari weder die Winterkälte draußen noch das Arbeiten im Winter überhaupt . Und so begab er sich wieder ins Bad , ließ das Wasser in die Wanne und träumte vom Sommer am Mittelmeer zu Hause. Dabei schlief er tief ein. Am frühen Nachmittag kam bereits Eliška und brachte frisch gebackenen Kuchen mit und Michal . Der wollte auch den berühmten Gast treffen aber nur R.Jakow wusste , wer kommt . Er ließ sich auch nichts durch Ari oder Mikeš entlocken . Aber da R.Jakow meinte , dass es sich lohnt für Michal dabei zu sein , musste es eigentlich eine Persönlichkeit aus dem Sport sein , da Michal seine ganze Freizeit aktiv und passiv mit Sport verbrachte ! Es sei ein Mann und jeder kenne ihn , soviel hatte R.Jakow verraten . Mikeš vermutete den aktuellen Regierungschef , Eliška hoffte auf Jaroslav Plesl , einen auch schon in die Jahre gekommenen Schauspieler , der mit seinen 49 Jahren noch sehr gut aussah . Und so saßen sie alle am großen runden Tisch und warteten . Keiner wagte Kuchen oder Kaffee zu nehmen und ehrfürchtig schauten alle auf ihre noch leere Kaffeetasse vor sich . Es war nicht ungewöhnlich , dass prominente Persönlichkeiten sich bei R.Jakow trafen. Aber dennoch , aufregend war es für alle Beteiligten immer wieder . Draußen schlug die Kirchenuhr halb . Es war also schon 15.30. Rudolf liebte es sich zu inszenieren denn unpünktlich durfte er wegen seiner „Nebentätigkeit“ nie sein. Es klingelte plötzlich Sturm , Michal sprang fast förmlich zur Tür und riss sie auf : Rudolf trat ein und hinter ihm : Ivan Lendl ! Der berühmteste lebende Tscheche ! Auch wenn er jetzt einen amerikanischen Pass hatte und schon ewig in den Staaten in Connecticut lebte , er war und blieb der nationale Held der Gegenwart ! Wie er da stand , wirkte er mit seinen 1,88 m riesig groß , viel mehr als im Fernsehen aber hier waren ja alle sonst anwesenden unter 1.70 m . Na vielleicht schaffte Michal 1.72 wenn er sich streckte ! Ehrfurchtsvoll schüttelten alle - bis auf Ari - ihm die Hand . Dieser genoss es, ungesehen von allen bis auf den Kater , dieser „Veranstaltung“ beiwohnen zu können . „Ivan ist hier , weil ich ihm helfen kann“, unterstrich Rudolf , völlig frei von jeglicher Eitelkeit . „Mit meinen besonderen Beziehungen kann ich ihm 2 Original Mucha besorgen“ , quiekte Rudolf mit sich fast überschlagender Stimme . Alfons Mucha war ein sehr bedeutender tschechischer Maler gewesen und Ivan Lendl ein leidenschaftlicher Sammler seiner Werke ! „Wir werden morgen früh einen Kontaktmann von mir treffen , der uns dahin bringen wird , wo diese beiden , bisher noch nicht bekannten Originale sich befinden“ , erläuterte Rudolf . „Na dann, dann kann ja nichts schiefgehen“ merkte leicht süffisant R.Jakow an . Michal fragte inzwischen ehrfürchtig nach einer Autogramm Karte des einst Weltbesten Tennisspielers . Ivan Lendl zog mehrere Photokarten von sich aus seinem schwarzen Sakko und unterschrieb diese im Beisein aller und legte sie dann in die Mitte des Tisches . „Sehr geehrter Herr , darf ich Ihnen Kaffee und Kuchen servieren ?“ fragte Eliška mit zittriger Stimme . „Ja sehr gerne , antwortete der mittlerweile auch schon 63 jährige Sport-Star „aber bitte sagt alle doch Ivan zu mir!“
Owi:
Nachdem der Weihnachtsmann erzählt hatte, was passiert war, überlegen Niko, Owi und er, wo der Geschenkesack nur sein könnte. Irgendwo zwischen Karlsruhe und Pirna muss er liegen. Vielleicht hat ihn ja schon jemand gefunden und beim Fundbüro abgegeben. Vielleicht liegt er aber noch unentdeckt unter einem Wasserfall, in der schwäbischen Alb. In diesem Moment öffnet sich mit einem lauten Knall die Tür der Luftaufsichtsbaracke. Owi (Owi wie "Oh wie dolle") erschreckt sich in diesem Moment wie dolle. Diese Luftaufsichtsbaracke ist übrigens ein Meisterwerk sächsischer Luftfahrt-Architektur und bekannt weit über die Grenzen Sachsens hinaus. In elegantem Outfit betritt Johann Lafer den Gastraum. Lafer, der auch Pilot ist und bekannt dafür, seine kulinarischen Kreationen selbst per Flieger auszuliefern, zieht einen schweren Sack hinter sich her. Er geht direkt auf den Weihnachtsmann zu und ruft ihm zu: "Hey, du Weihnachtsmann, da hast du nochmal Glück gehabt, dass ich direkt hinter dir in Karlsruhe aufgestiegen bin und zufällig gesehen habe, wie du durch die Wälder geflogen bist ohne Rücksicht auf Verluste. Im Spessart hast Du dann deinen Sack in einer scharfen Rechtsschleife verloren. Ich selbst hatte eine Lieferung für das Wirtshaus im Spessart an Bord, die ich erstmal rechtzeitig zustellen musste. Danach habe ich die Stelle nochmal aufgesucht, wo Du deinen Sack verloren hast. Mannomann, der Strick vom Sack hatte sich gelöst und der ganze Inhalt war über einer Waldlichtung verteilt." Drei Tage hat Lafer gebraucht, die Holzbaukästen einzusammeln und jeden einzelnen Kasten wieder einzusortieren. Die Hilfe des Promi-Kochs ist gerade nochmal zur rechten Zeit gekommen. Die Adventszeit ist doch eine wundersame Zeit. Fortsetzung folgt.....
Nissimissi:
Es gab einen lauten KNALL und das kleine Mädchen rief um HILFE… Nissimissi rutschte ELEGANT die Schräge der Zuckertüte herunter. Bei dem kleinen Mädchen flossen die Tränen wie ein WASSERFALL… Sie hatte sich so erschrocken, liess die Zuckertüte Samt Nissimissi fallen und rannte in ein Haus. Dieses Haus hatte eine merkwürdige ARCHITEKTUR, überall gab es nur runde Wände…
Snorre:
Heute nahm Snorre sich vor, mal die Gegend außerhalb seines Wohnblocks zu erkunden. Am schwarzen Brett unten stand geschrieben: „Autogrammstunde mit Cindy von Marzahn“. Erstaunlich, dass im Zeitalter von Instagram und co hier noch Aushänge gemacht werden. Mit HILFE des Straßenbahnplanes hatte er schnell den Begegnungsort gefunden. Diese Fortbewegungsmittel sind ja von der ARCHITEKTUR her toll, so grazil schlängeln die sich durch die Straßen und geben einen schrillen Klingelton ab. Angekommen am Kiez, erwartete ihn schon eine lange Warteschlange. Warum viele in Schweinchen rosa Jogginghosen und Krönchen waren, erklärte sich ihm bis dato nicht. Muss ja was berühmtes sein, bei der Menge, vielleicht eine Prinzessin? Prinzessin Cindy von und zu Marzahn- Hohenschönhausen… Snorre suchte sich ein ruhiges Plätzchen oberhalb der Bühne. Dann wurde es ruhig im Saal und mit einem lauten KNALL stand es dann da: ein fleischgewordenes, im hautengen rosafarbenen Ganzkörperkondom und Krönchen in den Locken Etwas! Mit ihren Maßen von 90-60-90 auf einer Körperhälfte begrüßte sie die Leute und redete los wie ein WASSERFALL. Snorre verstand nun Jackie etwas, die auch immer in Jogginghosen rumrannte, dass schien hier im Getto als ELEGANT zu gelten. Nach 10 Minuten hatte er genug von den Witzen über ihre Figur und machte sich vom Acker. Hätte sie was Oranges an und man würde sie draußen am Straßenrand abstellen, würde Vater Pascal mit der BSR sicherlich anhalten, sie in die Schütte hinten werfen, frei nach dem Motto: „ Berlin, wir entsorgen jeden Dreck für Euch“. Snorre war auf der Suche nach nem Russenladen und gutem Wodka- hat ja bei Nissimissi auch bisher gut funktioniert.
Tag 12
Interviewfragen an die Schriftsteller zur Halbzeit
1. Hättest du gedacht, dass du bis heute durchhalten würdest?
2. Wie kommst du auf deine Ideen?
3. Wie viel Zeit kostet dich der Wichtel täglich?
4. Hast du vorher schon mal Geschichten geschrieben?
5. Was möchtest du sonst noch mitteilen?
1.
Anne: Ja schon, allerdings habe ich den Aufwand neben der Arbeit deutlich unterschätzt. Wäre der 1.12. ein Montag gewesen, hätte ich das Spiel nicht erfunden.
Georg: Bevor ich die erste Geschichte geschrieben hatte, dachte ich, dass mir locker und ohne viel Aufwand jeden Tag was einfallen wird.
Zwischenzeitlich isses mir jedoch an einigen Tagen schwer gefallen und ich dachte ich müsse mal aussetzen.
Dazu wollte ich es aber nicht kommen lassen und so habe ich mich manchmal durchbeißen müssen.
Norbert: ja
Kathleen: ja, es ist schon für mich jeden Tag aufs Neue eine kleine Herausforderung!
2.
Anne: Manchmal schreibe ich einfach los und während des Schreibens kommen plötzlich die Ideen. Dann lösche ich unpassende Sätze und schreibe wie es kommt. An anderen Tagen weiß ich, was passieren soll und brauche es „nur noch“ auszuschreiben. Was manchmal anstrengender ist als wenn ich es nicht weiß, denn dann soll es plötzlich besonders gut werden und das Formulieren fällt mir schwerer.
Georg: Kann ich gar nicht genau sagen. Ich lese nochmal, was Owi zuletzt erlebt hat und versuche mit den vorgegebenen Wörtern irgendwas zu assoziieren und dann schreibe ich los, ohne das Ende der täglichen Geschichte bereits im Kopf zu haben.
Ich versuche darauf zu achten, dass es die Orte aus Owis Geschichten tatsächlich gibt.
Norbert: die fließen sowieso durchs Hirn ständig
Kathleen: Nein ich hätte nicht gedacht, bis jetzt durchzuhalten, aber das Schwere wird jetzt erst kommen, ich bin glaube ich, ganz schön blauäugig rangegangen. Und wie ich das Ding am Ende nach Hause schaufle, weiß ich echt noch gar nicht. Wenn ich so die anderen Geschichten lese( Vor allem Bregon), dann denke ich, er hat diese schon bis zu Ende geschrieben in seinem kreativen Kopf.
Kathleen:
Manchmal fällt mir schneller was ein, manchmal brauche ich den ganzen Tag zum Überlegen. Eine halbe Stunde brauche ich bestimmt, um es niederzuschreiben, vorüberlegungen nicht immer inklusive. Da ich ja Marzahn quasi vor der Haustüre habe und mein Mann arbeitsbedingt von dort das Eine oder Andere mitbringt an Informationen, versuche ich diese hier einfließen zu lassen.
3.
Anne: 1h zum Schreiben und ca 1 h für das einstellen, lesen, den anderen die Mottos vorab mitteilen, kurze Kommentare und Abstimmungen mit den anderen und auf die Webseite übertragen.
Georg: ca. 45 Minuten, mal mehr mal weniger und meist vor dem Schlafen
gehen
Norbert: 20-45 min
Kathleen: Manchmal fällt mir schneller was ein, manchmal brauche ich den ganzen Tag zum Überlegen. Eine halbe Stunde brauche ich bestimmt, um es niederzuschreiben, vorüberlegungen nicht immer inklusive. Da ich ja Marzahn quasi vor der Haustüre habe und mein Mann arbeitsbedingt von dort das Eine oder Andere mitbringt an Informationen, versuche ich diese hier einfließen zu lassen.
4.
Anne: Ja, aber nicht kontinuierlich jeden Tag. Das hier ist schon speziell, weil mir jeden Tag was einfallen muss und das tatsächlich auch passiert. Und die Tagesmottos und Zufallswörter helfen: Beschränkung macht tatsächlich kreativer.
Georg: nein
Norbert: ja
Kathleen: Als Jugendliche hab ich gern geschrieben, ob Briefe oder Tagebuch- aber in dieser Form so noch nicht. Hier hat einfach die Neugier gesiegt und nun sitze ich mit im Boot. Die Idee allein ist schon cool, sich jeden Tag was zu überlegen, was auch etwas fortlaufend ist… und da das TV-Programm sowieso ne Katastrophe ist, wird sich eben kreativ betätigt.
5.
Anne: Ich danke allen Mitspielern, weil ich weiß, es ist nicht NUR Spaß. Und ich wünsche mir, dass die Leser mal einen Daumen hoch oder ähnliches schicken für die einzelnen Wichtel.
Georg: Es ist anstrengender als ich anfangs dachte.
Es macht einfach Spaß.
Norbert: es gefällt mir sehr
Kathleen: Zu Bregon möchte ich noch sagen, dass ich seine bekifften Ratten nicht mehr aus dem Kopf bekomme- schlimmmeinem Mann springen die Viecher regelmäßig aus der Mülltonne
Ihr alle erheitert mich jeden Tag aufs Neue, das ist sehr schön- vielen Dank dafür!
Henry:
Schriftsteller. Schriftsteller! Die Übertreibung des Advents ! Natürlich wusste ich, dass ich durchhalten werde. Nicht nur bis zur Halbzeit. Bleibt mir gar nichts anderes übrig. Ihr kennt ja zwischenzeitlich den Bregon, meinen alten Kumpel. Wir kennen uns noch aus der Zeit, als die echten, die alten Götter die ihnen zustehenden Ehren erwiesen bekamen. Und damals war es auch, dass ich beim Knochenwürfeln alles an Bregon verloren hatte und schließlich einen Blankoscheck unterschreiben musste. Und den fordert Bregon jetzt ein. Würde ich nicht bis zum Ende seine Julabenteuer niederschreiben, könnte, nein, mit Sicherheit würde das seinen Zorn erwecken. Und da ich nicht Orxdin oder einer von dessen Sippe bin, weiß jeder von Euch, was mir bevorstünde. Ich könnte jetzt von Ideen oder Phantasie schreiben, aber erstens wär's gelogen und zweitens droht mir dann dasselbe, wie bei einer Schreibverweigerung. Die Wahrheit ist ganz einfach, dass Bregon mir allabendlich von seinem Tag und seinen Beobachtungen berichtet, und ich sie ganz einfach niederschreibe. Alles zusammen dauert das dann schon mal zwei Stündchen. Oder etwas mehr. Was soll ich machen? Ob ich schon mal Geschichten geschrieben hab? Nö. Dafür fehlt mir die Phantasie. Alles, was ich je geschrieben habe, hat sich genau so auch zugetragen. Naja, fast genau so. Sozusagen. Vielleicht ist ja die Wirklichkeit auch relativ. Und was wir in unseren Träumen erleben ist genau so echt wie das Zeugs im Wachzustand. Glaubt man ja auch nicht immer. Wer kann schon beides zuverlässig auseinanderhalten. Und manchmal verwischen die Grenzen. Und dann wird's gefährlich! Also seid vorsichtig mit dem Glühwein! Trinkt nicht zu viel davon. Aber auch keinesfalls zu wenig. Also nicht mehr als zwei - drei Liter am Tag. Oder Gallonen. Und wenn ihr dazu nicht mehr in der Lage sein solltet, in den meisten Städten könnt ihr die 19295 anrufen. Dort trefft ihr Leute mit Erfahrung, die helfen euch weiter! So, Bregon ist hier, ich beuge mich seinem Diktat. Ihm doch wurscht, ob die anderen einen Tag aussetzen. Und Spielschulden sind einzulösen! Noch einen guten Rat hab ich: Versucht niemals, euch mit Bregon im Knochenwürfeln zu messen! Ihr könnt nicht gewinnen. Und wer weiß, wie ihr den Blankoscheck einlösen müsstet. In diesem Sinne: Prost!
12.12. "Morgen Katze!" "Morg'n" "Is was, du bist so mürrisch?!" "Nix." "Du hast doch was!" "Jetzt, wo du's ansprichst, ja." "Na sag schon, was isses?" "Hunger." "Gibt's keinen Fisch mehr?" "Nee. Die Uschi haste so weit ruiniert, die spricht mich mit 'Eure Heiligkeit' an, und der Alfred krabbelt wie ne Schildkröte mit dem Sofa auf dem Buckel rum." "Und der Paule?" "Meinste den Paul-Dominik-Maria- Pascal? Oder so ähnlich?" "Genau den." "Der macht die halbe Nacht so ulkige Verrenkungen, nennt das Wickel-Juchhu..." "Wichtel-Jutsu!" "Oder so, jedenfalls kommt der dann morgens nicht rechtzeitig aus der Schlafmulde, springt aber wie ein Bekloppter zur Schule, will ja nicht so ein Versager wie sein Erzeuger werden, und vergisst, mein mir zustehendes Futter hinzustellen . Und das schon seit zwei Tagen. Hab so ne Ratte aus dem zweiten Hinterhof fressen wollen, ging aber nicht, hab ich nicht runtergewürgt gekriegt. Eklig, einfach eklig. So tief bin ich schon gesunken!" "Wart mal kurz!" Bregon will schnell nachsehen, was sich so im Kühlschrank finden lässt, nein, nicht in dem von den Meier-Maiers, in dem von der guten Nachbarin natürlich, muss jedoch feststellen, dass der neuerdings mit Zahlenschloss gesichert ist. In dem der Witwe stehen nur Mineralwasser und Fertigkonserven, also nichts für eine verwöhnte Katze, und eine noch ungeöffnete Flasche Wodka. Die schüttet er schnell in den Ausguss und stellt sie wieder zurück. Im Zurückgehen sieht er noch, wie die Witwe den psychiatrischen Notdienst anwählt. Bregon macht sich also auf den Weg zum Lebensmittelladen. Im dritten Hinterhof betteln ihn die ehemaligen Wohlstandsratten an, im zweiten versuchen die Eingewanderten, ihn auszurauben. Die in den ersten Hof geschleuderten Angreifer werden von den dortigen Ratten als Bio-Attacke gewertet, worauf diese den zweiten Hof mit Polenböllern aus einem Kellerverschlag unter Beschuss nehmen. Scheiben gehen zu Bruch, Frauen schreien, Kinder plärren, eine Wasserleitung platzt, die Mülltonnen geraten in Brand. Die Feuerwehr naht. Bregon muss den Rückweg mit frischem Fisch durch die Wände nehmen. Er verliert das Verpackungspapier in der Treppenhausmauer des zweiten Hinterhauses. Der Brandmeister nimmt Witterung auf und bezeichnet im Bericht das Haus als heruntergekommene, übel riechende Bruchbude. "He, Nörgelkatze, hier haste!" Die reißt die Augen so weit auf, dass Bregon schon einen Teller darunterhält. Vorsichtshalber. Falls sie rausfallen. "Echter Thunfisch! Der muss ja ein Vermögen gekostet haben! Und so viel!" Hemmungen, den guten Bissen zu verschlingen hat das Tierchen jedoch nicht. Endlich wieder richtig satt! Den Rest mariniert sich Bregon mit Apfelessig. "Du ruinierst den guten Fisch! Das kann man doch nicht mehr essen!" "Hast du ne Ahnung! Eigentlich müsste ich ihn im Sand vergraben und nach drei Wochen wieder rausholen. Dann hat er Aroma! Aber so lang bin ich ja nicht mehr hier." Gesättigt schaut Bregon nach Uschi, füttert sie mit geschmorter Ratte aus dem Zweiten und reißt Alfred den Sofa-Panzer vom Leib. War wohl doch keine so gute Idee, ihn festzukleben. Bleibt die ganze Arbeit am Wichtel hängen. Schnell noch dem Paule ein paar Lebkuchen hingestellt, dem Alfred eine Tracht Prügel verabreicht, weil er sich darüber her machen wollte, und ab in die gemütliche Wand. Heut Abend ist schließlich noch WJ-Training. Und da aus der Selbsteinweisung der Promille-Witwe wegen Überfüllung der Berliner Kopfkliniken nichts geworden war, muss er dort wohl auch noch einen Besuch abstatten. Aber erst nach dem AA-Treffen.
Antje:
1. Ja, ich hab Phantasie 2. es kommt beim Schreiben einfach in mein Hirn geschossen 3. ca 15 min 4. nein 5. es ist sehr lustig und ich lese mir es immer wieder durch
Tag 13
Wichtel und das pagane Faszinosum
Zu verwendende Worte: Schreibmaschine, Morgenröte, Stiefel, Steine, ernten
Bregon:
Der Rest des zwölften Tages des dunklen Solsvjödur verlief ohne Besonderheiten. Das WJ-Training machte sogar etwas Freude. Bregon jedenfalls. Wieder bewegen, wie es sich für junge Wichtel gehört, im Sprung die Luft auseinanderreißen, so dass der Gegner erst um Atem ringt und vom darauffolgenden Zusammenklatschen der Schichten schlagartig zusammenbricht, mit kehligen Lauten Kälteknöllchen wie Hagel auf ihn prasseln lassen, was natürlich völlige Orientierungslosigkeit zur Folge hat, mit hohen, fast nicht mehr wahrnehmbaren Tönen in der Lautstärke abbrechender Eispanzer quälende Zahnschmerzen auslösen, Lichtblitze, temporäre Versteinerung, Panikwellen, Halluzinationsstöße, alkoholfreies Delirium, ... Und ein paar Ohrfeigen, wenn Paul-guck-nicht-so-ungläubig seine Deckung vernachlässigte. Der Junge stellt sich jedenfalls nicht völlig blöd an. Muss selbstverständlich am Schweben arbeiten und "Eindringen in die Wand" scheint ihm einfach nicht gegeben. Aber er gibt nie auf. Das ist doch schon mal was! Die Witwe war enttäuschend. Kam mit ner Flasche Rhabarbermost nach Hause, hat den mit Nelken, Zimt und Anis heiß gemacht und als Glühwein vernascht. War wohl so'n AA-Rezept. Glühwein ohne Drehimpuls ist doch wie veganes Schnitzel! Unruhig hat sie sich nach "Geistern" umgeschaut, und weil sie keine "Erscheinungen" hatte, schlief sie nach einem Becher des Gesöffs ein und zum ersten Mal, seit ihr Gatte das irdische Jammertal verlassen hat, auch durch. Gut gelaunt saß Bregon bis zur Morgenröte auf dem Dach und beobachtete, in Gedanken bei Kniffi, die Vorbereitungen einer umfassenden Bodenoffensive der Ersthofratten. Die Bedeutsamkeit dieser Operation war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Er war halt mit den Gedanken woanders. "Machst'n du hier oben?" "Wollt mal meine Ruhe haben." "Bist gaga? Ich bin hier die Katze!" "Weiß ich. Hast schon wieder Hunger?" "Immer!" "Ich hol dir später was." "Wenn du nicht vorher hier runterkrachst und mit dem Kopf auf die Steine knallst." "Lachhaft!" "Letzte Weihnacht ist der Alte von der Witwe am 24. runtergesprungen. Sah nicht schön aus. Nach dem Aufprall." "Ich weiß, den hat Briggsa so weit getrieben. Jetzt darf sie 'n paar Jahre nicht Wichteln. Ich seh das nicht als Strafe an. Sie übrigens auch nicht. Hab ne Wette mit ihr laufen, dass ich das noch vor Heiligabend hinkriege." "Hm. Dann darfst aber den Alfred nicht irgendwo festkleistern." "Schon klar." "Ich muss mal aufs Katzenklo" "Man sieht sich!" "Man sieht sich!" Das Geklapper einer Schreibmaschine. Wer hat'n noch sowas? Ahja, wir sind ja im Prenzlberg. Hier wurde der Gedanke nach Legalisierung des Blödmachkrauts geboren, genährt und großgezogen. Hier nahm der Untergang seinen Anlauf, hier wird das Rad zurück gedreht. Hier haben Schreibmaschinen wieder eine Zukunft! Das Geklapper stört die Gedanken an Kniffi. Und bereitet Kopfschmerz. Zeit für ne Runde Schlaf! Im Kinderzimmer kommt etwas, das entfernt einem schlechten Gewissen ähnelt, ganz entfernt!, auf. Bregon räumt den Saustall in üblichem Tempo auf. Ein weiteres Stück Fassade lässt die Hauswand los, darunter wird "heißt siegen lernen!" sichtbar. Was immer das bedeuten mag, die Späher aus dem ersten Hof erstatten sofort Meldung. Vor dem Kinderbett stehen Stiefel. Hm, Sankt Nikolaus ist zwar schon lang Geschichte, aber hatte Bregon denn überhaupt was in die Latschen gesteckt? Schnell holt er das nach. Weil nichts Besseres da ist, muss es eine Packung Eier aus dem Kühlschrank des Soziologiestudenten von unten tun. Aus demselben Kühlschrank kommen noch vier Würstchen und Speck. Die brät sich Bregon selbst. Beschweren kann sich der Pickelheini ja nicht. Stellt sich immer als eingefleischter Veganer hin. Das Fluchen seines Schützlings, als der seine dottergelben Füße wieder aus den Stiefeln zieht, stört Bregons Schlaf nicht. Vibrationen am Nachmittag schon. Was'n das schon wieder? Da ist doch wer! In seiner Wand! Dann sieht er ihn. Parganna Faschmimoso! Der alte Angeber! Mit seinen Plagiaten über die Alte Zeit hat er sich den Spottnamen "Paganes Faszinosum" verdient. Und erhalten. Mit der Zeit wusste kein Mensch mehr, dass Parganna eigentlich ein Eisreiter ist. Und so ergab es sich, dass immer mehr Anhänger heidnischen Kultes die Landen überfluten. Selbsternannte Schamanen, Talismanbastler, Runenritzer, Hexen, Seher, Sterndeuter und was nicht alles. Alle schwören sie auf die kosmische Kraft der Natur, die Heilkräfte im Schein des Vollmondes polarisierten Wassers, den Beistand herbeigerufener Geister... Sie sind oft selbst davon überzeugt. Bis zum ersten Zahnschmerz. Nie länger. Dann gibt der Hartgesottenste auf. Meist werden sie wieder rückfällig. Aber es gibt 32 Zähne, die weh tun können. "Parganna, machst'n Du hier?" "Wollt mir nur deine Wand anschauen." "Das ist doch nicht aus deinem Eis gewachsen?!" "Äh, ähem, ähhh..." "Los, raus mit der Sprache!" "Also, äh, aber jetzt nicht stinkig werden! ..." "Nee, mach schon! Und danach geh'n wir zur Witwe. Das wird dir gefallen." "Witwe? Du hast den Alten schon jetzt in den Selbstmord getrieben!" "Hä????" "Wir haben Wetten laufen, ob und wann du das Weihnachtsopfer fliegen lässt. Die meisten Eisreiter wetten dagegen; du wärst nicht hart genug. Die Wichtel wetten geschlossen, dass du's machst. Grade weil du so'n mitfühlendes Herz hast. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn du's tust. Und vor allem kennen die dich." "Deine Eisreiterkumpels sollen schon mal Eiswürfel aus der Alten Zeit für unsere Wiedersehensfeier auf den Eisfeldern ernten! Wodka ist gekühlt am besten. Und als zukünftige Verlierer müssen sie das Schlachtfeld danach aufräumen! Aber warum bist'n wirklich hier?" "Hab Ärger zu Hause mit meiner Tante. Kann ich ne Weile hier bleiben?" "Klar doch! Da drüben is'n Hohlblockstein für dich. Dürfte passen. Aber vorher schleichst du mal rüber in den Laden und holst uns was zu beißen. Am besten Fisch, hab ich auch gleich was für die Katze. Und Lebkuchen für das Balg, um das ich mich hier kümmern muss. Und ne Flasche guten Rum für uns heut Abend. Und ne Flasche Fusel für die Witwe. Damit wir was zu lachen haben. Und dann mach gleich was zu futtern für den Jungen. Sag ihm, ich kümmere mich morgen wieder um ihn. Er soll erstmal seine Wunden versorgen." Parganna zwitschert ab. Bregon geht zur Uschi. Die ist schon gut durch. Hoffentlich reichen die Tabletten noch bis zur endgültigen Abtrennung der Frontallappen! Er mischt zwei blaue Pillen in eine Dose Katzenfutter und stellt sie hin. Schnurrend futtert sie alles auf. Gut, dass ihr Sohn nicht sieht, wie sie dabei ihr Hinterteil bewegt. Ein Kater dürfte nicht hier sein. Obwohl Bregon echt neugierig ist, wie Paules Halbgeschwister... Jetzt noch zu Alfred! Der versucht, sich die Klebstoffreste abzurubbeln. Hat Augenringe wie Klodeckel und bringt kein verständliches Wort raus. Bregon flüstert ihm ins Ohr: "Du bist eine weiße Taube! Leg dich ins Nest, deine Eltern kommen dich gleich füttern." und streut Vogelfutter ins Zimmer. Vogelfutter haben Veganer immer im Haus. Am Abend gehen er und Parganna noch zur Witwe und stellen die Flasche Fusel auf den Kühlschrank. Erst nachdem sie sich einen Becher von ihrem unvergleichlichen "Rhabarberglühwein" runtergewürgt hat nimmt sie Notiz davon. Und sofort beginnen ihre Augen zu leuchten. Sie nimmt die Flasche herunter, öffnet sie, schnuppert daran, gießt sich den Becher voll und singt dankbar "Oh du fröhliche". Mit Bedacht nähert sie den Trunk ihrem Mund, --- als Bregon und Parganna sich sichtbar machen und in den Gesang einstimmen. Beim Säubern der Sauerei schwört sie erneut dem Schnaps, den scheinbar wirklich der Teufel gemacht zu haben scheint, ab und legt sich erneut nüchtern zu Bett. Ohne Entzugserscheinungen. Die zwei Grönländer lachen noch eine zeitlang und schlafen schließlich auch ein.
Owi:
Der vergangene Abend mit dem Weihnachtsmann, Reinhard Mey, Johann Lafer und dem Nikohausen war einfach zu viel für Owi (Owi wie "Oh, das reicht jetzt wirklich"). Owi zieht sich zurück und lässt sich in der Ecke der Luftaufsichtsbaracke auf den Zementsäcken in der Ecke der Gaststube nieder. Es gibt ja nichts angenehmeres für Wichtel als sich auf klitzekleinen Zement-Sandsteinen zum Schlafen nieder zu legen. Seine Stiefel stehen hübsch aufgestellt neben den Zementsäcken. Owi fällt in tiefen Schlaf und er träumt von der Schreibmaschinen-Ernte 23 ("Ernte 23, für Kenner"). Schreibmaschinen von WichtelautorInnen hängen überreif an Plantagenbäumen und fallen antirhythmisch auf die Streuobstwiese. In diesem Moment erklingen leise, zarte Melodien aus den virtuosen Händen des Pagan(ini). Ein wahrliches Faszinosum der Virtuosität. Wohlig bewegt wacht Owi plötzlich auf und reibt sich verschlafen die Augen. Der Eindruck der milden Morgenröte hinter der Bastei im Elbsandsteingebirge wird sich für immer in die Erinnerung von Owi einbrennen. Das pagane Faszinosum bleibt somit ein Mirakel Fortsetzung folgt....
Schlichtel:
Bei Schlichtel war nach seiner Krankheit und Kniffis Besuch wieder der Alltag eingekehrt. Er hatte den Tag draußen verbracht um Menschen zu beobachten, über Steine zu hüpfen und neue Geschenkideen zu ernten. So nannte er es, wenn er Ideen ganz klar vor sich sah und nur abpflücken musste. Am liebsten verwendete er für solche Streifzüge seine federleichte Umhängeschreibmaschine, die er wie einen Bauchladen vor sich hertragen und während des Gehens betippen konnte.
Von seinen heutigen Ideen fand er die beste die, kleine Geräte zu entwerfen, die auf Schuhe gepfropft werden und diese dann wie ein Poolboy selbstständig entlang gleitend reinigen. Dann hätte man zu jeder Morgenröte frisch geputzte Stiefel.
Heute kam der Vater der Familie wegen eines abscheulich stinkenden Brandes im Nebengebäude seines Notariats früher nach Hause und ging nach einem frühen Abendessen sofort dazu über, aus der FAZ zu rezitieren.
„Hör zu, Katarina, hier geht es um pagane Bräuche wie zum Beispiel Equinox oder Ostara. Seit der Kindheit übrigens ein Faszinosum für mich…“
Schlichtel kannte das Wort pagan nicht. Er kannte aus der Wichtelwelt nur ein ähnliches: bregan. Wenn etwas bregan war, dann war es vordergründig nicht besonders feinfühlig in der Methodik, hatte aber letztlich enormen Erfolg. Schlichtel war sich nicht ganz sicher was die Etymologie dieses Wortes anbelangte, hatte aber so eine Ahnung.
Und da er bereits um die Vorlesewirkung von Hrn. von Hutersleben wusste, notierte er sich blitzschnell seine Ideen zum Thema Fremdwörter, bevor sein Cortex die Weitergabe von Nervenimpulsen für das Bewusstsein unterband und ihn abschaltete.
Ari:
Die Morgenröte hatte sich verzogen , Ari gähnte in seinem Bett und räkelte sich ! Er hörte draußen in der guten Stube R.Jakow in die Tasten der alten Schreibmaschine hauen . Das Buch an dem R.Jakow schrieb ging um seltene Steinarten im Riesengebirge . Ari kam inzwischen aus dem Bad , heute war es nur eine kurze Katzenwäsche. Er zog sich an und schlüpfte in seine Stiefel. Er freute sich wieder auf einen ruhigen Tag . Es ging ihm nicht darum Lorbeeren zu ernten, weil er der fleißigste Wichtel ist . Der Besuch bei seinen Freunden hier , war ihm wichtig. Zumal auch noch ständig interessante Leute hier aus und eingingen , da muss er doch vor Ort sein, um nichts zu verpassen . Heute stand auch wieder Besuch an : Volodomyr Shaian kommt aus London, der Enkel des bekannten ukrainischen Volodomyr Petrovych Shaian , der Pionier der Slavic Native Faith , auch bekannt als Rodnovery oder Slavic Neopaganism , einer modernen paganischen Religion.
Nissimissi:
Nissimissi stand in einer großen Empfangshalle, welche mit großen runden STEINEN verziert war. Er staunte nicht schlecht und ging zu dem prächtigen Altar in der Mitte der Halle. Da lagen allerlei Früchte glänzend mit Edelsteinen verziert. Daneben war ein Esel angebunden, der bei jedem „Ihhaaaa“ eine weitere Frucht mit Edelsteinen verziert hervorbrachte. Nissimissi musste diese Früchte unbedingt ERNTEN. Er zog seine STIEFEL aus und hielt sie unter den Esel… Prall gefüllt schleppte er die Stiefel zum Altar, kippte alles aus und stopfte die Früchte in seinen Rucksack. Plötzlich merkte er einen warmen Atem in seinem Nacken… blitzschnell drehte er sich um und sah eine wunderschöne Fee. „Wer bist du?“ stotterte Nissimissi.. „Ich bin die Fee der MORGENRÖTE “ flüsterte sie. Nissimissi schnaubte verächtlich. „Phaa an solche Dinge glaub ich nicht“, brummte er. „Aber Nissimissi, man muss nicht immer alles verstehen, nimm es einfach hin“ säuselte die Fee. „Hm, grummelte“ Nissimissi. Er überlegte , ob das die Folgen des Whiskykonsums waren und war verunsichert. „Nissimissi du musst mir einen Gefallen tun“flüsterte die Fee. „Du kannst alle Früchte in deinem Rucksack behalten, wenn du meine Geschichte niederschreibst“, sagte die Fee jetzt bestimmend. Nissimissi rollte mit den Augen… er holte seine SCHREIBMASCHINE aus dem Rucksack und tippte fleißig los…
Snorre:
Snorre zog mal wieder durch das Getto, entlang der Wuhle, einem kleinen Fließ. Dieser schlängelte sich durch viel Grün, Parks und wilder Natur. Wow, Marzahn ist doch grüner als angenommen! Wie er da durch die Gegend des alten Berliner Urstromtals läuft und Rast auf einen großen STEIN machte, entdeckte er versteckt zwischen den vielen Findlingen einen alten STIEFEL. Neugierig ging er näher heran- heiliger Bimbam, ein richtig alter Stiefel aus Elchhaut war das! Im Innern versteckte sich eine aus Lederhaut zusammengerollte Nachricht. Nun gab es kein Halten mehr, er rollte es auseinander und fand panganische Schriften! Leider konnte er diese nicht entziffern, aber er dachte sofort an das Oberhaupt der Familie, Sverre Andersen IV- wenn das einer konnte, dann er! Oh man, wenn ich ihm das hier zeige, dann ERNTE ich bestimmt Lob von ihm! Diese Nachricht bedeutet ja, dass hier an diesem Ort vor tausenden Jahren ein Vorfahr von uns war! Schade, dass er seine alte SCHREIBMASCHINE nicht dabei hatte; so musste er seine Fragen, die er Sverre stellen würde, in seinen Kopf einbrennen. Beflügelt von alten Sitten und Bräuchen seiner Ahnen saß er da gedankenverloren bis zur MORGENRÖTE.
Tag 14
Wichtel und die Verwirrung
Zu verwendende Wörter: Lack, Indianer, Spielkarten, Last, Unterschrift
Nissimissi:
Nissimissi tippte also wie ein Weltmeister auf dieser Schreibmaschine rum. Die Fee beobachte ihn mit strenger Miene, aber ob er unter dieser LAST eine Geschichte zu Stande bringen würde wusste Nissimissi nicht so recht. Er tippte und tippte, bis die kleinen Fingerchen wund waren, dann zerrte er die Blätter aus der Schreibmaschine, gab sie der Fee und sagte „Hier, ich brauch noch deine UNTERSCHRIFT“. Die Fee unterschrieb und holte ein Päckchen frisch verpackte SPIELKARTEN hervor. Nissimissi war verwirrt, was sollte das schon wieder sein? Die Fee sagte „So mein kleiner Wichtel, jetzt spielen wir ne Runde Strip-Poker“ ! Nissimissi wurde noch mehr verwirrt, drehte sich um rannte zum Esel, sprang auf ihn herauf , gab ihm die Sporen und ritt wie ein INDIANER davon … der Esel glänzte in der Sonne wie brauner LACK, man sah nur noch einen Blitz… und schon war Nissimissi verschwunden.
Owi:
Den Auftrag des Weihnachtsmanns hatte Owi mit der Unterstützung durch den Nikolaus erfolgreich abgeschlossen. Die Geschenke, die der Alte verbummelt hatte, konnten Dank Johanns Einsatz gerettet werden. Eine große Last ist von Owis Herz gefallen und damit kann sich er sich endlich wieder auf den Weg nach Berlin machen. Wo befindet sich Owi überhaupt? Der Nikolaus hatte ja den Flugschlitten nach Pirna ins Elbsandsteingebirge gesteuert. Und hier in der Nähe müsste laut Wichtelerzählungen die Freilichtbühne Rathen sein. Wichtel lieben Geschichten aller Art und so auch die von Indianern wie Winnetou und Old Shatterhand. In der Freilichtbühne Rathen wird im kommenden Sommer das Stück "Lack und Spielkarten ohne Unterschrift" frei nach Karl May gespielt. Ein Plakat am Wegesrand, den Owi entlang schlendert, macht auf die nächste Episode der kommenden Spielzeit aufmerksam. Owi (Owi wie "Oh, wie soll ich das verstehen?") ist verwirrt. Owi kannte alle Karl May Bücher über Winnetou, Old Shatterhand und Co. Aber "Lack und Spielkarten ohne Unterschrift" das ist neu. Ist das für Owi schon wieder der Anfang eines neuen Abenteuers? Fortsetzung folgt.....
Schlichtel:
Schlichtel telefonierte mit der Basisstation im Wichteldorf. Vor Jahren hatten sie eingeführt, dass die besten Ideen schon früher gemeldet werden sollen. Alle Wichtel mussten mit Unterschrift quittieren. Falls jemand einen Zufallsknaller landete, konnten alle Maschinen überproduzieren. Letztmals war das 2017 mit den Fidget Spinnern passiert.
Es machte Klack in der Leitung und dann hatte er Droselius dran. Droselius war nun wirklich nicht Schlichtels Wunschpartner am Telefon. Er versuchte immer Droselius aus dem Weg zu gehen, weil dieser die Angewohnheit hatte, zu sämtlichen Begriffen unfassbare Wortverschleifungen anzustellen und Schlichtel damit das Gehirn zu verwirren. Man konnte mit ihm einfach kein vernünftiges Gespräch führen. Schlichtel hatte immer das Bild vor Augen, dass man Droselius irgendwann einmal alle Tassen aus dem Schrank genommen hatte, dreifach mit dem Nassauger rübergegangen war und dann alles falschrum wieder reingestellt hatte.
Sagte Schlichtel am Telefon: ich habe eine gute Idee für ein Wortspiel, konnte er sicher sein, dass Droselius sowas antwortete wie: „Das gibt es schon, es heißt Stadt-Land-Fluss und was soll an einem Spiel nur mit Orten auf W so toll sein?“
Sagte Schlichtel: „Wir sollten Brausebonbons wieder mehr Platz einräumen“, erwiderte Droselius: „Wieso? Grosse Brüste nehmen doch ohnehin viel Platz ein?“ Und wenn Schlichtel dann hilflos „Was???!!“ fragte, kam raus, dass bei Droselius große Brüste schon immer Brausebonbons hießen, weil sein verqueres Gehirn ihm Bra-use-Bonbons funkte und Brüste ihm so süß wie Bonbons erschienen.
Und als Schlichtel ihm von den Kippfenstern im Dachgeschoss erzählte, unterbrach Droselius ihn und fragte: was ist denn ein Kippfen und wofür braucht man den Stern? Es war wirklich eine Last für Schlichtel.
Schlichtels große Abneigung ging zurück auf ein konkretes Ereignis: Einmal hatte er ein schönes Kartenspiel ab 12 Jahren erfunden und es „Vampire zur Tag-und Nacht-Gleiche“ genannt. Es war wirklich äußerst spannend mit einer angemessenen Portion Gruseligkeit und so konnte er überhaupt nicht verstehen, dass kaum ein Kind es haben wollte.
Da spazierte Droselius durch die Produktion, sah sich die Spielkarten an und meinte: wir sollten es „Equinox und die Tag-und-Nacht-Bleichen“ nennen und den Karton dunkler gestalten. Und im nächsten Jahr war das Spiel der Renner. Besonders in Indiana und anderen Staaten im mittleren Westen.
Aus all diesen Gründen meldete Schlichtel ihm die tolle Idee mit dem Schuhboy nicht und legte nach nur 1 Minute Gespräch wieder auf.
Ari:
Nach dem Besuch war Ari verwirrt : „Du triffst Dich mit Ungläubigen“? Fragte er erstaunt R.Jakow . „Ungläubig würde ich nicht sagen ,“ räsonierte R.Jakow : „deren Glauben ist eben anders“ - „Na ja“, entgegnete Ari , „die tanzen wie Indianer um einen Baum , ordnen irgendwelchen gezogenen Spielkarten Bedeutung im Leben zu und und und“. Der Kater mauzte dazwischen: „Ari hat recht , auf uns muss das komisch wirken . Diese Verkleidungen die auf den Photos zu sehen waren ,“ fuhr er fort . Dabei bemerkte er , dass R.Jakow heute Lackschuhe in schwarz an hatte . Und er trug auch ein weißes Hemd mit Krawatte. Jetzt war auch Mikeš verwirrt . Er fragt R.Jakow danach und dieser erwiderte : ich habe heute einen Termin beim Notar um eine Unterschrift zu leisten . Denn der Kredit ist abgezahlt für unsere Wohnung hier und die Hypotheken Last der Bank wird nun gelöscht“
Bregon:
Daran hätte er früher denken sollen: Eisreiter sind Frühaufsteher. Ich meine, wirkliche Frühaufsteher. Nebenan die Uschi mauzt noch im Tiefschlaf, Alfred träumt vom Fliegen im weißen Schwarm, Paules Wecker hat bis zum Rasseln noch ein paar Runden vor sich und die Katze, ja wo streunt die eigentlich rum?, und Parganna ist schon hellwach und übt sich im Eiszapfxylophonieren. Das bedeutet, dass es erstens saukalt im gemeinsamen Schlafsaal ist und zweitens ein Höllenradau. An Schlaf kann Bregon zwar denken, aber mehr halt nicht. Eigentlich kann er nicht mal an Schlaf denken. Aus seinen Träumen gerissen kann er gar keinen klaren Gedanken fassen. In seinem Kopf ist die Schlacht zwischen Rum und Synapsen in vollem Gange; der Sieger steht noch nicht fest. Aus der Wand torkeln, im Eiermatsch ausrutschen und mit der Nase an die Tür klopfen kam wie im Zeitraffer. Sah aus wie eingeübt. Tat aber weh. Die Katze flüchtete aus den gestapelten Handtüchern (Da war sie also!) durch die Katzenklappe in den Flur, in dem Alfred gerade schlafwandelt und zu fliegen versucht. Dem haut Mieze die Beine weg, der erste Flugversuch endet im freien Fall mit dem Gesicht im Eimer mit Lack für die Heizung. "Ohwei, ohwei, ohwei"! Sein Geheul weckt den veganen Heuchler von unten, der in Panik, weil er "Polizei, Polizei , Polizei!" zu hören glaubt, seinen gesamten Feiertagsvorrat "Bewusstseinserweiterung" über die Mauer schmeißt, was für die Ersthofratten offenbar das Signal für den Angriff auf die debilen Kifferratten ist, die sich ihrerseits nach etlichen Verlusten in ihre Löcher zurückziehen. Die Ersthöflinge feiern das als Sieg, die Debilen feiern den unverhofften Nachschub an Drogen, schleppen sie in ihr weitverzweigtes Tunnelsystem, ächzen unter der Last, testen den Dreck und tanzen anschließend wie die Indianer im Kreis, statt Kriegsgesang stimmen sie Weihnachtslieder an. Irgendwas von Schnee. Dabei kümmert es sie keinen Deut, dass die Rothaut das vielleicht als kulturelle Aneignung auffassen könnte und mit Kriegsgeschrei zur Antidiskriminierungsstelle galoppieren könnte. Hätte ja auch keinen Sinn. Also, zur Antidiskriminierungsstelle zu galoppieren, weil der edle Wilde vorher entweder vom Ordnungsamt oder von revolutionären Tierschützern vom Gaul gekloppt würde. Aber ich schweife ab! Bregon ist also unausgeschlafen, halbnüchtern oder halbbesoffen, je nachdem, ob man es optimistisch oder pessimistisch betrachten will, hungrig und leicht orientierungslos. Im Halbdunkel findet er einen Keks, beißt hinein und merkt zu spät, dass es nur eine Packung Spielkarten war. Er kapituliert. Und holt Frühstück aus der schwäbischen Bäckerei. Dabei vergisst er, seine Unsichtbarkeit auf die Wecken, wie die Brötchen dort heißen, auszudehnen, woraufhin die Witwe, die, seit sie nüchtern zu Bett geht, zum Frühaufsteher mutiert, schreiend aus dem Laden rennt, direkt dem katholischen Pfarrer in die Arme. Der versteht nur "Schnaps", "Teufel" und "Brötchen". Einen Reim kann er sich nicht darauf machen. Muss er auch nicht. Die Witwe ist bereits am Horizont verschwunden. Bregon erreicht die Wohnung, Paul ist von dem Radau wach geworden und freut sich über die Wecken. Parganna lässt das Zapfenspiel, setzt sich dazu und gemeinsam mit der Katze frühstücken ein Wichtel, ein Eisreiter und ein Kind. Schnell fälscht unser hochsensibles Wichtelchen ein Entschuldigungsschreiben für die Schule, setzt die perfekt gefälschte Unterschrift der Uschi, die gerade nebenan mit ihren Fingernägeln die Polster zerkratzt und dabei rollige Kehllaute von sich gibt, darunter. Die Viererbande beschließt, heute die Weihnachtsmärkte unsicher zu machen. Frivole Lieder singend, irgendwas von Engeln in Reizwäsche, dem Sack vom Weihnachtsmann und einem Zusammenhang von Eierspiel zu Ostern und Bescherung zu Weihnachten, kommen sie spätabends wieder zurück. Gerade zurecht, um die Witwe dabei zu erwischen, wie sie nach dem alltäglichen AA-Treffen aus dem Späti kommt. Sie späht nach links, sie späht nach rechts, sie späht nach vorn und geht erleichtert aus dem Geschäft. Vielleicht hätte sie auch mal nach oben spähen sollen! Denn von dort fällt ein riesiger Eiszapfen direkt in ihre Tasche und zertrümmert die eben gekaufte Flasche Feuerwasser. Das können ihre Nerven noch aushalten. Den rumpflosen Kopf eines Eisreiters in der Luft dann nicht mehr. Der psychiatrische Notdienst lehnt ihre Selbsteinweisung mit der Begründung, dass er keine Selbstgefährdung erkennen kann, ab. Schluchzend schleift sich die Witwe in Begleitung einer Katze, eines Kindes eines Kopfes ohne Rumpf und eines Rumpfes ohne Kopf nach Hause, stolpert über ihre Schwelle und fängt sich erst an ihrem Bett wieder. Die nächste nüchterne Nacht. Was ist das nur für ein Advent!
Snorre:
Unter der großen LAST, die gefundenen alten Zeichen im Stiefel auch ordentlich dem Familienältesten zu übergeben, machte Snorre sich wieder zurück zu seiner Familie. Dort fand er nur Jackie vor, die sich ihre Nägel LACKierte. Ihr Zimmer sah übrigens wieder genauso aus, wie vor seiner Aufräumaktion. Auf dem Tisch lag eine Klausur von der Schule;Geschichte, Thema: die INDIANER-Stämme der Prärie in den USA. Ne glatte 5- na da wird sich Mutter Nancy freuen! Also tut er Jackie den Gefallen, und schwingt einen Stift, um die UNTERSCHRIFT zu leisten. Jackie schaut von ihren Nägeln auf und verfolgt mit ihren Augen den herumkreisenden Stift. Voller Angst und mit Panik öffnet sie ihren Schrank und kramt und kramt- was sucht die nur? Mit viel Gebrummel und Gejammer fand sie das Gesuchte- SPIELKARTEN? Snorre war verwirrt, sollte sich Jackie wirklich die Karten legen? Und schwups, wurde es dunkel im Zimmer, Kerzen und Räucherstäbchen angezündet und los ging das Beschwören. Au weia, das wollte Snorre natürlich nicht, sie an Ihrem Verstand zweifeln lassen, er war ja schließlich nicht Bregon, der alte Haudegen, der immer alles aber wirklich alles auf die Spitze treiben musste!!!!
Tag 15
Wichtel und die drei ???
Zu verwendende Wörter: Sprung, Kanarienvogel, Bucht, Alphabet, Marmelade
Ari:
Als R.Jakow vom Notar zurückkam, war Eliška dabei Marmelade in Dessertglaeser zu füllen . Selbstgemachte Erbeermarmelade vom Sommer mit Erdbeeren aus Babičkas Garten , die ein einzigartiges Geschmacksaroma besaßen : fruchtig aber nicht zu süß . Danach füllte sie die Bayerische Creme drüber und mit einem Sprung war der Kater auf dem Kuechentüch . „Geh davon weg“ feixte Eliška zu Mikeš, “du Grosse Naschkatze“. Die Bayerische Creme mit selbstgemachter Erdbeeremarmelade war der Renner unter den Desserts im Hause . Generell waren Sie alle Naschkatzen, denen die Nachspeise am wichtigsten war ! „Hat deine Oma wieder Voegel“ fragte der Kater so beiläufig wie unschuldig . Denn beim letzten Besuch bei Eliskas Oma hatte der Kater deren 2 Kanarienvögel verzehrt . Eine Delikatesse für ihn , die Babička dagegen war in Ohnmacht vor Schreck und Wut gefallen. Darum kassierte die Katze auch nur einen gespielt vorwurfsvollen Blick von Eliska. „Was gibt’s heute alles zu essen,“ krähte Ari jetzt , der zuvor auf dem Sofa vor dem warmen Kanin gedöst hatte . „Wir starten mit der Buchstaben Suppe“. -„oh das wird ein Spaß“ lachte Ari. Die Buchstabensuppe ist eine Nudelsuppe , wo das ganze Alphabet aus Nudeln mehrfach drin ist und wer zu Beginn in seinem Teller das längste Wort legen kann in 90 Sekunden , der hat gewonnen . Natürlich gewann Eliska jedesmal, denn sie machte sich beim Kochen der Suppe Gedanken , welche Wörter passen aus den haeufigsten Buchstaben . Und Mikes unterstellte ihr sogar , dass Sie beim Aufteilen der Suppe ausgewählte Buchstabennudeln auf ihren Teller laden würde. Rudolf hatte sich heute auch zum Mittagessen angesagt und er würde wieder am meisten rechthaberisch bei diesem Spiel sein . Ari jedenfalls war ein Spieler und spielte alles mit aus Leidenschaft . Grundsätzlich war es ihm auch egal, ob er gewann oder verlor, Hauptsache Wettkampf und Spiel . Aber er mogelte was das Zeug hielt, denn letztlich wollte er doch immer gewinnen ! Nachdem Mittagessen - zum als Hauptgericht wuerde es Kassler und Klöße mit brauner Sauce geben - wollten sie alle 5 heute zusammen Lesen . Bei diesem Ritual wurde gemeinsam immer ein Buch gelesen , wobei abwechselnd immer einer ein Kapitel laut vorlas . Anschließend würden sie über das Buch bezüglich Inhalt und Stil gemeinsam vor dem Kamin bei heißem Tee fachsimpeln. R.Jakow kam aus dem Bad, wo er sich ein wenig frisch gemacht hatte. Jetzt hatte er sich inzwischen auch wieder „normaler“ - legerer - gekleidet. „Auf dem Rueckweg vom Notar , bin ich bei Franz vorbeigekommen“, erwähnte der alte Rabbi. Franz war auch „einer von Ihnen“ und leitete ein kleines , sehr individuelles Reisebuero in der Innenstadt . „Ich habe ihn daran erinnert, dass er für Ari die Rückreise nach Tel Aviv über Wien BUCHT ! Dann muss er nicht in das gefährliche Deutschland zurück und vor allem nicht nach Berlin“!, Berlin war für sie neben Paris inzwischen die gefährlichste Haupstadt in Europa geworden. Da war Wien noch viel sicherer, da die gegenwärtige Österreichiche Regierung konsequent gegen gefährliche Muslime vorging und nicht wie linke Regierungen in Europa Islamisten , dabei besonders noch Palästinenser unterstützte ! „Was lesen wir heute?“ lenkte Ari vom Thema ab , denn an Rückreise wollte er noch gar nicht denken, so gut gefiel ihm sein bequemes Leben hier bei seinen Freunden im wunderschönen Prag ! „Drei“ , antwortete R.Jakow knapp , dem Aris Ablenkungsmanöver natürlich nicht entgangen war . „Die 3 ??? Von Alfred Hitchcock?“ freute sich Ari schon vorschnell, denn er liebte immer noch Krimis in Kinder- und Jugendbüchern. „Nein“ entgegnete R.Jakow, „Drei von Dror Michani!“
Nissimissi:
Nissimissi kam an einer Brücke an, band den Esel am Baum fest und schaute über das Geländer… ha da unten glitzert was.. aber was war das? Über Nissimissis Kopf ploppte ein riesiges Fragezeichen auf. Da hilft nur noch ein SPRUNG von der Brücke. Gesagt getan, er platschte ins Wasser und stieß sich den Kopf an dem glitzernden Ding. Sofort kreiste ein KANARIENVOGEL um seine Rübe und das 2. Fragezeichen ploppte auf. Er paddelte weiter bis er zu einer BUCHT kam und fand einen Höhleneingang. Er stand davor und überlegte was sich wohl dahinter verbarg. Es ploppte wieder und das 3. Fragezeichen tauchte auf. Nissimissi sagte das ALPHABET auf aber nichts geschah. Er kramte in seinem Rucksack und holte ein Glas MARMELADE hervor, strich sie sich in den Bart und röhrte eine Rockballade…
Schlichtel:
Als Schlichtel nach einem erneut erfolgreichen Ideenpflücktag nach Hause in seine Fussbodenverteilerwand schlüpfte, stellte er fest, dass die Einbuchtung, die ihm als Schlafstatt diente, heute bereits besetzt war. Drei Tanzspinnen übten sehr konzentriert an einer ausgeklügelten Choreografie. Natürlich waren alle drei Tanzspinnen ausgestattet mit kleinen, verschiedenfarbigen Lambadaröckchen, die bei jedem Drehsprung schön hochwehten. Außerdem trugen sie selbstgehäkelte Stulpen aus weißglitzerndem Seidenspinngarn. Es sah äußerst apart aus.
„Was macht ihr denn da?“, fragte Schlichtel fasziniert. „Wir tanzen das
Marmeladenalphabet“, sagte die rosa Tanzspinne außer Atem und mit einschüchternder Entschiedenheit. Schlichtel, der die naheliegende ‚Was zum Teufel ist das‘-Frage eigentlich sofort anschließen wollte, schluckte diese hinunter und lümmelte sich zuschauend an die Wand.
Er hatte nie vorher gesehen, wie Spinnen tanzen und kannte nichts Gleichwertiges. Die Menge an Beinen, die in den ulkigsten Verrenkungen und Wendungen genutzt wurden, machte das Ganze zu einem Schauspiel der Sonderklasse.
„Normalerweise würde uns Trudi, der Kanarienvogel, beatboxen, aber leider hat sie keinen Ausflug genehmigt bekommen.“, trällerte die gelbe Tanzspinne in seine Richtung, während sie das Röckchen auszog, anschließend mit ihren Beinen ein Sonnenrad bildete und anfing 3D-Radschlag zu machen, in dem sie an einem nahezu unsichtbaren Spinnfaden immer neue Richtungen wählte.
Schlichtel meinte: „Also das ist ja nun gar kein Problem. Ich hab den dritten Dan in Drums and Beats, gebt mir ein paar Minuten, damit ich mich kalibrieren kann.“
Und so kam es, dass Schlichtel mit den Tanzspinnen einen unerwartet unterhaltsamen Abend verlebte.
Owi:
Ursprünglich wollte Owi von Oslo die Fähre nach Kiel und von dort mit dem Flix-Bus direkt nach Berlin fahren. Er war ja schon dem Sprung nach Berlin als er mit Niko den Umweg über das Elbsandsteingebirge nehmen musste. Nun wandert er von Pirna auf der Landstraße von Pirna über Dürrröhrsdorf-Dittersbach in Richtung Ottendorf-Okrilla. Dabei kreuzt er den wichtigen internationalen Wichtelweg W6. Er ist noch über 200 km von Berlin entfernt. Und die Frage, wann er endlich in die Stadt seines Lotteriegewinns erreichen würde, verursacht nicht nur eines sondern mindestens drei Fragezeichen bei Owi. Der Weg zieht sich laaaang und lääaänger und Hunger macht sich bei Owi breit. Owi (Owi wie "Oh wie hungrig") könnte in diesem Moment das ganze Alphabet von BUCHTeln bis Zwetschgen-Marmelade durchfuttern. Sein Bauch war so leer und er pfiff bereits wie ein Kanarienvogel auf dem letzten Loch. So hatte sich Owi seine Reise nach Berlin, dem Ort seiner Sehnsucht, nicht vorgestellt. Was soll da noch kommen??? Fortsetzung folgt....
Snorre:
Vater Pascal kam von der Arbeit heim und brachte etwas mit- einen Käfig mit einem KANARIENVOGEL. „ Stellt euch vor, der stand einsam und verlassen neben einer Mülltonne!“Wie gemein doch Menschen sein können! Mutter Nancy poltert gleich los:“ Du hast wohl nen SPRUNG in der Schüssel, hier kommt mir kein Tier in die Wohnung, es ist schon gruselig genug hier! Und dann der ganze Dreck, den so ein Vieh macht…“ Vater Pascal zuckt hilflos mit den Schultern und lässt den Käfig auf dem Küchentisch stehen, seine Frau polternd hinter ihm her, um ihm die Leviten zu lesen. Da steht er nun so da, der Käfig und Snorre schaut sich den gefiederten Kumpel genauer an. Ein besonderes Exemplar ist das, so scheint ihm, von der Gattung des Kanarengirlitz abstammend. Sein Vetter Halvar hat eine Kanarenzucht in der BUCHT unweit des Trollfjords, da hat er früher häufiger mitgeholfen und so einiges über die Vögel erfahren. Als Snorre ganz dicht am Käfig war, fing der Vogel an zu sprechen! „ Hey, kleiner Mann, ich hab schrecklichen Hunger, wo bekomme ich hier was zu Beißen?“ Snorre war so schockiert; vor lauter Schreck fiel er in das Glas ErdbeerMARMELADE, welches noch auf dem Tisch stand. Heiliger Thor, der kann mich sehen! Jetzt stellten sich ihm die Fragen: 1. War das vielleicht ein Spion vom Wichtelgremium? 2. Warum hat ausgerechnet Vater Pascal ihn mitgenommen? 3. Wie verdammt kommt er aus dieser klebrigen Masse raus? Während er noch überlegte, fing der Vogel aus voller Inbrust an, das ALPHABET im altnordischen Dialekt herunterzuträllern. Das hörte sich so schön an, dass Snorre das erste Mal, seitdem er hier war, Heimweh verspürte.
Bregon:
Es klingelte. An der Tür. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres geliebten Gemahls. Witwe Trunksucht öffnete. Notgedrungen, da das Geläut nicht enden wollte. "Hach, guten Morgen, Frau Schulzentopf, ich habe ja so ein schlechtes Gewissen, ihnen nach dem schrecklichen Verlust noch keinen Besuch abgestattet zu haben. Geht es ihnen denn wieder etwas besser, haben sie das Unbegreifliche ein wenig verarbeiten können? Hier, ich habe ein Fläschchen Eierlikör mitgebracht. Selbstgemacht. Den mochten sie doch immer so gerne!" "Guten Morgen." "Soll ich uns eingießen?" "Ich möchte lieber nicht." "Aber warum denn nicht? Es ist doch Advent, da kann man schon mal früh einen..." "Lieber nicht. Sie würden mir sowieso nicht glauben, was ich hier in letzter Zeit alles erleben musste." Die beiden umschlichen sich noch eine Weile mit Worten, bis die Witwe dann doch ihre Erlebnisse schilderte. Die Besucherin glaubte ihr natürlich kein Wort. Außer, dass sie die Flaschen immer fallen ließ. Sie bereute den Besuch bereits. Wer weiß, was so einer Durchgeknallten einfällt? Eine gruselige Atmosphäre! Darauf musste sie sich unbedingt einen Schluck ihres mitgebrachten Likörs genehmigen. Sie nahm sich ein etwas größeres Glas und ließ den Likör einfließen. Wenn Frau Schulzentopf nichts haben will, trinkt sie das gute Zeug eben selbst. Sie führt das Glas zum Mund, als es passierte. Zuerst frohr der Likör ein. Dann blieben ihre Lippen an dem eiskalten Glas kleben, die Flasche zersprang auf dem Tisch und sie hörte ein Xylophon. Von der Decke wuchs ein gewaltiger Stalaktit aus Eis und bohrte sich durch ihre Handtasche. Ein Stück Fassade löste sich krachend und fiel in den Hof, Staub verdunkelte die Fensteröffnung. Bis hierhin blieb die Tapfere standhaft. Doch als zwei Ratten mit Gasmasken und Sturmgewehr durch den Staub sichtbar wurden, war sie am Ende. Schreiend stürzte sie aus dem Haus. Mit einem Sprung landete sie auf dem Schwanz eines völlig abgemagerten Nagers, der daraufhin in den ersten Hinterhof flüchtete. Ein Scharmützel brach aus, Ratten flogen durch die Gegend, die Besucherin verlor ihre Schuhe, ihren Verstand und die Kontrolle über ihre Blase. In dieser Reihenfolge. Auf der Straße fand sie ein Feuerwehrmann außer Dienst, dessen Frau zufällig in der Klinik "Goldener Reiter" Dienst hatte und für eine schnelle Einweisung sorgen konnte. Und das auch tat. Bregon, der bei dem Lärm, lauter als der bei der Schlacht in der Schlangen-Bucht, dann doch noch erwachte, hatte keine Erklärung für das alles. Das erste Fragezeichen an diesem Adventstag! Wo er nun schon mal wach war, könnte er eigentlich auch mal seiner Verpflichtung als Wichtel nachkommen. Dachte er sich so. Nach dem Reinfall mit den Eiern versuchte er es diesmal mit Lebkuchen und Glühwein für Paul-mit-den-doofen-Namen. Als der dann nach der Explosion eines Polenböllers im zweiten Hof aus dem Schlaf und seinem Bett gerissen worden war, vernaschte nach der Zeit, die nötig war, das Zittern unter Kontrolle zu bringen, den Lebkuchen, verschmähte aber aus irgendeinem Grund das Heißgetränk. Und das, obwohl Bregon statt dünnen Rotweins nur besten Kirschlikör erhitzt hatte. Wirklich unerklärlich! Das zweite Fragezeichen des noch jungen Tages. Paul trat den Schulweg an. Zur Beruhigung versuchte er das Alphabet aufzusagen, schaffte es jedoch vorerst nur bis zum Buchstaben H. Wird schon wieder! Noch halb in der Wand, halb im Zimmer sitzend grübelte Bregon vor sich hin, als Katze ganz aufgeregt durch die Klappe ins Zimmer stürmte. "Du musst ganz schnell zur Uschi rüber!" "Keine Lust." "Doch, ganz schnell! Die will gerade den Kanarienvogel vom Fenster nebenan fressen." "Na und? Besser als die Körner jeden Tag. Verstehe sowieso nicht, warum die bei ihrer vorgetäuschten Tierliebe den Vögeln das Futter wegfrisst." " 'Na und?', 'Na und' sagst Du? Die will den Vogel mit Marmelade fressen! Das verdirbt doch den Geschmack! Geh sofort rüber und nimm der die Marmelade weg!" Die Katze war weiblich, Bregon wollte endlich seine Ruhe haben, also tat er das, was die meisten Männer dann tun: er gehorchte. Ohne Marmelade hatte die Uschi auch keinen Bock mehr auf Kanarienvogel. Sie ließ ihn los, er genoss die Freiheit, schwang sich gen Himmel auf, ... direkt in die Fänge eines Sperbers. Bregon atmete auf. Der Gesang hatte ihm immer seine schlechte Laune verdorben. Aber damit war ja jetzt Schluss! Hosianna!!! Ein kurzer Blick nach Alfred. Der fing jetzt schon am Morgen an zu halluzinieren. Er stritt sich gerade mit seinen Gelegegeschwistern, wer von ihnen ein Kuckuckskind sei. Hier brauchte Bregon nicht weiter nachzuhelfen. Hier nimmt das Schicksal bereits seinen Lauf! Hier läuft alles nach Plan. Zurück in der Wand, den verschmähten Glühwein hat er nun selbst geschlürft, ist auch Parganna wieder da und stimmt bereits sein Eiszapfenxylophon. Das will aber so überhaupt nicht gelingen. Immer wieder explodiert der Eisreiter vor Lachen. Versuche, seine Heiterkeit zu erklären, endeten jedesmal schon zu Beginn in einem solchen Lachanfall. Das dritte Fragezeichen! Jetzt war es soweit, Bregon hatte alles gründlich satt, machte aus dem Rest des Kirschlikörs Glühwein, besserte diesen mit Wodka auf, ein oder drei Fläschchen zwar bloß, doch der Tag ist noch jung!, und trank bis zum letzten Tropfen aus. Und dann fiel er in einen tiefen Schlaf, nicht einmal die frostigen Klänge des Eiszapfenxylophons drangen zu ihm durch. Das hätte ein viertes Fragezeichen werden können. Hätte!
Tag 16
Wichtel und das Wunder der Mathematik
Zu verwendende Worte: Frosch, transplantieren, herrlich, qualmen, Monat
Schlichtel:
Schlichtel lag dösend in seiner Verteilerecke. Bei so vielen Ideen in diesem Monat brauchte er immer wieder lange Pausen.
Licht von draußen fiel durch einen Spalt und so konnte er den Stäubchen beim wuseln zusehen. Ein herrliches Getummel. Es schaltete sein qualmendes Gehirn schön auf Reset und nach einer Weile stiegen von selbst wieder Gedanken auf. Bei sehr großen Mengen wie den Staubflocken dachte er des Öfteren über die Unendlichkeit nach und da er keine Ahnung von Mathe hatte, verhedderte er sich gern in seinen Gedanken. Einmal hatte er den Fehler gemacht und Minusle, den Mathecrack im Wichteldorf, der jährlich die Wahrscheinlichkeiten aller Geschenke und Produktionsmengen berechnete, in ein Gespräch zu seinen Gedankengängen zu verwickeln.
Herrje, das war was! Bereits nach den einleitenden Sätzen: „Ach weißt du, Schlichtel, das ist ganz einfach, es gibt nämlich unterschiedliche Unendlichkeiten. Abzählbare und unabzählbare. Natürliche Zahlen sind immer abzählbar und reele Zahlen sind unabzählbar“, war er sich enorm dumm vorgekommen.
Minusle jedoch war da aber grad so richtig in Schwung, endlich jemandem eines der Wunder der Mathematik erklären zu können, dass er zwei Stunden am Stück ohne Pause durchquatschte. Am Ende dieses Vortrages fühlte sich Schlichtel, als hätte ihm jemand das Gehirn eines Frosches transplantiert. Allerdings im Stadium einer Kaulquappe.
Seitdem war Schlichtel froh, wenn er Staubflocken, Kieselsteine oder Sterne zählte, dass sie abzählbar unendlich waren, denn das schien ihm trotz der Unmöglichkeit immer noch machbar. Und noch froher war er darüber, dass er sich auch an diesen Dingen freuen konnte, ohne sie überhaupt zählen zu müssen.
PS: für diesen Text mussten keine Zahlen sterben. Frösche auch nicht. Und die Recherche zu diesem Text hat mich auch gar nicht ξεξξδξτξρβρωβρρρκκς…
Nissimissi:
Plötzlich saß ein FROSCH neben ihm und quakte die 2. Stimme. Ach war das HERRLICH, dachte Nissimissi. Jetzt brauchen wir nur noch eine 3. Stimme und schon sind wir ein Quartett! Nissimissi holte eine Wunderkerze hervor, zündete sie an und schwenkte sie hin und her. Oh nein, sein mit Marmelade bestrichener Bart fing Feuer und fing an zu QUALMEN… der Frosch riss die Augen auf , kippte zur Seite und blieb reglos liegen… So ein Scheiss, dachte Nissimissi , so kann ich doch nicht rumlaufen… Ich muss mir einen neuen Bart TRANSPLANTIEREN… er kramte im Rucksack, holte ein paar Münzen raus und machte sich auf ins nächste Dorf. Dort angekommen ging er in ein kleines Lädchen, darüber war ein großes Schild angebracht darauf stand „ Giselas Perücken und Bärte“. Nissimissi schritt durch die Tür, ein Glöckchen klingelte und Gisela stand vor ihm. „ Was willst du?“ schniefte sie. „ Ich brauche einen neuen Bart“ krächzte Nissimissi. Hier hast du 3 Goldmünzen für das Modell „Eitler Gentleman“. Gisela schnaubte „Der kostet 10 Goldmünzen“. Na dann passt es ja strahlte Nissimissi, „ den Rest kannst du behalten „ Gisela war verwirrt! „Du wirst einen MONAT für mich arbeiten“ sagte sie. Sie packte Nissimissi am Schlawitchen und zerrte ihn ins Lager….
Snorre:
Der Kanarienvogel war von nun an im Zimmer von Jackie abgestellt und wurde ein guter Freund von Snorre. Tagsüber, wenn die Familie ausgeflogen war, unterhielten sie sich über Gott und die Welt. Bruno, so der Name des Vogels hatte wirklich schreckliches erlebt, im anderen Berliner Bezirk war er in einem Wohnblock einst zuhause, welches sprichwörtlich dem Wahn verfallen war. Die Nachbarin seiner damaligen Familie war ne Schnapsdrossel, die Höfe wurden von Ratten kontrolliert und ein berüchtigter Wichtel war der Anführer des Ganzen. Sein Käfig wurde beim letzten Eiszapfxylophonieren auf die Straße befördert, Gott sei Dank wurde er dann von Pascal aufgesammelt. Nicht auszumalen, wenn er den Ratten zwischen die Zähne gekommen wäre. Snorre hatte ja schon einiges aus dem täglichen Wichteltagebuch gehört, dass Bregon aus den Vollen schöpft, aber dass er so den Rambo raushängen lässt- ja er hatte den Namen Badboy zurecht. Wie gut, dass Bruno jetzt bis zum Ende des MONATs erstmal hierbleiben konnte. Überhaupt war er ein netter Geselle, er plapperte von früh bis spät, Jackie nahm es einfach so hin, wahrscheinlich war sie froh, abgelenkt zu werden, nachdem ihre Mutter ihr Stubenarrest nach der gefälschten Unterschrift aufgebrummt hatte. Nun stand eine Matheklausur an- Jackies absolutes Horrorfach. Normalerweise würde sie jetzt bei Kevin nebenan chillen, aber nun saß das arme Ding wie ein Häufchen Elend am Schreibtisch und starrte auf die Übungsaufgaben. Bruno und Snorre blickten sich zu- hier musste geholfen werden! Also schnell den Zauberstift geschwungen und ab ging die Lutcie! Der Stift in Jackies Hand schrieb, raste über die Aufgaben, Symmetrien, Integralrechnung, Logarithmen, alles kein Problem. Jackie war bis dato nicht über die Grundrechenarten hinausgekommen. Die Hände und das Papier QUALMTEN, Jackie war im Begriff, wieder ihre Karten zur Beschwörung herauszuholen, aber sie klebte quasi am Stuhl fest. Ach war das HERRLICH zu sehen, wie zügig sie ihre Aufgaben löste, ohne überlegen zu müssen. Am Ende krähte Bruno ihr fröhlich entgegen: „ nun weeßte wo der FROSCH die Locken hat“. Jackie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, völlig am Ende ihrer Kräfte. Zu allem Überfluss kam Vater Pascal herein, schaute über ihre Schulter und begutachtete das Geschriebene. „ Nancy, sag mal, wurde unserer Tochter ein neues Hirn TRANSPLANTIERT?“ Nancy säuselte herum: „ Na einer aus der Familie muss es ja zu Etwas bringen“. An diesem Abend schlief Jackie mit dem Stift im Bett ein und träumte von einer Karriere als Mathematik-Professorin an der Uni.
Owi:
Owi verbrachte für Nacht im Wartehäuschen einer stillgelegten Buslinie. Es war trocken und ruhig. Am nächsten Morgen wünscht er sich, dass die Buslinie nicht stillgelegt worden wäre. Er mochte nicht mehr weiter zu Fuß gehen. Doch siehe da, es nähert sich ein Bus mit der Aufschrift "Betriebsfahrt". Dieser Bus kommt gerade zur regelmäßigen Kontrollfahrt an jedem 16. eines Monats hier vorbei. Der Bus hält an und der Busfahrer, steigt aus, um genüsslich eine Zigarette zu qualmen. "Herrlich" spricht er zu sich selbst, während ein paar Ringe weißen Rauches aus seinem Mund entweichen. Der Busfahrer freut sich nämlich, dass das Transplantieren vom Hautgewebe aus seinem linken Oberschenkel an sein rechtes Ohrläppchen so gut gelungen ist. Die Großtante dritten Grades mütterlicherseits, Frieda- Henriette, hatte dem Busfahrer nämlich jahrelang mit dem Thema "Wichtel und das Wunder der Mathematik" ein Ohr abgekaut. Nun war er endlich wieder heile und aus der Reha entlassen. Direkt neben dem Wartehäuschen befindet sich am Wegesrand ein Tümpel. Am Rand des Tümpels sitzt ein Frosch, der aus seinem Winterschlaf erwacht diese Szenerie intensiv mit halb geöffneten Augen beobachtet. Und "herrlich" denkt sich auch Owi (Owi wie "Oh wie herrlich"), der die Gelegenheit nutzt, um in den Bus einzusteigen. Fortsetzung folgt.....
Ari:
Nach dem Buchclub waren alle müde, nur Rudolf konnte noch reden ohne Punkt und Komma . „Lasst uns doch noch etwas Doppelkopf spielen“, schlug er vor . „Auja“ pflichtete Ari sofort bei, „das will ich auch“. „Muss das noch sein“ krächzten plötzlich heiser R.Jakow als haette er einen Frosch im Hals. „Diesen Monat haben wir noch gar nicht Doko gespielt“ warf Mikeš ein , und so stand es 3:1 für eine - eventuell ausgiebige Doppelkopfrunde, da Eliška nicht Doku spielte , aber mitunter sehr gerne zuschaute . Selber spielen traute sie sich noch nicht und heute wollte sie dann eh nach Hause.“Es ist für mich schon spät,“ verabschiedete sie sich und machte sich auf den Weg . Sie wohnte mit ihren 27 Jahren immer noch bei ihren Eltern und diese sorgten sich , bis sie immer wieder zu Hause war am Abend. Der Vater von Eliška hatte sich Anfang des Jahres eine Niere transplantieren lassen und war noch sehr schwach und Infektanfaellig. So war ihren beiden Eltern sehr froh , dass Eliška noch bei ihnen wohnte und ihnen zur Hand ging . Sie war die einzige Tochter und hatte 3 Brüder . „Euch werden nachher die Köpfe qualmen“ warf sie im Rausgehen den Vieren noch zu und verschwand endgültig für diesen Abend . „Herrlich, endlich wieder Doko“jauchzte Ari und los ging es . Und es wurde ein sehr langer Abend bzw eine sehr lange Nacht. Es wurde dabei viel erzählt , viel Bier getrunken und umso mehr gelacht nur Witze erzählt. Rudolf war voll in seinem Element und erzählte einen Männer-Witz nach dem anderen wie: Drei Nonnen wollen Buße tun. Der Pfarrer fragt die erste:„Was ist passiert?“Die Nonne: „Ich habe ein Glied gesehen.“Der Pfarrer: „Ok, weil du es bist 3 Ave Maria und die Hände mit Weihwasser waschen.“Bei der zweiten Nonne genau das gleiche.Die 3. Nonne rennt am Pfarrer vorbei direkt zum Weihwasser Becken.„Willst du nicht auch Buße tun?“ fragt der Pfarrer.Die Nonne: „Ich weiß schon. 3 Ave Maria und den Mund mit Weihwasser ausspülen.“ Und Rudolf lachte dann am meisten laut dröhnend über seine eigenen Witze. Aber Karten wurde auch gespielt und mit zunehmender Spieldauer sank bei allen die Konzentration . Der Geldeinsatz war nicht hoch aber ganz ohne um Geld zu spielen,hätten die Vier nach und nach den nötigen Ernst vermissen lassen . Gegen 2.30 Uhr nachts beendeten sie das Spiel und zählten ihr Geld nach um den Sieger zu ermitteln . Alle hatten -angeblich - mehr Geld vor sich als ursprünglich eingesetzt. „Das ist doch gar nicht möglich“ , konstatierte Rudolf .“Doch“ meinte R.Jakow , „das nennt man das Wunder der Mathematik“!
Bregon:
Eine Nacht durchgeschlafen! Was kann es besseres geben. Kopfweh ohne Ende, was gibt's schlimmeres?! Und dieses nervende Eiszapfenirgendwas. Ahja, Parganna. Der ist ja immer gut drauf. Furchtbar gut drauf. Oder einfach nur furchtbar. Egal muss er durch, der Wichtel. Augen auf bei der Geburtswahl! Ein Frosch, ja, dann könnte er sein Kopfweh in kaltem Wasser betäuben. Die Witwe!, plötzlich konnte er sie verstehen. Kopfaua vom Saufen, trotzdem der Wunsch, genau dieses mit einem Glas, einer Flasche zu lindern. Papperlap! Der Tag danach gehört dazu! Wieviele Hohlbirnen gibt es in dieser Stadt, die aus irgendeinem Grund Hauptstadt ist? Fast vier Millionen? Die Brühbirnen, die das Geschick des germanischen Atlantis lenken, nicht mitgerechnet. Eigentlich kann Bregon hier tun, was er will, er könnte die gesamte Großsiedlung vernichten, es wäre nur um die Ratten schade. Also, um die aus dem ersten... Wie hoch ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, bei vier Millionen genau so eine kranke Familie zum Wichteln zu erwischen? Ohne verlässliche Datengrundlage nicht zu bestimmen. Nach allem, was Bregon bisher gesehen und gehört und erlebt hat, folgt in Berlin allerdings die Stochastik nicht mehr den Sâtzen der Mathematik, die Gaußsche Normalverteilung wird ad absurdum geführt. Bregon ist sicher, hier handelt es sich um ein schwarzes Loch ganz besonderer Art. Sämtlicher Schwachsinn der Erde verdichtet sich zu einer Singularität, keine Gesetzmäßigkeiten haben mehr Gültigkeit, nichts entkommt. Nichts entfaltet mehr Wirkung außerhalb. (Was er nicht wissen kann, ist, dass die Finanzämter sehr wohl Außenwirkung entfalten. Wer noch Zweifel an einem Leben nach dem Tod hat, sollte allein von der Tatsache, dass ebendiese Ämter noch Steuern von Verblichenen erheben, von diesem Hader kuriert sein.) Sollten Zeitreisen möglich sein? (Auch diese Frage kann anhand der Finanzgesetzgebung beantwortet werden: Ja! Nicht nur in die ungewisse Zukunft können Steuern geplant werden, nein!, sollten sich die Gesetzgeber verrechnet haben, können auch Steuergesetze rückwirkend erlassen werden!) Zwei Mal drei macht vier... Wie kommt Bregon auf solchen Schwachsinn? Ahja, der Glühwein! Noch einen Becher davon, und er würde sich grün lackieren. Wie kommt er auf grün? Egal, vielleicht, weil es sich auf Berlün reimt... Also, um auf die ursprüngliche Problemstellung zurückzukommen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, in Berlin auf eine Familie zu treffen, in der die Eltern ihr Kind mit Medikamenten gegen eine Krankheit, die es gar nicht gibt, in eine Krankheit kurieren, die es tatsächlich gibt. Und die den Krankheitsverlauf forcieren, indem sie ihrem Kind die für eine gesunde Entwicklung nötigen Nahrungsbestandteile verwehren... Bregons Kopfschmerz wird unerträglich. Er gibt auf. Sollen sich andere mit diesem Problem beschäftigen! Für ihn ist nur bedeutend und feststehend, dass er so eine kranke Zelle der Gesellschaft als Hauptgewinn der diesjährigen Wichtellotterie gezogen hat. Und nun muss er das beste daraus machen... Gerade wollte sich Bregon wieder hinlegen, als Parganna das Eiszapfenxylophon fröhlich erklingen ließ. Schon allein aus diesem Grund muss er die Eisreiter ihre Wette verlieren lassen! Der Paule ist es vielleicht wert, gerettet zu werden. Bregon will als Geste des guten Willens dem Jungen etwas auf den Nachttisch legen, doch als er die Wand verlässt, findet er einen Frosch, also, keinen echten, sondern so einen aus Fruchtgummi, vor dem "Eingang" zur Wand. Sollte tatsächlich das Kind IHM etwas gewichtelt haben? Sieht ganz so aus. Verkehrte Welt. Berlin eben!
Paules Bett ist leer. Und gemacht. Und darauf liegt ein Zettel: "Ehrwürdiger WJ- Meister, leider konnte ich nicht auf Sie warten, ich musste in die Schule, wir schreiben eine Mathearbeit. Will ja nicht wie meine Eltern enden. Nachmittags werde ich noch zum Sport gehen. Wartet also nicht auf mich! Für die abendlichen WJ-Übungen werde ich Energie zurückhalten. P-D-M-P." Der ganze Tag zu seiner Verfügung! Herrlich! Bregon legt sich in Paules Bett und schläft seinen Rausch zu Ende aus. Aus der Wand dringt auch am Nachmittag noch die Xylophon- Musik. Irgendwo und irgendwann hatte er mal gehört, dass Eisreiter dieses Geklimper bis zu einem Monat am Stück aushalten sollen. Bisher hat er das nicht geglaubt. Bisher!... Parganna sorgt also für sich, Paule sorgt für sich, bleiben noch Uschi, Alfred und die Witwe. Um die drei muss er sich kümmern! Uschi ist am Boden, soviel ist schon mal klar. Wie ihr noch zu helfen sein könnte, steht in den Sternen! Ein neues Hirn transplantieren? Alfred ist noch nicht ganz so kaputt. Wäre aber auch nicht schlimm. Die Wette läuft... ! Nur so zum Spaß füttert Bregon den "Familienvater" mit Haferflockenbrei. Für eine Geschmacksexplosion fügt er die Gewürze hinzu, die er zwar nicht kennt, die aber so schön weiß aussehen. Und in Alfreds Aktentasche waren. Nach einer Stunde in Gegenwart des Zugekoksten verließ Bregon die Wohnung. Lieber zur Witwe! Aber die ist nicht zu Hause. Also geht er auf den nächsten Weihnachtsmarkt. Nach Glühwein ist ihm nicht, also testet er die Fressbuden durch. Sein Favorit steht fest: Grünkohl mit Knacker! Auf dem Rückweg wundert er sich noch über die Ratten vom ersten Hof. Irgendwas haben die vor. Etwas Großes ! Egal! In der Küche der AA- Witwe brennt Licht. Ist der das Geld ausgegangen? Die trinkt tatsächlich Wasser aus der Leitung! Dieser Tag ist echt für die Katz. Die er heute auch noch nicht gesehen hat. Völlig am Boden kommt er in seine Wand zurück. Parganna erwartet ihn dort schon. Gemeinsam qualmen sie noch einen Rauchzapfen, singen ein altnordisches, nicht ganz jugendfreies Jullied und der WJ-Unterricht soll für heute ausfallen. Aus dem Zimmer nebenan hören sie, dass die Uschi eine Taube fressen will, diese jedoch behauptet, ihr Angetrauter zu sein. Berlin! Wäre da noch diese Mauer, wäre das die größte Geschlossene der Welt. Vielleicht auch nur die zweitgrößte. Da ist ja noch Tokyo mit seinen Schlüpferautomaten... Wurscht! Nach zwei weiteren Rauchzapfen schlafen die beiden Grönländer ein.
Tag 17
Wichtel und die Knallcharge
Zu verwendende Worte: Antazida, Dalmatiner, Abgeordnete, Wasser, Parade
Owi:
Der Bus mit dem frisch von seiner Operation am Ohrläppchen genesenem Busfahrer fuhr bis in den Betriebshof nach Kamenz. Damit ist Owi ein gutes Stück näher an sein Ziel Berlin gerückt. Er steigt aus dem Bus und streckt seine Glieder. So eine Fahrt auf einem Sitz für normal große Menschen ist nicht unbedingt das bequemste, was man sich für einen Wichtel vorstellen kann. Und noch viel schlimmer ist der Hunger der ihn quält. Owi (Owi wie "Oh, wie hungrig") hatte ja schon eine gefühlte Ewigkeit nix mehr zwischen die Rippen bekommen. So macht er sich auf den Weg in die Kamenzer Altstadt. Dort wird sich bestimmt einer der zahlreichen Weihnachtsmärkte Sachsens befinden und er endlich was zu futtern bekommen. Vorher muss aber noch eine Apotheke her. Er will sich vorsorglich etwas Antazida besorgen. Nicht, dass sich Owi seinen Wams mit Bratwurst, Grünkohl und Trdelníks voll haut, um dann möglicherweise die hervorschießende Magensäure neutralisieren zu müssen, weil er in den letzen Tagen eindeutig zu wenig Wasser getrunken hat. Auf dem Weg in die Innenstadt begegnet er einem Stadt-Abgeordneten mit seinem Dalmatiner, der sich auf dem Weg zur diesjährigen traditionellen Weihnachtsmann-Parade von Kamenz befindet. Kamenz, das ist die Geburtsstadt von Gotthold Ephraim Lessing. Der große deutsche Dichter aus der Oberlausitz ist allseits bekannt als Dichter der Aufklärung. Was jedoch weitaus weniger bekannt ist, ist die Tatsache, dass in den Theaterstücken Lessings statistisch die meisten Knallchargen auf der Bühne standen und stehen, als in den gesamten Werken von Goethe und Schiller zusammen. Owi hat mittlerweile die Lessing-Apotheke erreicht und lässt sich bereits die 4. Bratwurst schmecken, ohne bisher ein Anzeichen von Sodbrennen zu spüren, was ihm ein wohliges Lächeln auf sein Wichtelgesicht zaubert. Fortsetzung folgt....
Snorre:
Heute war Snorre mit Jackie unterwegs, sie wollte sich mit ihrer Clique auf einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte zum chillen treffen. Snorre setzte sich bequem auf ihre Mütze und war gespannt, wie solch ein Berliner Weihnachtsmarkt aufgebaut war. In seiner Heimat fanden allabendlich immer WeihnachtsPARADEN statt mit fliegenden Rentieren, bunten Schlitten und WASSERspielen. Ja richtig, Wasser wurde per Schlauch in die Luft befördert und es entstanden sofort wunderbare Eis-Kunstwerke wie DALMATINER, Feen, Trolls, Weihnachtsbäume und Vieles mehr. Angekommen am Ziel, warteten schon die 3 Knallchargen von Jackie; Kevin, Justin und Terence. Da hieß also der eine so wie der andere blöd war. Auch hier waren die Namen Programm. Sie stürzten sich also ins Getümmel. Überall grelle Lichter, überlaute Musik, Menschenmassen- also genau das Gegenteil von Snorres Weihnachtsmärkten daheim. Die Clique gönnte sich an einem der Stände xxl-Bratwürste mit Glühwein. Natürlich musste Snorre davon auch kosten und ärgerte sich am Ende, dass er es natürlich wieder übertrieben hatte. Jedes Jahr aufs Neue schwor er sich der Völlerei ab- mit mäßigem Erfolg. Weiter hinten auf dem Markt hatten sich einige ABGEORDNETE vom Berliner Senat zusammengerottet. Snorre sprang mal kurz dazu, um den Gesprächen beizuwohnen. Nach 5 Minuten sehnte er sich eine Packung der ANTAZIDA herbei, dieses Gelaber der Herren verursachte bei ihm derartiges Sodbrennen, dass er dieser Unterhaltung den Rücken kehren musste, um Schlimmeres zu verhindern…
Schlichtel:
Heute war was los im Hause von Hutersleben, denn heute kam Besuch.
Die Familie von Vater Matthias hatte sich zum Adventsessen angekündigt. Samt der Parade von Knallchargenkindern: Butter, Brot und Papier. Natürlich hießen sie so nicht in Wirklichkeit, sondern Luther (7), Claude (7) und Xavier (6). Die Spitznamen waren im Zuge einer schlechten Telefonverbindung entstanden und wurden bei Gesprächen auch in Lucias Gegenwart beibehalten.
Die Erwachsenen gingen höflich und recht distanziert miteinander um und führten Gespräche wie: „Nun, wisst ihr, als mein Chef mir offerierte, dass ich zweimal jährlich samstags arbeiten solle, da war ich nicht sauer. Das ist was für einfache Leute. Nein, ich habe angefangen über die regelmäßige Einnahme von Antazida nachzudenken. Ich meine, erstens habe ich seit Jahren IMMER excellente Arbeit geleistet und nicht mal einen Schluck Wasser zwischendurch getrunken….“.
Währenddessen ging es in Lucias Zimmer heiß her:
Papier wollte Hundefamilie spielen. Nicht irgendein Hund. Es mussten Dalmatiner sein. Dazu war es unabdingbar, dass sich die Kinder mit Lucias Eddings entsprechende Muster auf die Haut malten. Lucia -als Abgeordnete der Vernunft- protestierte kurz, hatte aber gegen drei Jungs keine Chance.
Da sie schlauer war als die drei, argumentierte sie, es müsse auch eine Hundehalterin geben und die müsse zwingend älter sein als die Hunde.
Als Nächstes mussten Hundeleinen gebastelt werden. Da Lucia in ihrem Notartochterkinderzimmer keinerlei Schnüre, Kordeln oder ähnliches hochgefährliches Material haben durfte, holte sie aus der Lagerkammer alle 6 Packungen Klopapier, die dort seit drei Jahren rumlagen und von den Eltern bereits vergessen worden waren. Von einer Freundin hatte sie Flechten gelernt und brachte das nun den Jungs bei. Die wollten sich zwar gegen solchen Mädchenkram wehren, aber Lucia überstimmte sie, indem sie ihnen erklärte, dass sie ja Hunde seien und als solche zu gehorchen hätten.
Zum Schluss überredete Lucia sie noch, die physiologisch vorhandenen Anhänge als Hundeschwänze zu nutzen um alles glaubhafter erscheinen zu lassen.
So kam es, dass Lucia nach zwei ruhigen Stunden die drei nackten, bemalten Jungs, die sich im Krebsgang an endlos lang geflochtenen Klopapierleinen fortbewegten, ins Wohnzimmer führte und den Erwachsenen stolz als ihre Hunde Butter, Brot und Papier vorführte.
Damit beendete sie die Party der Eltern noch vor dem geplanten Abendessen und Schlichtel als Zuschauer kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Ari:
Der Morgen danach war für alle „grausam“ . Wenig Schlaf , viel Alkohol . Rudolf hatte auf dem Sofa im Wohnzimmer vor dem Kamin genächtigt. Er war zu müde oder zu bequem nach Hause zu gehen. Er hat ein furchtbares Aufstoßen, aber zum Glück hatte Mikeš Hilfe schnell parat . Er litt ja selber oft Unter Sodbrennen und hatte ein großes Reservoir Antacida im Schrank. Rudolf trank erstmal 2 Gläser klares Wasser aus der Leitung , so einen Brand hatte er nach der Nacht , ehe er eine Pille vom Kater einnahm . Ari kam halbnackt in die gute Stube , ihm war noch nicht nach Anziehen . Eliska war heute morgen schon recht früh gekommen und bereitete bereits ein Katerfrühstück für die Herrschaften . Sie hatte die Korhelyleves - die ungarische Lumpensuppe - schon fertig . Rollmops , Matjes und saure Gurken hatte sie schon auf einer Platte lecker angerichtet . Dazu bereitete sie gerade ein gut gewürztes und gut gesalzenes Rührei , als R.Jakow den Raum betrat . Er sah furchtbar aus - völlig unausgeschlafen und von Kopfschmerzen gequält. Eliška servierte ihm sofort einen doppelten Espresso! „Das wird Dir helfen“, orakelte der Kater . Dann stellte Eliška mehrere frisch gepresste Saftschorlen mit Kohlensäurearmen Mineralwasser zubereitet auf den großen Tisch in der Mitte des Raumes. Rudolf hatte sich inzwischen erholt und fing schon wieder an ohne Punkt und Komma zu erzählen: „Stellt euch vor , in diesem Jahr lief bei der Prague Pride Parade ist ein Abgeordneter der PS PČR als Dalmatiner verkleidet neben mir hergelaufen.“ R.Jakow löste sich gerade eine Aspirin Brausetablette auf und murmelte : „Und wie heißt diese Knallcharge“?
Bregon:
Irgendwas war anders. Beunruhigend anders. Etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Es dauerte eine Weile, bevor ihm dämmerte, was es war: es war nicht! Kein Eiszapfenxylophonlärm! Parganna wird doch nicht...? Aber nein, der lag in seinem Hohlblockstein. Wo er auch sein sollte. Was stimmt nicht mit ihm? So spät am Morgen lag er noch nie noch im Stein. "He, Pargy, is'n los, stimmt was nicht?" "Ahhh, grrr, ohhh. Lass mich, alles bestens." "Siehst aber nicht so aus." "Wie seh ich denn aus?" "Dein Gesicht... Könnt dich glatt für'n Dalmatiner halten. Für'n schwulen Dalmatiner. Weiß mit rosa Flecken." "Scheiß." "Also nochmal: was'n los?" "Zu wenig getrunken vielleicht." "Wasser? Ich seh eher so aus, wenn ich zuviel davon geschlürft hab." "Wie einfühlsam!" "Hat mir auch noch nie jemand nachgesagt." "Was?" "Na, dass ich einfühlsam wär." "Wird auch nie jemand!" "Bist ja ganz schön grantig heut. Kann ich was für dich tun? Fühlst dich nicht?" "Hab lang keine Rauchzapfen mehr auf Magen gezogen. Stoßen mir ständig auf. Lass mich einfach." "Heut ist dein Glückstag! Will die Uschi auf kalten Entzug setzen. Die soll sich mal wieder um ihren Bengel kümmern. Also um Alfred. Und damit die hier nicht alles voll... äh, vollspeit..." "Voll was?" "Vollspeit!" "Is'n das?" "Vollkotzt." "Sag's doch gleich!" "Jedenfalls hab ich 'n paar Antazida vorbereitet. Aus dem Mörtelkalk. Kannst haben, wennst magst." "Hast wohl nicht mehr alle! Nee nee, gib die ruhig deiner Uschi, mit der kann's nimmer schlimmer wer'n." "Der Tag danach gehört dazu! Schlaf dich aus!" Mit diesen aufmunternden Worten überließ Bregon den rosa gescheckten Eisreiter seinem Elend." Dann warf er die restlichen Pillen in den zweiten Hinterhof. Wo sie ihr grausiges Werk im Tierversuch fortführten. Paul schlief tief und fest. Alfred schlief tief und laut. Uschi schlief gar nicht. Ihr Blick ausdruckslos. Ihre Mine unbewegt. Fast wäre Bregon dem Mitleid verfallen, dann erinnert er sich an den ursprünglichen Anlass der Medikamentengabe. Mit dem heutigen 3. Advent begnadigt er sie. Sie ist noch jung, mit etwas Glück erholt sie sich wieder. Ohne sein Eingreifen würde Paul-Bindestrich-Namen noch immer im Dämmerzustand dahinvegetieren. Kurz muss Bregon schmunzeln: vegan, vegetieren... Also stellt er Uschi ein Frühstück aus Eiersalat und Weißbrot hin. Daneben eine seiner Mörteltabletten. Als Placebo für die bunten Lobotomiepillen. Und gegen Sodbrennen. Paul--- stellt er einen Adventskranz, gerettet aus dem Keller, hin, entzündet drei Kerzen. Er freut sich schon auf die leuchtenden Augen und wartet auf den Moment, in dem das gerettete Kind die Augen aufschlägt. Dieser Moment ließ nicht lange auf sich warten, der Bengel riß auch die Augen auf, wie erhofft, doch in ihnen spiegelten sich die drei Flämmchen in blankem Entsetzen. "Was'n los, ich dachte, du freust dich." Keine Antwort. In Panik und Angstschweiß saß der Knabe im Bett. "Fühlst dich nicht gut?" Langsames Kopfschütteln. Mit der Bewegung kam auch die Sprache zurück: "Wir sind verloren!" "Hä?" "Wir sterben!" "Hää?" "Die Kerzen!" "Ja, was is mit denen?" "Fossiler Brennstoff, CO2, erst brennen die Kerzen, dann die ganze Erde!", flüstert Paule. "Was'n das für'n Blödsinn? Wer hat'n dir sowas erzählt?" "Eine Abgeordnete." Noch immer flüsternd. "Von denen, die die Welt noch retten können. Die war in unserer Schule. An einem Freitag. Danach gab es eine Parade durch den Bezirk. Dann gab es Staus..." "Aha, klingt logisch. Und die drei Kerzen hier bedeuten das Ende der Welt." "Mach dich nicht lustig darüber. Wir sterben!" Jetzt kreischt Paul und mutiert wieder zu Paul-Dominic-Maria-Patric. Oder so ähnlich. Kann sich keine Sau merken. Pascal? So in der Art. Der implantierten Panik ist nicht mit Argumenten oder gar Vernunft zu begegnen. Also anders. "Das hier sind andere Kerzen, die verbrennen das CO2 zu CO3. Das ist dann wie ein Feuerlöscher für die Erde." Blödes Zeugs quatschen kann Bregon auch. Darin hat er Übung. Aus ungezählten Glühweinrunden. Ungläubiger Blick, aber schon nicht mehr so verkrampft. "Wirklich?" "Wenn ich's sage!" Erleichtert verschlingt -jetzt wieder zu Paule geworden- das Kind das ganze Marzipanbrot, das der Wichtel neben den Existenzvernichtungsadventskranz gelegt hatte. Panik macht hungrig. Und Bregon muss erst mal eine Runde laufen. Blödsinn macht wütend. Gibt's genug Lobotomisierungspillen für diese "Abgeordnete" und ihresgleichen? Leichte Zweifel. War die Amnestie für Uschi vielleicht verfrüht? Es bleiben Zweifel. Im Hof begegnet er der Witwe, die offenbar ihr Leben langsam wieder in den Griff zu bekommen beginnt. Völlig außer Atem vom Joggen. Um den Erfolg seiner Therapie nicht zu gefährden, lässt sich Bregon nicht sehen. Er gleitet in die Hinterhofmauer. Und ist entsetzt. Abgemagerte Ratten beim Gruppenkiffen. Seit ihrem Beschluss, das Zeug zu legalisieren, stehen die ehemals gebildeten Vierbeiner kurz vor der Auslöschung. Die Frage scheint nur, ob Hungertod oder Hirntod. Man könnte noch Wetten annehmen... Schnell in den zweiten Hof. Ein leicht anderes Bild. Zugedröhnte Ratten mit Messern. Noch bevor Bregon sich selbst die Frage stellen könnte, was das wohl bedeutet, spricht ihn eine Gruppe in einer ihm unbekannten Sprache an. Offenbar wollen sie ein Messer gegen irgendwelche Habseligkeiten tauschen. Oder auch nur als Spende für den Anblick des magischen Messers. Egal! Bregons Leitspruch: 'Erst schlagen, dann fragen!' Fragen konnte er die Gang dann nicht mehr. Jedenfalls konnte keiner mehr antworten. Im ersten Hof bot sich ein anderes Bild. Aufgeräumte Rattenlöcher, Bewaffnete zur Sicherheit, jedes Tierchen scheint eine Aufgabe zu haben. Und dann sieht er sie: Polenböller ohne Ende. Eine Knallcharge neben der anderen. In separaten Räumen, die, offenbar vergessen, unter den Hauskellern gebaut worden waren. Aufschriften mit Verhaltenshinweisen bei Alarmen an den Wänden. Gruslig! Bregon hatte genug von diesem dritten Advent. Schnell zurück zu Parganna und mit Glühwein versuchen zu vergessen!
Nissimissi:
Mit neuem Bart ausgestattet und dazu einer pinken Perücke Stand Nissimissi jetzt vor dem Spiegel. Gisela war entzückt. „ Jetzt fehlt noch das passende Outfit“ schmunzelte Gisela. „dann bist du perfekt für deinen großen Auftritt“! Sie holte ein DALMATINER Kostüm hervor… Nissimissi schrie entsetzt auf „ Ich bin doch keine Knallcharge in deiner PARADE“! Erbost stampfte er zum WASSERhahn und füllte seine Trinkflasche. Er brauchte etwas Flüssigkeit, um seine Antazida runterzuschlucken… Er musste so schnell wie möglich den WichtelABGEORDNETEN finden, wie hieß er nochmal? Irgendwas mit „tel“am Ende. War es Blichtel oder Gichtel oder Sichtel? Ahhhhhhh ihm zersprang gleich der Kopf, die Perücke war zu eng…. Nissimissi riss sie runter und hatte eine Erleuchtung. „Schlichtel“ war der Name!!!!
Tag 18
Wichtel findet ein neues Hobby
Zu verwendende Worte: Kreuzfahrtschiff, Ende, Bowling, Sohn, Freundschaft
Owi:
Satt und glücklich fand Owi einen angenehmen Schlafplatz am Ufer der schwarzen Elster am Anleger für Wichtel-Fluss-Kreuzfahrtschiffe. Neben dem Sessellift-Netz stellt das Flusskreuzfahrt-Netz einen nicht unbedeutenden Anteil des ÖWV (Öffentlicher-Wichtel-Verkehr) dar. Die Fahrt nach Bad Liebenwerda war nicht besonders ausgelastet und Owi flanierte an Deck. Besonderes Highlight der Donna Klara, so heißt das Schiff, ist die Bowlingbahn. Owi (Owi wie "Oh wie freundlich") freundete sich mit dem Sohn des Kapitäns der Donna Klara (so heißt das Schiff) an und maß sich mit ihm bis zum Ende der Fahrt in Bad Liebenwerda beim Bowling. Bowlingfreundschaften unter Wichteln gelten als unerschütterlich. Owi war glücklich über sein neues Hobby und seinen neuen Freund, Bo-Ling Fortsetzung folgt.....
Nissimissi:
Nissimissi schlurfte den Weg entlang und schaute in die Ferne. Am ENDE des Weges hatte er eine Erleuchtung. Er musste unbedingt „Schlichtel“ finden, er war der SOHN des BOWLINGkapitäns der Wichtelbrigade und außerdem ein Abgeordneter. Bowling gefiel Nissimissi auch gut und er wollte es gern als sein Hobby haben, aber beim ersten Versucht, merkte er, dass es nicht so sein Ding war. Ständig blieb er mit den Fingern stecken… Wie er so nachdachte, kam ihm eine Idee…wie wäre es mit Eiskunstlaufen? Er kramte wieder in seinem Rucksack und holte ein paar Schlittschuhe hervor. Flink zog er sie an , schnippte mit den Fingern und aus dem sandigen Weg wurde eine Eisbahn. Nissimissi nahm Anlauf, schlitterte weiter und weiter, drehte sich, hüpfte und musste plötzlich scharf bremsen. Die Eiskristalle flogen ihm um die Ohren. Er traute seinen Augen kaum… Nissimissi stand vor einem riesigen KREUZFAHRTSCHIFF… Er kletterte an der Ankerkette herauf und war nun in den Katakomben unterwegs. „Mensch gar nicht so übel hier“, dachte Nissimissi. Oben an Deck angekommen, steuerte er aufs Buffet zu… Was musste er plötzlich erblicken? Da war die gleiche dicke Frau vom Fernsehturm… sie kreischte wieder nach „Herbert“ und hatte wieder ein Mettbrötchen in der Hand. „Bei aller FREUNDSCHAFT, das kann doch nicht normal sein“ nuschelte Nissimissi vor sich hin…und machte sich auf den Weg zur nächsten Bar.
Snorre:
Familie Schmidt-Meier lud heute zum Familienausflug ein. Jackie war mäßig begeistert, aber es half nichts, da musste sie durch. Es ging in eine BOWLING-Halle, in der es 20 Bahnen nebeneinander gab. Snorre hatte mal beim Überfliegen eines KREUTZFAHRSCHIFFES solch ein Bahnanlage gesehen, aber die hier war riesig! Angekommen, war durch „Zufall“ auch die Familie von Pascals Arbeitskollege Uwe am Start, mit ihm verband er schon eine lange FREUNDSCHAFT. Deren SOHN Tom hatte schon länger ein Auge auf Jackie geworfen. Bei seinem Anblick erhellte sich ihre Laune sofort. Ob da was geht? Nun erstmal Schuhe ausleihen, leider gab es für Snorre keine in seiner Größe. Aber er wollte dieses Spiel unbedingt mal ausprobieren! Also setzte er sich einfach auf die Bowlingkugeln. Ach, war das ein Spaß, er musste seinen Bart festhalten, wenn Pascal dran war! Junge, hatte der Kraft, fast immer schoss er einen Strike. Bei Jackie und Nancy musste er nachhelfen, da waren die Kugeln so langsam, dass sie fast wieder rückwärts kullerten. Also schnell den Turbo eingeschaltet und schwups, kamen die auch hinten an. Vater Padcal staunte nicht schlecht über seine Frauen. Langsam füllte sich die Halle, bunte Lichter gingen an, fette Beats dröhnten aus den Boxen. Snorre fing an, die Kugeln durch die Luft zu befördern, Bahn 4 hatte plötzlich die Kugel vom Guido von Bahn 7. Na das war ein Durcheinander, sehr amüsant!!! Er unterstützte natürlich weiterhin seine beiden Frauen tatkräftig und am ENDE gewann tatsächlich Nancy. Diese war glücklich, Pascal wirkte sehr gekränkt, Jackie hing an Tom und die Betreiber der Anlage debattieren, wer in Gottes Namen die Kugeln durch die Bahnen wirbelte….
Bregon:
Was war gestern? Allmählich kam die Erinnerung. An den Glühwein. An den vielen Glühwein. Warum so viel? Allmählich kam auch daran das Erinnern. Manchmal ist es gar nicht so gut, sich zu erinnern. "He Bregon." "Hm." "Alles klar?" "Kopfaua. Bin am Ende." "Hab doch überhaupt nicht musiziert." "Danke, tut auch so weh." "Was?" "Na der Nüschel!" "?" "Der Schädel." "Ahja." "Vertrag nichts mehr." "Och, sah nicht so aus. Elefanten wären jedenfalls tot." "Nö, nicht den Glühwein. Die Welt!" "Du bist blöd! Was geht dich die Welt an? Hier ist noch 'n Rest. Willst trinken?" "Danke, aber...ja, gib her!" "Besser?" "Besser!" "Du bist nicht du, wenn du nüchtern bist!" "Stimmt." "Was'n überhaupt los?" "Mir tut er leid." "Wer?" "Der Sohn von den beiden." "Paule!" "Aus dem könnt was wer'n, aber bei den Alten?! Ich bin noch ne Woch da, und was dann? Mitnehmen kann ich den nicht. Würd erfrieren. Bei Uschi und Alfred stirbt er den plötzlichen Hirntod. Mir brummt der Schädel." "Weißt was, lass uns spielen!" "Was'n? Nicht Xylophon!" "Nö, Ladyschocken!" "Wie geht'n dös?" "Wir geh'n auf irgend'n Weihnachtsmarkt, gucken uns ne Lady aus und schocken die irgendwie. Der, dessen Lady am schnellsten den Markt verlässt, hat'n Punkt. Wenn die dann dabei noch schreit, hat er zwei. Und wenn, naja, wenn, wie soll ich's sagen, also, naja, wenn die sich einmacht, gibt's drei Punkte. Das Spiel ist zu Ende, wenn keine Ladies mehr auf'm Markt sind. Heißt auch Lady-Bowling!" "Mach'n wir! Wann macht der nächste Markt auf?" Und mit diesem Spielplan zogen die beiden los. Nach dem Mittag. Vorher musste Bregon sich natürlich noch um die Patienten kümmern. War nicht so schlimm. Uschi lag mit Schaum vor dem Mund vor der Tür und bat um Pillen, vergeblich, Alfred suchte nach seinen Mitnestlingen, ebenfalls vergeblich, Paule war in der Schule, die Witwe war nüchtern. Bregon ermutigte Alfred noch zu Flugversuchen, aber der wagte nur den Sprung vom Bett. Auf den Fußboden. Wird wohl noch dauern, bis er zum ersten Rundflug über den Prenzlberg startet. Lady-Bowling machte echt Spaß! Wenn die mit ihren Geldgebern am Bratwurststand standen und sich über die erotischen Berührungen freuten, aber dann feststellen mussten, dass da gar nix war, was die Berührungen... Also, die war'n geschockt! Oder die etwas Sensibleren, die schon wegliefen, nur weil plötzlich von der Bratwurst Stück um Stück abgebissen wurde! Es war zu einfach, die Ladies zu schocken! Eine hielt etwas länger durch. Stellte sich aber heraus, dass die schon voll war und nix mehr geschnallt hat. Bregon musste ihr Gulaschsuppe in den Glühwein mischen, das machte sie munter, der Rest war einfach: Er machte sich sichtbar und drehte seinen Kopf siebenmal und streckte die Zunge bis zur Brust, also ihrer Brust, raus. Ergab drei Punkte. Parganna hatte dann keine Lust mehr. Der Rest des Weihnachtsmarktbesuches verlief langweilig. Fressen, saufen, Leute schubsen. Bregon überlegte, ob das sein neues Hobby werden könnte, verwarf den Gedanken aber schnell: Auf Grönland gibt's zu wenig Weihnachtsmärkte. Zurück im Hinterhaus ergriff die Langeweile von beiden Besitz. Bis sie den Bogen fanden. Und die Pfeile. Und merkten, welchen Spaß das Schießen auf Milchtüten machen kann. Wenn die noch im Einkaufsbeutel sind. Wie die Leute sich aufregen konnten, nur weil die Hosen oder die Autositze eingesaut waren! Bogenschießen ist DAS neue Hobby!!! Etliche Stunden und einige Polizeieinsätze wegen zerschossener Einkäufe später, nachdem alle Pfeile, auch die, die die Uniformierten schon mehrfach sichergestellt hatten, verbraucht waren, setzten sich die beiden aufs Dach, beobachteten die schmale Mondsichel am Himmel und feierten ihre Freundschaft bei einer Eiszigarre. Paule musste WJ-Formen trainieren, freute sich sogar über solch läppische Fortschritte wie schweben und mit Energiekugeln Fensterscheiben im Nachbarhaus zu pulverisieren, Kinder sind halt leicht zu begeistern! Morgen muss was Schwierigeres ran! Feuer entfachen auf Distanz? Mal sehen! Noch eine langweilige Dokumentation über ein von Piraten gekapertes Kreuzfahrtschiff, Bregon war selbst dabei gewesen und feierte sich für seine Idee, den Nichtsnutzen die Schuhbänder an die Reling zu knoten. War echt lustig, wie die Hirnlosen sich im Fallen gegenseitig abgeballert hatten. Obwohl die dann alle endlich abgekratzt waren, hatte sich die Besatzung nicht rausgetraut, so dass der Kessel auf Grund lief und den Kanal für zwei lange Wochen blockiert hatte. Aber das war im Film falsch dargestellt... Es wurde dunkel. Und kalt. Zeit, in der beheizten Wand die Nachtruhe einzuläuten. Aber wo ist die Katze? Mit diesem Fragezeichen schlummerte Bregon ein und schlief den Schlaf der Alptraumgequälten...
Ari:
Nachdem ausgiebigen Katerfrühstück wollte Ari mit Mikeš einkaufen gehen , das heißt sich im Musikladen von Rufolfs Cousin Ernst sich ein Keyboard aussuchen und mitnehmen. Wenn man Beziehungen hatte mit guter Freundschaft konnte man sich einfach was holen ohne es zu kaufen. Ernst und sein Sohn Franz betrieben einen Musikladen Richtung Ende der Pařízska úlica. Aneta , die Frau von Ernst und Mutter von Franz betrieb nebenan eine Theaterkasse inkl. Reisebüros , wo auch Reisen mit Kreuzfahrtschiffen auf der Moldau angeboten wurden. „Beeilt euch“ sagte R.Jakow . „Heute Nachmittag wollen wir doch zum Bowling gehen“. „Ja ja“ antwortete genervt Ari . Er war ganz heiß auf ein Keyboard . Er konnte gut Klavierspielen und hatte zu Hause einen Grotrian-Steinweg Flügel. Als er aber letztes Jahr in seiner - damals noch ausgeübten Wichteltaetigkeit für 2 Kinder jeweils ein Keyboard besorgen sollte , war es um ihn geschehen . Er war so fasziniert dass man verschiedene Klangfarben und Kombinationen einstellen konnte und die selben Tasten wie an seinem Flügel soviel verschiedene Instrumente imitieren konnten . Darum musste er sich eins jetzt unbedingt holen , nachdem gestern Ernst angerufen hatte , dass eine neue Lieferung mit Top Geräten von Yamaha eingetroffen sei . Eh Ernst noch auf die verrückte Idee kam , jetzt im Weinnachrsgeschaet alle schnell zu verkaufen - er hatte schon einige Vorbestellungen- musste Ari sich das beste schnell holen . Der Kater musste ihm beim Tragen helfen bzw konnte es ruhig alleine schleppen ! Der Duft von Rudolfs Katze Minnie an dessen Kleidung hatte ihn eh seit gestern Abend völlig aufgedreht so dass etwas Bewegung und schwer Tragen ihn mal auf andere Gedanken bringen könnte. R.Jakow hatte schon mal dran gedacht , ihn wie andere Kater auch kastrieren zu lassen . Da hatte aber Mikeš derartig einen Aufstand veranstaltet, dass keiner mehr wagte , diese Thema anzusprechen. Keiner wusste genau wie oft er sich schon reproduziert hatte , aber so 1000 Katzen in Prag dürften inzwischen von ihm stammen. Nach 15 Minuten erreichten sie das Musikgeschaetft im juedichen Viertel von Prag .
Franz der Sohn war gerade allein im Laden , sein Vater Ernst kurz drüben in der Theaterkasse bei seiner Frau . Franz lebte mit seinen 31 Jahren noch bei seinen Eltern . Vermutlich hatte er noch nie etwas mit einer Frau noch einem Mann gehabt . Ari und Mikeš nahmen ihn deshalb nicht für voll. „Ruf Ernst an, er soll rüberkommen“! , kommandierte Ari im Befehlston barsch und Franz griff zum Hörer ohne ihnen in die Augen zu sehen. Mikes zwinkerte verschwörerisch Ari zu und kurz danach kam Ernst - etwas kurzatmig - ins Geschäft . „Ihr seid ja schon da“ , seufzte er leicht . „Ich habe schon ein Schönes Instrument für Ari herausgesucht und winkte sie ins Lager . Ari machte gar keine Anstalten ihm zu folgen , sondern stieg direkt ins Schaufenster .Dort hatte er längst das Top Geraet entdeckt . Dafür hatte er sich ja gestern Mittag lang und breit sich alle möglichen Infos im Internet angesehen auf der Yamaha Homepage . „Aber nein“ stöhnte Ernst , „das ist ein Einzelstück!“ - „Na dann passt es ja !“ , entgegnete Ari resolut , „ich bin auch ein Einzelstück“! „Ja aber ..“, wollte Rudolf gerade einwerfen, dass es das mit Abstand teuerste Keyboard war als Mikes sich einmischte „Red nicht , pack es ein , die Sitzbank hoehenverstellbar nehmen wir auch noch dazu.“ - „Aber“ setzte Ernst erneut an , obwohl er wusste , dass es zwecklos war :“Aber das könnt ihr gar nicht tragen alles“ - „wird schon gehen“, herrschte ihn der Kater an. Als Ernst und Franz alles verpackt hatten , inklusive einer Pedalreihe -obwohl Ari da eh nicht ranreichen könnte - , eines Noten Ständeraufsatzes, der Höhenverstellbaren Bank elektrisch, ca 20 Notenbuechern , stand ein Riesengroßer Berg vor Ihnen zum Transport . „Franz soll es in euren Bollerwagen packen und uns nach Hause ziehen“ , war plötzlich aber nicht unerwartet Aris Idee ! Gesagt , getan ! Zu Hause angekommen musste Franz natürlich alles nach oben tragen und aufbauen , bevor er sich sofort nach Hause verabschieden musste . Dann war Ari in seiner Welt - sein neues Hobby: Keyboard ! Und er spielte „Die Moldau“ immer wieder mit den verschiedensten Instrumenten. Selbst einen Chor gab es . Ari war so begeistert, er sagte nur : „Geht zum Bowling ohne mich , darauf habe ich eh keinen Bock“!
Schlichtel:
Schlichtel spazierte durch die montagsleere Wohnung der Huterslebens und suchte nach Inspiration. Er war nun schon so oft durch den PrenzlBerg spaziert, dass er heute einmal anders an seine große Aufgabe herangehen wollte: wenn du nicht weiterkommst, grab tiefer.
Das hatte er in einem der Motivationsfilme von Katerina gehört und sich überlegt, das einfach mal zu testen. Und sollte der Test nicht klappen, wäre es auch nicht das Ende, dann würde er morgen wieder mit seiner Umhängeschreibmaschine spazieren gehen.
Viel gab es nicht zu sehen bei seiner Familie. Alles war extrem aufgeräumt und ordentlich. Sogar vom gestrigen Klorollenchaos war nichts mehr zu sehen.
Die einzigen bunten Flecken in der weiß-beige-grau durchgestylten Wohnung waren auf dem Kühlschrank zu finden. Hier befand sich die Magnetensammlung der Familie. Ein Magnet von jeder Urlaubsreise. Mit dem Kreuzfahrtschiff durchs Mittelmeer, mit dem Auto durch Europa und ein paar Magnete waren auch aus Asien.
Ein einziges anmagnetetes, vergilbtes Foto sandte einen Gruß von Katerinas bester Bowlingfreundschaft. Nebst gelangweiltem Sohn.
Dieses Fehlen an echtem, bunten Leben in der Wohnung, führte bei Schlichtel ziemlich bald dazu, dass er anfing zu überlegen, wie die Wohnung lebhafter gestaltet werden könnte.
Und da er ein großer Verfechter der altbekannten Philosophie: „Wer Anne sagt, muss auch Behnke sagen.“, war (auch wenn er bis heute nicht wusste, wer das war), fing er auch sogleich damit an, zunächst einmal sämtliche Farben zu verändern.
Mit magischer Wichtelkraft kein Problem. Bis zum Mittag war er damit fertig, alle Wände in die freundlichen Weihnachtsfarben dunkelgrün und rot zu tauchen. Da das hellbeige der Couch nun nicht mehr passte, musste auch diese neu -in sehr dunklem Braun- eingefärbt werden. Und so ging es munter weiter. Er liebte dieses neue Hobby.
Bis ihn gegen 14 Uhr plötzlich, aber sehr heftig, die Kraft verließ…
Tag 19
Wichtel und der sprechende Schatten
Zu verwendende Worte: Konditorei, harken, schnitzen, spucken, beben
Nissimissi:
Der Boden fing an zu BEBEN als die Frau auf Nissimissi zu stapfte…. In der einen Hand hatte sie noch ein Stück Torte aus der KONDITOREI des Kreuzfahrtschiffes. Nissimissi beobachtete, dass sich ihr Schatten anders bewegte als sie selbst. Das machte Nissimissi misstrauisch und als Gefahrenabwehr musste er sich eine Lanze SCHNITZEN. Er krabbelte am Fischbuffett hoch und suchte nach dem Kopf eines Schwertfisches der mit allerlei Gemüse angerichtet war. Bei dem Geruch musste er bald SPUCKEN… Plötzlich wurde es in Nissimissis Nacken kalt und der unheimliche Schatten der Frau kam auf ihn zu, verwandelte sich in einen Drachenschatten und flüsterte „Lass sofort den Schwertfischkopf fallen, oder ich verwandele dich in einen Zuckerwichtel mit Kirsche auf dem Kopf“! Nissimissi schlotterte vor Angst, seine Augen wurden immer größer, seine Knie zitterten und plötzlich war alles dunkel um ihn herum. Er fummelt in seiner Hosentasche und holte ein Feuerzeug hervor. „Zipp,zipp,zippp“ endlich wurde Licht. Nissimissi war in einem großen dunklen Raum, die Wände waren aus Spiegeln und er tastete sich am Rande entlang. Nirgendwo gab es einen Ausgang… da half nur eins, er musste am Boden HARKEN,bis er auf dem vermeintlichen Grund einen Ausgang fand…
Snorre:
In unmittelbarer Nähe seiner Unterkunft gab es eine richtige KONDITOREI, so richtig altbacken mit Öfen und einer großen Backstube. Snorre hatte dort schon des Öfteren oben am Abzug hineingeschaut. Und jetzt zur Weihnachtszeit duftete es so köstlich, da lief ihm das Wasser in seinen Bart. Die 2 Angestellten dort taten ihm etwas leid, die mussten ganz schön in die Hände SPUCkEN in dieser Zeit. Letzte Nacht war er wieder da und zog den süßen Duft ein. Plötzlich bemerkte er neben sich ein leichtes BEBEN, wie, wenn die Waschmaschine im Schleudermodus läuft. Er schaute sich um- nichts. Eine unsichtbare Stimme sprach ihn an:“ ey, mach mal Platz, ich muss noch schöne Weihnachtsmuster in das Gebäck SCHNITZEN!“ Snorre blickte sich verwundert um, bis er einen Schatten vernahm. „Wer bist du denn?“ „ Tja, da staunt ihr Wichtel nicht schlecht, was?Ich bin der kleine Kobold, der von der Bäckerei- Innung der Kobolde hierher geschickt wurde, um Konditormeister Werner etwas zu unterstützen, man findet doch einfach kein ausreichendes Fachpersonal mehr.“ Snorre war entzückt über soviel Fleiß. Und so kam es, dass Snorre dem Kobold in dieser Nacht half, beim Verzieren der Kuchenstücke oder beim Ausstechen der Plätzchen. Am besten hat ihm aber das HARKEN des Puderzuckers über die Stollen gefallen-das hat ihn an die Schneelandschaft zuhause erinnert, hier in Berlin ist die weiße Pracht ja leider Mangelware!
Schlichtel:
… Schlichtel legte sich kurzentschlossen auf die neu eingefärbte Couch und genoss das weihnachtliche Ambiente der Farben. Es war fast wie zu Hause. Innerhalb weniger Sekunden war er auch schon eingeschlafen.
Er wurde wach, weil er eine Stimme hörte. Nanu, hatte er so lange geschlafen? War es schon Abend und die von Huterslebens zurück? Das konnte nicht sein, draußen war es noch hell.
„Du kannst es unmöglich so lassen, das bespuckt den Codex. Wichtel sollen keine sichtbaren Veränderungen vornehmen, sondern nur schnitzen."
Wo kam denn nur diese Stimme her? Und was redete die für Unsinn?
Schlichtel schaute sich um. Er sah niemanden. Nur er selbst warf wegen der tiefstehenden Nachmittagssonne, die durch die Fenster schien, einen großen Schatten. Redete der Schatten? Waren das diese Anteile in einem, die man als Schatten bezeichnete, die man nicht sehen wollte? Schlichtel war verwirrt. Er hatte immer gedacht, solche Ereignisse würden ihn innerlich beben lassen, aber offenbar war er was Schatten anging, völlig ungerührt.
„Hallo?“, fragte er. „Wer spricht denn da?“ „Na dein Schatten, wer denn sonst?“
„Ah ok, was soll ich bespucken?“
„Du sollst das Zimmer ausharken und wieder in eine Konditorei verwandeln.“
Wichtel begriff überhaupt nicht, was der Schatten von ihm wollte. Entweder war der betrunken, verrückt oder die Sprachplatine hatte einen Kratzer. Oder mehrere. Noch weniger verstand er, warum er so gelassen blieb.
Und nun schwieg der Schatten wieder. Schlichtel dachte nach, konnte aber keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Alles war weich und schwammig und schon war er wieder weg.
Als er erneut aufwachte, war die Sonne schon untergegangen. Er erinnerte sich schwach daran, dass sich irgendjemand mit ihm unterhalten hatte, kam aber nicht mehr darauf.
Er sah sich im Zimmer um und fand es immer noch wunderbar gemütlich. Allerdings hatte er von irgendwoher die Gewissheit, dass er es nicht so lassen konnte, deswegen zauberte er alles wieder rückgängig und entschied sich dafür einzusehen, dass dieser Tag wohl nicht sein bester Arbeitstag gewesen war.
Bregon:
Im Traum war der Katze ein Krokodil begegnet. Schon hatte er sie am Schwanz gepackt, sie wimmerte, ... Da erwachte Bregon. Das Wimmern blieb. Katze? Nein, die kommt nicht in die Wand. Parganna? Der würde niemals wimmern. Ist ihm einfach nicht gegeben. Wer in aller Welt wimmert also hier? 'Ich.', klang es in Bregons Kopf, nicht in seinen Ohren, nein, mitten im Kopf, wie damals, als er in der Mittsommernacht von diesen Pilzen gekostet hatte. Als sich dann die miteinander streitenden Stimmen in seinem Kopf eingenistet hatten, war alles zu spät. Da half dann auch kein Spucken mehr. Nur abwarten, bis der Spuk vorbei war. 'Nein, ich bin kein Pilzrausch, ich kann mich eben nicht anders unterhalten. Das Wimmern war übrigens auch nur in deinem Dickschädel.' "Wer bist du nun also?!" 'Musst nicht bös werden! Und auch nicht laut sprechen. Musst nur denken, So können wir miteinander reden. Ist lang her, dass ich mich mit einem Gleichgesinnten unterhalten konnte.' "Woher..." 'Woher willst du wissen, dass wir Gleichgesinnte sind?' 'Och, hab ein bisschen in deinen Erinnerungen geblättert. Als du geschlafen hast. Im Schlaf geht das immer am besten. Dabei kommt es fast nie zu Widerstand.' 'Was, du hast einfach so meine Gedanken gelesen? Mir wird schlecht! Was denkst du, wer du bist?!' 'Ich denke nicht, ich weiß, wer ich bin: Ein sprechender Schatten. Und du solltest mir mit Respekt begegnen! Erstens weil ich den schon mit meinem hohen Alter verdient habe, ...' 'Du bist doch nicht älter als ich!' 'Unterbrich mich nicht, das ist unhöflich! Zweitens, weil ich dir zur Strafe auch völligen Gedankeneintopf kochen kann. Die Pilze zu Mittsommer sind ein Witz dagegen!' 'Du weißt von den Pilzen?' 'Nicht nur davon. Auch von den drei Wichtelinnen, mit denen du es im Rausch getrie...' 'Schon gut, schon gut, könnte das bitte unter uns bleiben?' 'Klar doch.' 'Danke. und wie alt bist du nun?' ' Mich gibt es seit Anbeginn der Zeit. Also fast 14 Milliarden Jahre. Wobei die Jahre anfangs schleppender dahinzogen. Am Anfang war es auch noch schön heiß. Und hell! Da war ich noch jemand! Und es gab viele von uns. War ja noch nicht so viel Platz. Aber das All dehnt sich aus, wir verteilen uns gleichmäßig, mehr oder eher weniger, und treffen uns somit kaum noch. Das war auch der Grund für das Gewimmer. Könnte das vielleicht auch unter uns bleiben?' 'Klar! Wenn du das mit den drei...' 'Ich werde schweigen wie ein schwarzes Loch!' 'Ich werde schweigen wie, wie, ähh, ... ICH WERDE SCHWEIGEN!' 'Ist auch besser. Dir glaubt sowieso keiner. Würdest nur in die Geschlossene kommen.' 'Und was willst du nun wirklich von mir?' 'Hab ich doch gesagt! Reden! Einfach nur mal mit jemandem reden!' 'Im Nachbarzimmer hockt so'n Möchtegern-Vogel rum. Der würde sich freuen, mit dir...' 'War ich schon. Der wollte gleich den Flug zum Mittelpunkt des Universums antreten. Der ist so blöd, macht einfach keinen Spaß. Der denkt wirklich, der Mittelpunkt wäre wie bei einer Kugel. Der hat noch nichts gehört von Gravitation und Raumzeitkrümmungen und Quarks und Quanten und dunkler Materie und ...' 'Ist ja gut, der muss ja auch nur Fällgenehmigungen erteilen. Oder besser gesagt, verweigern. Dafür reicht sein Taubenhirn aus, verlang nicht zuviel von dem! Ist nicht die hellste Kerze auf der Torte..' 'Stimmt.' 'Jetzt muss ich die Katze suchen, der Junge kriegt sonst Panik.' 'Die ist unten im Geräteschuppen, verkeilt hinter ein paar Harken.' 'Macht'n die dort? 'Als das Beben gestern war, ist sie dorthin geflüchtet. Dumme Wahl.' 'Saudumme Wahl. Dann hab ich ja noch Zeit, ein paar Pfeile für mein neues Hobby zu schnitzen.' 'Hast du!' "Schatten, mach's dir gemütlich, ich hab was zu erledigen, komme irgendwann wieder. Kannst dich ja so lange mit meinem Freund Parganna...' 'NEIN!!! Der ist so unterkühlt, da friere ich fest.' 'Na gut, dann bis nachher!' 'Weiß nicht, ob ich bleibe. Hier in der Wand bin ich als Schatten nur ein Schatten meiner selbst. Ich geh noch mal zu diesem Alfred,...,' 'Ja, tu das! Koch den weich in der Birne!' 'Schon geschehen. Aber ich denke, das geht auf dein Konto. Ich gehe noch mal zu diesem Alfred und danach zu den Ratten im ersten Hof. Die sind interessant?' 'Man sieht sich!' 'Ich glaube, das wird nix. Aber vielleicht setzen wir die Unterhaltung noch fort.' Bregon stellt Paule einen Schokohasen auf den Nachttisch, was anderes fand sich leider nicht, füttert die Uschi mit Resten aus der Nachbarküche und den Alfred mit Sprechfutter. In den Höfen ist es erstaunlich still. Was immer das zu bedeuten hat. Das Geschrei von Katze hörte auf, sobald sie aus dem Harkengeflecht befreit war und eine selbstgeschossene Ratte aus dem zweiten Hinterhof vorgesetzt bekam. Die Witwe ist auch noch nüchtern, langsam kehrt wieder Leben in sie zurück. Und etwas von ihrem alten Schwung. Sie war sogar schon in der Konditorei, ein Stückchen Marzipanbrot holen. Ist schließlich Advent! Ein langweiliger Dienstag. Am besten, er legt sich wieder hin.
Ari:
Als alle vom Bowling wieder kamen , saß Ari noch am Keyboard voller Faszination. Er hatte die Lautstärke fast voll aufgedreht, dass die Bohlen des Fußbodens nahezu bebten . Zum Glück waren die Bewohner der dadrunter liegenden Wohnung verreist und im Erdgeschoss befand sich eine Konditorei , die längst geschlossen hatte um diese Zeit! Rudolf und Eliska verabschiedeten sich und wollten direkt nach Hause . Eliska musste morgen früh aufstehen und mit ihren Eltern den Schnee am großen Eckgrundstück wegharken . Während sie Bowlen waren , hatte es angefangen, sehr stark zu schneien. Und es sah nicht danach aus , dass es heute Nacht damit aufhört . R.Jakow wies Ari an, von nun an Kopfhörer zu benutzen und Ari folgte willig seiner Forderung . Er selber kündigte an , sich in seiner Arbeitszimmer zurückzuziehen und noch Weihnachtsfiguren zu schnitzen . Rudolf hatte noch etwas vor , was er nur zweideutig zum besten gab : ich muss noch eine Špekáček vernaschen - eine Wurst , und jeder wusste , was er damit meinte . Denn gegessen hatten sie ja in der Bowling Bahn zu genüge . Der Fernseher lief inzwischen lautlos im Hintergrund . Es versuchten sich gerade mehrere Personen im Wettbewerb des Feuerspuckens . Der Kater gab vor hundemüde zu sein - was ja als Katze ein Widerspruch in sich ist - und verschwand in sein Zimmer . Ari blieb in der Guten Stube allein zurück . Und er war je in seiner eigenen Welt , bzw. gerade aus Der Neuen Welt von Antonín Dvořák . Er spielte begleitet von einem Symphonie Orchester - das gab alles das fast 8000 Euro teure Keyboard alles her - den 4. Satz - ein Allegro von fuoco . Mikeš war natürlich noch nicht müde . Er hatte zu Halloween von Eliška einen Stimmenverzerrer bekommen . Nun kramte er wie wild aber dennoch leise in seinen Schränken - bis er es fand : ein Schattenspiel - Windlicht . Das Windlicht stellte ein Krippenspiel da . Mikes beleuchtete es so von schräg unten , dass der Stab des einen Hirten übergroß und bedrohlich wirkte ! Dann öffnete er seine Zimmertuer einen Spalt und luchste vorsichtig in die gute Stube : Ari saß ihm den Rücken zugewandt vor seinem Keyboard vor der großen weißen Wand . „Das passt“ dachte sich der Kater . Mit einer starken Taschenlampe warf er den großen Hirten mit dem übergroßen Stab an die Wand , knapp rechts neben Ari. Dieser
bekam zunächst gar nichts davon mit , so sehr war er in die Musik versunken . Aber dann, ganz plötzlich bemerkte er Bewegung an der Wand aus dem Augenwinkel. Er erschrak sehr und stoppte unmittelbar das spielen . „Was ist das denn?“ fragte er sich , „spukt es hier“? Kurz danach war alles weg und Ari rieb sich die Augen , „na bin ich denn so müde schon , dass ich eben geträumt habe ?“ dachte er nach . Und schon fing er an zu gähnen . „Vielleicht reicht es ja für heute“ meinte er zu sich selbst und nahm die Kopfhörer ab . In diesem Moment vernahm er ein Hüsteln und plötzlich war ein übergroßer Schatten an der Wand vor ihm . Er fröstelte obwohl der grosse Raum durch Fußbodenheizung und Kamin angenehm warm war. Sollte er es wagen sich umzudrehen? Dann drehte er sich leicht nach hinten , da war aber nichts zu sehen . In dem Großen Raum war ausser ihm niemand .Ari wandte sich wieder seinem Keyboard zu , um zum Abschied für heute es etwas über die Tasten zu streicheln ganz lautlos und zart, um es dann auszuschalten . Da war er wieder in diesem Moment und diesmal war der Schatten noch riesiger und hatte einen riesigen Stock ! Ari schloss die Augen : „das kann doch nicht wahr sein, dachte er“ und auf einmal sprach der Schatten zu ihm : „Hör auf , hör auf , mir tuen meinen Ohren weg von Deinem Spiel“ Ari erkannte sofort die Stimme : es war die typische Stimme des berühmten Karel Gotts . Nur der war doch schon einige Zeit tot ! Ari drehte sich jetzt erneut um , diesmal fest entschlossen, der Sache nachzugehen . Aber : da war nichts , kein Mensch und erst recht nicht Karel Gott. „Was ist denn hier los,“ fragte er sich . „Es spukt hier also“ . Seiner Erinnerung nach war Karel Gott nie zu seinen Lebzeiten hier in dieser Wohnung zu Besuch . Warum sollte er jetzt als Toter hier auftauchen ? Das ergab keinen Sinn ! Und : warum sollte er mit seinem Spiel die musikalischen Ohren des weltberühmten Künstlers beleidigt haben, so dass dieser ihn anflehte aufzuhören zu spielen ? Nur , er hatte doch Kopfhörer auf bis zuletzt . Keiner konnte sein Spielen Gehört Haben!! Aber konnten das vielleicht Tote hören ? Vermutlich. Dabei hatte er sich doch kaum verspielt . Was könnte dem großen Karel Gott denn missfallen haben ?? „Ich geh jetzt schlafen“ , sagte sich Ari und machte den Kamin aus . Da hörte er plötzlich ein ganz dreckiges Lachen aus Mikeš Zimmer . Dieser hatte einen Lachsack angestellt . „Verfluchter Hund Du“ schnauzte Ari die Katze an - durch deren verschlossene Tür !
Owi:
Die Fahrt auf der Schwarzen Elster nach Bad Liebenwerda verläuft angenehm und ruhig. Das Bowling-Match hat Owi zwar nicht an Punkten gewonnen, aber viel Spaß gehabt. Nun geht er von Bord. Von hier aus geht es nun weiter entlang der W101, der Wichtelroute nach Berlin. Allerdings führt Owi der Weg zunächst zu einer Konditorei. Leckere Köstlichkeiten duften bereits auf die Straße hinaus. Es ist ein sonniger Tag und selbst in der Mittagssonne wirft Owi (Owi wie "Oh wie lang") einen langen Schatten auf den Boden. Während er so die Straße entlang läuft, spürt er ein leichtes Beben. Am Straßenrand stehen Bedienstete der Straßenreinigung und harken das letzte Laub zusammen. In diesem Moment hört Owi eine Stimme, die fragt "Wie lange brauchst Du denn noch? In Berlin warten zahlreiche Aufträge auf dich. Es sind noch so viele Weihnachtsgeschenke zu schnitzen. Du sollst in die Hände spucken und dich schnurstracks auf den Weg zu machen." Owi schaut sich nach der Stimme um, doch er sieht niemand. "Los, los! Nicht trödeln!" In diesem Moment sieht Owi, wie sich sein Schatten unter ihm bewegt. Wild gestikulierend redet der Schatten auf Owi ein, damit dieser sich sputet, um endlich in Berlin anzukommen. Owi hatte seinen Schatten auf der Reise bereits vergessen, doch dem Schatten, seinem verkörperten Wichtelgewissen kann man nicht entkommen. Fortsetzung folgt....
Tag 20
Wichtel und die außergewöhnliche Aktivität
Zu verwendende Worte: Duplikat, kommentieren, Gefahr, Bucht, Disko
Bregon:
Tatsächlich! Den ganzen Resttag und die volle Nacht durchgeschlafen! Wann hatte er sich zum letzten Mal so ausgeschlafen gefühlt? Egal! Keine Gefühlsduselei! Auf in die Konditorei, bisschen sauber machen und als Lohn?, Schmerzensgeld! Süßkram vom Vortag mitnehmen. Können die doch nicht mehr verkaufen. Schmeckt durchgezogen noch besser. Wie auch immer, das Zeug geht mit! Und weil er sich so gut fühlt, nimmt Bregon heute mal die Treppe, nicht die Treppenhauswand. Und weil er so ausgeschlafen ist, sieht er auch die winzigen Zeichen überall in der Wand. Vom Fußboden bis etwa eine Spanne hoch. Und weil er heut so früh auf ist, nimmt er sich die Zeit, alles genau zu betrachten. Derartige Zeichen kennt er nicht, hat er noch nie gesehen, kommen ihm trotzdem bekannt vor. Und das merkwürdigste, jedes Zeichen, das er genau angeschaut hat, ist wie in sein Gedächtnis eingemeißelt. Und nicht mehr in der Wand. Irgendwas scheint dieses Eingekritzelte in ihm zu bewirken. Verwirrend. 'Gefahr!!!' kreischt es in ihm, 'Gefahr!'. 'Quatsch', denkt er sich, 'Jetzt reagiere ich schon wie diese Menschen, die, wenn sie sich was nicht erklären können, gleich in Panik verfallen, oder in die Schreckstarre. Oder ne neue Religion erfinden. Oder ne alte Religion auskramen. Oder sich besaufen.' Er beschloss also, der Sache auf den Grund zu gehen. Den Zeichen wie einer Spur folgend, vorsichtshalber unsichtbar und mit seinem Messer, das seine Kumpels treffend und herablassend"Eiskratzer" nennen, trifft er tatsächlich auf den Ritzer. Seinen "Eiskratzer" steckt er schnell wieder weg. Man will sich ja nicht der Lächerlichkeit preisgeben! Der Urheber der Verzierungen ist ein Geschöpf von der Größe eines Eierbechers. Mit Ei, immerhin. Mit kleinen, dreifingrigen Händen, krummen, behaarten Beinen, Schlappohren, die fast bis zum Boden reichen, schwarzen Augen, drei davon, untereinander, und einem Gesicht wie aus Meerschweinchen und Phantasietroll zurechtgemixt. Stoffstiefel an den Füßen, also kein Tier. Bregon will den Unbekannten fragen, was er hier tut und was dahintersteckt. Doch statt Wörter kommt aus seinem Mund nur seltsames Gezwitscher. Wie bei den Blödmännern in der Disko. Peinlich! "Muss Dir nicht peinlich sein!" Hat der Zwerg seine Gedanken gelesen? "Jedesmal, wenn ich einen treffe, der meine Ruxen wegliest, zwitschert er so wie du. Beruhige dich! Mit jedem Zwitscher aus deinem Mund verschwindet eine der Ruxeln wieder aus deinem Gedächtnis. Wenn die letzte vergessen ist, sprichst du wieder wie ein Mensch. Bist du überhaupt einer? Jedenfalls sprichst du dann wieder wie vorher. Und das erste, was alle sagen ist, dass ihnen das Ganze peinlich wäre." Aha. Bregon zwitschert weiter, und plötzlich sind es wieder Wörter. Dass das dann ausgerechnet Kraftausdrücke sind, macht die peinliche Situation nicht besser. "Ach, bist du schon fertig? Hast ja nicht gerade viel weggelesen." "Warum machst du das? Diese Ritzerei." "Aus Jux. Und weil ich's kann. Will ich nicht weiter kommentieren. Hat keine tiefere Bedeutung. Soll aber auch schon welche gegeben haben, die sich danach erleuchtet gefühlt hatten. Und dann als Schamane mit Lendenschurz, oder auch ohne, durch die Wälder gehüpft sind, bis endlich jemand kam, der sie weggesperrt hat. Andere hatten ein paar Ruxen, die ich in Stein geritzt hatte, mitgenommen, anderen gezeigt und als 'Gottes Worte" verkauft. Davon wurden die dann reich und vor allem mächtig. Ist mir aber schnuppe. Mir macht's einfach nur Spaß, euch zwitschern zu hören und in eure dummen Gesichter zu schauen. Ich such mir jetzt 'n anderes Haus! Hier ist's einfach zu langweilig. Tschüss!" Und plötzlich war der Knirps verschwunden. Nur ein paar von den Ruxeln sind noch da. Und dort sollen sie auch bleiben! Als Beweis dafür, dass Bregon nicht halluziniert hat Die Zeit wird langsam knapp. Jedenfalls hat die Sache mit der seltsamen Gestalt so sehr aufgehalten, dass keine Zeit mehr zum Aufräumen in der Konditorei in der Bucht bleibt. Vielleicht ganz gut so. In einem unaufgeräumten Laden fällt das Fehlen von ein paar Süßigkeiten nicht so auf. Zurück bei Maier-Meier verteilt er seine Beute gerecht. Angemessen gerecht. Für Paule ein Stück Nougat, für Uschi zwei Plätzchen, für Katze etwas Vanillecreme, für Alfred das Verpackungspapier und den Rest für Parganna und sich selbst. Weil Paul-Wunder-Kind wieder in die Schule muss und danach mit seinen Freunden verabredet ist, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, der hier seltsamerweise "Wintermarkt" genannt wird, hat Bregon den Rest des Tages Zeit, sich seinen Hobbies zu widmen. Bogenschießen, Alfred erniedrigen und Uschi das Sprechen beibringen. Und Sitz, Platz, Bleib. Die ersten Grundkommandos eben. Parganna hilft, wo er kann. Am talentiertesten zeigt er sich bei "Alfred ärgern". Er legt seinen ganzen Ehrgeiz hinein, keine "Duplikate", wie er es nennt, bei den Erniedrigungen zu fabrizieren. Bislang reicht seine Vorstellungskraft dafür. In ihrer Wand zurück machen die zwei Grönländer sich bei zwei, drei Bechern Punsch lustig über ihre "Schützlinge" und schlafen endlich ein. In der Mitte der Nacht reißt eine Reihe von Explosionen die zwei aus ihrem Schlaf. Wenn auch nicht für lange. Sie hören noch, wie ein größeres Stück Fassade in den Hof fällt, schlafen jedoch gleich weiter.
Owi:
Owi geht auf der W101 weiter in Richtung Jüterbog. Er nähert sich dem Eldorado der Skater. Hier fährt man auf jeweils 4 Rädern in einer Linie unter den Füßen auf glatten Wegen durch den Fläming. Eine wunderbare Art der Fortbewegung. Die Witterungsbedingungen sind aktuell denkbar gut und so zieht er sich aus einem Automaten am Wegesrand für 89,- Wichteltaler ein paar "Inliner" in Wichtel-Größe 25. Die "Inliner" passen wie angegossen und schon schwingt er sich elegant in die erste Bucht im Märkischen Sandboden. Wie beim Disko-Lauf zieht Owi seine Bahn durch die bewaldete Landschaft. Am Wegesrand steht ein Sport -Reporter-Duplikat von Heinz-Florian Oertel, der die Szenerie mit den Worten kommentiert: "Junge Väter, haben Sie Mut ... Nennen Sie ihre Neuankömmlinge Owi!" "Es droht keine Gefahr, das ist ein Name der Zukunft. Owi (Owi wie "Oh, wie enthusiastisch") läuft weiter seinem Ziel entgegen. Wer hätte wohl gedacht, dass Owi sich mit dieser ungewöhnlichen Aktivität weiter seinem Traumziel nähert Fortsetzung folgt....
Ari:
Am nächsten Morgen verkündete Ari , dass er heute mal in der Wohnung bleiben will. Mikeš grinste frech. „Du bist doch fast immer hier drinnen!“ - „Ja ich muss mich ja mal ausruhen können.“ -„Du wirst nur am Keyboard sitzen!“ -„Na und , lass mich doch,“ fauchte Ari zurück. Keiner von beiden erwähnte , dass nächtliche Erschrecken durch Mikes . Aber man merkte beiden an , dass sie untereinander etwas gereizt wirkten. „Ist Deine Rückreise jetzt eigentlich für eher geBUCHT,“ stichelte der Kater , der es nicht lassen konnte . „Ich habe schon ein Duplikat der Reisebestaetigung,“ meinte R.Jakow nüchtern , der das albernen Gezanke nicht kommentieren wollte. „Ari reist am 23. wie geplant zurück, nur nicht über Berlin sondern über Wien . Da besteht deutlich weniger Gefahr für ihn in diesen unruhigen Zeiten.“ Eliska wollte jetzt das wechseln, damit Mikes und Ari nicht weiter streiten. „Was steht für heute Abend an , was wollt ihr hier zu Essen haben oder wollt ihr ausgehen?“ -In diesem Moment klingelte es an der Haustür unten und Eliska fragte nach über die Gegensprechanlage. Es war Rudolph . Er kam zügig die Treppen in den 2.Stock empor geschnauft . Eliska stellte ihm gleich eine Kaffeetasse hin und er atmete erstmal tief . „Was gibts Neues?“ fragte R.Jakow. Rudolf schnaufte immer noch . „Wir müssen uns Gedanken machen über Franz“ fing er an ! -„Warum?“ fragte R.Jakow. -„Franz wird immer sonderbarer und damit auch zu einem Sicherheitsrisiko für uns alle“! -„Nun uebertreib mal nicht“ , entgegnete R.Jakow . Rudolf ließ sich nicht beruhigen. „Wir können da nicht drüber hinwegsehen!“ reagierte er aufgebracht . „Franz ist mit seinen 31 Jahren noch Jungfrau. Er hat weder mal eine Frau noch einen Mann gehabt . Er lebt bei seinen Eltern, sein Vater ist auch kein Mann der Tat . WIR muessen etwas tuen!“ -„Was stellst Du dir davor ?“ wollte R.Jakow wissen . „Nun wir müssen mal mit ihm ausgehen , dass er mal unter Leute kommt . Zum Beispiel in eine Disko mit ihm gehen . -„Franz und Disko , was soll der denn da, der schaut doch immer nur nach unten“ lachte der Kater sich halb tot: „alle werden denken , der hat was verloren und sucht den Fußboden ab“ . Jetzt wurde selbst R.Jakow von der künstlichen Aufregung angesteckt: „Das stimmt, Franz und Disko ist wie der Papst im Bordell!“ -„Du sagst es!“ schrie nahezu Rudolf und sprang aufgeregt auf :“Wir müssen ihn in ein Bordell , das ist DIE Idee! Damit er endlich seine sündige Unschuld verliert und auf den Geschmack kommt!“ -„Und wer geht mit ihm dahin“ , fragte Eliska nüchtern. „Ich auf keinen Fall“ , sagte Rudolf sofort sehr bestimmt :“Man zwingt ja auch keinen Veganer im Steakhaus zu essen.“ -„Albener Vergleich“, meinte Mikes keck , „du musst da ja nichts essen noch sonst machen!“ -„Soweit kommt es noch !“ empörte sich Rudolf , „ich soll mich da von FRAUEN anmachen lassen und mich betatschen lassen ? Na soweit kommt es noch ! Die Vorstellung allein finde ich schon so abstoßend.“ -Na ich kann als Rabbi mich da auch nicht sehen ,“ winkte auch R.Jakow schnell ab „und Eliska als Frau geht auch Nicht!“ -„Ich mach’s , ich geht mit“ , rief der Kater entschlossen ! „Nein , das geht nicht , Haustiere darf man nicht in ein Bordell mitnehmen , belehrte R.Jakow . -Also bleibt für diese , zugegebenermaßen etwas ungewöhnliche Aktivität nur Ari üblich ,“ stellte Eliska nüchtern fest .
Nissimissi:
Nissimissi hörte von weitem tiefe wumernde Basstöne. Er harkte und harkte, bis er eine Falltür am Boden fand. Er wusste er begab sich in große GEFAHR, er musste einfach herausfinden woher du wumernden Basstöne kamen. Nissimissi hatte ein Wichtelmemo an den Abgeordneten Schlichtel geschickt, in der Hoffnung das es ihn auch erreicht hatte. Er wusste, dass ab und zu Wichtelmemos woanders als geplant ankamen. Deswegen hatte er ein DUPLIKAT erstellt. Im Memo stand „Schlichtel, hier Nissimissi-Stop- Treffpunkt DISKO-Stop-griechische BUCHT-Stop-Hilfe-Stop“. Nissimissi hoffte inständig das dieses Memo angekommen ist. Er folgte den rauen Tönen und stellte bald fest, dass er sich in den Wänden der besagten Disko befand. Nissimissi rutschte an der Nebelmaschine runter und landete auf dem DJ Pult. Oh man da gabs jede Menge Schieber und Regler…. Nissimissi blickte in die Runde auf der Suche nach Schlichtel, ob er schon da war? Oben an der Decke baumelte eine famose Diskokugel , sie blinkte in allen Farben. Nissimissi war fasziniert und musste das Geschehen einfach KOMMENTIEREN. „Wow, wie schön das glitzert“ kreischte Nissimissi und sprang auf den Plattenteller des DJ‘s…. Da Nissimissi im Physikunterricht nicht richtig aufgepasst hatte, als es um Kräfteumwandlung ging, passierte das unvermeidliche….
Schlichtel:
Schlichtel kam von seinen Streifzügen zurück und machte letzte Notizen auf seiner Umhängeschreibmaschine.
Heute hatte er viel Zeit in Parks verbracht und über Spielzeug aus der Natur nachgedacht. Könnte man nicht einfach auch kleine Steinchen verschiedener Größen in Tüten packen und älteren Kindern als Legespiel anbieten? Er kommentierte wie immer auch seine eigenen Ideen: „Warum gab es das denn nicht schon längst? Nicht für kleine Kinder wegen der Gefahr des Verschluckens! Darf man noch verschiedene Kollektionen für althergebrachte Geschlechtervorlieben machen?…“
Eine andere seiner Ideen war eine Buchtapete. Er überlegte: wenn man eine Umgebung schaffen würde, in der Bücher ganz normal sind, zum Beispiel als Tapete, würden dann nicht mehr Kinder lesen? Wären sie nicht automatisch neugierig, was sich hinter den Buchtiteln verbergen würde?
Nun, für heute war der Arbeitstag vorbei und er wollte einfach ein bisschen dösen. Da entdeckte er ein Wichtelmemo neben seiner Schlafstatt.
Wichtelmemos waren seit der Erfindung von Telefonen bei Wichteln nicht mehr sehr beliebt, da man nie genau wusste, ob die Nachricht für einen selbst war, ob sie noch gültig war oder sich schon erledigt hatte. Sie brauchten gewöhnlich mehrere Tage, um beim Empfänger zu landen. Und sobald es einen Schreibfehler gab, tendierten die Memos dazu, sich mehrfach zu duplizieren und zu allen Wichteln zu schweben, die so ähnlich hießen.
Im Wichtelmemo stand jedenfalls, dass Nissimissi ihn sehen und sich mit ihm in der Disko treffen wollte.
Na das hatte ihm noch gefehlt! Ohrenbetäubender Huppebums, enge Räume mit vielen Menschen und hektische Lichter. Nie hatte er verstanden, wieso man sich freiwillig an so einen Ort begab. Aber nun war es ja nicht freiwillig. Nissimissi hatte sicherlich plausible Gründe für dieses Memo.
Da an Diskos in Berlin nicht gerade Mangel bestand, musste Schlichtel erstmal ermitteln, wo Nissimissi war. Er überlegte noch, ob er den Mehlwurmlochweg nehmen sollte und ob Nissimissi eine Wurzelmehlsemmel dabei hatte, aber dann fiel ihm ein, dass Nissimissi ja ständig ein anpingbares Telefon in seinem riesigen Rucksack mitschleppte. Das hatte der Weihnachtsmann vor Jahren so verfügt, weil Nissimissi wegen seines ausschweifenden Alkoholkonsums schon mehrfach an den merkwürdigsten Orten wieder aufgetaucht war und mitunter auch Hilfe brauchte.
Ah, da war er ja! Das war gleich in der Nähe, dorthin konnte Schlichtel laufen. Dann nichts wie hin zu dieser außergewöhnlichen Aktivität.
Snorre:
Heute war Jackie mit ihrer Clique zur U-16-Party verabredet. Snorre nahm sich vor, die Gruppe in die DISKO zu begleiten. Zum Einen war er neugierig, zum Anderen wollte er natürlich auch ein wenig aufpassen. Er hatte schon häufiger gehört, dass in solchen Schuppen GEFAHRen lauern können, gerade für junge Damen. Mutter Nancy hatte den Besuch natürlich nicht erlaubt, also musste Snorre herhalten. Schnell den Muttizettel ausgefüllt und unterschrieben, dann die Eintrittskarten online GEBUCHT und abends ging es los. Die offizielle Variante für Jackies Eltern lautete, sie bleibe bei Freunden. Überhaupt war Jackie echt lässig geworden, nahm an Unterhaltungen zwischen ihm und Vogel Bruno teil, war nicht so schnell mehr aus der Fassung zu bringen und nahm die Dinge, die Snorre veranlasste, einfach so hin. Weil Snorre sich nicht sicher war, was ihm dort erwartet, fertigte er noch schnell ein DUPLIKAT von sich an und verfrachtete dieses in seine Wohnwand- nur für den Fall der Fälle! Das hatte er tatsächlich erst einmal vorher gemacht und sollte nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Der Weg zur Disko war schon irre; die Straßenbahn brechend voll, die Clique um Jackie bunt, laut und schon im Begriff, vorzuglühen. Der eine Typ, Torsten, musste alles, aber auch alles KOMMENTIEREN!! Ey digga, schau mal die Alte da drüben, die mit dem kurzen Rock. So ging es in einer Tour, bis Snorre die Ohren so glühten, dass er ihm ne Maulsperre verpasste, zumindest bis zur Ankunft.
Tag 21
Wichtel und die Mitternachtsfee
Zu verwendende Worte: schmelzen, sozial, Dampfwalze, Ranch, empfindlich
Snorre:
Na einer langen Nacht im Disko-Schuppen, bei der Gott sei Dank alles im normalen Rahmen ablief, musste Snorre erstmal ausgiebig schlafen. Ist doch anstrengend, auf so eine ganze Meute aufzupassen, zum Glück hatte er die SOZIALe Ader von seinen Eltern geerbt. So lag er da zwischen seinen Wichtelkissen, sein Popo war etwas EMPFINDLICH, da er zwischen den Jugendlichen nachts zuvor immer auf den Schultern hin und hergesprungen war. Auch der Lärm der Musik hallte noch in seinem Ohr wie eine DAMPFWALZE. So verschlief er den ganzen Tag. Irgendwann wurde er von einem sanften Lichtschein aus seinem Schlaf gerissen. Vor ihm stand eine kleine Fee im grünen Feenkleid, mit goldenen Löckchen und einem Zauberstab. Bei diesem Anblick war Snorre sofort hellwach und brachte ihn zum SCHMELZEN. Er hatte schon häufiger was von den Mitternachtsfeen gehört, welche als kleine Belohnung vom Wichtelgremium geschickt werden, aber er hatte bis dato noch nie das Vergnügen. „Hallo mein Kleiner, ich bin Tinkerbell“, und klimperte mit ihren Wimpern. Junge, junge, die Dampfwalze im Ohr war augenblicklich ausser Betrieb gesetzt. „ Ich wurde von der RANCH der osteophatischen Vereinigung geschickt. Mir kam zu Ohren, dass du hier vor Ort ordentlich körperlich beansprucht wirst. Daher hast du dir ein paar wohltuende Glücksmomente verdient.“ Der Rest wird an dieser Stelle ausgexxxxxxt.
Owi:
Owi erreicht Jüterbog am kürzesten Tag des Jahres. Er schreitet durch das Neumarkt-Tor der mittelalterlichen Stadt. Der Lichterglanz ist aufgrund der Dunkelheit der Jahreszeit auch schon am Tage deutlich sichtbar. Am Rathaus nimmt Owi erstmal einen ordentlichen Imbiss zu sich. Schließlich hat Owi (Owi wie "Oh wie weit") noch einen weiten Weg vor sich. Und so zieht Owi durch das Zinnaer Tor Richtung Kloster Zinna. Es ist mittlerweile empfindlich kalt geworden. An einer Baustelle auf der Strecke steht eine Dampfwalze, die mit einem Weihnachtsbaum geschmückt ist. Bis ins neue Jahr wird die Baustelle ruhen. Owi geht weiter und kommt am Webermuseum mit vorzüglicher Restauration vorbei. Ein Treffpunkt, wo soziale Kontakte gepflegt werden. Owi will aber weiter gehen und kann leider nicht verweilen. Er geht die Berliner Straße entlang und kommt zur Hausnummer 20. Da befindet sich der Western und Biker Store; ein Laden wo man alles an Kleidung bekommt, was man für seine Ranch braucht. (Lieber Leser, Du glaubst es nicht, dann komm nach Kloster Zinna und Du wirst nicht enttäuscht.) Auch hier muss Owi weiter gehen und um Mitternacht erreicht er die größte Wanderdüne Brandenburgs. Ein Naturdenkmal sondersgleichen. Owi verharrt plötzlich, weil ihm in diesem Moment die Mitternachtsfee begegnet. Owi ist beglückt. Fortsetzung folgt.....
Bregon:
Was ist das? Die Nacht hat doch gerade erst angefangen. Oh, ein Ei im Punsch muss schlecht gewesen sein. Der Kopf tut empfindlich weh. Irgendwas stimmt hier nicht. Es ist wärmer als gewöhnlich. Ja. Das Eisxylophon wird schmelzen! Aber der Wunschpunschkocher glüht nicht mehr. Soviel ist klar, das würde man spüren. Also nochmal: Was ist das? "Kommst du nicht selbst drauf?" Oje, schon wieder hört Bregon Stimmen. Das mit dem Alkohol muss er wirklich reduzieren. "Na, geschnallt?" Schon wieder! "Parg, alter Schneehase, verarschst du mich gerade? Oder halluziniere ich?" "Nein, du bist nicht im Wahn. Wenn du dir mal die Mühe machen würdest, deine Äugelein wenigstens einen Spalt weit zu öffnen, eins reicht, könntest du sehen, wer hier ist. Gleich neben dem Hartbrandziegel hinter dem Xylophon. Gut, hinter der Pfütze, die mal eins war. Nun mach schon!" Bregon gelingt es, mit viel Willen das linke Auge so weit zu öffnen, dass er einen blauen Schimmer erkennt. Blau! Er reißt beide Augen auf, und da sieht er sie sitzen: seine alte Freundin, die Mitternachtsfee, Flechta! "Flechta, endlich begegnen wir uns wieder! Wie lange ist das her, dass wir uns nicht gesehen haben? 10 Jahre?" "Drei Wochen auf den Tag genau. Ich hab dich mit den anderen zu deinem "Hauptgewinn" verabschiedet. Schon vergessen?" "Natürlich nicht, aber jeder Tag ohne ein paar Worte mit dir zu wechseln zählt für Jahre. Kann ich dir was anbieten? Hast du Hunger? Durst? Sag schon!" " Naja, so 'ne Reise und die Suche nach dir... Ich trink erstmal was. Eine Tasse Hagebuttentee wäre schön." "Äh, biste krank?" "Gib's zu, einen Moment lang hastes wirklich geglaubt! Nein, ich bin nicht krank, und jetzt lass endlich ein Becherchen mit Glühwein vollaufen! Wichteladvent ohne heißen Gewürztrunk wäre ja ein Vorbote des Weltuntergangs. Ein apokalyptischer Reiter gewissermaßen." "Red nicht so geschwollen daher! Ein amoralischer Reiter!..." "Apokalyptischer! Erklär ich dir zur Feier Anfang Jänner, jetzt hab ich keine Lust dazu." "Amoralisch, apokalyptisch - ist doch alles eine Sülze. Am Ende sind wir am Arsch." "Hier haste! Was dagegen, wenn ich auch einen schlürfe? Bevor hier einer reinreitet." "Prosit!" "Prosit!" "Du, Brego, spioniert dich hier jemand aus? Der Chef scheint gut über alles hier unterrichtet zu sein." "Mir doch egal. Seit wann?" "Seit der Eisbär Zähne wie Dolche gekriegt hat." Bregon ist erleichtert. Er dachte schon, Flechta wollte auf Parganna abspielen. Das wäre die Enttäuschung seines Lebens gewesen. Und das Ende einer alten Freundschaft. "Ach naja, irgendwie hat der immer alles erfahren. Kennen wir ja. Aber erzähl doch mal, wie hastes denn dieses Jahr getroffen?" Bregon erzählt seiner Freundin alles von Anfang bis jetzt. Okay, den Weihnachtsmarktbesuch mit seiner Jugendliebe spielt er etwas herunter. Flechta kann wahnsinnig eifersüchtig werden... "Und, wann lässte du den Alfred endlich von der Leine? Wann nimmt er Flugstunden?" "Weiß nicht." "Viel Zeit ist nicht mehr!" "Komm, wir besuchen den mal!" Die beiden schleichen in Alfreds Zimmer, sein "Nest", wie Parganna es nennt. Alfred hockt auf der Schreibtischkante, den Kopf in seiner linken Achselhöhle. Völlig nackt. Ist wohl in der Mauser. So kann er nicht fliegen! Flechta findet ein Tütchen mit, hm, irgendwas nicht definierbaren. "Weißt du, was das ist?" "Sieht aus wie das Zeug, das für seine Hirnschrumpfung sorgt." "Meinst du nicht, dass er damit aufhören sollte? Noch eine kleine Schrumpfung und der fliegt nie. Der schafft dann nicht mal mehr den Absprung." "Schmeiß aus'm Fenster. In der Ranch da unten scheint es immer Abnehmer zu geben." Langsam segelte das Tütchen in den Hof. Kleine schwarze Augenpaare verfolgten die Flugbahn. Im Moment der Landung stürzten sich dutzende Ratten auf den Stoff. Die Sucht! Kein bisschen sozial sind die Nager mehr. Und weil nur eine Ratte das Tütchen fangen konnte, waren die anderen böse. Von dem Lärm wachten schließlich alle Ratten in ihren halbfertigen Löchern auf. Als die Kunde für den Anlass zu ihnen drang, stürzten auch sie sich ins Getümmel. Die Zweithofratten, was noch übrig war, erwachten nun auch. Und mischten ebenfalls mit. Und bekamen ordentlich auf die Nuss. Und flüchteten in Richtung erster Hof. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Die Ersthofratten riefen den Verteidigungsfall aus. Schon flogen die ersten Böller. Noch solche aus legalem Erwerb. Die ersten Hausbewohner erwachten und schrien in den Hof. Der erste Polenböller zündete. Genau in einem frisch gegrabenen Speicher im zweiten Hof. Der Rest der Fassade fiel und begrub die abgestellten Fahrräder unter einer Schuttschicht. An der Hauswand war jetzt "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!" zu lesen. Die nächsten Böller sorgten für teilweise Entglasung des ersten Hauses. Die Witwe kam gerade in diesem Moment zum Tor herein. Frisch vom AA-Treffen. Sie wollte nach langer Abstinenz heute wieder einen Test machen. Den dafür gekauften Fusel warf sie auf einen Schatten in der rechten Ecke. Das zündete die nächste Eskalationsstufe. Die Ersthofratten sahen sich zum Zweifrontenkrieg gezwungen. Den chemischen Angriff der Witwe beantworteten sie mit Rauchgranaten. Und einem konzentrierten Infanterieeinsatz. Schreiend rannte die Witwe davon, als sie ein halbes Dutzend Ratten mit Gasmasken und Flammenwerfern auf sich zurennen sah. Die Bewohner begannen, die Häuser zu verlassen, müssten jedoch unter starkem Beschuss wieder zurückweichen. Und plötzlich war wieder Ruhe. Im zweiten Hof stapelten sich die Rattenleichen. Flechta und Bregon standen staunend am Fenster. Nach dem ersten Polenböller hatte sich Parganna dazugesellt. Alle drei waren so fasziniert, dass sie nicht an Alfred dachten. Der war plötzlich auf dem Fensterbrett und flatterte mit den Armen. Dann sprang er ab. Und fiel. Mitten in die gelbe Tonne, die offen und randvoll auf die Abholung wartete. "Damit sind die Wetten entschieden! Alfred ist gesprungen! Noch vor Heiligabend!" "Aber der bewegt sich noch!" "Darum ging's nicht. Der musste nur springen. Und gesprungen ist er." "Guckt mal, der klettert aus der Tonne!" "Wie der stinkt! Das riecht man ja bis hier oben!" "Also, so kommt der nicht in die Wohnung!" "Da kommen welche mit ner Jacke gerannt! Die ziehen dem die an!" "Die wird ja hinten zugemacht!" "Den Hof kannste nur noch mit ner Dampfwalze aufräumen!" "Lasst uns anstoßen!" Das Dreigestirn ging zurück in die Wand. Kurz einen Blick auf die Uschi, die sich vor dem Krawall unters Bett verkrochen hatte, den Glühwein heiß gemacht und auf eine geruhsame Adventszeit angestoßen! Flechta musste sich verabschieden. Als Mitternachtsfee... Im Vergleich mit den nächtlichen Ereignissen war der Tag langweilig. Paule verschmähte den Schokolebkuchen, Uschi das Katzenfutter und Katze war nicht mal aufzufinden. Die Aufräumarbeiten des THW waren gegen Abend beendet, ein weiterer Adventstag war vorüber.
Ari:
Am Abend saßen sie wieder alle zusammen. „Natürlich“ hatte es nicht geklappt . Franz hatte sich gewehrt wie eine alte Jungfer beim ersten Male . Im übertragenen Sinne war er das ja auch . Er traute sich ja nicht vor anderen Menschen sich auszuziehen . FKK , selbst nicht mal „normales“ Schwimmbad war etwas für ihn deshalb. Und Ernst war seinem Sohn gar zur „Hilfe“ gekommen . Ernst war auch zu empfindlich und meinte sein Cousin Rudolf benähme sich wie eine Dampfwalze. Dabei wollte dieser nur sozial sein und Franz „helfen“ und hatte dafür die Pony Ranch ausgesucht , wo laut Beschreibung auf der Website besonders behutsame Damen für sogenannte „Late Beginners“ vor Ort wären und jeden bis dahin überzeugten oder „weil es sich nicht ergeben hatte“ - Jungfräulichen Junggesellen einfühlsam zum Schmelzen bringen würden . So aßen sie alle zu fuenft in Vertrauter Runde ungarisches Gulasch mit böhmischen Knödel , die Eliska mal wieder hervorragend zubereitet hatte und tranken ausgiebig Pilsener Urquell, gut gekühlt aus dem Fass, das Rudolf noch besorgt hatte . „Wir hatten es ja nur gut gemeint , aber mein Cousin ist ja auch eine Pfeife, was soll da aus dem Sohn auch werden ? Er bumst seine Frau auch schon nicht mehr seit er Mitte Fuenfzjg ist und das sind nur über 10 Jahre , hat sie mir erzählt ,“ gab Rudolf an . „Was man Dir alles erzählt ,“ warf R.Jakow ein . „Du weißt doch , ich bin die Augen und Ohren vom Dienst“ , wies ihn Rudolf hin und redete einfach weiter : Aneta ist schon arm dran mit dem Mann und dann noch seine Prostata Op vor 5 Jahren , dabei hat sie selbst einen heißen Hintern . Sie hat es gar bei mir versucht ,“ gab Rudolf an . Ja, wenn Rudolf getrunken hatte , war er nicht mehr zu bremsen und konnte maßlos übertreiben . „Aber ich konnte ja problemlos standhaft bleiben , aber ich will gar nicht wissen, wieviel Techtelmechtel sie schon hatte, wenn sie sich schon so anbietet . Der Franz hat von der Lebensfreude seiner Mutter nichts geerbt . Der interessiert sich nicht für Frauen und auch nicht für Männer, was ich ja mal angetestet habe“, gab Rudolf offen preis . R.Jakow rollte mit den Augen und wollte ablenken :“Eliska , jetzt kommt das wichtigste , was gibt es denn zum Nachtisch?“ -„Míša Řezi”, antwortete sie und alle jubelten , denn alle liebten diesen Dreilagigen Käse-Schokoladen-Kuchen aus Tvaroh Kaese .Alle langten kräftig zu und wie immer hatte Eliška mehr als ausreichend zubereitet , viel mehr ! Und dann wurden die Spielkarten rausgeholt , die Stimmung stieg mehr und mehr . Sie spielten Yaniv, ein traditionelles Kartenspiel und die Zeit verging wie im Fluge ! Gegen Mitternacht waren alle noch hellwach , tranken Bier und lachten viel ! Und plötzlich kam wieder bei allen Hunger auf . Eliska überraschte sie dass sie eine Suppe vorbereitet hätte und diese nur kurz warm machen müsse : Kulajda- eine böhmische Spezialität - eine Kartoffel-Pilzsuppe , die mit hartgekochten Eiern und Dill serviert wird . Dazu holte Eliska 2 Flaschen eisgekühlten Becherovka aus dem Gefrierschrank, die sie eine halbe Stunde zuvor darein gestellt hatte . „Darf Ich 2 Eier in meiner Suppe haben,” krähte Ari , der Ei- verliebt war . „Na klar“ erwiderte Eliska und Ari revanchierte sich , indem er alle aufforderte das Glas Becherovka auf Eliska zu erheben : „Eliska, Du bist unsere Mitternachtsfee!“
Schlichtel:
Schlichtel kam genau in dem Moment in der Ranch der Vorhölle an, als Nissimissi -vom Plattenteller des DJs weggeschleudert- durch den gesamten Raum flog. Und kurz vor ihm zu Boden fiel.
„Das war abgefahren, das mache ich gleich nochmal“, schrie Nissimissi ihn euphorisch an und war im nächsten Moment schon wieder in der Menge verschwunden.
Schlichtel setzte sich an die Seite, beobachtete die Leute und wartete. Er spielte Forscher. Das tat er immer, wenn er an soziale Orte kam, mit denen er nichts anfangen konnte. Dazu zerlegte er alle Beobachtungen in Einzelteile und analysierte den Spaßfaktor. Oder den, den man theoretisch hätte haben sollte. …
Zum Beispiel, das Verschmelzen mit der Menschenmenge oder das dumpfe Hämmern der Bässe, was sich anfühlte, als führe man beständig mit einer Dampfwalze durch den Körper.
Er hätte auch wirklich gern Spaß gehabt, aber leider ließ sein empfindlicher Körper das nicht zu.
Er schaute zu, wie Nissimissi weiterhin beständig durch den Raum geschleudert wurde und fragte sich, wie dieser Körper das aushielt.
Plötzlich hörte er neben sich eine Stimme. „Willst du vielleicht auch ein bisschen Spaß haben?“
Schlichtel sah zur Seite und entdeckte eine faszinierend ätherisch aussehende grüne Fee. „Wer bist du?“, fragte er sie. „Na die Mitternachtsfee, wer denn sonst?“, antwortete sie ungehalten.
„Ja, ich würde gern Spaß haben“, sagte Schlichtel mit der Lockerheit eines konzentriert arbeitenden Forschers.
„Ok, dann lass mich mal machen.“ Die Fee schwenkte ihren grünglitzer-rauchenden Stab und hüllte Schlichtel in dem Rauch ein.
Sofort hörte Schlichtel alles viel weniger laut, die Menschenmenge lichtete sich, er hatte Platz und das Bassgewummer war einer Musik gewichen, die sogar Melodie hatte. Ja, so ließ es sich aushalten. Er gab sich der Musik hin und fühlte sich eins mit dem Universum. Alles war ganz wunderbar, so leicht und wohlig. So konnte es endlos weitergehen.
Plötzlich wurde es dunkel um ihn.
Nissimissi war bei seinem achtundzwanzigsten Sprung direkt auf ihm gelandet.
Nissimissi:
Nissimissi knallte mit Schwung gegen einen großen Spiegel. Sein Kopf tat weh, als ob eine DAMPFWALZE über ihn gerollt war. Nissimissi sah nur noch Sterne, aber Moment mal, war das da hinten der Abgeordnete Schlichtel? Ach nein wahrscheinlich nur eine Halluzination…. Er musste unbedingt mit ihm sprechen, hatte er doch die Fee der Morgenröte schon getroffen, die ihm sagte, dass er die Mitternachtsfee suchen sollte. Die konnte man nur finden indem man beim Paartanz im Eiskunstlauf teilnahm…. Genau deswegen musste Nissimissi unbedingt Schlichtel finden, um ihn zu fragen, ob er dies Abenteuer mit ihm in Angriff nahm. Nissimissi würde dahinSCHMELZEN, beim ersten Treffen mit der Mitternachtsfee…so viel stand fest! Ob Schlichtel noch immer auf dieser RANCH hoch oben in den Bergen war, fragte sich Nissimissi? Und hat er überhaupt das wwm bekommen(WWM-Wichtiges WichtelMemo-)? Nissimissi rieb sich den Kopf, der war ganz schön EMPFINDLICH geworden. Er stiefelte los im Schlichtel ausfindig zu machen… Er wusste Schlichtel war sehr SOZIAL und würde ihm helfen die Mitternachtsfee zu finden…
Tag 22
Wichtel löst einen Kriminalfall
Zu verwendende Worte: Bankautomat, einsperren, Schmiermittel, Zuflucht, Krone
Owi:
Zwei Tage vor Heiligabend und Owi befindet sich immer noch auf Anreise nach Berlin. Bummeln darf er sich jetzt nicht mehr erlauben. Und so sucht er in Luckenwalde den Bahnhof, wo er den Regionalzug nach Berlin nehmen will. Endlich am Bahnhof angekommen sieht Owi, wie ein offensichtlich alter Mann mit Krückstock an der Bushaltestelle vor dem Bahnhof wohl auf den Bus wartet. Owi geht weiter zum Bahnsteig. An der Bahnhofshalle sieht er wie jemand am Bankautomaten steht. Auf dem Bahnsteig angekommen, kann Owi (Owi wie "Oh, wie pünktlich) auf der Anzeige lesen, dass der Zug wohl keine Verspätung hat. Und siehe da, schon fährt der Zug in den Bahnhof ein. Owi steigt in den ersten Waggon des gut ausgelasteten Zuges. Er nimmt im unteren Bereich in einer Fenster-Ecke Platz. Daneben sitzt eine junge Frau, die ihn an die Mitternachtsfee erinnert. Nächste Station ist Luckenwalde. In diesem Moment sieht Owi den alten Mann mit dem Krückstock ein paar Meter weiter sitzen. Ist das derselbe, der eben noch an der Bushaltestelle stand? Die Kleidung passt, aber wie konnte der Alte so schnell auf den Bahnsteig gelangen und sich in den ersten Waggon setzen. Aus dem hinteren Bereich nähert sich nun eine Frau mittleren Alters, die aussieht wie die Person vor dem Bankautomaten. Sie schaut verzweifelt aus. Ihre Handtasche ist offen und sie sucht offensichtlich etwas darin. Sie setzt sich genau gegenüber der jungen Frau, die aussieht wie die Mitternachtsfee und spricht zu sich selbst: "Wo ist denn nur mein Portemonnaie geblieben? Das kann doch nicht sein." Die junge Frau fragt, was denn passiert sei und die andere sagt: "Ich habe eben 300€ am Bankautomaten abgehoben, in meine Handtasche gesteckt und wollte dann zum Bahnsteig weiter gehen. In dem Moment bin ich ausgerutscht wie auf Schmiermittel. Von hinten hat mich jemand aufgefangen, kurz bevor ich auf dem Boden aufgeschlagen wäre. Kaum dass ich wieder stand, war der unbekannte Helfer auch schon wieder weg. Ich rappelte mich und konnte den Zug gerade noch am letzten Waggon erreichen. Und nun bin ich hier und weiß nicht mehr weiter." Während die Mitternachtsfee der Frau mit beruhigenden Worten zuspricht, sieht Owi, wie der Alte die Situation aus dem Augenwinkel beobachtet. Er wirkt dabei sonderlich nervös. Auf die Frage, ob sich die Frau an irgendetwas erinnern kann, sagt sie, dass sie etwas wie einen Stock mit einer Metallspitze wahrgenommen hatte, als sie aufgefangen wurde. In diesem Moment sieht Owi wie der Alte mit jungenhaftem Schwung aufsteht und zur Bordtoilette geht. Owi denkt sich, das ist ja die Krone der Frechheit. Ein gemeiner Taschendieb, der sich zu Weihnachten anschickt, die Taschen von arglosen Mitmenschen zu leeren und sich dann auf dem Klo verstecken zu wollen. Owi, den ja niemand außer der Mitternachtsfee sehen kann, springt von seinem Fensterplatz und hechtet vor dem Alten in den Toilettenraum bevor der Alte hinter sich die Tür schließt. Draußen beruhigt die Mitternachtsfee weiter die Bestohlene. Auf der Toilette hat der Alte seine Hosen runter gelassen und auf der Porzellanschüssel Platz genommen. Die Gelegenheit nutzt Owi, um aus der Gesäßtasche das gestohlene Portemonnaie herauszuziehen und sich in seine Hosentasche zu stecken. Er nimmt den Krückstock und öffnet damit die verschlossene Toilettentür. Der Alte kann seinen Augen nicht glauben, denn er sieht ja nur den Stock, der wie von Geisterhand vor ihm schwebt und die Tür öffnet. Owi lässt nun den Stock fallen und läuft zur Mitternachtsfee. Der Alte sitzt mit heruntergelassener Hose und schaut mit hochrotem in die ebenfalls erstaunten Gesichter der anderen Mitreisenden. Owi lässt nun unbemerkt das Portemonnaie in die Handtasche zurückgleiten. Die Mitternachtsfee redet derweil der Frau nochmal gut zu, die Tasche ein letztes Mal zu untersuchen, dem diese zögerlich auch nachkommt. Mit Tränen in den Augen holt sie ihr Portemonnaie samt vollständigem Inhalt aus der Tasche. Der Alte hingegen ist so verblüfft über das erlebte, dass er fortan keinen Diebstahl mehr begehen wird. Owi und die Mitternachtsfee schauen einander lächelnd an, während der Zug im Bahnhof Ludwigsfelde einfährt. Fortsetzung folgt....
Snorre:
Nach ein paar sehr schöne Stunden mit Fee Tinkerbell war Snorre gestärkt für den neuen Tag. Es passierte nichts außergewöhnliches bei seiner Familie, Vater Pascal hatte Stress auf Arbeit, kam aber immer mit vollen Weihnachtstüten nach Hause. So schlecht scheinen die Berliner gar nicht zu sein, wenn sie den Müllwerkern was Nettes an die Tonne hängen. Nancy war mit dem Einkaufszettel für das Weihnachtsessen beschäftigt, Snorre fügte dem noch ein paar Sachen dazu, die er für wichtig hielt. Jackie war im Zimmer und tanzte mit ihrer KRONE vor dem Spiegel zu irgendeinem gefragten Tik-Tok-Star. Sah bescheuert aus, Vogel Bruno kreischte die ganze Zeit wie von Sinnen, aber auch das brachte Jackie nicht von ihrer Tanzeinlage ab. Abends hatten sich Snorre und Bruno verabredet; sie wollten ein wenig frische Luft schnuppern. Beim Streifzug durch die Straßen erzählten sie sich Geschichten von ihren Familien. An der nächsten Kreuzung kamen sie an einem Kreditinstitut vorbei. Alles schien ruhig zu sein. Bruno wirkte dennoch nervös, irgendetwas hatte er gewittert. Er zeigte auf den BANKAUTOMAT in der Ecke des Raumes. Snorre verstand nicht, was er meinte, bis er ein kleines Licht aus den Seitenschlitzen erkennen konnte. Ganz leise hörten sie jetzt Stimmen. Nun kam Leben in die Bude, ein Auto wurde vor die Tür abgeparkt. Die Geräusche wurden lauter. Offenbar wurden sie gerade Zeugen eines Verbrechens! Snorre und Bruno fackelten nicht lange, sie mussten hier eingreifen! Snorre hatte immer eine Flasche von seinem Wundermittel bei, welches er nun vor der Tür ausbreitete. In Verbindung mit Sauerstoff wurde daraus ein wirksames SCHMIERMITTEL, welches jeden von den Beinen riss. Bruno unterdessen zwängte sich durch die Schlitze hinter dem Automat und beobachtete das Treiben, 3Kerle versuchten, das Ding irgendwie zu knacken. In diesem Moment erhob Bruno seine Stimme: „ stop, hier spricht die Polizei!“ Die Typen waren irritiert, wurden sie doch von ihrem 4. Komplizen draußen gar nicht gewarnt? „ Ey, macht eure Flossen hoch und bewegt euch in Richtung Ausgang, sonst schieß ich euch nen zweites Loch in den Arsch“. Zu allem Überfluss konnte Bruno auch noch a la Kevin allein zuhaus das Maschinengewehr nachahmen, man war das täuschend echt! Die Meute machte sich entsetzt auf den Weg zum Ausgang…. Da erwartete sie Snorre, dem sie geradewegs in die Schmierlache liefen. Wie Marienkäfer auf dem Rücken lagen sie nun da, versuchten ZUFLUCHT zum Auto zu erlangen-ohne Erfolg. Der 4.Mann, der Dödel kam dazu um zu helfen. Da lagen sie nun alle auf dem Boden, schnell schloss Snorre die Eingangstür, um die Räuber EINZUSPERREN. Bruno machte unterdessen so viel Radau in Form von Sirenengeheul, dass bald die ganze Nachbarschaft in Aufruhr war. Als die Polizei ankam, fanden sie 4 vollgesaute Kerle verkeilt am Boden, Bruno kreiste über sie und und machte die Sirene. Die Beamten staunten nicht schlecht, freuten sich aber, dass ihnen Arbeit abgenommen wurde. Nur der Protokollführer wusste nicht so recht, ob er den Kanarienvogel erwähnen sollte oder nicht, weil ihm das sowieso keiner glauben würde.
Schlichtel
Schlichtel kam wieder zu sich. Nissimissi stand vor ihm und war offenbar in noch schlechterer Verfassung als er selbst. Was redete der für dummes Zeug? Abgeordneter der Wichtel… Paarlauf im Eistanzen… die Mitternachtsfee, in die er verliebt war…
Schlichtel wäre es bei diesem Wirrwarr lieber gewesen, er wäre noch ohnmächtig oder könnte wieder in die Ohnmacht fliehen. Leider konnte man diesen Zustand nicht mit reiner Willenskraft erreichen.
Er rappelte sich -plötzlich unbändig wütend über die ganze Situation- auf, gab Nissimissi mit voller Kraft eine Ohrfeige und brüllte ihn an: „Jetzt krieg dich mal ein und hör verdammt noch mal auf zu saufen. Man sollte dich echt einsperren. Ständig hast du einen in der Krone."
Nissimissi blickte ihn ganz verwirrt an und sagte dann mit für ihn ungewohntem Ernst: „Ich hab gar nicht getrunken. Ich wollte dich nur fragen, ob du mit mir Paarlauf machen willst, damit ich die Mitternachtsfee treffen kann.“
Schlichtel verstand es immer noch nicht, aber er ließ es sich von Nissimissi in einer ruhigen Ecke der Disko erklären.
Offenbar trieb die Fee der Morgenröte ein listiges Spiel mit Emotionen und schmeichelnden Schmiermitteln mit Nissimissi. Schlichtel fragte sich, ob sie daraus Vorteile erwirtschaftete und ging im Kopf bereits die Tatbestandsmerkmale des einfachen Wichtelbetruges durch. Nicht ganz leicht, denn er hatte lediglich die Pflichtwochen in der Rechtsabteilung am Nordpol abgeleistet und nie Spaß daran gehabt, den Ärger um kaputtes Spielzeug aufzudröseln.
Fakt war, die Mitternachtsfee konnte man auch ohne Paarlauf treffen, er selbst hatte es ja grade erst erlebt.
Also fragte er Nissimissi: „Wollte die Fee der Morgenröte jemals mit dir zum Bankautomaten und Wichteltaler abheben lassen?“
Nissimissi wand sich und wurde rot. Ja, gab er zu. Er hatte ihr mehrfach Geld gegeben und sie hatte ihm immer wieder versprochen, dann würde er die Mitternachtsfee kennenlernen, auf die er so scharf war. Sein Alkoholkonsum hatte es ihr leicht gemacht, immer wieder geistig umnachtete Momente zu nutzen. Regelrecht belagert hatte sie ihn und ihn sogar ihre Geschichte niederschreiben lassen. Und immer die Mitternachtsfee in Aussicht gestellt, wenn er kooperierte.
Nissimissi war schockiert über die Erkenntnisse und entschlossen die Fee der Morgenröte anzuzeigen sobald er wieder am Nordpol war.
Das mit dem Paarlauf hatte sich damit zum Glück auch erledigt und so konnte Schlichtel nach einem langen Tag endlich schlafen gehen.
Schlichtel schleppte sich zurück in die Wohnung und schlief -in der Zuflucht am Heizungsverteiler- sofort ein.
Bregon:
Bregon wacht auf. Erwacht? Wird wachgerüttelt! Neben seiner Schlafstatt, er hat den Ziegelverband auf der Warmwasserleitung gewählt, steht Parganna. Verlegen stotternd versucht er zu erklären, dass er wieder zurück muss, will. Schließlich müsse er noch den Julzapfen mit Nordlichtern schmücken. Und Vorräte für die Feier ranschaffen. Die Krone für den diesjährigen Julkönig putzen. Und er hat schließlich mit Bregon die Wintersonnwende gefeiert, naja, verlebt. Und... "Musst dich nicht entschuldigen! Ich würde hier am liebsten auch seit gestern verschwunden sein. Mach dich schon mal auf den Weg, in drei Tagen komm ich nach, und dann bringen wir die Gletscher zum Kalben! Komm gut heim und grüß die Kumpels von mir. Nicht die Süßwasssereisraspler, nee, die, die auf mich gewettet haben! Und mach deine Eisreiterkumpels schon mal mit dem Gedanken vertraut, dass sie fürs Aufräumen zuständig sind. Alfred ist geflogen ! Drei Tage zeitiger als der alte Rekord! Für die Mülltonne kann ich nix... Wettschulden sind Ehrenschulden! Und Ehrlosigkeit kann euch niemand vorwerfen! Aber erst feiern sie mit! Gute Reise, war schön, dass du mir hier durch die Tage geholfen hast. Hattest hoffentlich auch 'n bisschen Spaß gehabt." "War super hier! Ob ich mir 'n paar von den Ratten mitnehme?" "Lass es! Die Degenerierten aus Hof zwei und drei sind doch nur Pflegefälle, die aus dem ersten Hof zu gefährlich. Die brennen noch unsere Gletscher an. Außerdem sind die die einzige Hoffnung für diese verlotterte Stadt. Was sag ich, dieses verkommene Land!" "Alsdann! Man sieht sich!" "Man sieht sich!"
Kaum ausgesprochen, war Bregon wieder allein. Sehr allein. Paul-Irgendwas-Bla-Bla ist schon in der Schule. Wird ziemlich durchhängen. Nach der letzten Nacht. Die Uschi hat sich noch immer nicht wieder gefangen, liegt immer noch mauzend und ko..., sich übergebend unter dem Tisch. Und das, obwohl sie seit 'n paar Tagen schon keine Lobotomie-Pillen mehr kriegt. Eigentlich sollte die Pharmaziebestrafung ihr nur die Augen dafür öffnen, was sie ihrem Sohn angetan hat, aber sie ist offensichtlich nicht so widerstandsfähig wie der. Macht auch nichts. Ein Leben als Katze... Die Katze! Wo ist die eigentlich abgeblieben? Der Schock von letzter Nacht sollte doch verflogen sein! So'ne Mimi ist die nicht! Und irgendwo in der Fremde sucht die keine Zuflucht! Das ist sicher! Wird doch nicht verletzt irgendwo... Was die aus dem ersten Hof letzte Nacht abgeliefert haben, war ja wirklich echt heftig... Bregon geht die üblichen Tagesverstecke der Katze ab. Nichts! Langsam macht er sich Sorgen. In Gedanken versunken nimmt er, statt direkt in die Wand zu simularisieren (Anmerkung: Hier handelt es sich um den Fachbegriff für das Mantegialisieren in Festkörper, beispielsweise Wände.), die Tür. Als wäre er ein Knochensack. Äh, ein Mensch. Betrübt lässt er, ganz gegen seine Natur, den Kopf hängen. Nur dadurch allerdings sieht er den Fetzen Papier auf dem Fußboden. Muss jemand unter der Tür durchgeschoben haben. Sein erster Impuls war, diesen Fetzen wegzutreten. Er gab diesem Impuls nach. Ein Windstoß erfasste den Wisch und zog ihn aus dem Fenster, das seit Alfreds Flugstunde offen steht. Bregon kann gerade noch die mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben aufgeklebten Wörter "Katze", "Lösegeld"und "Bankautomat" lesen, dann verschwindet das Erpresserschreiben durchs Fenster direkt in eine Feuerschale, um die einige Dritthofratten stehen und sich wärmen. Tatsächlich besitzt eine von ihnen den Anstand, sich für das Heizmaterial zu bedanken. Bregon hat schon viel erlebt. Auch mörderische Weihnacht. Aber eine entführte Katze?... Die Ratlosigkeit weicht Entschlossenheit, Entschlossenheit weicht Zorn, Zorn weicht eiskalter Berechnung. Aufrüstung!
Hinter nachträglich eingesetzten Ziegeln hat Bregon der Entsetzliche, so nennen ihn seine Kumpanen, wenn er mal wieder auf irgendwas wütend geworden ist, und jetzt ist er wütend, sehr sogar, eine Pistole mit zwei gefüllten Magazinen und vier Handgranaten entdeckt. Schon am ersten Tag, fand er bislang aber keine Erwähnung wert. Noch Ruß ins Gesicht geschmiert, die Aktion kann beginnen! "Geldautomat", das stand doch auf dem Erpresserschreiben. Andere Anhaltspunkte hat er leider nicht. Wo ist der nächste Geldautomat? Ahja, auf halber Strecke zum Konditor! Jetzt bloß keine Blöße geben, immer schön im Tarnkappenmodus bleiben und überlegen, auf welchem Weg die Entführer Katze weggebracht haben könnten. Wo ward das Viech, äh, Katze, zuletzt gesehen? Zeugen befragen! Gibt keine. F#@&! Uschi? Die ist unzurechnungsfähig. Nochmal F#@&! Alfred? Ist im Goldenen Reiter. Paul-der-Streber? Kommt erst spät wieder nach Hause.F#@&, F#@&, F#@&!
Wenn Katze entführt wurde und nicht um Hilfe gerufen hat und keine Körperteile der Entführer rumliegen, kann das nur bedeuten, dass sie betäubt wurde. Und damit sie nicht zurückkehren kann, müssen die Wic§¢$¥ sie wegschließen, so einsperren, das sie keiner hören kann. Die zukünftigen Leichen müssen mit den Gegebenheiten vertraut sein. Den dritten Hinterhof kann man nicht von außen beobachten, Katze wurde während des Scharmützels gecatnapped Dr, dieses war nicht vorhersehbar, folglich sind die Entführer von hier. Hinterhofratten! Betäubungsmittel? Haben die. Meistens. Ortskenntnisse? Vorhanden. Verstecke? Tunnel ohne Ende! Geldgier? Okay, das würde den Kreis der Verdächtigen wieder unnötig erweitern... Spontanität? War gegeben. Hinterhofratten! Die aus dem ersten? Eher unwahrscheinlich. Die hatten einen disziplinierten Zweifrontenkrieg geführt. Die aus dem zweiten? Spricht fast alles dafür. Die aus dem dritten? Alle Punkte treffen zu. Aber haben die überhaupt den Mumm für sowas? Zweifelhaft. Bregon schleicht in voller Bewaffnung in den zweiten Hof. Friedhofsstille. Scheint doppelt so tot wie der Zentralfriedhof. Okay, ein paar Verluste gab's gestern Nacht, aber keine vollständige Aufreibung. Im Tarnkappenmodus dringt Bregon in die unterirdischen Gänge ein. Immer tiefer geht es. Ein verzweigtes System. Wenn irgendwo etwas einbricht, gibt es andere Fluchtmöglichkeiten. Und noch immer keine Ratten gesichtet. Seltsam. Da, Schritte! Eine recht große Ratte stolpert durch die Dunkelheit, bleibt vor einer Wand stehen und ruft: "Vom Kanal bis an die Spree!" Aus der Wand tönt es: "Ersthofratten in den See!". Und dann öffnet sich quietschend die Wand. Wie konnte Bregon nur diese Tür übersehen? Er selbst könnte ja durch die Wand rein und wieder raus, mit Katze ein Ding der Unmöglichkeit. Um später geräuschlos zu entkommen, muss die Tür geschmiert werden. Welch Zufall, nur eine Ecke vorher hatte er ein Fässchen Schmiermittel gesehen. Doch plötzlich kam Leben in die Untenwelt. Drei Ratten kamen schimpfend den Gang herunter. "Diese Geizkragen! Denen scheint ihre Katze gar nichts zu bedeuten. Waren nicht am Geldautomaten. Was machen wir jetzt mit dem Vieh?" "Killen! Und dann zur Abschreckung im Hof aufknüpfen. Kostet uns nichts, und die nächsten wissen, dass wir Ernst machen." "Ja", meldet sich eine dritte Ratte, "und diese Katze kennt unsere Untenwelt!" Bregon bleibt keine Zeit. Und keine Wahl. Er zermalmt die erste Ratte mit dem Fuß. Die zwei anderen ergrauen auf der Stelle und verharren regungslos. Da sie den Wichtel nicht sehen können, war die jetzt tote Ratte ohne Ursache plötzlich zu Brei geworden. "Scheiße, siehst du dasselbe wie ich?" "Weiß nicht, was du siehst, aber ich will nie wieder Horrorfilme sehen. Das hier übertrifft alles!" "Los, lass uns schnell die Katze killen!" Und mit derselben Losung fordern die erfolglosen Lösegeldeintreiber Einlass. Bregon nimmt den Weg durch die Wand. Und sieht Katze. Gefesselt und offenbar misshandelt. Platzwunden am Kopf, Blut an den Pfoten, furchtbar! Schon zieht einer der Neuankömmlinge einen langen, rostigen Nagel aus seinem Fell. Er tritt auf Katze zu. "Deiner Familie liegt offenbar nichts an dir. Ich mach's kurz: Du hast keinen Wert mehr für uns, dieser Nagel wird das letzte sein, was du siehst, ich steche ihn dir jetzt in deinen Wanst und werde zusehen, wie du verreckst." Die Ratte holt aus - und bricht leblos zusammen. Der Kopf steht in seltsamem Winkel ab. Tumult, Aufregung, panisches Geschrei. Und Schüsse. Bregons Weltkriegsmunition zündet noch. Für eine betäubte oder gefesselte Katze reicht der Mut der Zweithofratten. Für mehr nicht. Planlose Flucht. Doch die Schüsse hatten auch die Ersthofratten vernommen. Die panisch an die Oberfläche Rennenden laufen in zusammengefasstes Feuer. Es gibt keine Überlebenden. Bregon und Katze entkommen durch einen Nebengang in den dritten Hinterhof. Niemand stellt sich ihnen in den Weg. Dass Katze sich heute zum ersten Mal bis zur Bewusstlosigkeit volllaufen lässt, sei entschuldigt. Bregon glaubt langsam daran, dass er den Hauptgewinn mit der Familie Maier-Meier gezogen hat. Noch nie war der Advent so erlebnisreich! Und der 24. steht noch vor der Tür! Vor zwei Türen... Paule sieht überhaupt nicht, dass auf seinem Nachttisch Lebkuchen stehen. Er verbindet seine Katze und verwöhnt sie mit dem letzten Lachs, den er finden kann. Bregon putzt die Waffe und legt die Handgranaten ab. Und schläft den Schlaf der Gerechten.
Ari:
Am nächsten Morgen wollte R.Jakow zum Bankautomaten und ein paar Kronen abheben . Ari begleitete ihn und sie schritten durch die verschneiten Gassen. Es hatte inzwischen angefangen wieder zu schneien . Als das Schneetreiben stärker wurde , suchten sie für eine Weile Zuflucht unter dem Vordach eines Geschäftes . Es war ein Juweliergeschäft und das Vordach beherbergte ein runterfahrbares Gitter , von wo nun Wasser gemischt mit Schmiermittel runtertropfte in den Schnee und diesen schwarz färbte . Sie betraten deshalb den Laden , und fragten ob sie dort warten dürften , bis das starke Schneetreiben aufhörte. Es waren aufgrund der vorweihnachtlichen Zeit relativ viel Kunden im Geschäft und Ari fühlte sich wie eingesperrt . Damit er sich nicht langweilte , beobachte er intensiv einen Kunden . Dieser ließ sich eine Unmenge Armbänder zeigen , wobei er vorgab , dass es ein Weihnachtsgeschenk für seine Mutter werden sollte und er sich unsicher sei, was passt . Die Verkäuferin wirkte zunehmend gestresst und war schon ganz ungeduldig, dass der Herr im Lodenmantel und Hut sich endlich entscheiden würde . Als die Verkäuferin eine weiteres Tablett mit Armbändern aus dem Schrank hinter sich holte , war der neugierige Ari direkt neben dem Mann . Nur konnte dieser Ari natürlich nicht sehen . Blitzschnell und - wie er meinte unbemerkt - steckte dieser aus der Auslage daneben zwei sehr teure Herrenuhren in seine rechte Manteltasche. Ari stubste sofort R.Jakow an und flüsterte ihm zu , was er gesehen hatte . R.Jakow ging blitzschnell zu der Tür und erzählte dem Mann vom Sicherheitsdienst , dass ER einen Diebstahl beobachtet hatte . Als Rabbi wirkte er ja nun besonders glaubwürdig. Der Mann vom Sicherheitsdienst informierte direkt über Funk seine Zentrale und während der Mann gerade kurz angebunden der Verkäuferin erklären wollte , dass nichts passendes für seine Mutter dabei sei und er jetzt einen wichtigen Termin habe , den er fast vergessen hätte , kam schon eine dreiköpfige Fußstreife der Polizei in den Juwelierladen.
Tag 23
Wichtel und die fliegende Kerze
Zu verwendende Worte: Sonnenschirm, Automobil, Unterschrift, Kaugummi, Kloster
Bregon:
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Bregon konnte diesen Sentimentalitäten noch nie irgendwas abgewinnen. Alljährlicher Selbstbetrug. Die Frage nach dem Sinn des Wichtellebens stellt er sich schon seit den Kreuzzügen nicht mehr. Mit seiner Nichtsterblichkeit hat er sich abgefunden. Nicht damit, dass das Böse, das abgrundtief Böse existiert und meist gewinnt. In einem Film, ja, auch er schaut sich gelegentlich welche an, hatte er "Das Böse gewinnt überall dort, wo das Gute tatenlos zusieht." gehört. Als ob das nicht deprimierend genug wäre, folgte die Schlussaussage: "Man könnte sagen, das Böse gewinnt immer." 'Heute hat das Böse nicht gesiegt, heute wurde es zermalmt!', dachte er noch, dann schlief er ein. Im Traum war er in einem Kloster. Nicht so ein Kreuzkloster, nein, ein Ort, in dem das Geheimnis selbst verborgen lebt. Der Ursprung aller Geheimnisse , jeglicher Erleuchtung. Was man eben so träumt, wenn man hundemüde und einem Gemetzel entkommen ist. Oder selbst erfolgreich eines veranstaltet hat. Im Traum begenete er der Schwarzen Göttin, der Vernichterin des Bösen. Sie, der in ihrem Zorn nichts widersteht. Die das Universum zum Beben bringt mit einem Schreibtisch des Zorns. Sie, die das Ende bedeutet und den Neubeginn. Noch nie hat er sie von Angesicht erblicken dürfen. Er war ein Staubkorn. Doch wie ein Weiser einst sagte:"In einzelnen Staubkörnern sehe ich das Universum." Nichts kann so unbedeutend sein, dass es keine Bedeutung hätte! Solchen Kram träumte Bregon halt. Wie lange? Bis zum Erwachen. Ohne Unterbrechung. Doch wie nach jedem Glühweinrausch erwachte er auch diesmal. Kurz nach Mitternacht. Wintersonnwende! Eine besondere Nacht. Stockdunkel in seiner Wand. Kein Geräusch ist zu hören. Nichts zu sehen. Doch das dunkle, stille Nichts beginnt Form anzunehmen. Das undurchdringliche, stumme Schwarz weicht in der Mitte. Es lebt! Das Nichts lebt! Ein heller Punkt, am Anfang kaum wahrnehmbar, wächst, und schließlich erscheint ... eine fliegende Kerze. Fliegend trifft's nicht. Sie setzt die Schwerkraft nicht aus, sie ist das Zentrum. Die Mitte des Alls. Der leuchtende Ursprung, das glühende Ende allen Seins. Und das Licht all dessen, was dazwischen liegt. Kerze stimmt auch nicht so richtig. Kein Rumpf, keine geometrische Form, überhaupt keine Gestalt, nur Licht. Und Wärme. Naja, ordentliche Wärme. So warm, dass selbst die Sonne schreiend darin verbrennen würde. Ein Licht im Dunkel. Die Zeit steht still! Nicht sprichwörtlich, nein, tatsächlich. Wichtel sieht sich im Zimmer um. Ein Stückchen Lachs, offensichtlich von Paule zu Katze geworfen, schwebt in der Luft. Im Badezimmer verharrt ein Wassertropfen auf halbem Weg zwischen Hahn und Waschbecken. Ein Blick vor die Mietskaserne zeigt dasselbe Bild. Ein Automobil kurz vor dem Zusammenstoß mit einem aufgestellten Sonnenschirm. (Wer stellt kurz vor Weihnachten einen Sonnenschirm auf?) Ein Mädchen hat gerade einen Kaugummi ausgespuckt. Einfach so. Bregon klebt ihn ihr, einfach so, in die Haare. Eine Kritzelnut..., eine Ordnungsamtsmitarbeiterin ist beim Unterschreiben eines Strafzettels. Das Gesicht möchte er sehen, wenn sie sieht, dass bereits Graf Dracula seine Unterschrift geleistet hat! Alles ist wie eingefroren. Nur er selbst nicht. Toll! Man könnte sich gruseln oder begeistert sein. Bregon war begeistert. So was erlebt nicht jeder! Nur erzählen darf er's keinem. Das würde zu Zweifeln an seiner geistigen Gesundheit führen. Zwangsläufig. Oder zu Hinweisen auf seinen vorweihnachtlichen Glühweinkonsum. Ist das das Wunder der Weihnacht? Wie alle Kerzen, erlosch auch dieses Licht. Für Bregon waren Stunden vergangen. Stunden, in denen er für den Moment vorgesorgt hat, in dem seine Zeit mit der Nichtzeit wieder zusammenfließt. Schade, dass er nicht bei jedem Spaß dabei sein kann... Besonders das Gesicht der Kritzelnutt...., der Ordnungsamtsmitarbeiterin!, würde er gern sehen. Wenn sie "Vlad Dracul" auf dem Zettel liest. Und festellen muss, dass sie mit freiem Oberkörper dasteht. Und ihre Schnürsenkel verknotet sind. Aber jetzt ist er müde. Mit halbgeschlossenen Augen sieht er zu, wie die "fliegende Kerze" erlischt. Und dann schnarcht er so, dass Uschi aus ihrer Lethargie erwacht und feststellen muss, dass ihre Körperhygiene verbessert werden sollte. Und dafür sorgt. Der schwebende Tropfen ist längst aufgetroffen.
Ari:
Wichtel Ari und R.Jakow hatten durch die Aufregung ganz vergessen , warum sie überhaupt in die Stadt gegangen waren und haben „natürlich“ auch vergessen zum Bankautomaten zu gehen. Stattdessen sind sie schnurstracks zurück in ihre warme Wohnung gegangen, wo sie von Eliska mit einem duftenden, heißen Kaffee empfangen wurden und bei Zimtplaetzchen wurde dann die Geschichte mindestens 5 mal von vorne erzählt, wobei sich Ari und R.Jakow ganz aufgeregt sich immer gegenseitig ins Wort fielen . Aber Mikeš war nicht da , Eliška teilte den beiden mit, dass er sich Kaugummis kaufen gegangen ist , dazu wollte er noch sich eine Automobil Zeitschrift besorgen . „Bei dem Schneesturm ist er los“ , krächzte Ari ganz aufgeregt . „Ja“ gluckste Eliska , ihr hättet ihn mal sehen sollen , „er hat sich den großen Sonnenschirm als Schutz gegen den Schnee mitgenommen !“ Jetzt mussten alle herzhaft lachen bei dieser Vorstellung ! „Und er bringt mir noch eine Flasche Klosterfrau-Melissengeist mit für meine Mutter“, ergänzte Eliška . „Und er wollte noch in den Handy Laden neben Rudolfs Buchhandlung , um dort eine Unterschrift für einen neuen Vertrag zu leisten .“ - „Der Kater scheint ja heute an Überaktivität zu leiden ,“ meinte Ari . „Ach was , sagte R.Jakow, er ist läufig und vermutlich ist er die meiste Zeit bei Katze Minnie von Rudolf“. -„Hat Rudolf die nicht sterilisieren lassen ?“ fragte Ari . „Nein“, wir haben auch nicht Mikeš kastrieren lassen“, entgegnete R.Jakow. „Es reicht ja auch , wenn Ernst und Franz schon „natürlich“ impotent sind,“ ergänzte Ari neunmalklug . Kurz danach erschienen der Kater und Rudolf zusammen und Eliška begann damit, das Mittagessen fertigzustellen . Heute gab es vorweg Matzeknoedelsuppe und danach Shakshuka. Nun sollte die Geschichte im Juwelierladen erneut in allen Varianten erzählt werden aber Rudolf ging dazwischen . Er liebte selbst wie keiner lange Geschichten zu erzählen und ergriff wie immer -so schnell wie möglich - das Wort . „Der Juwelierladen gehört inzwischen einem Enkel von dem alten Simon“, holte er aus und begann zu reden und zu reden . „Der alte Simon hat sich vor Jahren zurückgezogen aus dem Tagesgeschäft“ fuhr er fort , „er hat sich nie von diesem Schicksalsschlag erholt“ -„Was ist denn passiert“, wollte Ari ganz neugierig wie immer sofort wissen und vergaß darüber, dass er ja „seine“ Geschichte ursprünglich in epischer Breite und wiederholt erzählen wollte . Und so war Rudolf am Erzählen dran :“Simons jüngere Schwester war eins der drei Opfer in der Air France Maschine in Entebbe!“ Die Entführung war damals ja von deutschen RAF Terroristen zusammen mit Palästinenser Verbrechern durchgeführt worden . Rudolf erklärte :“Simons Schwester war eine von 3 Geiseln, die erschossen worden war. Da es „seine kleine Schwester“ war ,hatte er sich ein Leben lang für sie verantwortlich gefühlt . Damals konnte er ihr dann nicht helfen, er hatte kurz vorher die Reise aus Termingründen -Goldgeschaefte- abgesagt . Aber was hätte das geändert, außer dass vermutlich auch er ermordet worden wäre. Nur sieht er das bis heute nicht so . „War das nicht die Befreiungsaktion wo Joni starb?“, fragte Ari . „Genau“ , bemerkte Rudolf. Jonathan Netanjahu war der Kommandeur der Elitetruppe, die die Geiseln in Uganda befreien konnte, eben bis auf 3 , darunter Simons Schwester. Die 4 Attentäter , 2 Deutsche Linksterroristen und 2 Palästinenser-Terroristen , wurden dabei eliminiert . Rudolf ergänzte noch : „die Hintermänner versteckten sich damals beim verbrecherischen Regime der DDR in der Nähe von Ost-Berlin. Nach der Wende in Deutschland eliminierte dann unser Dienst ein ca. 80-jähriges SED Funktionärsehepaar, bei denen 2 der Palästinensischen Hintermänner und eine RAF Terroristin untergebracht waren 1976 . Die Neutralisation erfolgte gerechterweise und auf Drängen von Simon besonders qualvoll mit Bauschaum“. In diesem Moment klingelte es an der Tür : Petr Matejcek stand vor der Tür, der Prager Polizeichef! Er war auch ein Freund Rudolfs und kam, um sich zu bedanken bei R.Jakow, weil er den Dieb im Juwelierladen gestellt hatte . R.Jakow wies ihn aber sofort darauf hin, dass es allein Ari war, der es beobachtet hatte und ihn dann informiert hatte . Natürlich konnte das keiner wissen , weil Ari ja für andere unsichtbar war und so konnte ja auch der Dieb nicht sehen , dass Ari unmittelbar neben ihm stand und genau zusehen konnte , was er da trieb . Das war der große Vorteil für Ari. Petr bedankte sich daraufhin nun explizit bei Ari und gemeinsam tranken alle 6 frisch gebrühten Kaffee und verzehrten die vorzügliche Zitronentorte, die Eliška gerade gebacken hatte . Die Stube war am Vormittag von Eliška schon sehr weihnachtlich geschmückt worden! Draußen begann es wieder stark zu schneien , aber hier drin war es mollig warm . Das Feuer im Kamin knisterte und Ari setzte sich ans Keyboard und intonierte Weihnachtslieder . Rudolf sang lauthals mit , während Mikeš etwas kläglich miaute . Und alle waren happy . Eliska fragte nach einiger Zeit, ob schon jemand wieder Hunger habe und die Bestätigung kam von allen . Sie deckte sofort den großen Esstisch . Zum Abendessen hatte sie Svíčkové na smetaně zubereitet. Das ist ein gespickter Rinderlendenbraten mit einer aus dem Gemüsefond zubereiteten leicht süßlichen Sahnesauce. Dazu gab es selbstverständlich selbstgemachte böhmische Semmelknödel und gut gekühltes Budweiser Bier. Und wie immer dann das beste zum Schluss : der Nachtisch ! Diesmal gab es Kynuté ovocné knedlíky - Obstknoedel aus Hefeteig - passend zur Weihnachtszeit mit Powidl (Pflaumenmus) gefüllt und mit Zimt, Zucker, zerlassener Butter , Quark und Walnüssen serviert . Sie schlemmten und schlemmten bis alles verputzt war und alle freuten sich des Lebens . Am Ende wartete Eliska mit einer Überraschung auf : Sie löschte das Deckenlicht und betätigte eine Fernbedienung : und ueberall im Raum erleuchteten fliegende Kerzen. Das sind elektrische Kerzen , die an ganz dünnen und damit kaum sichtbaren Nylonfaeden aufgehängt werden , so dass der Eindruck entsteht , sie würden im Raum frei schweben . Ari war begeistert und freute sich wie ein kleines Kind !
Nissimissi:
Nissimissi wurde hin und her geschüttelt und Eiswürfel flogen ihn um die Ohren. Er musste hier unbedingt raus… Als der Barkeeper den Shaker öffnete, sprang Nissimissi wie eine V1 raus und rannte zum nächsten Ausgang. Draußen sah er sich um und suchte ein AUTOMOBIL… leider waren alle verschlossen. Gegenüber der Disco war jedoch ein dubioser Autohändler mit typischen Wimpeln überm Autoplatz. Nissimissi rannte rüber, sprang auf den Schreibtisch des mit Goldkettchen behangenen Verkäufers und brüllte „Hey Bro ich brauch ein Auto“. Der schmierige Verkäufer schob ein Vertrag rüber und sagte „Hier brauch ich nur deine UNTERSCHRIFT“. Nissimissi unterschrieb und sprang vom Schreibtisch. Leider landete er im KAUGUMMI und fluchte vor sich hin. Hätte er doch bloß die fliegende Kerze der Fee der Morgenröte mitgenommen. Damit konnte man schneller als der Wind von einem zum nächsten Ort gelangen. Nissimissi wollte nach Hause, er hatte die Nase voll von Abenteuern. Nissimissi klebte noch immer am Kaugummi fest und so sehr er sich auch bemühte, er klebte. Er wurde so wütend ,dass er sich plötzlich in Luft auflöste und durch geladene Teilchen der Luft an einem anderen Ort auftauchte. Wo war er? Hm, ein Strand mit Sonnenliegen und einem SONNENSCHIRM tauchten plötzlich vor Nissimissi auf… er blickte sich um … hoch oben auf den Bergen sah er ein KLOSTER… da musste er hin. Nissimissi wusste dort gab es eine zweite fliegende Kerze mit der er nach Hause zum Nordpol gelangen konnte. Nissimissi machte sich auf den Weg …
Owi:
(Das Thema mit dieser Wortauswahl stellte für Owis Autor die bisher schwierigste Herausforderung dar, seitdem der Wichtel unterwegs ist)
Noch einmal schlafen, dann ist endlich Heiligabend. Nach dem Abenteuer mit dem alten Taschendieb hat Owi seine Reise im Regionalzug fortgesetzt und endlich sein Ziel Berlin erreicht. Die Stadt erscheint im winterlichen Lichtergewand. Überall leuchten kleine Lichter an den Fenstern. Am Bahnhof Südkreuz steigt Owi aus. Er hat noch einen Tag und möchte gern etwas von der Stadt sehen. Wie er so im Bahnhof nach dem Ausgang sucht bleibt er plötzlich mit einem Bein am Boden hängen. Er ist in ein Kaugummi. getreten, das noch nicht lange dort gelegen haben kann. Alles noch sehr frisch. Owi (Owi wie lang gezogen) kratzt sich das klebrige Kaugummi mühsam vom Schuh. Na, besser als ein Hundehaufen. Von denen soll es ja auch sehr viele in dieser Stadt geben. Vor dem Bahnhof stehen Menschen an einem Sonnenschirm. Hier werden Unterschriften für die Erhaltung der kürzlich abgeschafften Förderprämie beim Kauf von E-Automobilen gesammelt. "Womit sich die Menschen kurz vor dem Fest so alles beschäftigen" denkt er sich. Owi wandert kopfschüttelnd weiter in Richtung Tempelhofer Feld. Der Weg führt ihn durch die Fliegersiedlung. Eine schöne Wohnsiedlung mit hübsch geschmückten Häusern. Da fliegt in hohem Bogen plötzlich eine dicke rote Kerze durch ein offen stehendes Fenster. Es folgen noch drei weitere Kerzen in unterschiedlicher Länge und ein Tannenkranz. Aus dem Fenster nimmt er einen angeheizten Wortwechsel mehrere Stimmen wahr, dessen Inhalt er jedoch nicht versteht. "Hm" sagt sich Owi "was für seltsame" Bräuche?" Er wünscht sich in diesem Moment, die Ruhe eines Klosters und geht weiter zum Tempelhofer Feld. Fortsetzung folgt
Snorre:
Snorre und Bruno waren die stillen Helden nach dem Banküberfall, in den Zeitungen wurde vereinzelt etwas von einem Kanarienvogel, der die Gangster überwältigte, erzählt. Jackie schmunzelte in sich hinein, wusste sie doch von der Stimmkraft ihres neuen Mitbewohners. Heute stand wieder ein Ausflug mit der Familie an; Mama Nancy richtet einmal im Jahr in einem KLOSTER in Brandenburg einen Tag vor Heiligabend ein Essen für Bedürftige über eine Organisation aus. Das fand Snorre sehr rührend, die anderen Familienmitglieder mussten ob sie wollten oder nicht, mitmachen. Also ging es mit dem AUTOMOBIL zum Kloster, lange Alleen säumten den Weg. Snorre machte es sich im Kofferraum auf einem SONNENSCHIRM gemütlich, damit er besser rausschauen konnte. Angekommen am Ziel, ging es gleich in die Küche. Unmengen von Töpfen, Pfannen und anderes Geschirr standen dort bereits, es dampfte und brodelte, es roch schon herrlich weihnachtlich. Nebenan befand sich der große Saal, mit langen Tischen, die gerade von Helfern festlich geschmückt wurden. Ein übergroßer Weihnachtsbaum wurde von Vater Pascal und anderen starken Männern hereingetragen. Der Abt des Klosters, ein alter Mann mit roter Kutte, ging mit Schreibzeug herum; jeder Helfer musste mit seiner UNTERSCHRIFT bestätigen, dass hier heute weder geflucht,noch mit den Handies gespielt oder gefilmt wird und schon gar keine KAUGUMMIS gekaut werden, deren Reste dann womöglich auch noch irgendwohin geklebt werden. Strenge Ordnung herrschte hier.Snorre beteiligte sich am Schmücken des Baumes, ganz oben in der Spitze tobte er sich aus. Dann war es endlich soweit, die große Tür zum Saal wurde geöffnet, die ersten Gäste traten ein. Fleißige Helferhände tafelten auf, auch Jackie schlug sich dabei sehr wacker. Plötzlich bemerkte eine Helferin, dass gar keine Kerzen auf dem Tisch standen. „ Nancy, Ick gloob es ja, wir haben de Kerzen vajessen“- natürlich musste sie es leise sagen, durfte ja nicht geflucht werden. Ja Weihnachten ohne Kerzenglanz war wie Snorre ohne Bart. Also zauberte er aus seinem unerschöpflichen Repertoire hunderte Kerzen hervor, die dann schwebend über die Köpfe der Menschen verharrten. „Ick schwör, Ick hab damit nüscht zu tun“, murmelte Nancy und schaute irritiert in ihr Wasserglas. Jackie schmunzelte in sich hinein und war wie Snorre mit sich und der Welt zufrieden.
Schlichtel:
Schlichtel döste und hatte keine Lust aufzustehen. Heute war Samstag vor Weihnachten und in manchen Jahren vorher hatte er schon die offizielle Erlaubnis bekommen, zurückreisen zu dürfen. Diese Erlaubnisse kamen immer per fliegender Kerze, denn im Lichtermeer der Weihnacht fiel sowas gar nicht auf. Der einzig Verräterische daran war das tropfende Wachs. Aber Menschen suchten immer das für sie Wahrscheinliche und so hatte Schlichtel schon öfter mitbekommen, dass sie sich weiße Flecken auf der Jacke mit Vogelkacke erklärten. Oder mit Kaugummis. Obwohl das wenig Sinn ergab.
Dieses Jahr gab es leider keine Aussicht auf eine frühe Heimkehr. Denn Owi war noch immer nicht in Berlin angekommen. Und das sollten alle anderen abwarten. Warum erschloss sich Schlichtel nicht, denn was konnte er denn dafür, dass andere Wichtel so wenig Ehrgeiz zeigten?Er hatte seine Ideen-Quote aus dem Vorjahr übertroffen, keine Lust mehr auf die langweiligen von Huterslebens, die zwar Leben im Namen stehen hatten, aber in Wirklichkeit erschreckend farblos waren.
Und vor allem anderen wollte er endlich Kniffi wiedersehen. Sein Automobil auf der Laterne war startbereit. Und er selbst war zum Warten verurteilt. Unnütze Zeit. Zeit, die ihm niemand zurückgeben konnte.
Fast konnte er die Zeit von den Wänden tropfen und wegfliessen sehen…
Aber Moment! Er hatte schon wieder eine Idee!
Er könnte diese Zeit nutzen und Kloster spielen. Alle sprachen doch immer davon, mal für eine Weile ins Kloster gehen zu wollen. Schlichtel hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht. Aber nun war der passende Zeitpunkt. Er lebte ohnehin sehr karg am Verteiler. Also rutschte er kurzentschlossen rüber auf das kalte Zwischenstück. Im Kloster hatte man schließlich keine Annehmlichkeiten, hatte er sich sagen lassen. Er schnappte sich ein bisschen Dämmwolle zum Zudecken. Was brauchte er noch? Ah, er musste noch den Sonnenschirm wegräumen, den die Tanzspinnen ihm als Deko dagelassen hatten. Ach so, ja, und er musste noch ein Klosterformular ausfüllen und per Unterschrift quittieren, dass er schweigen wollte. Das fand er einfach, denn es war ja ohnehin niemand zum quatschen da und Geräusche hatte er gestern in der Disko genug gehabt.
Was noch? Wenig essen. Auch leicht, denn heute gingen die von Huterslebens aus und würden nichts kochen.
Nun hatte er alles. Es konnte losgehen.
Schlichtel blieb weiterhin in seiner Ecke liegen, beobachtete die Staubflocken, dachte über seine Erlebnisse nach und freute sich, die Zeit so sinnvoll nutzen zu können.
Ihm war klar, dass er im Grunde nichts anderes tat als vor dem Klosterspiel. Aber mit Bedeutung aufgefüllt, ergab ja alles viel mehr Sinn im Leben. Herrlich diese Kontemplation!
Tag 24
Wichtels frohe Weihnacht
zu verwendende Worte: Handschuh, Monokel, Schatz, Perlen, Percussions
Schlichtel:
Der Weihnachtstag brach an und Schlichtels Herz brach entzwei. Er wollte unbedingt nach Hause, er hatte solche Sehnsucht.
Daher rief er als erstes Kniffi an. Sie sagte gleich zur Einleitung: „Sag mal, wo bleibst du denn? Ist das im Hintergrund bei dir eine Heizleitung? Bist du etwa immer noch am Heizungsverteiler? Hast du deine Kerze nicht bekommen?“ „Was?? Ich habe eine Kerze bekommen? Wann hätte die ankommen sollen?“ „Na schon vorgestern Abend.“ Schlichtel rechnete nach. Er musste die Kerze genau verpasst haben als er zu Nissimissi in die Disko ging. Na toll! Er hätte bequem nach Hause reisen können statt in dieser Percussionsbude rumzuhängen.
„Nein, ich hab sie nicht bekommen! So ein Dreck, ich wollte doch so gern nach Hause und Weihnachten mit euch allen zusammen verbringen. Was mach ich denn jetzt?“ Schlichtel wollte versuchen, ruhig zu bleiben, aber diese verpasste Chance, die genau seinen Herzenswunsch hätte erfüllen können, machte ihn wahnsinnig traurig. Und ein ganz klein bisschen wütend. Er überlegte blitzschnell, welche Route er nehmen könnte, aber mit seinem Auto würde er es niemals schaffen, bis zum Abend am Nordpol anzukommen. Selbst wenn er durchfuhr. 5000 Kilometer waren nicht zu schaffen!
Als Nächstes dachte er an den Mehlwurmlochzauber. Er hatte es schon einmal geschafft, die Barriere zu durchbrechen. Aber danach war er drei Tage lang krank gewesen. Das wollte er nicht riskieren… Nicht mal Flugzeuge konnten helfen. Denn es gab keine passenden Verbindungen. Er musste umsteigen und eine Nacht in Oslo verbringen. Er musste es irgendwie bis Spitzbergen schaffen, ab da gab es den Wichteltunnel, der ihn in Sekundenschnelle zum Nordpoldorf bringen würde. Er war verzweifelt, ihm fiel einfach keine Möglichkeit ein.
„Schlichtel, jetzt beruhig dich mal. Kannst du ein Monokel, feste Handschuhe und Perlen besorgen?“, fragte Kniffi. „Es ist egal, welche Art von Perlen. Und meinetwegen besorg eine Brille und mach sie kaputt. Kriegst du das hin? Außerdem müssen wir uns um dein Auto kümmern. Ich schlage vor, du versiehst es mit dem Munavikreis, dann wird es automatisch in der Weihnachtsnacht am Schlitten des Weihnachtsmannes angedockt, wenn er vorbeikommt und kommt wieder hierher zum Nordpol. Okay, bereite alles vor, ich frage, wer uns helfen kann. In einer halben Stunde telefonieren wir wieder.“
Schlichtel hatte keine Ahnung, was Kniffi vorhatte, aber er vertraute ihr und deswegen suchte er in der Wohnung der von Huterslebens alles zusammen. Zum Glück waren Perlen ein erlaubtes Spielzeug bei Lucia. Er nahm sich Handschuhe aus dem Flur mit und fand in einer Schublade eine alte Lesebrille. Er wollte die Familie nicht bestehlen, aber nach Hause kommen war ihm nun wichtiger. Schnell noch draußen das Auto auf der Laterne munavisch einkreisen, die Dämmwolle wieder richtig einstopfen und schon war er marschbereit.
Kniffi rief wie versprochen kurz darauf wieder an und erklärte ihm den Plan: Pass auf, du reist auf den Ley-Linien…“. Schlichtel hatte noch nie davon gehört, aber er war auch immer sehr beschäftigt mit seinen Ideen und hatte sich nie viel aus Reisen gemacht.
Ley-Linien waren Kraftlinien und für Wichtel sowohl sichtbar als auch nutzbar. Das reisen auf ihnen ging schnell, war aber nicht ganz ungefährlich. Man musste sich die Linien mit einem frequelierten Monokel sichtbar machen, sich mit Handschuhen gut daran festhalten (es ging sehr schnell und ohne Handschuhe würde man sich über die Dauer der Reise die Haut abnutzen) und hoffen, dass die Linie keinen Bruch hatte. So konnte man von Linienkreuz zu Linienkreuz reisen und kam wahnsinnig schnell voran.
Zusammen mit drei anderen Wichteln wollte Kniffi dafür sorgen, dass Schlichtel einen Weg fand, der stabil war. Denn wenn eine Ley-Linie einen Bruch hatte, konnte es sein, dass der reisende Wichtel mit einer derartigen Geschwindigkeit über die Bruchkante flog, dass er sich schwer verletzte.
Bis Rostock war das Netz stabil, aber ab da gab es aufgrund unterschiedlicher Sprachen sich widersprechendes Kartenmaterial, was Kniffi und die drei anderen aufmerksam studieren wollten. Sie vereinbarten, dass Kniffi ihm an jedem Linienkreuz die neue Linie per SMS schicken wollte.
Also machte sich Schlichtel auf zum Fernsehturm, um dort einzusteigen.
Er stellte das Monokel auf Frequelenz wie Kniffi es ihm erklärt hatte und plötzlich sah er ein wunderschönes Netz aus miteinander verbundenen blauschimmernden Linien, die vom Fernsehturm ausgingen.
Er fasste die passende Linie gen Norden an und blitzartig schoss die Stadt an ihm vorbei. Eine Sekunde später war er schon in Eberswalde. Die Reise stoppte abrupt und Schlichtel musste sich anstrengen nicht hinzufallen. Ok, das hatte gut geklappt. Weiter. Er fasste die nächste Linie gen Norden an, aber nichts passierte. Was nun?
Ach ja! Die Perle! Er kramte eine Perle heraus. Ließ sie fallen. Fasste wieder die blauschimmernde Linie an. Und schon stand er in Chorin. Diesmal stoppte er schon gekonnter.
Auf diese Weise ging es leicht bis Rostock. Danach ging es holpriger weiter. Drei mal nahm er die falsche Linie und musste umkehren, aber bis zum späten Mittag kam er tatsächlich mit Hilfe von Kniffi und ihren Freunden in Spitzbergen an.
Hier stieg er in den Tunnel und die letzten paar Hundert Meter lief er glücklich zu Fuß durch die geliebte Schneelandschaft.
Dank Kniffi hatte er es geschafft und konnte mit allen, die er liebte das Weihnachtsfest verbringen. Das war sein größter Schatz.
Bregon:
Bregon hört Stimmen. Nein, kein Kopfdoktor nötig! Er hört Stimmen von außen. Aus Paules Zimmer. Hat er verschlafen? Den 24.? Das wäre furchtbar. Dann müsste er ein ganzes Jahr hier in dieser sogenannten Stadt bleiben. Doch nein, Paule unterhält sich mit Katze. Die beiden können miteinander reden! Ein Weihnachtswunder. Ein Blick auf den Funkwecker zeigt, dass es erst kurz nach Mitternacht ist. An Heiligabend. Alles gut. Was hat das Licht, die schwebende Kerze noch so bewirkt? Bregon ist gerade wieder eingeschnarcht, da weckt ihn die eigene Unruhe. Was ist mit Uschi? Kann er das Kind überhaupt mit ihr zurücklassen? Und wenn nicht, was dann? Doch ein Blick in ihr Zimmer beruhigt ihn. Uschi schläft im Schlafanzug und gewaschen im Bett. War das auch die Kerze? Einmal wach, will der Schlaf nicht zurückkehren. Also kurz mal nach der AA-Witwe sehen. Doch auch hier scheint alles in Ordnung. Die Wohnung aufgeräumt, weder volle noch leere Pullen zu finden. Oder hat sie wieder eine Flasche den Ratten zum Spaß vorgeworfen? Keine Scherben im Hof. Der Halbmond beleuchtet eine Kraterlandschaft. Im dritten und zweiten Hinterhof keine einzige Ratte. Die Orks-Gänge zerstört, teilweise geflutet. Postapokalyptisch. Was ist hier geschehen? Der erste Hof ist ebenfalls sauber. Die Reste der herabgestürzten Fassade warten als Schutthaufen auf die Abholung. Es ist alles so unwirklich. Doch da, auf dem Sims, hier und da auf der Mauer leuchten kleine Punkte. Augen. Rattenaugen. Ratten unter Waffen! Hier war Krieg gewesen! Wie konnte er den verschlafen haben? Die fliegende Kerze? Ja, warum sollte die nur ihm ein paar Extrastunden beschert haben! Bregon hat genug gesehen. Er wandert durch die Wände zurück. Wandwandern. Er schmunzelt über den Wortwitz. Alles ist so friedlich. Frohe Weihnacht! Es schießt plötzlich durch seinen Kopf: Die Handgranaten! Wohin damit? Hier lassen geht nicht. Er bringt sie in das Labyrinth unter dem zweiten Hof, zieht Schnur durch die Ringe der Sicherungssplinte und geht zurück zum Haus. Da betreten zwei Unbekannte den Hof. Maskiert und mit Brechstange und Handschuh. Wie aus einem Billigfilm. Bregon bindet das Ende der Schnur an den Türstopper. Einer der beiden setzt die Brechstange an, stößt die Tür auf, die Splinte verlassen die Zünder, vier leichte Knallgeräusche, wenige Sekunden Stille, dann erwacht der ganze Kiez. Im seismologischen Zentrum werden mehrere Erdstöße registriert: Die Granaten haben ein Lager mit den Polenböllern gezündet. Den Rest haben die erledigt. Ein Percussion-Festival der abgefahrenen Art! Nichts erinnert mehr an die Ordnung von vor wenigen Minuten. Die alte Frau aus dem zweiten Stock sucht mt ihrem Schatz, ein verängstigtes, älteres Hündchen, und der Kette aus Perlen, ein Geschenk ihres Ernst, bevor er für immer nach Osten gehen musste, den Schutzkeller auf. Alte Gewohnheiten sterben nicht. Andere Bewohner rennen abwechselnd in den Hof, nunmehr nur noch ein Krater, und zurück ins Haus. Manche sitzen regungslos auf der Treppe. Ein zertretenes Monokel, wem gehörte das? Panik, Ratlosigkeit, Geschrei. Die Ratten aus dem ersten wandern in Kolonne aus und finden vorerst Zuflucht nebenan. Sie werden zurückkommen. Das ist sicher. Von irgendwo ertönt "Stille Nacht, heilige Nacht". Bregon schaut nach Paul. Er liegt in Mutters Armen. So eng waren die beiden seit Jahren nicht mehr beisammen gewesen. Irgendwas sagt Bregon, dass Paule und Uschi dieses Weihnachten nicht vergessen werden. Ein etwas längeres Gespräch noch mit Katze, ein Überraschungsteller für das Mutter-Kind-Team, dann betrachtet Bregon seine diesjährige Wichtelmission als erledigt. Bevor die Luftkavallerie mit Hilfsgütern anrückt, ist er schon auf dem Weg gen Norden. Von den Überschwemmungen, die seine Reise verzögern werden, und den Vulkanausbrüchen weiß er noch nicht. Die Rückkehr wird abenteuerlicher als der gesamte Advent. Aber das ist eine andere Geschichte. Sie wollten einen Wichtel, und als sie ihn bekamen, wollten sie nie wieder einen.
Owi:
Die Nacht vor Heiligabend verbrachte Owi (Owi wie "Oh, wie gemütlich") im Hangar vom Flughafen Tempelhof. Er hatte ein lauschiges Plätzchen unter dem Dach mit weitem Blick auf das Flugfeld gefunden. Am nächsten Morgen klettert Owi aus seinem Nachtlager, um die Stadt weiter zu erkunden. Was ist schon der größte Schatz gegen so eine Reise? Was Owi seit seinem Aufbruch alles erlebt hat, ist etwas ganz besonderes. Denn bis auf ein paar Ausnahmen kommt man sonst übers Jahr als Wichtel nicht raus aus dem Polarkreis. Darum kann Owi auch gar nicht verstehen, dass Schlichtel schon wieder nach Hause wollte. Owis linker Handschuh hatte es ihm geflüstert, dass Schlichtel und noch ein paar andere Wichtel in der Stadt seien. Gern hätte er sich mit ihnen getroffen, aber in diesem Jahr sollte es irgendwie nicht sein. Nach einem ausgiebigen Stadtrundgang über die zahlreichen Weihnachtsmärkte Berlins mit internsiver Lebkuchen- und Glühweinverkostung kehrt Owi beseelt wieder an den lauschigen Platz im Hangar zurück, um dort die heilige Nacht zu verbringen. Er zieht sein Wichtel-Monokel aus der Tasche und blickt in den Sternenhimmel über Berlin. Wichtel-Monokel erlauben es, die Sterne trotz dichter Wolken in strahlender Klarheit zu sehen. Das war nun sein Hauptgewinn von der nordpolaren Glück-Lotterie. Ein Aufenthalt in Berlin zum Weihnachtsfest. Großartig. Owi träumt vor sich hin und spricht zu sich selbst: "Wie Perlen leuchten die Sterne so schön, als sei es eine optische Percussion. Wichtel wissen, was Owi damit meint. Weißt Du es auch?
Ari:
Es kam der Heilige Abend . Alle 5 saßen zusammen in der Küche . Eliška servierte eine Vorspeise : Houbová Polévka eine Wald- Pilzsuppe. Mit ihrer Wärme und ihrem reichen Geschmack ist die Pilzsuppe ein wohltuender Auftakt für das Weihnachtsessen. R.Jakow , Ari , Mikes und Rudolf saßen um den kleinen Tisch in der Küche dicht zusammen . Draussen schneite es wieder heftig und das Dachfenster der Küche war von Schnee schwer beladen . Der Kachelofen in der Küchenecke spendete angenehme Wärme . Aus dem Wohnzimmer drang weihnachtliche Musik aus den Boxen . Es war eine so angenehme und friedliche Atmosphäre, dass alle ganz andächtig dasaßen und feuchte Augen bekamen . Nachdem die Suppe verzehrt war , verschwand Eliska im Wohnzimmer. Nach einer kurzen Weile kam sie wieder und öffnete die doppelflügige große Tür zum Wohnzimmer und alle sahen freudig staunend auf den Weihnachtsbaum , den Eliska am Vormittag zusammen mit Mikes geschmückt hatte . Sie hatte eben die Kerzen angezündet gehabt und nun strahlte der Lichterglanz von gefühlt 100 Wachskerzen in der großen Altbau-Penthouse Wohnung . “Ježíšek ( das Christkind ) war da, und hat uns Geschenke gebracht“, rief Eliska und hatte feuerrote Pausbäckchen dabei . Für jeden gab es ein Geschenk : R.Jakow bekam ein Monokel, was er sich so sehr gewünscht hatte, Rudolf ein Paar braune Handschuhe , außen echtes Leder , innen Rentierfell. Ari bekam ein Percussion Instrument : echte Conga Drums , die er sofort ausprobieren musste . Eliska erfreute sich über eine wunderschöne Kette aus echten Perlen und Mikes bekam einen wahren Schatz für ihn : eine große Schachtel mit ganz vielen Dosen leckeren Thunfisch . Nach der Bescherung deckte Eliska den großen Tisch im Wohnzimmer : es gab Smažený Kapr mít Bramborový Salát - Gebratener Karpfen mit Kartoffelsalat . Dazu tranken sie gut gekühltes Bier : Starobrno, das Eliskas Bruder Michal aus Brno (Bruenn) mitgebracht hatte für seine Schwester . Es mundete ihnen sehr und alle lobten Eliskas Kochkunst und Mikes war ganz verrückt nach dem Fisch . R.Jakow rollte mit den Augen, da er spätestens für den folgenden Tag Bauchschmerzen bei dem Kater erwartete , da dieser unbeherrscht immer wieder nachlangte. „Es ist doch nur einmal im Jahr Heiligabend“, meinte Eliška versöhnlich. Nach dem Essen wurden die Karten geholt und Mariáš gespielt. Sie spielten zu viert und Eliska sah zu und räumte nebenbei ab und machte in der Küche Ordnung . Dann kam das beste des Abendessens : die Desserts : Vánočka - ein süßes Weihnachtsbrot , serviert mit Eiern , Butter, Mandeln und Rosinen , eine Karlsbader Torte mit den weltberühmten Karlsbader Oblaten sowie mit Honig übergossene böhmische Dalken mit Kirschen und Ingwer . Und sie schlemmten , sangen Weihnachtslieder und spielten Karten und wenn sie nicht gestorben sind , spielen sie noch heute!
Nissimissi:
Hoch oben im Kloster angekommen musste Nissimissi verschnaufen, es war der 24.12 und Nissimissi wollte unbedingt rechtzeitig zum Fest zu Hause sein. Er kramte in seinem Rucksack und holte ein MONOKEL hervor. Es war von seinem Vater und er hütete es wie sein Augapfel. Dieses Monokel zeigte ihm den Weg zur zweiten fliegenden Kerze. Es war sein größter SCHATZ. Vor einer großen Holztür angekommen trommelte Nissimissi auf den PERCUSSION das Lied um die Tür zu öffnen. Es dauerte nicht lange und mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür. Nissimissi trat ein und sah die zweite fliegende Kerze auf dem Altar stehen. Er schwang sich hoch, nahm Platz und sagte den Zauberspruch „Bring mich heim, da will ich sein“. Es zischte und rappelte und die Kerze entzündete sich, sie begann zu schweben und flog mit Nissimissi durchs geöffnete Fenster in Richtung Sonne. Die Welt unter ihm wurde immer kleiner und die schneebedeckten Berge glänzten wie PERLEN. Nach einigen Stunden setzte die Kerze zum Landeanflug auf den Nordpol an. Nissimissis Herz zersprang bald vor Freude als er sein kleines Häuschen sah. Gut gelandet und quietschvergnügt holte er für dieses Jahr zum letzten Mal etwas aus seinem Rucksack. Es war ein weißer HANDSCHUH mit dem er die Tür seines Häuschens öffnen konnte. Als er die Tür aufschob gingen drinnen alle Lichter an und Nissimissis gesamte Familie saß unterm festlich geschmückten Weihnachtsbaum in weiß, lila und schwarz. Alle jubelten ihm zu und waren froh, dass er endlich wieder zu Hause war nach seinem großen Abenteuer. Alle wünschten sich frohe Weihnachten und waren glücklich einander zu haben.
Snorre:
Es ist Weihnachten! Snorre konnte kaum glauben, dass 24 Tage nun herum sind. Gestern kam Vater Pascal schnaufend mit einem Baum an, der Fahrstuhl geht hier immer noch nicht. Danach hatte er Rücken und verschwand jammernd ins Bett. Also haben Snorre und Bruno dann in der Nacht nochmal ordentlich Tabula Rasa gespielt und den Baum wunderschön dekoriert. Auch ein paar Geschenke durften nicht fehlen, war ihm doch die Familie irgendwie ans Herz gewachsen mit ihrer Berliner Schnauze. Heute früh standen Jackie und Mutter Nancy in der Wohnzimmertür und bestaunten das Ergebnis. „Ick schwör, Ick hab damit nüscht zu tun“, sagten beide gleichzeitig und mussten lachen. Der Vormittag wurde in der Küche verbracht, die Gans musste in den Ofen, zwischendurch zog Nancy die dicken HANDSCHUHE an, um den Vogel vorsichtig zu wenden. Endlich durften Geschenke ausgepackt werden. Natürlich bekam Jackie von den Eltern allerhand Jugend-Dings-Kram, worüber sie sich freute. Für Pascal stand eine SCHATZkiste bereit, die er neugierig ôffnete: Flaschen vom Wikinger Noorgaard Gin lagen darin, mit der Botschaft: „ falls es mal wieder stressiger wird im Berliner Stadtverkehr, einfach nach Feierabend genießen und der Ärger ist weg“. Nancy bekam eine bunte Wikinger GlasPERLENkette als Andenken. Auch Bruno bekam etwas, nämlich ein PERCUSSIONsinstrument in Form eines Waschbrettes. Damit konnte er dann Jackie wunderbar auf den Zeiger gehen. Für Jackie hatte Snorre sich etwas besonderes ausgedacht; sie bekam ein MONOKEL, aber nicht irgendeins sondern das Wichtelmonokel. Erst konnte sie damit wenig anfangen, bis sie auf eine kleine Notiz stieg: „ Liebe Jackie, wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt ein Monokel daher. Schau hinein und du wirst in die wundersame nordische Welt der Wichtel entführt.“ Langsam wurde Nancy bewusst, dass sie und ihre Familie wirklich eine besondere Weihnachtszeit mit Magie hatten und schmunzelte in sich hinein. Snorre schaute zufrieden von der Deckenlampe herunter und bereitete sich schon moralisch auf seine Heimreise vor.